die hässlichen bilder, welche von bestimmten kreisen immer noch beschworen werden, sind tödlich. in einem schier unglaublichen ausmass wird der zynismus sichtbar, mit welchem europa menschen in wertes und unwertes leben sortiert. die drecksarbeit machen kräfte an den „aussengrenzen“, doch es darf nicht übersehen werden, dass diese verbrechen einem grossen gemeinsamen intersse dienen: dem machterhalt mit unterstützung jener, die gegen alle menschen sind, die nicht neben dem eigenen misthaufen geboren wurden.
Weiterlesen „junge schwangere von polizei erschossen. was sind schon zwei menschenleben!“Schlagwort: europa
mit aller deutlichkeit.
die „ja, aber…“ und „andererseits können wir nicht…“ – sie sind mir endgültig zuviel. schluss mit den unklarheiten, mit dem lavieren und austarieren. wo kompromisse letztlich nur die schwächung der lösung sind, sind sie nicht gut. der angeblich „goldene mittelweg“ ist öfter der grund für das übel, als tatsächlich zielführend.
im politischen diskurs der letzten jahre ist mit sicherheit vieles schief gelaufen. wohl eine der gefährlichsten muster sind dabei die argumentationskurven, wo verständnis eingeräumt wird, wo es keines geben darf, wo rücksicht genommen wird, wo diese fatal für andere ist, wo geduld aufgebracht wird, wo keine zeit dafür ist.
was ich damit meine?
Weiterlesen „mit aller deutlichkeit.“krieg ist immer ein verbrechen.
wenn dich in der nacht whatsappnachrichten von familienmitgliedern in südamerika wecken und dir die frage stellen: „ist das der anfang eines weltkriegs?“, dann ist der tag bereits gelaufen, bevor er angefangen hat.
ein wahnsinniger autokrat macht wahr, was eigentlich schon lange absehbar war, aber der glaube an das gute und an die diplomatie gab dem typen noch genug zeit, alle truppen tatsächlich in stellung zu bringen und über alle grenzen zu gehen.
Weiterlesen „krieg ist immer ein verbrechen.“bundespräsident van der bellen spricht klartext!
ich schliesse mich zu 100% den aussagen von bundespräsident alexander van der bellen an.
herr doktor* sebastian kurz! es reicht!
nach mehreren aufrufen an ihren erfüllungsgehilfen nehammer muss ich mich heute direkt an sie wenden.
mit ihrer aussage, dass „unter ihrer kanzlerschaft“ keine menschen aus afghanistan in österreich zuflucht finden werden, stellen sie gleich mehrfaches klar:
wie lange noch? (#corona #21)
es kann noch lange dauern. länger, als wir es uns heute vorstellen mögen. länger, als in diversen pressegesprächen gesagt wird. länger, als manche uns vorrechnen.
manches ist eigentlich nur logisch. „flatten the curve“ hat – wenn denn hoffentlich wirklich erfolgreich – zwingend zur folge, dass das ganze auf der zeitachse nach hinten verschoben wird. je besser der effekt durch strenge distanzregeln, umso grösser wird die zeitspanne des ausnahmezustandes.
und dann? was ist dann danach? wie werden wir als gesellschaft, als gemeinschaft, als menschen, die in diesem land, in diesem kontinent leben, da stehen und wie werden wir das „leben danach“ gestalten, gestalten wollen, gestalten können?
zurück zur normalität, so wie wenn nie was gewesen wäre, das wird sich schon mal sicher nicht ausgehen. zurück zur normalität wird es allem anschein nach auch wirklich sehr lange nicht spielen. sowohl die weiterhin notwendigen schutzmassnahmen, als auch die einbrüche in der wirtschaft werden unübersehbare folgen haben.
der neoliberale „selber schuld“-spruch wird jedenfalls nicht greifen, niemand konnte das, was da auf uns zu rollt, nicht vorahnen oder einplanen. doch selbst wenn uns klar ist, dass niemand individuell schuld trägt, wird es zu einer wirklichen solidarität reichen? wir lassen niemanden zurück – ist schnell dahingesagt, aber ist das wirklich so?
so wie die europäischen staaten in den letzten tagen miteinander umgingen, sieht es eher schlecht aus. was kümmert es uns in österreich, wenn italien, spanien und andere vor die hunde gehen? sollen die doch schauen, wohin sie kommen, mit ihren zuständen.
gross fällt das eigenlob für unser land aus. zugegeben, es wurde viel erreicht – aber was, wenn europa alle auf ischgl und co. zurückführbaren infektionen und deren folgen mal dem österreichischen staat in rechnung stellen? wäre da nicht mehr demut, mehr solidarität angesagt, als sich bloss populistisch als „wir haben gute konditionen im finanzmarkt“-winner zu gerieren?
alle diese spielchen der empathielosigkeit, der kälte und der präpotenz könnten sich sehr schnell gegen jene richten, die sich nun zu sicher auf der siegerseite fühlen.
mit jedem tag krise wird der glaube an heilige retter ebenso populärer werden, wie auch andererseits die unlust, wieder in die alten fahrwasser zurückzukehren. es ist noch lange nicht entschieden, wie die postcorona-gesellschaft aussieht. nicht einmal wer das sagen haben wird ist fix. mit jedem tag krise spitzt sich die lage dramatisch zu.
drohnenüberwachung, hubschrauberflüge, tracking-app, gesichtserkennung, überwachungskameras, ausgangssperren – die liste der tools, mit welchen staaten uns im griff haben – jetzt plötzlich ganz offen – ist lang. das darf jedenfalls so nicht bleiben.
noch können wir überlegen, was wir wollen und was sicher nicht.
wie lange noch?
