zu kurz. nichts ist gut.

der schein trügt. ja, mag sein, dass die arbeit des bundespräsidenten die situation der form nach „gerettet“ hat. denn immerhin ist das land eben nicht in das „chaos“ gestürzt, das die türkisen herbeireden wollten, als klar war, dass die übergangsregierung von bastis gnaden es wohl nicht lange machen würde.

aber weit verfehlt, wer jetzt glaubt, es wäre „aufgeräumt“.

das land steht in einem sumpf voller korruption und schmierentheater, doch es hat nur wenige stunden gedauert, bis der regie der wahnsinnigen gelungen war, was kaum möglich war:

nicht jene, die land und schätze des landes um der eigenen macht willen verkaufen wollten, sind die täter, sondern jene, die die täter in flagranti filmten oder das material veröffentlichten.

für das storytelling ideal: sowohl schauplatz, vermeintliche herkunft der „bist du deppert, is de schoaf“-oligarchin, als auch die erstveröffentlichenden redaktionen (mit ausnahme des gottseibeiuns florian klenk) kommen aus dem „ausland“. also ist alles eine verschwörung des auslands, in der regie eines juden namens silberstein und schon passt alles in die braune wuchtel, neudeutsch fake news.

die „lückenlose aufklärung“ von ibiza klingt immer mehr nach „wer hat die kameras hingestellt“ oder „wer hat das verbreitet“ und nicht mehr nach „wie konnte strache derartiges überhaupt sagen, wie konnte er wasser, presse und demokratie unseres landes in eine illegale „will haben“ stellen?“

noch ein täter bleibt ungestraft: sebastian k. ist genau jener, der es zu verantworten hat, dass die schwülheissen wodka-rauch-gespräche nicht die phantasie von möchtegern-machthabern war, sebastian k. himself hat dafür gesorgt, dass der h c als vizekanzler in voller peinlichkeit getroffen wurde. erst dadurch wurde aus dem politskandal eine regierungskrise.

aber eben dieser sebastian k. erdreistet sich doch glatt, zu drohen: unser weg hat erst begonnen.

der messias für alljene, die immer noch an einen anständigen nationalismus, an einen sauberen rassismus und eine elegante ausländerfeindlichkeit glauben wollen, findet zustimmung. sehr viel zustimmung.

der messias wird glauben machen wollen, dass er mindestens so grausam mit den „eindringlingen“ umgehen kann wie kickl und co., mindestens so schnell deportieren lässt, um der xenophoben lust zu fröhnen, wie die braunblauen.

der messias braucht die liederbuch singenden, schlagenden schmissbrüder und hitler-sehnsucht-habenden nicht mehr, denn er kann allein alles, was notwendig ist, um dem dunklen schatten auf österreichs seele zu gefallen.

es wird ein riesen stück arbeit sein, diese märchen vom lieblingsschwiegersohn zu entlarven. es wird ein noch grösseres stück arbeit sein, dem nlp-bot sebastian k. argumentativ beizukommen.

das grösste stück arbeit wäre es, den wähler*innen klar zu machen, dass jede „feindlichkeit“ anderen gegenüber zwar kurzfristig verlockend sein mag, aber sich letztlich dann gegen uns alle dreht. dafür wird die zeit bis herbst aber viel zu kurz sein.

zu kurz. nichts ist gut.

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dieser beitrag wurde in ähnlicher form am 23.8.2019 auf DERSTANDARD.at veröffentlicht.
bild: kremlin.ru cc by remixed by bernhard jenny cc by

strache und vilimsky senden verstörende briefe

eine pensionistin, die niemals auch nur im entferntesten mit der fpö zu tun hatte, erhielt heute ein direkt persönlich adressiertes schreiben von strache und vilimsky. das schreiben spielt insgesamt auf der orgel der grauslichen antieuropäischen und ausländerfeindlichen emotionen. aber ein zentraler satz klingt nach dem #ibizagate besonders:

“nur wenn sie am 26. mai 2019 wirklich zur europawahl gehen und ihre stimme der XXX geben, kann der ausverkauf österreichischer interessen gestoppt werden.”

die angeschriebene ist entsetzt und fragt sich, wie die fpö an ihre privat-adresse gelangt ist. „ich habe versucht anzurufen, aber da komme ich nicht weiter, entweder sie legen auf oder gehen gar nicht dran.“

und dann bleiben noch viele fragen offen:
„hat strache dieses schreiben am freitag abgesendet, wo er wirklich noch vizekanzler war, oder hat er am montag ein schreiben rausgelassen, in dem er fälschlicherweise behauptet, dass er noch vizekanzler sei?“, fragt sich die pensionistin.

