matura abschaffen, jetzt!

die chance wäre greifbar: in corona-zeiten haben die schulen sehr viele herausforderungen zu bestehen. da ist jeder unnötige aufwand zu vermeiden. warum also nicht die matura abschaffen?

wer glaubt denn allen ernstes, dass die matura nach mindestens 12 jahren schule so unverzichtbar ist, wie es gerne dargestellt wird? ist nicht vielmehr die tatsache, dass ein*e schüler*in die achte klasse eines gymnasiums positiv absolviert hat, qualifikation genug?

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nur inklusion ist inklusion.

inklusion eilt

inklusion. nein, das ist keine option. inklusion ist menschenrecht. für alle.

es ist neben vielen anderen engagierten menschen in unserem land auch dem heutigen behindertenanwalt erwin buchinger zu verdanken, dass österreich die „UN-konvention über die rechte von menschen mit behinderungen“ ratifiziert hat. kein wunder also, dass diesem engagierten kämpfer für die inklusion langsam der kragen platzt. aller ortens scheint der „sonderpädagogische förderbedarf“ zu fröhlichen urständ der sonderschulen zu führen. denn das „stigma“ SPF wird in seinen augen leichtfertig verhängt, um den sonderklassen und sonderschulen eine finanzielle bzw. personaltechnische absicherung zu geben, ohne dabei zu beachten, dass die betroffenen dadurch im wahrsten sinne des wortes „abgestempelt“ werden. (siehe artikel heute im standard)

wenn nun ministerin gabriele heinisch-hosek ganz schnell reagiert und die lage beruhigen will, in dem sie ankündigt, dass die „sonderschule bis 2020 zur ausnahme“ werden soll (siehe standard) und ohnehin „modellregionen“ geplant wären, wo flächendeckend inklusive bildung angeboten werden soll, dann klingt das für gelernte österreicher_innen wie die verschiebung auf den berühmten sankt nimmerleinstag, der niemals im kalender steht.

wenn sechs jahre nach inkrafttreten der „UN-konvention über die rechte von menschen mit behinderungen“ erst an „modellregionen“ gedacht wird, klingt das eher beunruhigend, weil sehr verdächtig nach aussitzen und schwerfälligkeit des schulsystems. (tautologie?)

würden wir „modellregionen“ auch bei anderen menschenrechten einrichten müssen, um zu sehen, ob und wie sich das umsetzen lässt? wie wäre es, wenn wir die steiermark oder vorarlberg als „modellregion“ für meinungsfreiheit erklären, mal schauen, wie das funktioniert, während anderswo die freie meinung längst nicht geäussert werden dürfte?

es ist wirklich beschämend, wie wir uns vom „system“ lähmen lassen. das ist die schlimmste behinderung, weil wir sie selbst erzeugen und anderen zumuten. wer sonst ist das system, wenn nicht wir alle selbst?

sonderschulen, sonderanstalten, sonderprogramme.
schluss mit dem sortieren von menschen.

wir müssen das bestehende system vergessen und ganz neu anfangen.
nicht umbauen, nicht testen, nicht adaptieren, sondern grundsätzliches erkennen.
erkennen, dass alle menschen gleich sind und den gleichen zugang zu uns allen, also unserer gesellschaftlichen gemeinschaft, zur bildung und zu chancen und damit auch letztlich zu sich selbst haben müssen.
alles andere ist längst nicht mehr tragbar. weder in noch ausserhalb von „modellregionen“.

lisa nimmervoll fordert heute im standard:

Die Sonderschule gehört abgeschafft. 26. Oktober ist Nationalfeiertag, der Neutralität gewidmet. Inklusion ist nichts für neutrales Sich-Raushalten. Es wäre ein schöner Anlass, wenn die feiernde Nation ein Zeichen setzen würde, dass in diesem Land alle Menschen, egal, ob „behindert“ oder nicht, reich oder arm, seit Generationen „hiesig“ oder immigriert, Platz und die gleichen Rechte und Chancen haben. Wir sind alle anders.

und spricht damit deutlich an, dass es schnell gehen muss. bis oktober wäre gerade noch zeit.

inklusion verträgt weder zeitlichen aufschub noch räumliche einschränkung.
nur inklusion ist inklusion.

wie peinlich lassen wir den gedenktag werden?

