vorauseilende hörigkeit

wer ohne not einen notstand herbeiredet, hat ein problem: die erklärung des notstands ist selbst der notstand

vorauseilende hörigkeit. nicht gehorsam. gehorsam würde bedeuten, dass jemand zwar vorgaben anderer befolgt, aber zumindest dann und wann die sinnhaftigkeit der vorgaben reflektiert. vorauseilend bedeutet, dass die vorgaben von den gehorsamen antizipiert werden, um quasi auch schon vor der vorgabe entsprechend gehandelt zu haben. ein höchst unterwürfiges unterfangen. hörigkeit bedeutet, von den vorgaben der anderen, wie absurd diese auch sein mögen, abhängig zu sein. wenn dann auch noch diese vorgaben vorauseilend hochgerechnet werden, dann herrscht ein echter notstand.

quod erat demonstrandum. wer ohne not einen notstand herbeiredet, nur weil andere höchstwahrscheinlich diesen (nicht realen) notstand ohnehin als legitimation für unmenschlichkeiten verwenden würden, hat ein problem: die erklärung des notstands ist selbst der notstand.

agieren wie blau-schwarz

ebensogut könnten morgen rettungswagen mit blaulicht herumfahren, ziellos, aber damit sie schon mal unterwegs sind, wenn wirklich was passiert. die feuerwehren könnten hochhäuser von oben bis unten wassern, damit nur ja kein feuer ausbricht, wenn denn eventuell einmal eines ausbrechen würde. nur sicherer wird dadurch nichts.

christian kern und reinhold mitterlehner haben im regierungsentwurf für die asyl-notverordnung antizipiert, wie wohl eine blau-schwarze bundesregierung agieren würde. und um ruhe im karton zu erreichen, erklären sie eine unnot zur not, machen sie aus zu meisternden aufgaben bedrohliche probleme.

getrübter blick

so geht vorauseilende hörigkeit. das jahrelange schielen in blaue dumpfheiten trübt nachhaltig den blick. eine selbstbewusste, moderne und offene demokratie geht anders. sie dürfte weder hörig sein, noch vorauseilend. sie würde chancen sehen, statt bedrohung.

denn der wabernde sumpf der hetzenden sollte dringend trocken gelegt werden. dass dies mit dem unterwassersetzen des festen umlands gelingen soll, ist absurd. realitätsfern. und gefährlich. wie vorauseilende hörigkeit.

(bernhard jenny, derstandard.at, 28.9.2016)

wieviele taxis gibt es in ihrer heimatstadt?

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na los. jetzt geben sie schon antwort. wieviele taxis? in ihrer heimatstadt? was? sie wissen das nicht? na vielleicht ist das dann gar nicht ihre heimatstadt? wenn sie nicht einmal wissen, wieviele taxis ihre heimatstadt hat?

warum stellen sie mir solche fragen? bin ich die polizei, das amt, die behörde? warum fragen sie mich nicht, warum ich vor mehr als einem jahr hier in dieses land geflohen bin? warum fragen sie mich nicht, was mir und meiner familie in meinem land passiert ist? warum fragen sie nicht, wieviele angehörige ich verloren habe? warum fragen sie mich nicht, wie es mir geht und was ich brauche?

also sie können die frage nicht beantworten?
wieviele taxis gibt es in ihrer heimatstadt?

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foto: leonid mamchenkov cc licence by

bitte zählt die gültigen stimmen nochmal!

es ist schwer vorstellbar, dass alles nur zufall ist. das desaster rund um die wahlkarten soll wohl genau diese in verruf bringen. wenn nun norbert hofer den verzicht auf wahlkarten vorschlägt, so ist das mehr als entlarvend. die kindische beleidigtheit der rechtsnationalen, dass sie bei der letzten demokratischen wahl in diesem land doch noch verloren haben, hat also jene wähler_innen zum ziel, die per karte wählen.

wie es möglich ist, dass ein innenministerium nicht in der lage ist, sachgerecht eine wahl sicherzustellen, müssen wir uns nun ernsthaft fragen.

ist es möglich, dass es vereinte kräfte gibt, die auf „teufel komm raus“ ein offenes und aufgeschlossenes land verhindern wollen? haben wir es mit einem schleichenden putsch in homöopatischen dosen zu tun? spielt sobotka das hoferspiel, um von strache geadelt zu werden? spielen verfassungsrichter_innen mit?

die wahl vom 2.oktober ist gescheitert, bevor sie wirklich stattgefunden hat. hier wird wirklich ein grundfundament der demokratie massivst erschüttert. ist eine verschiebung machbar und wirklich eine lösung?

die verwirrung ist gross. schon gibt es spekulationen, dass erste hinweise von informierten die annahme stärken könnten, die EGMR-beschwerde des rechtsanwalts georg zanger könnte erfolg haben und deshalb die neuerliche wahl bewusst verzögert werden sollte, um schlimmere blamagen zu verhindern. dass solche fantasien auftauchen, zeigt, wie tief erschüttert das vertrauen vieler in die politisch verantwortlichen (und die justiz) inzwischen ist.

in den archiven des landes liegen alle gültig abgegebenen stimmen der letzten wahl. selbst der vfgh musste zugestehen, dass keine manipulationen nachgewiesen wurden, sie wären nur hypothetisch möglich gewesen.

mit vereinten kräften sollten alle, die die demokratie verteidigen wollen, sich für eine nochmalige auszählung der stimmen aussprechen und einsetzen. und dann sollte endlich der gewählte präsident auch wirklich arbeiten dürfen.

bitte zählt die gültigen stimmen nochmal!