„war der slogan JETZT ERST RECHT also immer schon ein slogan der fpö im europawahlkampf?“

strache und vilimsky senden verstörende briefe

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das #ibizavideo outet sebastian #kurz als das, was er ist

die erschütterung des politischen alpenlandes ist massiv. und das zurecht. was strache und gudenus dort in der villa von ibiza von sich geben, ist bestürzend, beschämend und gleichzeitig für alle vernunftbegabten in unserem land keine überraschung.

wie populisten denken und handeln, wie peinlich primitiv ihr weltbild gestrickt ist, das müsste eigentlich längst klar sein.

die schande aber ist das, was das ibizavideo über sebastian kurz aussagt: wäre h c strache kein vizekanzler, sondern höchstens oppositionsparteichef gewesen, dann wäre nun „nur“ die rechte partei erschüttert, dem staat selbst würde das ganze eher als reinigungsprozess dienen können.

aber dass ein vizekanzler aus seinen ämtern und funktionen zurücktreten muss, weil er in aller peinlichkeit sich nur mehr auf alkohol und eine attraktive frau ausreden kann, warum er in teenager-manier mit machogehabe unser land verkauft hätte, das erschüttert den gesamten staat.

und dass h c strache vizekanzler ist, das hat genau einer zu verantworten: sebastian kurz hat den unterbelichteten schmissbrüdern den weg zur staatsmacht nicht nur geöffnet, nein, er hat ihnen alles geöffnet, wo die auch nur eindringen wollten: alle geheimdienste, die exekutive, das militär sind in der hand der rechten. wer sagt uns, dass nicht bald der nächste schlagende chaot dank drogeneinfluss und um einer schönen frau mit ungepflegten füssen zu gefallen einen staatsstreich ausführt?

herbert kickl jedenfalls hat heute schon mal offen dem unbundeskanzler kurz mit einem machtkampf gedroht. jede sekunde, die ein regierungschef sich eine solche drohung gefallen lässt, ist ein echter anschlag auf unsere demokratie.

es ist gefahr in verzug. die blaubraunen müssen umgehend besser gestern als heute aus allen ministerien verjagt werden. die kontaktoffiziere sollen einpacken und zurück in die kasernen gehen. und die verursacher der krise sollen ebenso in aller demut zurücktreten.

kurz ist schuld, dass ein „bsoffene gschicht“-rechter österreich verraten wollte.
kurz ist schuld, dass ein kickl samt seinen phantasieuniformen und ponys paramilitärisch polizist spielen kann.
kurz ist schuld, dass ein peinliches video überhaupt zu einer staatskrise werden konnte.

bettgeschichten gehen niemanden etwas an.
das politische bett aber ist eine angelegenheit der öffentlichkeit.
wer sich mit rechtsnationalen machtgeilen chaoten ins politische bett legt, vergeht sich an der demokratie.
das ist ein unausweichlicher rücktrittsgrund.
nicht nur für strache, gudenus, kickl und co, sondern für alle, die sich in dieses bett gelegt haben.
das #ibizavideo outet sebastian #kurz als das, was er ist

 

 

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bild: kremlin.ru cc by remixed by bernhard jenny cc by

obszönität mitten in mauthausen

was sich heute in mauthausen abgespielt hat, ist unfassbar.

wer sich mit wem ins persönliche bett legt, geht wirklich niemanden was an.
wer sich aber mit wem in ein politisches bett legt, das geht uns alle an.

schlimm genug, dass es rechtsextreme überhaupt ins parlament schaffen.
aber unverzeihlich, wenn wieder einmal die konservativen den rechtsextremen die räuberleiter machen. zu verlockend sind anscheinend die beutestücke, die sich alle erhoffen.

