es sads jez daun glei amoi weg!

nein, er konnte nicht wissen, dass ich gerade von der „extremismus“-tagung des friedensbüros im bildungshaus st.virgil komme. ich war noch in gedanken über die gespräche versunken. ich fahre mit dem rad durch den volksgarten und komme richtung salzach, als ein entgegenkommender radfahrer mir etwas entgegen schreit. oder besser nachschreit. er hat erst zu schreien begonnen, als er schon an mir vorbei war.

ich brauchte mehrere sekunden um zu realisieren, was er da geschrien hatte.

es sads jez daun glei amoi weg!

und nein, ich halte es nicht für eine drohung gegen mich persönlich.

es ist eine drohung gegen die ganze gesellschaft.

deshalb will ich euch das nicht verheimlichen.

sie trauen sich wieder. sie haben vorfreude. die ungeister.

sie brüllen uns nach.

es sads jez daun glei amoi weg!

ich bleibe radikal.

links rechts
ist
wenn es um politischen kontext geht
ein falsches bild
es ist ein trugbild
es gaukelt uns die möglichkeit einer balance vor
als gäbe es die möglichkeit für eine
ausgeglichenheit zwischen links und rechts als goldene mitte

sowas befriedigt
besonders in der österreichischen gemütslage
vielleicht das harmoniebedürfnis
ist aber ein sehr gefährlicher irrtum

links rechts
kann nicht verglichen werden
darf nicht verglichen werden
warum?

betrachten wir die ziele

links will der tatsache rechnung tragen,
dass alle menschen gleich an rechten und würde geboren sind.

rechts will menschen sortieren,
in solche und solche, in richtige und falsche, in berechtigte und unberechtigte.

kann es zwischen diesen absichten wirklich eine „mitte‟ geben?

aber immer wieder
rutschen wir in das naive bild:

links oder rechts

das stünde so zur disposition wie
die frage nach
süss oder sauer
herbst oder winter
klassik oder jazz

machen wir uns doch lieber ein
inhaltsbezogenes bild

links oder rechts
heisst
gleich oder ungleich
wert oder unwert
emanzipatorisch oder herrschaftlich
partizipation oder diktatur

und was heisst extremismus?
extrem? linksextrem? rechtsextrem?

ich kenne keinen wirklichen linksextremismus.

aber ich unternehme dennoch einen versuch mich der möglichkeit zu nähern:

kann es sein, dass linksextrem heisst:
wenn notwendig auch mit illegalen mitteln für die gleichheit der menschen kämpfen?
z.b. abschiebungsverhinderung, kreative unterbringungsformen, verschleierung

stimmt es, dass rechtsextrem heisst:
das sortieren von menschen so weit voranzutreiben,
dass selbst die bedrohung von leib und leben kein kriterium mehr ist?

es ist konkret gelebter rechtsextremismus unserer gesellschaft
wenn wir sehenden auges zulassen,
dass tausende und tausende menschen
im wassergraben der festung europa ertrinken
das ist salonfähig geworden
das geht locker durch
„es wird nicht ohne schreckliche bilder gehen“
hat einer mal gesagt

ursula stenzel wird nicht müde zu behaupten
die fpö wäre in der mitte der gesellschaft angekommen.
ich sage:
der rechtsextremismus ist in der mitte der gesellschaft angekommen

wir haben ein massives problem in der kommunikation:

verantwortlicher politischer diskurs heisst,
genau zu wissen, was zur disposition steht
und was nicht!

hier muss ich ein riesendefizit feststellen:
das storytelling der friedensgeneration funktioniert nicht
erschüttert und betroffen sein allein bringt nichts
aus laissez faire und basisdemokratie
ist das diktat der hetzenden geworden

empathie?
solidarität?
lost in populism!

wir stellen immer wieder viel zu viel zur disposition,
unsere politische standfestigkeit geht gegen null.