Lendemain de Pogrom, le 19 novembre 1938 à Berlin © dalbera creative commons

heute ist ein gedenktag.
am 9.november 1938 wurde die judenverfolgung endgültig systematisiert.
über die folgen wissen wir bescheid.
unfassbar nach wie vor.

ich habe schwierigkeiten mit diesem gedenktag.
gedenktage sollten verlässliche verortungen sein.
verortungen in unserem denken, in unserer herangehensweise, in unserer kultur.

eine reihe solcher gedenktage – solcher denkpunkte – soll uns ein „nie wieder“ zuverlässig erscheinen lassen.
aber ich muss zweifeln.
das „nie wieder“ ist schon lange nicht mehr gesichert, wenn es das überhaupt einmal war.

zu salonfähig sind die nazis wieder geworden.
zu wenig genau geht die politische kultur mit lasten um.
nein, es sind nicht nur mehr „altlasten“, „ewig gestrige“ oder „kameradschaftler“.
inzwischen haben wir eine unglaublich lange liste von „neulasten“.

nicht weil ich nicht gedenken wollte.
sondern ich frage mich, was bringt uns das gedenken an einem, an zwei oder von mir aus sieben tagen, wenn wir nicht fähig sind, die wirklichkeit verantwortlich zu schützen.

aber wir sind mit blindheit geschlagen.
die blindheit, die es möglich macht, dass ein rechtsextremer nationalratspräsident wird.
die blindheit, die uns zusehen lässt, dass der antisemitismus in immer neuen spielformen zunimmt.
die blindheit, die uns nicht erkennen lässt, dass „moscheen nicht da haben wollen“ nicht besser ist, als „synagogen nicht da haben wollen“.
die blindheit, die uns nicht alarmiert, wenn menschen, die politik gestalten wollen, nicht mehr über die vergangenheit reden oder bescheid wissen wollen.

ein gedenktag ist nur so viel wert, wie konsequent wir unser alltägliches handeln entsprechend gestalten.
ein gedenktag, der uns für ein paar stunden beruhigend erinnern lässt, ist wertlos und gefährlich, wenn wir ab morgen wieder keine lehren aus der geschichte ziehen.
ein gedenktag wird peinlich, wenn er nicht mehr sein kann, als ein einsamer kurzer tag.

ps. die diskussionen in den letzten tagen (siehe die letzten beiden blogeinträge) haben mich in diesem zusammenhang besonders erschreckt.

pps. durch zufall entdeckte ich ein foto, auf welchem parlamentsmitglieder für eine charityveranstaltung gemeinsam als chor aufgetreten sind. welche parlamentarierInnen stellen sich noch freiwillig in einen charity-chor mit dem rechtsextremen nationalratspräsidenten? welche „gute sache“ wiegt hier den politischen wahnsinn auf?

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foto creative commons dalbera

offener antisemitismus weiter online

screenshot von kreditie.at - foto:bernhard jenny

„Das Reich Gottes wird euch (Geld-Juden) genommen und jenen (nordischen Stämmen den Germanen) gegeben, die ihre Früchte bringen (nach dem Worte Gottes und der Wahrheit leben).“

dieses zitat stammt aus einem download von der österreichischen website der „HuMan-Weg Bewegung“ (http://www.kreditie.at). der schweizer hans-jürgen klaussner stand in enger verbindung mit franz hörmann, der nun unter dem englischen titel „HuMan Way“ teil der „mutbürgerpartei“ sein will, die für die kommenden nationalratswahlen antritt. über den bedenklichen etikettenschwindel hörmanns, der nun als mutbürger auftritt, habe ich kürzlich in diesem blog darüber berichtet.