„niemals nummer. immer mensch.“
so die ehrenhaft klingende headline für das diesjährige gedenken.

wenn dann aber genau jene politisch unverantwortlichen auftreten,
scheinheilig ein gedenken unter obigem motto abfeiern,
aber gleichzeitig mit den rechtsextremen im bett liegen,
das ist obszön.

einmal ist es nur der unlandesrat, der ein neues lager errichten will.
einmal ist es ein unminister, der nur mehr ausreiselager betreiben will.
einmal ist es ein liederbuch, dann ist es ein rattengedicht.
distanzierungen gehören inzwischen zur folklore.
sie sind quasi das feigenblatt für eine nicht mehr übersehbare geistige nacktheit.

wer mit einem rechtsextremen vizeunkanzler eine unregierung bildet,
dann aber glaubt, er könne durch sein auftreten in mauthausen punkte sammeln,
ist obszön.

das gedenken an die opfer der shoa wurde heute entehrt.
kein einziges unregierungsmitglied kann rechtsextremismus an die macht heben und gleichzeitig „niemals nummer. immer mensch.“ vertreten.

wer diese unvereinbarkeit dennoch schafft,
sorgt für einen moralischen – erschütternden – skandal.
das jahr 2019 geht in die geschichte unseres landes ein.
als das jahr der unfassbaren
obszönität mitten in mauthausen

 

bild: kremlin.ru cc by remixed by bernhard jenny cc by

es reicht. diesmal wirklich.

nein. er braucht einem nicht leid tun. der unkanzler. aber er wird jetzt auf offener politbühne erpresst und vorgeführt. von seinem unsäglichen koalitionspartner. es kann kein zufall sein und kein versehen. es ist ein schauspiel, das uns allen schadet.

unmittelbar vor den europawahlen wollen es die rechten wissen. können sie dem kurzen so richtig zeigen, wo der säbel hängt? ihm eine rechte drohung reindrücken, dann gleich einen volksgerichtshof-vergleich reinjubeln, ohne dass der edle unkanzler irgendetwas tun kann. und jetzt die sprache der identitären aufgreifen?

einen koalitionsbruch kann er sich die nächsten drei wochen nicht leisten. so das kalkül. also geben die rechten so richtig gas. strache sellnert kräftig drauf los, spricht von bevölkerungsaustausch und schämt sich nicht dafür, sondern bekräftigt das auch noch.

sellner jubelt. und kurz? was macht kurz?
wer macht die politik in unserem land?

jede minute, die die rechten das klima weiter zertsören, jede minute, die die straches, vilimskys, nepps, höbarts, kickls und co noch etwas zu sagen haben, verursacht schwere schäden an unserer demokratischen kultur.

mögen die blaunen sich ein paar ponys organiseren und abreiten. aber dalli! weit hinter den rechten horizont. auf nie mehr wiedersehen!

armin wolf wurde in diesen tagen zur symbolfigur für presse- und meinungsfreiheit. die hetze gegen ihn zeigt offen und klar, was den rechten der grösste dorn im auge ist: seriöse arbeit. solange die fpö in der regierung sitzt, ist kein seriöser staat mehr zu machen.

es reicht. diesmal wirklich.

bundeskanzler martin s.

martin s. ist der neue shootingstar. der coole typ ist stargast in gesprächsvorstellungen (neudeutsch talkshows) auf einem sender eines stierhodensaftpressers. distanziert sich nun der h.c. im witzekanzleramt.at von martin s. oder gibt er zu, dass fast gar kein unterschied zwischen identidioten und sonstigen braunen ist?

der alte shootingstar sebastian k. hat noch grenzen und routen schliessen müssen, um was zu werden, (oder zumindest so tun, als wäre er es gewesen), hat noch von „grausamen bilder“ schwafeln müssen, ohne die es wohl nicht gehen würde.

der neue shootingstar – o wait – heisst das etwas „schiessender held“? – nein der schiessende war in diesem fall der spender von 1500 euro an den ach so unschuldigen martin s.

wenn das so weiter geht, wird demnächst eine neue partei rechts der ultrarechten aufgehen. dann wird deswegen türkis zwar immer noch nicht mitte sein, aber immerhin gäbe es dann zwei noch rechtere parteien.

und die blaubraunen? die wären dann sowas wie die braveren nazis. die, die wenigstens auch noch alte liederbücher verwenden und nicht neu gestylte logos. die die rot weiss rot statt gelb schwarz auftreten.

wer in diesem tagen nicht gelernt hat, wer die identidioten und ihren schiessenden helden sind, hat kein internet und liesst keine zeitungen. populär ist er mit einem schlag, der martin s.

