laun, gusch!

screenshot salzburg.com by bernhard jenny cc by

so werden es sich viele denken. kaum wer wird es laut aussprechen. aber es muss gesagt werden. der himmelschreiend dumme vergleich jener, die nicht homophob sind mit jenen, die sich „damals“ nicht gegen den nazionalsozialismus äussern wollten oder konnten, ist grund genug, diesen herrn, der sich „weihbischof“ nennt, defintiv nicht mehr ernst zu nehmen. solche äusserungen (siehe u.a. salzburg.com) disqualifizieren jene, die sie tätigen von jeder teilhabe an einem vernunftorierntierten gesellschaftlichen diskurs.

dabei hat gerade laun schon einmal beschämend wenig über den von ihm nun für den vergleich herangezogenen nationalsozialismus gewusst. 2011 hat er erst bei der anbringung einer gedenktafel zur bücherverbrennung am residenzplatz in salzburg öffentlich gemeint: „ich habe nicht gewust, dass das in salzburg stattgefunden hat.“

soviel anmassung und präpotenz verbunden mit
soviel unwissen in sachen geschichte und
soviel unwissen in sachen mensch
kann nur so beantwortet werden:

laun, gusch!

update 30.1. 17:28

akinblog hat die original-mitschrift von der abtei-seite gesichert!
http://akin.mediaweb.at/pics/2015/abtei-marienwald-laun.pdf

zum nachlesen hier der originalartikel aus dem magazin männer | chefred. dr. david berger


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bild: screenshot von salzburg.com by bernhard jenny cc by

holocaust-überlebender und schlepper

marko feingold fragezeichen screenshot

so manche gesellschaftliche entwicklung in unserer näheren umgebung und in der gesamten welt lässt uns manchmal zweifeln, ob wir es schaffen werden, aus der geschichte zu lernen, verbindung statt trennung, gleichberechtigung statt diskriminierung, miteinander statt gegeneinander zu leben. es gibt menschen, die sich nicht und nicht entmutigen lassen.

mit seinen bald 102 jahren ist marko m. feingold, präsident der israelitischen kultusgemeinde salzburg, unermüdlich aktiv, in schulen, vorträgen, pressegesprächen, interviews und diversen veranstaltungen. authentisch und lebendig berichtet er das erlebte mit genau jenem mass an menschlichkeit, das aus fakten erfahrungen, aus erzähltem lebendiges werden lässt.

marko m. feingold überlebte auschwitz, neuengamme, dachau und schliesslich buchenwald. dies war nur durch eine unglaubliche serie von “zufällen” möglich, wie feingold immer wieder ehrfürchtig berichtet. ebenso zufällig kam der wiener, der 1945 nicht mehr in seine heimatstadt zurück durfte, nach salzburg und wurde dort nur wenige tage nach der befreiung zum entscheidenden helfer für eine viertelmillion “displaced persons”, jüdischen überlebenden, die im nachkriegseuropa keinen platz hatten.

2011 habe ich anlässlich des holocaust-gedenktages dieses gespräch mit ihm geführt:

wenn wir diese worte am heutigen gedenktag anhören, so muss uns auffallen, wieviel „wieder“ uns in unserer heutigen gesellschaft umgibt. dagegen gilt es aufzutreten. und gegen die stigmatisierung von menschen, die flüchtenden helfen. marko m. feingold würde vor heutigen gerichten unter umständen (es kommt auf die richtung an) wegen organisierter schlepperei verurteilt. und ist auch deshalb wichtiges politisches vorbild.

holocaust-überlebender und schlepper


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dieser artikel ist am 27.1.2015 auf fischundfleisch.at erschienen und ist dort direkt aufrufbar:
https://www.fischundfleisch.at/politik-jetzt-ich/holocaust-ueberlebender-und-schlepper.html

der blinde fleck im politischen alltag

88gegenrechts_screenshot by bernhard jenny cc by

es ist eine gute aktion. wenn auch mit einer etwas gewöhnungsbedürftigen umkehr des kürzels der hitlerfans „88“ in etwas positives. 88 gegen rechts ist eine gute und wichtige aktion. leider aber der real existierenden politik ein bisschen zum opfer gefallen. viele engagierte menschen stehen auf der liste der ersten 88 unterzeichner_innen, auch ganz besonders beispielhafte und angesehene personen. menschen wie marko feingold, karl-markus gauss, gert kerschbaumer, sylvia hahn, katharina karagna pfeifer, stehen neben zahlreichen aktiven, die sich sehr verdient gemacht haben, immer wenn es um soziales und politisches engagement geht.

