gedenktag sinnlos.

foto: reynard (creative commons flickr)

gestern war gedenktag
gestern wäre es wichtig gewesen
einkehr zu halten

nachzudenken
wievielen menschenleben
wir verpflichtet wären
den gewesenen
den seienden
den kommenden

nachzudenken
was ein
nie wieder
so zu bedeuten hätte
in unserer gesellschaft
in unserer politik
in unserem tun

nachzudenken
warum es immer
normaler
alltäglicher
kaum jemand mehr aufregend
wird
wenn wieder
gehetzt
diffamiert
diskriminiert
wird

nicht nur an
stammtischen
nicht nur in
klassenzimmern
nicht nur im
öffentlichen raum

auch von
offiziellen stellen
von
ministerien
von
behörden

solange
wiederbetätigung
normaler ist
als
das nie wieder
ist jeder
gedenktag sinnlos.

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foto: reynard (creative commons flickr)

strasser ist nicht irgendwer

foto bernhard jenny

nun ist also das urteil da. es sollte uns zu denken geben. nicht nur, dass es da noch viele andere gibt, die ebenso verurteilt werden müssen. wir sollten uns die frage stellen, ob es einen stichtag gibt, zudem ernst strasser korrupt wurde. von welchem moment an war er käuflich? erst als europaparlamentarier? wirklich?

ich wurde seinerzeit wegen meines blogs über strasser kritisiert. dass ich da wohl übertreiben würde. dass das alles nur neiddiskussionen sind. nun sieht das das gericht anders.

in einer der diskussionen hatte jemand angedeutet, dass es kein zufall sei, dass das „polizei-redesign“ so ganz nahe am bullendosen look and feel liegt. also stellen wir uns der frage, war der chef der polizei, der sicherheitsdienste, der oberste überwacher und geheimnisträger schon länger käuflich? was war da noch?

denn der heute verurteilte hatte viele aufgaben.
sicherheitsrelevante.
ermittlungsrelevante.
staatsgewaltrelevante.

strasser ist nicht irgendwer

unser bescheid heisst: alle dürfen bleiben.

screenshot orf salzburg 20130113

es ist wieder einmal so weit.
familien sollen auseinander gerissen werden.
kinder, die in österreich geboren sind, in ein fremdes land deportiert werden.
eigentlich unvorstellbar.
leider aber praxis.

nun in st.gilgen und in gastein. (siehe orf)

es gibt ein muster, das sich durch fast alle fälle zieht:
wer mit diesen menschen zu tun hat, kann nicht verstehen, wie so etwas überhaupt nur überlegt werden kann. lehrerInnen, vereinsmitglieder, sportkollegInnen und bürgermeisterInnen sind es immer wieder, die sich für menschen, die durch unseren staat gefährdet werden, einsetzen. warum? weil sie diese menschen kennen, mit ihnen zusammenleben und das leben in den jeweiligen gemeinden teilen.

aber irgendwo gibt es die schreibtischtäterInnen. die rechtsaussen unserer gesellschaft. die xenophoben und fremdenhasserInnen. sie wollen exempel statuieren, sie wollen ein unrecht durchsetzen, sie wollen familien mutwillig zerstören und nehmen dabei bewusst leid und elend, ja sogar todesgefahr für die betroffenen in kauf.

wie lange noch werden wir uns von einzelfall zu einfall, von gemeinde zu gemeinde, von initiative zu initiative durchkämpfen müssen? wie lange noch lassen wir den terror jener beamtInnen und vollstreckerInnen zu, die auf befehl menschenleben ruinieren?

wir, die wir zum xten male den ablauf mitmachen, wir, die wir die menschen kennen, die wir willkommen heissen wollen, wir, die wir gemeinsam mit allen engagierten menschen etwas erreichen wollen, wir müssen uns massnahmen überlegen.

unser staat bringt menschen in gefahr.
daher verdient unser staat den widerstand.

wir müssen einen bescheid ausstellen.
einen, der alle diese wahnsinnigkeiten aufhebt.
aber wir müssten ihn dann auch exekutieren.
haben wir das zeug dazu?

unser bescheid heisst: alle dürfen bleiben.

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bild: screenshot orf salzburg heute bericht

je weniger partei umso zukunft

offener brief an eva glawischnig in beantwortung ihrer aussendung

bild: pressefoto aus gruene.at / überarbeitung bernhard jenny

liebe eva glawischnig,

ich weiss nicht, welche zielgruppenanalyse dich/euch veranlasst hat, nun sämtliche euch zur verfügung stehenden emails mit einem „von dir“ verfassten schreiben zu versorgen. noch weniger weiss ich, wer wirklich für das texten dieses mails verantwortlich zeichnet.