das hin und her, das theater um lockerung beim bundesheer und dann dich wieder nicht, das getue um einen, der angeblich so viel grauslicher als die anderen ist, das könnte in einem drehbuch nicht besser erfunden werden. ist die förderung der identidioten letztlich das ziel des eiertanzes?

wie unverantwortlich sind medien und poster*innen, die einem martin s. immer und immer wieder bühne bieten und fotos von ihm dort und da posten?

aber im servus tv da bleibt der martin s. der star.

lang dauert es nicht mehr:
bundeskanzler martin s.

machtgeil, machtgeiler, am machtgeilsten

dass sebastian kurz das „geilomobil“ erfunden hat, könnte bereits ein hinweis auf dessen affinität gewesen sein. denn „machtgeilheit“ ist aktuelle politische realität

machtgeil

gelernte österreicher*innen kennen das muster, welches parteien, die jeweilig die macht im dorf, in der stadt, im bundesland oder gar im bund innehaben, bei der besetzung wichtiger posten verfolgen. von der schuldirektion bis zur hochministeriellen abteilungsleitung wiederholt sich (nicht immer) das schauspiel des machtbeweises: logische kandidat*innen an verantwortliche stellen setzen können alle, aber nicht wirklich (oder auch wirklich nicht) geeignete personen zu befördern, das stellt die macht einer partei erst so richtig unter beweis.

wer es schafft, vor versammelten gremien und in aller öffentlichkeit jene zu bevorzugen, die es eigentlich nicht verdient haben, bewirkt nicht nur, dass die so beförderten in ewiger dankbarkeit zu devoten dienenden degenerieren. viele kritische stimmen werden verstummen, wenn offensichtlich wird, dass qualifikation nur ein geflügeltes wort ist, sobald die macht bewiesen werden will.

machtgeiler

mit entsetzen verfolgen bürger*innen unseres landes, wenn sich die aktuelle regierung anschickt, nachweislich unsinniges zu tun. so muss neuerdings ein frauenministerium nicht unbedingt für frauenrechte sein, ein sozialministerium nicht sozial und die pressefreiheit ist neuerdings mehr ein problem, denn eine hohes gut. statistiken will sich der staat lieber gleich selber schreiben und die drei geheimdienste des landes sind ohnehin längst in der reichweite von rechtsextremen.

„wir machen das, weil wir es können.“ so dürfte die gefährliche drohung von norbert hofer, „sie werden sich noch wundern, was alles geht“, nun langsam machtgeiler umgesetzt werden, als viele sich die vorstellen wollten.

am machtgeilsten

nicht mehr rechtfertigbares trotz massivster bedenken vieler anderer einfach umzusetzen, ist wohl die höchste steigerung der machtgeilheit. menschen sehenden auges ertrinken zu lassen, andere menschen, die sich deren rettung verschrieben haben, zu kriminalisieren und vor gericht zu zerren, das ist ultimativ geil. junge menschen, die lernen, arbeiten und für sich selbst sorgen könnten, aus ihren ausbildungsstätten und unterkünften wie schwerverbrecher zu verhaften und in todbringende gebiete zu deportieren, das ist der feuchte traum der xenophoben.

und mit xenophobie war immer schon gut politisches geschäft zu machen. die lust am treten gegen die schwachen zu fördern, die freude am erniedrigen zu fördern und menschen mitten in unserer reichsten gesellschaft das leben „so ungemütlich wie möglich zu machen“, das ist politisch erfolgreich.

da könnten zivilgesellschaftliche dämme brechen, die dem hass und der wut des mobs tür, tor und straßen öffnen. ohne tempolimit.

dumm nur, dass die einen zwar die mächtigen wählen gehen, aber deshalb niemals selbst in die nähe der macht gelangen, während die anderen, die in die möglichkeiten der machtausübung gewählt werden, sich immer weniger um partizipation scheren müssen. macht zementiert macht.

wir können noch lange auf die machtgeil agierenden schimpfen, es wird ohne folgen bleiben. so lange das volk der faszination an dieser geilheit erliegt und die machtgeilsten wählt, selbst wenn sie sich mit offenen extremisten an einen tisch setzen, dreht sich die spirale der steigerung immer schneller, die letztlich auch in den terror führen kann:

machtgeil, machtgeiler, am machtgeilsten.

 

dieser blogpost ist heute auch auf bernhard jenny bloggt | derstandard.at erschienen.