salzburger polizei macht auf böhmermann: ermordeter ist #fake!

UPDATE 2015-03-23

nun hat sich ja heute herausgestellt, dass nicht nur der urspüngliche tote ein schwerverletzt überlebender ist, sondern auch, dass es in wirklichkeit nicht einen fall, sondern zwei fälle geben soll. einen suizidversuch mit messer und eine messerstecherei. (siehe dazu bericht orf salzburg)

„gewöhnlich gut unterrichtete“ kreise deuten jedoch an, dass das ganze verwirrspiel ergebnis parteitaktischer spielchen sein könnte. es stehen wieder einige wichtige personalentscheidungen in der salzburger poilzei an, weshalb es genügend interessensgruppen gibt, die die „anderen“ schlecht dastehen lassen wollen. also könnte es durchaus sein, dass ganz bewusst ein kommunikationsdesaster erzeugt wird, damit sich die „richtigen“ blamieren und deshalb schlechtere chancen auf beförderung haben.

wenn dem wirklich so ist, dann ist das nicht weniger ein skandal, als wenn es denn reines kottansches unvermögen wäre, einen lebenden von einem toten zu unterscheiden. funktechnisch oder so.

foto bernhard jenny

wenn es möglich ist, dass die polizei fast 20 stunden lang von einem toten spricht, der bei einer messerstecherei ums leben gekommen ist (siehe bericht salzburger nachrichten), um dann kleinlaut zugeben zu müssen, dass es doch keinen toten gibt, was sagt das über die polizei und über deren innere organisation aus?

es spricht bände, dass ausserdem der polizei-sprecher michael rausch bei der presseerklärung über die peinliche panne keine ahnung „über den derzeitigen gesundheitszustand des opfers hat“, welcher ursprünglich als tot gegolten hat.

wenn tote phantasiert werden, was wird dann noch alles falsch kommuniziert? wenn es mal zuviele tote sind, könnten es dann auch mal zuwenige sein, von denen die öffentlichkeit erfährt? was heisst „fehlinformation der einsatzkräfte“? wie ist es möglich, dass eine solche falschinformation an die presse geht, ohne auf ihren wahrheitsgehalt überprüft worden zu sein? weiss die polizei nicht, was die polizist_innen tun???

ein fall, der nach akribischer aufklärung schreit, aber wer sollte das aufklären? die polizei? kottan?

salzburger polizei macht auf böhmermann: ermordeter ist #fake!

goldene kamera für wirklichen terminator?

arnold schwarzenegger foto: gage skidmore, creative commons flickr bearbeitung: bernhard jenny

es sind muskeln. aufgedunsene, aufgeputschte, aufgedopte muskeln. die ihn weltberühmt gemacht haben. nicht das hirn, sondern die muskeln.

er hat symbolkraft. i´ll be back klingt wie eine drohung. oder messianisch? hasta la vista baby war die kampfansage. terminator zuerst gestellt, gemimt, zur show. vor der kamera.

später dann als governor ganz real. für die ermordung verantwortlich. hinrichten als kultur eines rechtssystems. ganz im sinne der alten filmrollen. die richtigen sollen leben, die falschen gehören ausgelöscht. der mime verwechselt die rolle mit dem realen leben.

gnadengesuche waren seine sache nicht. er liess sie alle sterben. aber nicht nur das. über 100 seiten stark das werk: zur steigerung der effizienz bei hinrichtungen. bessere schulung der henker. neue mischung der giftmischungen in den spritzen. schneller und billiger soll es gehen. zack, wumm.

inzwischen längst kläglich gescheitert als governor. auf der suche nach neuem profil. vielleicht doch wieder schauspieler? populär soll es sein. ein neues öl auf die haut. damit sie glänzt und spiegelt.

da kommt „eine goldene kamera 2015“ wie gerufen. das image flutscht. am 27.februar 2015 wird thomas gottschalk die „hör zu“-show moderieren und der hasta la vista governor wird den fernsehpreis des axel-springer-verlages in die hände gedrückt bekommen: ein preis in der kathegorie „lebenswerk (sic!!!) international“ für einen, der leben anderer auslöschen liess. gnadenlos. nicht nur in filmrollen, wo er die arbeit meist selbst erledigte, sondern auch an gesellschaftspolitisch relevanter position, wo er die tat befehlsempfänger_innen zumutete. mord im auftrag des staates. abgesegnet durch ein mordendes justizsystem. aber mord ist immer mord.

goldene kamera für wirklichen terminator?