über die ungeheuerlichen gedanken des hans-jürgen klaussner (pseudonym hans wieser) und über dessen verbindungen zu franz hörmann habe ich zwar schon im jänner berichtet, daraufhin wurden – nach entsprechenden berichten auch in der presse – bestimmte seiten unsichtbar geschalten. jedoch ist damit das ideologische geschreibsel nicht wirklich verschwunden, sondern nun in der literaturliste der seite, genauer gesagt in einem dort angebotenen machwerk zum download zu finden, das allein schon aufgrund des titels alarmieren muss:

„Wer sind die berufenen Völker zur Einführung der HuMan-Wirtschaft?“

auf seite 21 steht dort zu lesen:

„Bereits 1923 hatte die „Weltgeld-Elite“ Deutschland den Krieg erklärt, warum wohl. Nur aus diesem geistigen Kampf heraus, weil Jesus schon vor 2000 Jahren den Satz geprägt hatte, der jeden „Geldwechsler“ noch heute im Mark erschaudern lässt: „Das Reich Gottes wird euch (Geld-Juden)genommen und jenen (nordischen Stämmen den Germanen) gegeben, die ihre Früchte bringen (nach dem Worte Gottes und der Wahrheit leben). Die Rabbiner, die Chaldäer und die Zaddikim kennen diesen Satz von Jesus sehr genau. Sie wussten auch, dass Jesus angekündigt hatte, sein Reich mit seinem neuen auserwählten Volke werde in etwa 2000 Jahren anbrechen. Also konnten sich die Führer der jüdischen Geld-Elite ausrechnen, ab welchem Jahrhundert etwa sie den Deutschen Völkern den Krieg zu erklären hätten, was sie natürlich rücksichtslos dann 1923 taten.“

noch fragen?

„Dass die Juden sich alles in allem fest aufeinander verlassen könnten, das steht fest und ist vorbildlich. Den Goi aber zu betrügen, das gebot sogar das geschriebene Gesetz, oder es erlaubte es mindestens.“ (seite 26)

„Nur die slawisch-germanischen Völker verfügen noch über die Möglichkeit, die Wahrheit ungetrübt zu erkennen.“ (seite 177)

starker tobak.

aus der alten textstelle auf der homepage im jänner

„Die US-Regierung weiß ebenso wie ihre geistig-jüdischen Führer, dass nur das neue Europa die Welt zu regieren berufen ist.“

wurde nun im download:

„Seit langer Zeit sind gewisse geistig-religiöse Führer stets damit beschäftigt, die neuen auserwählten Völker Europas, die Slawisch-germanische Gruppe, an ihrer Bestimmung zu hindern“

solcher schwachsinn sollte eigentlich nicht verbreitet werden. aber wenn sich solche bewegungen anschicken parteien zu werden bzw. eine so gruselige geschwurbsel-liste allen ernstes ins parlament drängt und dabei sich hinter dem etikett „mutbürger“ lammfromm versteckt, dann muss uns das alarmieren.

ein nazionaler parlamentspräsident,
zwei offen nazionale parteien,
eine dritte, die sich menschen aus diesen reihen herauskauft wie rechtsaussen-fussballspieler,
das alles ist schon viel zu viel.

vom offen antisemitischen hintergrund einer mal so und mal so sich nennenden gruppe rund um franz hörmann sollten sich die mutbürger schnellstens loslösen.
auch wenn sie kaum chancen haben ins parlament gewählt zu werden:

schon die kandidatur solcher listen ist zuviel.