dass aber ausgerechnet auch der vizebürgermeister mit dabei sein muss, weil es um eine politische aktion geht, bei der der stadtsenat eingebunden sein sollte, ist wohl für manche auf der liste der unterzeichner_innen, aber auch für viele beobachter_innen der szene, gelinde gesagt eine überraschung.

hat harald „harry“ preuner sich etwa von seinen hetzerischen wahlkampfplakaten („bettlerbanden“), seinen rassistischen vorschubleistungen mit „räumungsaktionen“ von notschlaflagern, in denen nur der „dreck“ entsorgt werden sollte oder gar von seinem hinlänglich bekannten rechtsaussen-sekretär bernd huber distanziert? wenn ja, gratulation dieser initiative, da wäre was gelungen! wenn nein, wie kommt er dann auf die liste der unterzeichner_innen…???

als argument von seite der organisator_innen von 88gegenrechts kommt ein zitat aus der heutigen presseunterlage:
„Im gesamten Stadtratskollegium passt da, bei allen sonstigen inhaltlichen Differenzen, kein Blatt Papier zwischen uns. Die Aktion findet quer durch die Gesellschaft breite Unterstützung. Die Stadt Salzburg braucht das. Wir halten dagegen. Und stehen gemeinsam gegen den Ungeist auf.“

und auf die replik, „heisst also: fürs image schauen weder die einen, noch die anderen so genau hin.“ antwortet 88gegenrechts: „Was heisst hier Image. Hier geht es um ein ehrliches Engagement von vielen Menschen.“

verstehe. wenn das, was harald preuner zur unterzeichnung dieser kampagne bewegt „ehrliches engagement“ sein soll, dann müsste er wohl eine absolute umkehr seiner politischen fahrtrichtung vorweisen können. es darf jedoch befürchtet werden, dass dem nicht so ist.

preuner ist genau für jenes politische klima mitverantwortlich, welches das ideale biotop für braune sumpftriebe, schmierereien, zerstörungen und sonstige vorfälle darstellt. dass das von den höchsten politisch verantwortlichen dieser stadt nicht differenziert wahrgenommen werden kann, ist dramatisch.

schade für das eigentlich wichtige projekt. es bleibt der schatten der unfähigkeit der stadtpolitik, wirklich stellung zu beziehen. alles bleibt proporzdenke. und die glaubwürdigkeit geht flöten. es sind sehr viele menschen dabei, die ich sehr wegen ihres engagements schätze. allein diesen menschen zuzumuten, mit harry preuner auf einer liste zu stehen, ist ziemlich daneben. aber das sind offensichtlich die gesetze der politik.

der blinde fleck im politischen alltag

ps. dennoch habe ich bei https://www.facebook.com/88gegenrechts gerne auf „gefällt mir“ geclickt und finde diese aktion unterstützenswert. ich empfehle hiermit auch diese aktion weiter. gerade deswegen ist mir aber diese abgrenzung unverzichtbar.


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foto: 88gegenrechts_screenshot by bernhard jenny cc by

strache setzt die „neue juden“-saga fort

sa?

wenn strache jetzt politisch bewusst denkende menschen, die gegen den skandalösen tanz der nazis in der hofburg sind, als „SA“ bezeichnet, also bewusst eine erfundene abkürzung für „sozialistische antifa“ der realen abkürzung der „sturmabteilung“ der nsdap gleichsetzt, dann muss von allen politisch verantwortlichen in diesem land endlich das zum anlass genommen werden, die gesprächsebenen mit dem zynischen hetzer strache aufzukündigen.

hat strache als redner auf dem naziball sich und seine rechtsradikalen schon früher als die „neuen juden“ bezeichnet, so setzt er nun mit der „sa“ für antifaschist_innen die logik fort. strache ist jede umkehr recht. links rechts, oben unten, wahr falsch, friede hetze, er dreht einfach alles um. auch die täter und opfer. was müssen holocaust-überlebende und angehörige der opfer sowie ihre nachfahren über österreich denken, wenn solches jahr für jahr möglich wird: der tanz der nazis auf leichen. am symbolträchtigsten ort der republik. und niemand kann (oder will) dagegen etwas konkretes unternehmen.

da bleibt also doch nur die strasse als ort der empörung.
empörung über die wiederbetätigung mitten in unserer gesellschaft.