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bild: gage skidmore cc licence by sa
remixed by bernhard jenny cc licence by sa

dieser artikel ist am 17.2.2015 auf fischundfleisch.at erschienen und ist dort direkt aufrufbar:
https://www.fischundfleisch.at/kunst-kultur-jetzt-ich/goldene-kamera-fuer-wirklichen-terminator.html

wer hass will, braucht feinde.

foto: bernhard jenny cc by

das eint alle, die von hass und hetze profitieren wollen: sie brauchen feinde. am besten todfeinde. das ist die logik der kriege, aber auch die logik des terrors.

der gestrige anschlag auf die redaktion der französischen satirezeitschrift charlie hebdo folgt genau dieser logik. der maximale erfolg solcher anschläge sind nicht nur die toten und verletzten, der maximale erfolg ist der hass, die wut und der reflex der rache, der in vielen menschen aufkeimt. der maximale erfolg ist die emotion, die hochkommen muss, wenn wir mitansehen müssen, wie menschen kaltblütig ermordet werden.

wir stehen in europa vor einer entscheidung: lassen wir uns in den hass treiben, oder isolieren wir die hasstreibenden. sehen wir der aufwiegelung der hassenden tatenlos und ratlos zu, oder entsinnen wir uns jener werte, die es wert sind, unsere gesellschaften danach zu organisieren?

dabei geht es nicht nur um die ächtung von gewalt und mord, egal aus welchem ideologischen eck diese kommen. es geht auch darum, die werte selbst wiederzufinden bzw. diese neu zu erfinden.

dass hass der einen immer auch der komplize des hasses anderer ist, ist selbstredend. aber wie es zur bereitschaft, zur kultur des hasses kommt, das müssen wir noch genauer realisieren:
eine entsolidarisierte gesellschaft,
die den verlierer_innen eines postkapitalistischen systems erklärt, sie seien eigentlich nur selbst schuld,
eine entsolidarisierte gesellschaft,
die aus randgruppen definitiv ausgegrenzte outcasts ohne aussichten auf veränderungen macht,
eine entsolidarisierte gesellschaft,
die die chancen auf entwicklung an die spekulationsetagen des organisierten kapitalverbrechens verkauft,
ist der ideale, ja fast zwingende nährboden für extreme wut, gewaltbereitschaft und terrorakte.

wenn wir diesen nährboden nicht in den griff bekommen, steht der erfolgreichen aufwiegelung der hasstreibenden gegeneinander nach dem motto „alle gegen die zivilgesellschaft“ nichts im wege, dann wären wir beim zündfunken für einen unüberschaubaren bürgerkrieg à la hans magnus enzensberger angelangt.

es ist klar, dass wir eine systemänderung brauchen. wem wollen wir die gestaltung der veränderungen überlassen?

wer frieden will, braucht vieles:
gerechtigkeit, freiheit, chancengleichheit, zukunft und sicherheit.

da haben es die anderen einfacher:
wer hass will, braucht feinde.

der tötungsreflex.

neon tommy peshawar paktistan cc by sa

zugegeben. sie sind grauenvoll. die bilder vom massaker in einer schule in pakistan. wer will sich in die lage der angehörigen eltern, geschwister, verwandten und bekannten versetzen? was muss in ihnen vorgehen, wenn sie von der grausamen ermordung ihrer kinder erfahren müssen?

es war stunden nach dem schrecklichen massaker an weit über hundert kindern und jugendlichen, aber auch an erwachsenen in peshawar: reflexartig hob der ministerpräsident nawa sharif das bis dahin geltende moratorium für die todesstrafe auf. und ein paar weitere stunden später wurden bereits die ersten vermutlich verantwortlichen hingerichtet. in aktuellen berichten wird von 500 geplanten hinrichtungen gesprochen.

mag sein, dass die betroffenheit solches begünstigt. die wut, die verzweiflung und die trauer über dahingemordete kinder sind in solchen situationen wohl die stärksten auslöser jener reflexe, die uns blind den tod der verursacher_innen einfordern lassen. rache. sühne. gerechtigkeit. dabei war dieser anschlag (wie so oft) selbst schon wiederum aus der sicht der mörder ein akt der rache. also teil eines sich aufheizenden kreislaufs der gewalt.