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dow – dokumentationsarchiv des österreichischen widerstandes über klaussner und hörmann

occupy mutbürgerInnen?

screenshot mutbuerger-innen.at by bernhard jenny

die methode ist bekannt. was mit occupy austria funktioniert hat, könnte nun noch einmal, vielleicht noch dreister funktionieren.

der akteur ist auch bekannt. franz hörmann, jener suspendierte wu-professor, der sich zwar sicher ist, dass uns die ausserirdischen genau beobachten, so wie wenn wir meerschweinchen wären, aber ganz und gar nicht sicher ist, ob es den holocaust überhaupt gegeben hat.

diesmal wird nicht die occupy austria übernommen, diesmal werden die mutbürgerInnen geentert. die renommierte journalistin dr. anneliese rohrer hatte 2011 mit ihrer anregung, kritische menschen miteinander auf politischen stammtischen zu vernetzen, erfolg: es entstanden die „mutbürgerInnen“. zwar hat sich rohrer im juni aus der direkten beteiligung zurückgezogen, die presse zitiert sie mit der aussage „ich bin überflüssig geworden, und das ist gut so,“ dennoch dürfte sie jetzt überrascht sein, dass just ein franz hörmann unter der marke „mutbürger“ für das parlament kandidieren will.

in interviews (zb. neuwal sommergespräche) erklärt dann auch hörmann unverfroren auf die frage, was denn seine partei human way österreich sei:

„human way ist eine gruppe bewegter bürger, die man vielleicht früher als wut- oder mutbürger hätte bezeichnen können,…“

mit einer pressekonferenz mitte oktober wurde der etikettenschwindel perfekt. die mutbürger wollen als sammelliste u.a. mit franz hörmanns human way partei antreten, der sich antisemitismus-vorwürfe gegen seine person einfach damit erklärt, dass die abschaffung des geltenden geldsystems „halt leider schon im programm der nsdap“ gestanden ist. (neuwal)

nachdem zu jahresbeginn in diesem blog auch einige details über hörmann und die hpö publiziert wurden, über die dann auch u.a. profil, presse und fm4 explizit berichtet haben, und davor sich der coautor des buches „das ende des geldes“ otmar pregetter bereits im dezember 2011 unmissverständlich von hörmann distanziert hat (apa), will sich hörmann offensichtlich nicht mehr so schnell auf ein risiko einlassen.

nun soll alles mit einem einzigen taschenspielertrick weggezaubert werden: „ideologiefrei“ heisst das codewort, mit welchem sich franz hörmann nun immun gegen jede (richtige oder falsche) politische zuordnung glaubt.

ob die vielen mutbürgerInnen – jene im verein und jene auf der liste für die parlamentswahlen – sich wirklich genau überlegt haben, mit wem sie da eine neue politische kultur einfordern wollen, wird sich herausstellen.

der occupy bewegung wurde im entscheidenden moment viel luft geraubt, weil sie massiv von politischen wirrköpfen unterwandert wurde. es ist zu befürchten, dass nun den mutbürgerInnen ähnliches passiert.

systemkritik regt bei vielen menschen phantasien an.
manchmal sind es die falschen.

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alle einträge zu hörmann in diesem blog

gymnasium für alle? nein! schule für alle? ja!

wissenschaftsministerin karl erregt aufmerksamkeit mit ihrer vision eines „gymnasiums für alle“. mit dem ziel „die beste einheitliche schule für alle – unabhängig von ihrer sozialen herkunft“ spricht karl ein pädagogisches ziel an, das international schon längst normal ist. ein krampfhaftes, möglichst frühes selektieren der kinder ist nur mehr für den deutschsprachigen raum typisch.

nehmen wir an, die vernunft setzt sich durch und es kommt gegen die widerstände aus unterschiedlichsten gesellschaftlichen reihen zu einem wirklich grundsätzlichen wandel des schulsystems, so dürfen die kinder mit „sonderpädagogischen förderbedarf“ keinesfalls übersehen werden.

„gymnasium für alle“ muss in wirklichkeit „schule für alle“ sein. nur wenn eine solche schule die integration / inklusion wirklich ALLER kinder bedeutet, wird unsere gesellschaft realistisch und ganz abgebildet.

das gegenteil wäre verheerend: je grösser die gruppe der schülerInnen eines „gymnasiums für alle“ wäre, umso fataler wäre es für jene, die nicht einmal zu diesen „allen“ gehören dürften. das wäre schlimmere selektion als derzeit.

nur eine ganze gesellschaft ist eine gerechte.

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