aber ich bin mir ziemlich sicher, dass diese aktion eure potentiellen wählerInnen wohl eher verstört als positiv erreicht. die diktion, der ganze approach lässt bei mir eher das bild entstehen, dass mir einmal die „eva“ selbst schreibt, die vielbeschäftigte, die nach ihrer reise durch österreich jetzt weiss, wie das land tickt. ihr unterschätzt da vermutlich viele eurer angesprochenen, die solche mails auch aus anderen parteien kennen und quasi privat adressierte direct-emails als das erkennen, was es ist: simples parteimarketing.

nochmals: ich weiss nicht, wer euch diese mails textet, aber ihr solltet dringend über wording und argumentationsleitlinien nachdenken. das „rot/schwarz streiten eh nur“ schema brauchen viele eurer adressatInnen nicht mehr erklärt bekommen, das „wir sind die einzige saubere partei“-argument lässt eher über das gegenteil nachdenken, als solche platten aussagen einfach annehmen.

schade. wirklich schade. eigentlich suchen viele in unserem land verzweifelt nach einer wirklichen alternative. doch die ist leider nicht wirklich in sicht. das bestätigt deine aussendung auf eigenartige weise. dabei will ich nicht verleugnen, dass es in allen ebenen und bereichen der grünen sehr engagierte und aktive menschen gibt, deren arbeit ich sehr schätze. so spüre ich z.b. bei den aktivitäten und wortmeldungen von alev korun niemals in erster linie eine partei mitschwingen, sondern eine klare, authentische grundeinstellung, eine politische haltung, von der wir mehr bräuchten.

aber leider sind die grünen inzwischen viel zu sehr partei als kreative zukunftswerkstatt. da geht es viel zu oft um mehrheitsbeschaffung statt um gesellschaftliche erneuerung.

zwei beispiele, die mich persönlich wirklich stören:

beim berühmten beschluss zum banken-rettungsschirm ESM habt ihr euch als mehrheitsbeschafferInnen hervorgetan. zu einem zeitpunkt, wo das thema krise, schulden und euro-rettung schamlos von diversen parteien zur eigenen profilierung ausgeschlachtet wurde ist euch keine eigene, keine differenziertere, keine kreative antwort eingefallen. nein, ihr habt nach (gar nicht so) langem hin und her beschlossen, einfach mitzustimmen. das hat viele, die sich nach denkenden menschen sehnen, vor den kopf gestossen.

ganz aktuell: in der fiesen ablenkungsdebatte berufsheer oder wehrpflicht wäre so vielen menschen wichtig, dass wir eben nicht auf diese verkürzte und manipulative fragestellung hereinfallen. es wäre vielen wichtig gewesen, eine andere, eine differenzierte position dazu zu formulieren. und wieder habt ihr nach einem zelebrierten hin und her einfach beschlossen, das mitstimmen zu empfehlen. nicht nur pazifistInnen, sondern alle, die weiter denken können, haben wieder einmal gelernt, dass ihr nicht die vertreterInnen einer kreativen politikdenke seid, sondern auf das plumpe bist du für A oder B spiel hereinfällt. sonst fällt euch nichts ein?

schade. es könnte mir egal sein und ich könnte einfach das mail unter spam abhaken. warum ich das nicht mache?

weil ich zur erkenntnis komme, dass jede kreative bewegung, sobald sie mehr partei ist, sobald sie die nähe zur macht riechen kann, sich abhebt und jenen typischen realitätsverlust vollzieht, der aus engagierten menschen dann einerseits „basis“ und andererseits „führung“ macht. themen werden sekundär, machterhalt bzw. machtgewinn stehen im vordergrund.

viele menschen werden noch unter den verbrechen namens „eurokrise“, „bankenrettung“ oder „schuldenabbau“ leiden müssen und vieles wird noch kaputt gehen. dass diese menschen sich wohl nicht im ESM-beschluss vertreten fühlen, dürfte klar sein.

ich kenne sehr engagierte, gesprächsoffene und diskussionsbereite menschen, die sich für eine moderne gesellschaft einsetzen wollen in und im umfeld (fast) aller parteien. das ist bei den grünen kaum anders als in der övp und spö – aber auch in anderen kleinparteien (nicht den rechten). dort wie da sind es dann leider die parteizentralen, die so wenig mit jener realität zu tun haben, in der diese engagierten menschen stehen. und ich kenne auch viele solche menschen, die sich bereits jetzt bewusst sehr fern von jeder partei halten.

es wird aber immer wichtiger, dass sich menschen – jenseits der parteien – zu ihren eigenen betroffenheiten verbinden und aktiv werden. es wird unausweichlich, dass veränderung eingefordert und gestaltet wird, und dazu brauchen wir die kreativen köpfe aus verschiedensten richtungen und denkweisen.

aber für mich gilt dabei der grundsatz:
je weniger partei umso zukunft.