soll der staat (in diesem falle pakistan) morden, weil das morden geächtet werden soll? absurd. die spirale der vergeltung müssen wir hinter uns lassen. sie gehört ins mittelalter. eine zeitgemässe (= die menschenrechte einhaltende) gesellschaft darf kein morden gutheissen. (mit betonung auf dem wörtchen „kein“.) daher auch nicht ein staatlich beauftragtes morden. mord ist immer mord. todesstrafe ist immer mord.

natürlich ist die akute notwehr etwas anderes. wenn menschen sich auf den weg machen, andere zu töten, müssen sie damit rechnen, dass sie – wenn nicht anders möglich – auch letal gestoppt werden. aber wenn menschen eines auch noch so schweren verbrechens überführt und dafür verurteilt werden, darf niemals die ermordung dieser menschen ein erlaubtes mittel der justiz sein.

selbst für massenmörder_innen müssen die menschenrechte gelten. die ächtung der todesstrafe muss grundsätzlich immer und überall gelten.

es darf niemals darum gehen, ob richtige oder falsche exekutiert werden. todesstrafe – also tötung im auftrag eines staates bzw. dessen justiz – ist immer mord, niemals richtig. keine todesstrafe ist zu rechtfertigen. jede exekution verstösst gegen die menschenrechte. und diese sind unteilbar. solange wir das nicht verstehen, wird die diskussion und die gewalt immer wieder im kreis laufen und das dauert. viel zu lange für jene, die inzwischen hingerichtet werden.

dass dies nicht schon längst selbstverständlich ist, ist schwer zu verstehen. aber in emotional spektakulären fällen ist der ruf nach mord als strafe verdammt populär. und dessen erfüllung verdammt einfach. die logik der mörder auf allen seiten: “ermordet die mörder!”

der nächste anschlag als rache für die hinrichtungen ist vorhersehbar, die nächsten hinrichtungen in folge der anschläge ebenso.

er bringt uns immer tiefer in die spirale der gewalt,
aber niemals weiter:
der tötungsreflex.

ps. ich habe mich gefragt, ob dieses thema ausgerechnet in einer zeit erscheinen soll, wo viele in feierstimmung sind. manche feiern die befreiung, andere die wiederkehr des lichts, wieder andere die geburt eines gottessohnes. also immer das leben. leben, das allen menschen zusteht. wie sollen wir leben feiern, wenn wir es anderen nehmen? gerade deshalb finde ich den zeitpunkt angebracht.

dieser artikel ist am 23.12.2014 auf fischundfleisch.at erschienen und hier direkt abrufbar: https://www.fischundfleisch.at/konflikte-jetzt-ich/der-toetungsreflex.html
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foto: neon tommy cc by sa

schaffen wir gefängnisse ab!

foto: michael coghlan_creativecommons_by_sa

der österreichische strafvollzug kommt nicht aus den schlagzeilen. vergewaltigungen, sexuelle belästigungen, schwarzhandel, mordversuch, tödlich „zu heiss“ gebadete gefangene, verwahrloste gefangene, usw. (heutiger bericht)

bei einem als typisch österreichisch anzunehmenden vertuschungsgrad sind die dinge, die ans „tageslicht“ geraten viel zu viele. sie reichen aus um klar sagen zu können:

der strafvollzug steckt in der krise. wir brauchen komplett neue konzepte für justizanstalten.

solange strafvollzug menschen in gefahr, bedrohung und not bringt, kann keine „resozialisierung“ gelingen? wenn wir ersttäter, oft jugendliche, in einer brutstätte der gewalt stecken, welche botschaft gibt damit die gesellschaft diesen menschen?

ja selbst schwerstverbrecher und wiederholungstäter dürfen in keinem fall zu entrechteten kreaturen degradiert werden, die in den „selbstmord“ getrieben werden, wenn nicht sogar versucht wird, sie umzubringen. menschenrechte gelten für ALLE!

eine gesellschaft, die will, dass menschen sich an die regeln der menschlichkeit und der demokratischen gesetze handeln, darf gerade im strafvollzug genau diese werte nicht verraten.

es reicht keine simple gefängnisreform.
wir brauchen einen zeitgemässen umgang mit menschen, die sich etwas zu schulden kommen haben lassen, wir brauchen deren aktive und nach allen erkenntnissen der modernen psychologie gestaltete hinführung zur reifung der menschen.

dass straftaten konsequenzen haben müssen, ist klar. dass wir aber in der gestaltung der massnahmen endlich das finstere mittelalter hinter uns lassen sollten, sollte auch klar sein. dazu müssen wir uns von vielen, sehr vielen scheinbar selbstverständlichen bildern verabschieden und alles neu denken. beginnen wir gleich mit einem zentralen bild:

schaffen wir gefängnisse ab!