unsere gesellschaft erlebt derzeit,
was schulen schon vor jahrzehnten als falsch erleben mussten:
eine grosse schweigende mehrheit wird nicht gehört,
bekommt keine aufmerksamkeit mehr,
weil die verhaltensgestörten im klassenzimmer toben und zerstören dürfen,
wie es ihnen beliebt.
kein unterricht ist mehr möglich –
also auch keine konstruktive auseinandersetzung,
weil den randalierenden keine schranken gezeigt werden.
der frust der schweigenden steigt exponentiell.
die aufmerksamkeit der innen- und aussenwahrnehmung lenkt sich auf die gestörten,
sie erlangen dadurch anerkennung und macht.

in der pädagogik wurde bereits gelernt.
in der politik wird noch nicht einmal das problem erkannt.

stellen wir uns vor:

eine gruppe in diesem haus will heute im rahmen dieser veranstaltung darüber diskutieren,
ob nicht die blonden, die grauhaarigen oder die übergewichtigen
eigentlich besser euthanasiert werden sollen,
denn sie lägen ohnehin der gesellschaft nur auf der tasche.
dann ist es eben niemals zulässig, mit dieser gruppe eine verhandlung darüber zu führen, wieviele umgebracht werden sollen, wieviele nicht.

denn mit jenen, die menschen verachten, kann es keinen kompromiss, darf es keinen mittelweg geben!

menschen sortieren ist absolut nicht akzeptabel,
kein einziges menschenleben zur disposition stehen!

menschenrechte sind der anker und das erbe, dem ich mich verpflichtet fühle.
mir ist es egal, welches schild andere jenen umhängen,
die sich kompromisslos für menschenrechte einsetzen.

kein mensch ist illegal.
das ist für manche radikal.
ich bleibe radikal.

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mein eingangsstatement im rahmen der tagung des friedensbüro salzburg am 29.11.2016 zum thema „extremismus“ im bildungshaus st.virgil, salzburg.
gemeinsam mit astrid bötticher, verena fabris und nedžad moćević diskutierten wir über die frage „vergleichbarkeit von extremismen?“

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bild: detail aus veranstaltungsfolder, istock.

klartext einer holocaust-überlebenden

als 7jähriges mädchen hat sie die ersten toten als folge des bürgerkriegs gesehen. später hat sie den holocaust als einzige ihrer familie überlebt und warnt deshalb eindringlich davor, nicht wieder der rechten propaganda auf den leim zu gehen. und sie ruft dazu auf, wählen zu gehen!

inzwischen ist gertrude, 89, zum star der schlussphase im wahlkampf geworden.
hier gehts zum video

da werden die strammen burrschen des norrbert gerrwald hoffer nerrvöss!

hier der änderungsverlauf des kommentars der fpö radenthein

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der gipfel: “ Eine Schande, die ihresgleichen sucht, wenn der Holocaust für billige linke Propaganda verharmlost wird!!!! Millionen Tote drehen sich im Grab…

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die braunblauen, die politischen erben der holocaustschergen, nehmen die millionen von toten in ihren mund, um wieder an die macht zu kommen???

words needed???

q.e.d.

venceremos?

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hasta la victoria siempre. ich war gerade mal 3 jahre alt, als es der bewegung M 26 7 gelang, den diktator batista in cuba zu stürzen. che guevara und fidel castro waren seither die säulenheiligen jener revolution, die quasi in der weichteilgegend der kapitalistischen vereinigten staaten ordentlich schmerzen verursachte. das hätte auch schon fast einmal zu einem dritten weltkrieg auswachsen können.

hasta la victoria siempre. es kam aber anders. das kommunistische cuba wurde für viele linke rund um die welt zu einem musterland. die schweiz der antikapitalist_innen. cuba hiess für mich bis heute castro und castro war cuba, notfalls mit dem bruder als statthalter. dass dieses musterland massive schattenseiten hatte, dass nicht alles rosarot, sondern vieles auch sehr finsterschwarz war, haben manche komplett ausgeblendet.

