lassen wir die fahnen zuhause!

nun gibt es sie doch: die erste grosse demo gegen rechts, mit dem klaren titel „demokratie verteidigen!“

bis dato sind „friday for future wien„, „black voices“ und die „plattform für menschliche asylpolitik“ veranstalter:innen am freitag, 26.1. um 18:00 uhr vor dem parlament. SOS mitmensch unterstützt diesen aufruf, es werden noch weitere unterstützer:innen folgen.

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rechtes österreich – wohin gehst du?

woran könnte es liegen, dass österreichs bevölkerung so lethargisch oder gar klammheimlich befürwortend auf rechtsextremismus reagiert, während in deutschland die grossen massen plätze und strassen füllen, um die demokratie zu verteidigen?

die unterschiedliche reaktion auf rechtsextremistische entwicklungen in deutschland und österreich lässt sich sicherlich nicht auf einen einzelnen grund zurückführen, sondern ist das ergebnis einer komplexen kombination von historischen, politischen und soziokulturellen faktoren.

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wird bald „heil sellner“ gerufen?

ein rechtsextremer darf seine faschistischen träume von der massenvertreibung von millionen menschen aus deutschland und österreich bei einer konferenz am lehnitzsee vorstellen, mindestspende für teilnehmer*innen 5000 €.

was wie eine schreckliche dystopie klingt, ist real. zumindest realer plan. der identitäre extremist martin sellner spricht in sicher nicht zufälligem kontext zur wannsee-konferenz aus, was ultrarechte mitglieder der AFD, aber auch der CDU sich gerne anhören.

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na servus, tv!

es gibt sie. die mediale ausgewogenheit. aber selten.

öfter ist die mediale ausgewogenheit ein billiger vorwand, häufig rechten und extremrechten bühne zu bieten. von martin s. bis götz k.

speziell in redbulligen hangarstudios und anderen privatsendern kommen studiogäste zu wort, die keine meinung vertreten, sondern ganz was anderes. medien, die den rechten bühne bieten, weil sie „ausgewogen“ berichten wollen, übersehen (absichtlich?), dass rassismus oder wiederbetätigung keine meinung ist!

das ist es nur gut, wenn sich menschen wie benjamin opratko nicht als „gegengewicht“ zu einem faschisten einladen lassen.

konsequent weitergedacht hiesse das verständnis von „ausgewogenheit“, wie es servus tv kommuniziert z.b.:

menschen, die andere menschen morden wollen, kann man einladen, wenn andere menschen im studio eingeladen sind, die niemanden morden wollen. das kann mit ausgewogen oder neutral nicht gemeint sein. niemals!

die vorgeschobene mediale ausgewogenheit ist oft keine!

na servus, tv!

 

ps. kapitalgesteuerte medien, die behaupten, dass das, was sie liefern, gerade noch gefehlt hat, sind hinsichtlich ihrer redaktionellen linie mindesten ebenso „ausgewogen“.

 

_______ bild: psychopyko cc licence by nc nd

herbert k. ist ein sicherheitsrisiko weit über österreich hinaus

erinnern wir uns an das schauspiel, das schmierentheater oder die propagandashow des herbert k. in spielfeld 2018?
der titel des „manövers“ war von den identidioten ausgedacht. pro borders.
aber die fpö hat mit den identidioten nichts zu tun.

erinnern wir uns an die rede des herbert k. beim kongress der identidioten „verteidiger europas“ 2016?
die veranstaltung wurde heftigst kritisiert, herbert k. war stolz darauf, dort als redner aufzutreten.
aber die fpö hat mit den identidioten nichts zu tun.

die reihe ginge endlos weiter.

aber:
ist es wirklich jetzt erst durch des terroristen spende an den oberidentidioten bekannt, was in der fpö und bei den identidioten abgeht?
ich kann die aufregung nachvollziehen, nicht aber den zeitpunkt.
eigentlich war alles längst bekannt.

wenn jetzt verantwortliche im ausland zu zweifeln beginnen, ob es sinnvoll ist, sicherheitsrelevante infos an herbert k. zu liefern, dann kann ich nur staunen.

wie lange hat es gebraucht, endlich zu realisieren wes ungeisteskind herbert k. und seine identidioten sind? so manche identidioten und deren enge freund*innen sitzen seit regierungsantritt von sebastian k. in ministeriellen büros und ämtern. selbst in die nähe zur dritten nationalratspräsidentin gehen die identidiotischen verbindungen.

eine verdammt lange leitung.

aber vielleicht kommt jetzt endlich eine relevant grosse gruppe zur erkenntnis, mit wem sich der sebastian k. ins politisch unerträgliche bett gelegt hat.