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foto: michael coghlan creativecommons lic by sa

die migration wird nicht durch morden beendet werden

foto: fotomovimiento creative commons by-nc-nd

es ging ganz schnell. die aktion dauerte gerade mal zehn minuten. sie kostete mindestens 14, bzw. wie wir seit heute wissen sogar mindestens 15 menschen das leben. was ist passiert?

menschen, die seit längerem schon auf der flucht sind, versuchen es endlich zu schaffen. zu schaffen heisst hier in diesem zusammenhang: auf europäisches territorium zu gelangen. die menschen leben versteckt in den wäldern marokkos, mit sich auf die kleine spanische enklave ceuta. dort, wo ein grosser, fast unüberwindbarer schutzzaun die menschen trennt, in die, die draussen bleiben müssen und die, die es drinnen besser haben.

in der nacht zum 6.februar haben sich wieder einmal ca. 300 menschen aus den wäldern getroffen, um es endgültig zu versuchen. europa ist in sichtweite. manche haben schon irgendwo schwimmwesten aufgetrieben, weil sie es eventuell auch schwimmend versuchen wollen.

nach drei stunden marsch gelangen sie an den zaun, den sie überwinden wollen, der versuch scheitert jedoch. daraufhin teilt sich die menge in mehrere gruppen, die einen versuchen es über den grenzübergang nahe der küste, andere laufen direkt auf den strand. dort haben sie eigentlich nur ca 30 meter zu schwimmen – um einen kleinen wall herum, der die grenze zu spanien markiert.

doch dann passiert das schreckliche. die spanische guardia civil feuert mit gummigeschossen und tränengas auf die schwimmenden. das wurde ursprünglich dementiert, dann aber schliesslich doch zugegeben, aber nach wie vor wird behauptet, es wäre nur weit weg von den personen geschossen worden, aber nicht direkt auf die schwimmenden.

„wir wollten mit den schüssen eine grenze sichtbar machen, um sie von ihrem vorhaben abzuhalten“ sagte ein sprecher des spanischen innenministeriums.

das ist gründlich gelungen.
unter den schwimmenden menschen brach wegen des direkten beschusses panik aus, manche konnten sich retten, andere schafften es nicht mehr.

14 menschen wurden tot aus dem wasser gezogen, heute wurde die 15. leiche geborgen. allerdings gibt es weiterhin eine grosse dunkelziffer, denn nach wie vor sprechen die offiziellen quellen von insgesamt 200 flüchtenden menschen, während es laut angaben der flüchtenden selbst mindestens 300 gewesen waren.

spanien verteidigt also die festung europa mit schüssen auf verzweifelte menschen. den hardlinern dürften solche tragödien recht sein, sie sollen abschrecken, die menschen von ihrer flucht abhalten. unter den flüchtenden sind auch viele menschen aus syrien, die sich sonst nirgendwo in sicherheit bringen konnten.

im rahmen einer trauerfeier für die toten und einer protestaktion gegen die brutalste vorgangsweise der grenzbehörden war auf einem transparent zu lesen:

die migration wird nicht durch morden beendet werden.

fotos der überlebenden
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foto: fotomovimiento creative commons by-nc-nd

mörder morden mörder

foto: MDGOVpics

ein mensch ringt mit dem tod. er schnappt nach luft. er bekommt nicht genug. er krampft. die schmerzen sind unerträglich. rund um ihn stehen menschen die unbeteiligt zu sehen.

unbeteiligt? nein im gegenteil. beteiligt. sie sind jene, die diesem menschen den giftcocktail verabreicht haben, an dem der mensch jetzt krepiert. richtig geile vorstellung für alle, die sich durch das quälen ihnen ausgelieferter menschen und durch die macht über andere menschen befriedigung erhoffen.

warum passiert das ganze? weil dieser eine mensch lernen soll. er soll lernen, dass menschen vergewaltigen, ihnen leid zufügen und sie umbringen einfach nicht geht. deshalb wird er jetzt gequält und ermordet. richtig qualvoll.

der staatsanwalt hat gemeint, es gäbe kein recht auf einen schönen tod.

gibt es ein recht auf leben?

die logik der mörder: „ermordet die mörder!“

mörder morden mörder

ps. manchmal passt gendern auch aus inhaltlichen gründen nicht. ich weiss, es gibt auch mörderinnen.
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foto: MDGOVpics creative commons

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