hat ilija trojanow von rolex diamanten gesprochen?

bei der vielbeachteten und mit grosser spannung erwarteten eröffnungsrede zu den salzburger festspielen hat ilija trojanow unter dem titel „der ton des krieges, die tonarten des friedens“ in vielen punkten klartext gesprochen.

in einem punkt liess er vermutlich bewusst die schlüsse seiner ausführungen den zuhörenden über. zuerst lobte er die festspiele für die unumgängliche auflösung des sponsorvertrages der festspiele mit solway:

Darf sich die Kunst von mafiös organisierten Konzernen oder von Firmen finanzieren lassen, die brutale Ausbeutung betreiben, von Mensch und Natur? Nein, wir müssen stets genau hinschauen, auch nach Guatemala, auf einen See, wo die Fische tot auf dem Wasser treiben. Weswegen es richtig und richtungsweisend war, dass die Festspiele in diesem Fall eine unabhängige Untersuchung in Auftrag gegeben haben, die zu einem Abbruch der Beziehungen zu Solway geführt hat.

im anschluss an dieses lob kommt dann eine persönliche schilderung:

Ich war nicht an diesem See und weiß wenig über Nickel, aber ich war in Sierra Leone, wo Diamanten abgebaut werden, und kann berichten, wie Extraktion funktioniert — es könnte Sie interessieren.“

es folgt eine beeindruckende, betroffen machende schilderung, was es in sierra leone mit der gewinnung sogenannten „blutdiamanten“ auf sich hat.

Das Prinzip ist einfach: Sklaven und Söldner — die einen holen die Diamanten aus der Erde, die anderen schützen die Ausbeutung. Die Minengesellschaft hat nichts für die Stadt und die Region getan. Es ist keine Infrastruktur sichtbar. Die lokale Bevölkerung ist aus Sicht der Konzerne „überflüssig“: Sie wird als Arbeitskraft zunehmend weniger benötigt, zudem ist sie im Weg, denn die Vorkommen liegen unter der Stadt und den umliegenden Dörfern. Vor einer der Geröllhalden sitzen dreißig Frauen auf Felsbrocken, erschöpft nach einem langen Tag der steineklopfenden Monotonie. Sie haben keine Werkzeuge außer einigen Hämmern und Hacken. Die Beine sind zerschnitten, die Hände schwielig und jede einzelne schaut zehn Jahre älter aus, als sie ist. Sie besitzen kein Land und andere Arbeit gibt es nicht.
Dieses gewalttätige Verfahren wird Okkupationswirtschaft genannt. Gemeint ist die hemmungslose Nutzung herrenloser Güter.

schlieslich kommt er zum ergebnis:

Was in Guatemala und Sierra Leone geschieht, ist permanenter Krieg, gegen unsere Mitmenschen, gegen die Natur. Vor wenigen Wochen erklärte der UN-Generalsekretär, wir müssten endlich unseren „sinnlosen und selbstmörderischen Krieg gegen die Natur beenden“. Ein Krieg, bei dem das Notwendige und Schöne vernichtet wird, oft um Überflüssiges zu schaffen. Die zynische Erwiderung, wer unter uns habe schon saubere Hände, darf nicht gelten. Wenn Wohlstand nur entstehen kann, indem Mitmenschen geknechtet werden und Natur zerstört wird, dann wird es höchste Zeit, das System zu ändern, nicht nur die Sponsoringregeln.

hat der festredner nun also auf elegante weise den nächsten sponsorvertrag der festspiele zur disposition empfohlen? überlässt er es dem direktorium der salzburger festspiele, den inhalt seiner gefeierten rede ernst zu nehmen?
gibt es schon offizielle statements?

hat ilija trojanow von rolex diamanten gesprochen?

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foto: © thomas dorn

Autor: bernhardjenny

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