an alle im in- und ausland:
ja!
herbert k. ist ein sicherheitsrisiko weit über österreich hinaus

foto: michel lucan, cc licence by sa, überarbeitet von bernhard jenny, cc licence by sa

 

bist halt eine marionette, gell?*)

auf dem alten markt in salzburg steht ein container. in diesem container sitzt ein hungerstreikender journalist, der sich die freiheit nicht nehmen lassen will. er kann und will sich nicht damit abfinden, dass das verbreiten seiner sendungen und botschaften verboten sein soll. er fordert freiheit in einer anscheinend lahm gewordenen medienlandschaft. er will was verändern.

ich besuche den hungerstreikenden in seinem container, er freut sich über den zuspruch bzw. darüber, dass viele menschen in salzburg so wie er finden, dass es möglich sein muss, einen privaten fernsehsender zu betreiben.

das alles findet genau vor 16 jahren statt. derjenige, der da im container sitzt, heisst ferdinand wegscheider. ich kenne ihn bereits aus seinen zeiten als orf-redakteur. wegscheider bricht nach 2 wochen seinen hungerstreik ab. 2001 wird dann das privat-tv-gesetz beschlossen. „salzburg tv“ darf endlich legal senden und ist der erste privatsender österreichs.

seit 2007 ist der sender in den händen der red bull media house gmbh, welche den sender in das heute bekannte servus.tv umbaut. wegscheider ist mal weg und dann wieder da. seit frühling 2016 leiter des senders mit vollen inhaltlichen und finanziellen gestaltungsrechten.

dieses jahr ist für den privatsender des dietrich mateschitz ein seltsames. am 11.4. wird wegscheider leiter des senders, anfang mai folgt eine unglaubliche machtdemonstration des besitzers, wohl besser „herrschers“. die diskussion um einen möglichen betriebsrat bei servus.tv löst ein spontanes „aus und vorbei“ aus, der sender soll geschlossen werden und alle mitarbeiter_innen entlassen werden.

zitat aus meinem userkommentar vom 6.5.16 auf derstandard.at:

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es war eine dramatische nachricht: servus.tv wird abgedreht, weil die wahl eines betriebsrates diskutiert worden war.

einen tag später die wohl viel dramatischere nachricht: servus.tv bleibt nun doch erhalten, die kündigungen werden widerrufen, alles paletti.

in wirklichkeit war es die öffentliche vorführung eines moraltheaters auf denkbar grösster bühne. einer, der mit dem glaubenssatz, flügel mittels eines dosendrinks verleihen zu können, unmengen an geld gescheffelt hat, zeigt es allen, wie es heute um das wertesystem in unserer gesellschaft steht.

mitarbeiter_innen sind untertanen eines sonnenkönigs, die, wenn sie auf die idee kommen, eventuell irgendwelche rechte zu haben, die volle wucht der macht zu spüren bekommen. der blitz aus nur scheinbar heiterem himmel sollte alle von einem tag auf den anderen tag verstossen. diese volle wucht bringt aber nicht nur die mitarbeiter_innen in eine peinliche situation, in der sie sich umgehend schriftlich von jeglicher gründungsidee eines betriebsrates und auch gleich noch von jeder gewerkschaftlichen vertretung distanzieren.

die volle wucht der macht führt auch gleich noch alljene vor, die noch immer geglaubt haben, arbeitnehmer_innenrechte würden in neoliberalen zeiten der postdemokratie noch irgendetwas wert sein.

(…)

für die zweihundertfünfzig mitarbeiter_innen ist die geschichte nur scheinbar gut ausgegangen. die erniedrigung, die ihnen öffentlich zugemutet wurde, dürfte noch einige folgen haben. zumindest psychosomatisch im system des unternehmens.

___________

gehört es nun zu diesen damals angesprochenen folgen, dass servus.tv zum devoten agitator in der österreichischen medienlandschaft wurde? sind die einladung des identitäten martin sellner, des pograpschenden marcus franz in den talk im hangar7 mit michael fleischhacker ganz einfach die direkte umsetzung eines sich bedeckt haltenden dietrich mateschitz? ist es mateschitz nicht nur recht, dass felix baumgartner von den identitären schwärmt, sonder diese dann auch auf ihrem unfassbar verharmlosten kongress zur „verteidigung europas“ gestern in linz dem sender servus.tv zutritt gestatten, weil dieser offensichtlich nicht zur „lügenpresse“ gehört?