ögida darf nicht sich mehr und mehr ausbreiten.

schluss mit lustig.
schluss mit bumsti.
schluss mit burschis.
nehmt das endlich zum anlass, jede zusammenarbeit aufzukündigen:
strache setzt die „neue juden“-saga fort

schluss mit religion.

Foto: Franz Johann Morgenbesser | VIPevent creative commons licence by sa remixed by bernhard jenny creative commons licence by sa

in den letzten wochen und tagen kochen fragen der gesellschaft hoch, denen wir uns verantwortungsvoll zu stellen haben. wir dürfen uns nicht um antworten drücken. eine dieser fragen ist jene nach der rolle der religion(en) in unserer gesellschaft. auffällig oft und demonstrativ werden aussagen eingefordert und getätigt. aussagen wie „der islam gehört zu uns.“ „der islam ist eine tatsache.“ anderntags könnten dann noch aussagen nachgeschoben werden „das christentum gehört zu uns.“ „das judentum gehört zu uns.“ „der buddhismus gehört zu uns.“ was heissen solche aussagen genau?

ist es einer aufgeklärten gesellschaft würdig, dass wir den worten eines weltfremden kardinals mehr platz einräumen, als so manchen vernünftigeren kommentator_innen des geschehens? ist der einfluss der kirche neben jenen einflüssen der grossbanken auf unsere gesellschaft wünschenswert und zielführend? oder hemmen solche einflüsse die weiterentwicklung, die aufklärung? in unseren schulen prangen die logos der banken und jene der kirche. ist das wirklich gut so?

manche katholischen kreise erschaudern zwar vor angst über ihre eigenen feindbilder des islam, werden aber den teufel tun, sich gegen den einfluss in das aufgeklärte leben allzudeutlich zu stellen, denn es könnte auch den eigenen machtbereich treffen. selbst der papst entgleist bravourös: in einem gespräch über religion und deren schutz vor satirischen angriffen verglich er solches schon mal salopp mit einem angriff auf die ehre der eigenen mutter, die selbst er schon mal mit einem faustschlag verteidigen würde. welch ein freibrief für alle, die religiöse ideen nicht diskutiert oder angegriffen sehen wollen und dann sich tätlich rächen!

es kann nicht angehen, dass ernsthaft über zensur und verbote, über beschränkungen der meinungsfreiheit und pressefreiheit diskutiert wird, um nur ja nicht den unmut irgendwelcher fundis (egal aus welcher religionsgemeinschaft!) zu provozieren. eine aufgeklärte gesellschaft muss das aushalten.

und hier ist der punkt: wie aufgeklärt ist eine gesellschaft, die manchen glaubensgemeinschaften den unterricht in staatlichen schulen erlaubt? wie aufgeklärt ist eine gesellschaft, die die trennung von kirche und staat zwar immer wieder behauptet, aber in wirklichkeit längst nicht vollzogen hat? wie aufgeklärt ist eine gesellschaft, die sich an konkordate und andere traktate mit religionsgemeinschaften halten muss? wie lange noch sind z.b. männer, die offen bekennen, dass sie auf ein sexualleben pfeifen, besser für den gesellschaftlichen diskurs qualifiziert als andere? ist das einräumen von unterrichtsmöglichkeiten für möglichst viele religionen wirklich ein ziel der modernen gesellschaft?

religionsfreiheit ist auch in einer aufgeklärten gesellschaft ein wert, solange die religion (und die nichtreligion) die persönliche angelegenheit der einzelnen bleibt. wir brauchen eine säkularisierte gesellschaft. dies wäre nicht nur im sinne der gesellschaft, sondern letztlich auch im sinne der religionsgemeinschaften selbst. denn diese von jener unheilstiftenden vermengung von glaube und macht fernzuhalten, ist zum wohle aller beteiligten. religionsfreiheit muss für öffentliche einrichtungen frei von religion heissen.

für legislative, exekutive und judikative und alle öffentlichen institutionen unserer staaten muss also gelten:
schluss mit religion.