missbrauch macht missbrauch

kreuz bernhard jenny

keinem anderen verein würde das zugestanden.
aufklärung von verbrechen „in den eigenen reihen“ anstelle öffentlicher untersuchung, das gibt es sonst nur bei behörden (polizei, justiz, verwaltung) und militär. aber die kirche, die katholische, drängt sich mit allen mitteln aus der öffentlichen fahndung hinaus und flüchtet sich in interne, klammheimliche kommissionsverfahren.

mag sein, dass das manchmal sogar auf emotionale allianzen trifft, denn schliesslich sind auch die missbrauchsopfer oft immer noch im kirchlichen kontext „beheimatet“, sie fühlen sich vielleicht manchmal – trotz allem oder auch in folge des missbrauchsgeschehens – immer noch im halbdunkel der kirchendämmerung wohler, weil sie die öffentlichkeit als grelles scheinwerferlicht fürchten, das ihnen mehr zumuten könnte, als ihnen lieb sein kann.

die tatsache, dass die staatlichen behörden und justiz diesem verstrickten system zusehen und das einziehen einer doppelbödigkeit in der aufarbeitung zulassen, anstatt für glasklare und auch die opfer schützende rahmenbedingungen für eine eindeutige aufklärung zu schaffen, lässt viel über die verstrickung von kirche und staat erkennen.

dass sich die täterInnen hinter den opfern verstecken können, dass sie die ängste und traumas der geschändeten nutzen, um sich selbst aus dem licht zu verdrücken, ist die fortsetzung des missbrauchs.

die klasnic-kommission hat sich – wie aktuelle berichte wieder einmal bestätigen – nicht gerade mit wirklichem opferschutz profiliert, sondern laviert wohl eher konfliktscheu zwischen machtkirche und opferbesänftigung. (siehe ORF)

das scheitern der aufklärung in der deutschen kirche lässt erkennen, dass dieser verein nicht wirklich an einer aufarbeitung der schandtaten gelegen ist. (siehe ZEIT)

transparenz und offenheit sind nach wie vor des teufels, zensur und vertuschung gesegnete mittel im sinne des herrn.

wie gesagt.
keinem anderen verein würde das zugestanden.
ob sich der verein und dessen statuten auf tontaubenschiessen oder gott berufen, müsste einer aufgeklärten justiz einerlei sein.

aber
die kette des missbrauchs setzt sich offensichtlich fort.

missbrauch macht missbrauch
macht missbraucht macht
missbrauch macht missbrauch

akute neujahrsübelkeit

foto: bernhard jenny

mich überfällt seit wenigen tagen immer wieder plötzliche übelkeit. ich kann sie – auch wenn das irgendwiepolitisch nicht ganz korrekt sein mag – nicht mehr sehen. die bendsorff muis grinser, die strassergrassers, die millionensuchenden landeshauptundvizestellverirgendwas und die suspendierten offiziersamtsleiter.
mir wird übel.

vielleicht ist es die sehnsucht nach einem neuanfang im jahr.
altes hinter sich lassen.
neues ermutigt denken.
zukunft finden.

und dann kleben diese kamerageschminkten gesichter mit ihren dementis, anschuldigungen und gegendarstellungen, mit den aussagen und nicht aussagen wieder überall am bildschirm.
mir wird übel.

und der brei wird unverdaulich. bundesheer mit korruption, waffen mit millionenverlusen, milliardenschulden mit politstrich, korruption, korruption, korruption. rücktritte, halbrücktritte, sicher nicht rücktritte und das alles mit unschuldsvermutung, diffamierung und politnutzenrausschlagen.
mir wird übel.

dann melden sich noch die einen oder anderen aus den ministerien und staatssekretariaten und es würgt sich in mir schon wieder hoch.

sorry, das ist politkorruptionsoverkill.
mir wird übel.

akute neujahrsübelkeit

schrecklich naiv

foto: bernhard jenny

mögen viel mehr menschen
das organisierte kapitalverbrechen namens „krise“ durchschauen und dagegen aufstehen

mögen viel mehr menschen
sich mit anderen solidarisieren und sich weder von staatsbehörden, banken noch von konzernen sagen lassen, wie wenig ihr leben, ihre arbeit, ihre soziale sicherheit, ihre umwelt oder ihre gesundheit wert wären

mögen viel mehr menschen
alle anderen menschen dort leben und arbeiten lassen, wo diese leben und arbeiten wollen

mögen viel mehr menschen
das miese trauerspiel um spekulationen, banken, politik und macht nicht mehr länger für bare münze halten und sich nicht länger für dumm verkaufen lassen

mögen viel mehr menschen
nicht auf scheinfragen und pseudovolksbefragungen reinfallen, sondern sich selbst die richtigen fragen stellen

mögen viel mehr menschen
nicht mehr auf parteien warten, ob diese zu denken beginnen oder antworten auf fragen finden, sondern selbst – gemeinsam mit vielen anderen – sich meinungen bilden

mögen viel mehr menschen
sich selbst wert genug sein und die kraft entwickeln, für andere und für sich einzutreten.

ja.
schrecklich naiv.