die entwicklung ist bedenklicher, als sie auf den ersten blick erscheinen mag. ein sowohl finanziell als auch medial sehr mächtiger player stellt sich grundsätzlich nicht einer öffentlichen diskussion, lässt offene briefe selbstverständlich unbeantwortet und begnügt sich mit handpuppen und marionetten. die politische einflussnahme im sinne der rechtsextremen spielt auf „täuschen und tarnen“.

elegantes zeitgemässes design, technisch gut gemachte spots und sendungen, nicht mehr auf den ersten blick für unbedarfte erkenntlich ewig-gestrig, sondern mit verwechselbaren, irreführenden signalen. dieses politische mimikri beherrschen die identitären ebenso wie dietrich mateschitz. schliesslich soll anscheinend rechtsextremismus zum coolen lifestyle werden.

und einer, der mal für die freiheit der presse hungerte, funktioniert jetzt im auftrag eines befehlhabers. das hat mit journalismus nichts zu tun. mateschitz hat offenbar die identitäteren als die hoffnungsträger für ein morgen ausgemacht, an dem in den red bull entertainment-etagen gebastelt wird. manche devoten untertanen, sei es als senderleiter oder als moderator, erfüllen ihre aufgaben ganz recht(s).

ferdinand wegscheider:
bist halt eine marionette, gell?*)

*) dieser hier in der head/endline angeschlagene schnippischzynische ton „gell?“ ist nicht meiner, er wird hier eingesetzt, weil wegscheider in diesem stil seine kommentare oft ausschmückt. hier also eine replik.

ps. sicher nur zufall, dass bei red bull tv im logo nur mehr der bulle, der nach rechts läuft existiert, der andere bulle, der nach links zieht, wurde offenbar gekündigt 😉

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bild screenshot via redbull.tv von bernhard jenny

fleischhacker ist kein journalist.

ein_e journalist_in muss wissen, was es bedeutet, menschen und den von ihnen vertretenen meinungen eine bühne zu bieten. wer mit blick auf die quote rechtsextremisten und sexisten*) (bewusst nicht gegendert) einlädt, hat dadurch mit sicherheit eine einschaltziffer und einen (zweifelhaften) unterhaltungswert generiert. aber mit sicherheit weder journalistische verantwortung übernommen, noch einen wie immer auch gearteten bildungsauftrag erfüllt. ich weiss, der gilt anscheinend ohnehin nur für die öffentlich-rechtlichen (räusper), aber andere private geben doch nicht ganz so unverhohlen der versuchung nach, am besten noch die „smoking gun“ live vorzuführen. mit verrohung, sozialporno und gewalt sind allemal quoten erreichbar, aber um welchen preis? mit welchen folgen?

wenn michael fleischhacker im kurier-interview sich das urteil anmasst, dass der identitäre sellner in sachen migrantische jugendliche „die haltung in der öffentlichkeit“ abbildet, dann unterstellt er damit einer relevanten mehrheit unserer gesellschaft eben genau die rechtsextreme position. dadurch, dass diese so breite bühne bekommt, wird sie enttabuisiert und salonfähig. denn studios sind die salons von heute.

mit diesem interview gibt michael fleischhacker auch indirekt antwort auf meinen offenen brief an dietrich mateschitz. denn nichts geschieht im privatsender ohne dessen placet.

servus-tv-chef ferdinand wegscheider ist der auftragstäter eines medienkonzernchefs, er erfüllt dessen vorgaben und ausrichtungen bravourös. wenn die einladung des identitären sellner mit der einladung des gegenübers johannes voggenhuber gegengerechnet bzw. gerechtfertigt wird, dann hat die redaktionelle linie längst jedes demokratiepolitische augenmass verlassen. fleischhacker ist dann der nächste in der befehlskette.

fleischhacker outet sich im kurier-interview auch bereitwillig. auf den hinweis dass die identitären alle menschen, die dunkle hautfarbe haben, für schlecht halten, gibt er zur abtwort: „Das ist nicht meine Meinung. Aber ehrlich gesagt, wie kommt man auf die Idee, dass das eine Position ist, die man vom Verfassungsschutz verfolgen lassen muss?“

da müssen wir schon dankbar sein, dass fleischhacker immerhin „die infragestellung des gewaltmonopols kritisch“ sieht. und: „Jemanden, der wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung verurteilt ist, würden wir nicht einladen.“

das ist lobenswert. reicht aber nicht.
journalist_innen bemühen sich um objektive und ausgewogene berichterstattung.
wer rechtsextremismus mit einem grünen europapolitiker gegenrechnet, hat sich absichtlich oder versehentlich von dieser disziplin verabschiedet.
fleischhacker ist kein journalist.

*) heute ist der einschlägig bekannte marcus franz studiogast zum thema

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bild screenshot twitter by bernhardjenny