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Foto: Franz Johann Morgenbesser | VIPevent creative commons licence by sa
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aus rücktritt könnte wahnsinn werden

fotos: bundesministerium für europa, integration und äusseres creative commons licence by

es ist nach dem bekanntgewordenen rücktritt der ehemaligen justizministerin claudia bandion-ortner aus ihrer funktion als generalsekretärin des „könig-abdullah-dialog-zentrums“ zu befürchten, dass die betreffende wieder in ihren ursprünglichen beruf zurückkehrt, zumal sie anscheindend „nur karenziert“ war.

das würde bedeuten, dass eine frau, die sich nicht nur für ein höchst fragwürdiges lobbying verdingt hat, sondern auch u.a die hinrichtungen mit ihrem berühmten „nicht jeden freitag wird geköpft“ verharmlost hat, jetzt wieder urteile im namen der republik sprechen würde.

das wäre wohl nach dem rücktritt aus einer haltlosen situation der schritt in den nächsten wahnsinn. kann es unsere republik wirklich mitansehen, dass eine richterin aktiv wird, die die missachtung von menschenrechten öffentlich klein redet und deren schwerste und gröbste verletzungen in serie aktiv verteidigt hat?

es wäre wohl ein kaum wieder gut zu machender schaden an unserem ohnehin schwächelnden justizsystem. das kann und darf nicht sein.

sieht justizminister brandstetter handlungsbedarf?
könnte die regierung eine verantwortung wahrnehmen?

aus rücktritt könnte wahnsinn werden


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foto: bundesministerium für europa, integration und äusseres creative commons licence by überarbeitet by bernhard jenny cc licence by nc

die steile karriere der dschihad-mädchen

screenshot bernhard jenny

ja es gibt terror. und es gibt angst. aber gerade deswegen ist es besonders wichtig, die ebenen, die themen und die phänomene nicht zu vermischen. was in salzburg (und darüber hinaus) medial in den letzten tagen passiert, ist allerdings unverantwortlich.

rums. so schnell kannst du gar nicht schauen, knallt der stempel der stigmatisierung auf zwei junge mädchen herunter: dschihad mädchen, terroristinnen.

es geht hier nicht um verharmlosung. und auch nicht um naivität. aber wenn wir uns alle mal bei der nase nehmen und an unsere eigenen wilden jahre, unsere pubertätsschübe denken, dann sollte uns bewusst werden, wieviele stigmatisierungsbegriffe uns damals treffen hätten können. wen haben wir nicht aller cool gefunden, wer romantisierte nicht mit den ideen einer ausserparlamentarischen opposition, freute sich „klammheimlich“ über die „erfolge“ der RAF, fand selbst den bewaffneten kampf der einen „da unten“ gegen die anderen „da oben“ super?

gut, dass wir damals nicht als terrorist_innen eingestuft wurden. sehr zu unserer verärgerung haben uns viele ob unserer jugendlichen naivität belächelt.

ja, es hätte wirklich tragisch enden können, wenn die mädchen es wirklich geschafft hätten, bis nach syrien zu gelangen. doch jugendlichen leichtsinn und mitunter auch pubertäre dummheit zu brandmarken, ja sogar mit terrorismus gleichzusetzen, weil es medial einfach super in die undifferenzierte berichterstattung für die quote passt, das ist für alle gefährlich.

die jungen mädchen werden bald junge erwachsene sein. wenn sie jetzt erleben müssen, wie schnell sie ein one-way-ticket in die gesellschaftliche ächtung aufgedrückt bekommen, wenn sie jetzt erst recht zu outcasts gemacht werden, dann ist das nicht weit weg von der rekrutierung neuer kämpfer_innen für den terrorwahnsinn.

es ist die verantwortung aller, die öffentlich kommunizieren, sich der „nebenwirkungen“ primitiver verkürzungen bewusst zu sein und diese verantwortung auch wahrzunehmen.

in einem überschaubaren dorf wie salzburg gibt es auch keinen wirklichen schutz der anonymität. über zwei drei ecken kennen sich alle. deshalb ist hier doppelt und dreifach aufzupassen.

sensationsgeile schlagzeilen fördern nur eines:
die steile karriere der dschihad-mädchen