quer durch alle medien die grosse nachricht: für eine studie hat facebook schon vor längerem gezielt die timelines gefiltert. die einen erhielten bevorzugt negative meldungen, die anderen positive. wieder andere weder noch, sondern eher neutrale einträge.
die empörung ist gross. natürlich zu recht.
nur: wer hat wirklich geglaubt, dass derartiges nicht passiert? schliesslich muss uns bewusst sein, dass jedes medium gesteuert wird. jede redaktion will die ergebnisse optimieren, die reichweite erhöhen. die einen wollen kaufzahlen, auflagen in die höhe treiben, die anderen klickraten. das bringt geld, das bringt reichtum. und die gier ist unendlich.
und natürlich ist es auch eine politische dimension. nicht nur theoretisch können umstürzlerische tendenzen gebremst oder verstärkt werden, systemkritik befördert oder unterdrückt werden. das alles passiert.
empörend ist daher viel mehr die naivität darüber, dass solches was jetzt über facebook bekannt wird, neu sei oder nur facebook mache. je besser verbreitet ein medium, ein nachrichtensender, eine zeitung, eine presseagentur oder eben eine social media plattform ist, umso grösser die möglichkeiten der einflussnahme und der steuerung, der manipulation und der stimmungsmache. wir sind algorithmus-gesteuert!
wenn das jetzt so vielen so neu und unvorstellbar erscheint, dann liegt vieles im argen. denn das zeigt, wie naiv die userInnen sind, wie unvorstellbar nichts ahnend sie zum spielball gefilterter inhalte und gesteuerter timelines werden.
aufklärung tut not. das setzt voraus, dass die medienerziehung, die medienbildung endlich einen relevanten platz in unseren bildungsangeboten bekommt.
aufklärung tut not. uns muss auch bewusst sein, dass genau diese aufklärung nicht unbedingt im sinne der machthabenden sind. dazu müssen sie nichteinmal erdogan heissen, das betrifft auch die machthabenden in unseren kultur- und politischen machtkreisen.
vielleicht bringt die empörung über die experimente bei facebook einen impuls. aber nur dann, wenn wir erkennen, dass es kein isoliertes facebook-problem, sondern eines unserer medialen strukturen ist.
wenn wir demokratische strukturen wollen, müssen wir uns empören und gegenseitig aufklären, aber nicht nur über facebook.
facebook? ich bin empört!
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