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Bild von Stafford GREEN auf Pixabay
die botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der glaube.
peter sellars und alexander van der bellen sind sich gestern mit helga rabl-stadler einig: die welt kann so nicht weitertun, das system verlangt grundsätzliche veränderung.
Wir müssen dringend die Strukturen des Kapitalismus und des internationalen Bankensystems hinterfragen und eine breit aufgestellte politische und soziale Gerechtigkeit schaffen. (…) Einer der vielleicht wesentlichsten Schritte im Kampf gegen den Klimawandel ist weltweite Bildung und die Stärkung der Position der Frau. Frauen stellen die Mehrheit der Kleinbauern, und es sind Frauen, die weltweit Tag für Tag Entscheidungen über die Nutzung der natürlichen Ressourcen wie Wasser, Lebensmittel und Brennstoffe treffen und die durch verantwortungsvollen Umgang für Nachhaltigkeit sorgen. Frauen sollen gleichgestellt und als Partner auf Augenhöhe die Möglichkeit haben, selbstbestimmt zu entscheiden, ob und wann sie Kinder bekommen. (quelle)
es wäre (zu) einfach, nun die sponsorenliste entgegenzustellen und klingende markennamen wie audi, siemens, rolex, nestlé, swarovski, roche etc. aufzulisten, um die von sellars beschworene hinterfragung der strukturen des kapitalismus in den eigenen festspielgebahrungen – sagen wir – kritisch zu beleuchten.
die situation ist nicht neu: die upperclass hat sich schon immer darin gefallen, sich als „in wirklichkeit viel humaner“ feiern und darstellen zu lassen, als dies allzu kritische stimmen immer wieder auch anklingen lassen. und es mag sein, dass die kritischen stimmen mitunter auch nicht immer den richtigen weg gefunden haben, einen wirklich ernsthaften diskurs zu führen (zu erzwingen?) und damit eine gesamtgesellschaftliche veränderung anzudenken.
die „andere“ seite, also die des kapitals und der systemmacht, weiss sich sehr wohl zu wehren. der globalisierungskritiker jean ziegler wurde schon mal vor acht jahren ausgeladen, weil ihm schnell mal eine nähe zu einem diktator unterstellt wurde, damit den sponsoren keine allzu heftige rede entgegenschlägt.
ist das nun wirklich anders geworden? haben greta thunberg und andere den diskurs so nachhaltig verändert? ist es wirklich mehr als eine schicke attitüde der elite, wenn sie nun peter sellars frenetisch applaudiert?
nimmt die upperclass alexander van der bellen ernst, wenn er die abkehr von nationalismen und populismen fordert und ein offenes und solidarisches europa als einzig möglichen weg beschwört?
peter sellars ist gerade mal ein jahr jünger als ich, aber ich bin geneigt zu sagen: aufgrund meine alters und der zahlreichen lippenbekenntnisse, festtagsreden bis hin zu grabreden ist es leider meine erfahrung, dass sich von dem, was da immer wieder angehimmelt und gepriesen wird, nichts bis gar nichts einstellt. zu abgesichert, zu starr, zu betoniert ist der kapitalismus. die profiteure denken nicht im mindesten daran, sich ihr gewinnspiel abzuschaffen. warum denn. sie fahren bestens damit.
ich möchte peter sellars auch keinen naivling schimpfen, im gegenteil: ich glaube ihm nach seiner flammenden rede jedes wort, ich nehme ihm ab, dass er wirklich für eine neue ära auf dieser einen welt brennt. er wollte keine pseudorede halten, sondern meint das gesagte wirklich so.
mit wohligem schaudern oder vielleicht nicht einmal das werden die systemerhaltenden das spektakel geniessen. längst gehört es zum understatement, so zu tun, als wären wir alle in ein und der selben welt.
spaltung, entsolidarisierung, nationalismus, grenzen und mauern, bankenrettung statt menschenrettung, ertrinken und verhungern lassen statt augenhöhe für alle – das alles funktioniert als geschäftsmodell viel zu perfekt, als dass es sich hinterfragen lassen müsste.
peter sellars weiss genau, wer vor ihm in der felsenreitschule sitzt:
Unsere Generation war die Generation der Imperien und der Konsumgesellschaft. (quelle)
und er sagt weiter:
Jetzt ist es an der Zeit, eine neue Generation von engagierten, schöpferischen, fürsorgenden jungen Menschen willkommen zu heißen. (quelle)
möge er recht behalten.
vor einer woche standen wir noch mitten in den slums von nairobi. mit diesen bildern im kopf kann ich angesichts der festspielrede nur mit goethe antworten:
die botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der glaube.
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quelle der zitate © Salzburger Nachrichten VerlagsgesmbH & Co KG 2019
foto: @salzburger festspiele | anne zeuner
dieser beitrag ist in leicht abgeänderter form auch auf derstandard.at am 30.7.2019 erschienen.