hasta la victoria siempre. dennoch. allein die tatsache, dass sich eine „revolution“ so lange halten konnte, obwohl der technisch, monetarisch und machtstrategisch mehrfach überlegene feind unmittelbar im vorgarten stand, war schon ein romatisches wunder. nicht nur einmal sollte der comandante der linken herzen beseitigt werden. dass er nun mit 90 eines natürlichen todes stirbt, ist sein letzter oder vorletzter triumph.

hasta la victoria siempre. diktator bleibt diktator. menschenrechtsverletzung bleibt menschenrechtsverletzung. und dass ein einmal revolutionäres land im laufe eines halben jahrhunderts zum musealen exponat alter konzepte wird, kann auch nicht überraschen.

hasta la victoria siempre. aber kann uns fidel castro eine botschaft hinterlassen? können wir, die wir heute im postdemokratischen schlamm des menschenverachtenden turbokapitalismus stecken, irgend ein revolutionäres erbe antreten?

hasta la victoria siempre. ich denke wir können. gerade in zeiten, in denen diejenigen, die das volk irreleiten von mehrheiten desselben gewählt werden, in zeiten der postfaktischen siegeszüge ist es wichtig, den wurzeln der revolution nachzuspüren.

hasta la victoria siempre. alle menschen sind frei, gleich an würde und rechten geboren. erst wenn eine gesellschaft, wenn die gesellschaften der welt, diesen grundsatz leben und erleben lassen, dann wäre die revolution gewonnen. wie lange das noch dauert, hängt von uns allen ab.

venceremos?

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foto: roberto di fede pilato cc licence by sa

„es war in meinem leben noch nie so finster wie jetzt.“

mit diesem satz begrüsste mich eine liebe kollegin am morgen nach trump. das war der satz, den ich noch gebraucht habe. unausgeschlafen, weil bis weit in die nacht cnn schauend, und dann mit der falschen zuversicht eingeschlafen, dass sich das schon noch irgendwie ausgehen wird. florida war da noch „too close to call“. und jetzt in der früh, geschockt, bringt es meine kollegin so haarscharf auf den punkt.

sie ist der gleiche jahrgang wie ich. und ja, ich konnte ihr nur recht geben. bis jetzt war die entwicklung grosso modo eigentlich stets so, dass trotz aller kritik an diesem und jenem, eine stimmung möglich war, die sich wohl mit „es wird besser“ umschreiben liess. klar gab es auch dunkle zeiten, aber zumindest ein restoptimismus war gerechtfertigt.

die gesellschaft(en) wurden freier, offener, real existierende lebenswirklichkeiten wurden schrittweise als gegeben und normal anerkannt, diskriminierung wurde immer mehr geächtet, rassismus war ein no go, mauern fielen, blöcke bröckelten. dazu noch die faszinierenden technischen möglichkeiten, die uns im wahrsten sinne in die hand gegeben wurden.

terror, krieg und ausbeutung existierten noch immer, aber irgendwie war da das gefühl, es müsste (viel zu langsam zwar) immer besser werden. zuversicht würden es manche nennen.

und jetzt? ein rassist, sexist, hetzer, lügner, ausbeuter, menschenverachtender paradekapitalist der schlimmsten sorte wird präsident der vereinigten staaten. der supergau ist wahr geworden. und noch lange nicht verkraftet.

was das ganze doppelt unheimlich macht. es ist ein geschehen, das die ganze welt betrifft. das seine entsprechung im aufkommen der nationalistischen rechten in europa und nicht zuletzt auch in österreich findet. wir können uns nicht auf ein „so sind sie halt, die amerikaner_innen“ zurückziehen. wir müssen erkennen, wie mächtig der kleingeist und eben nicht mehr klein ist.

wie bedrohlich das noch für viele, auch für uns selbst, werden kann, können wir vermutlich nicht wirklich gut abschätzen. in den geschichtsbüchern wird einmal stehen, dass aus unerklärlichen gründen selbst zu diesem zeitpunkt der offensichtlichkeit kaum ein ernsthaftes erwachen stattfand.

wer oder was hat versagt?
jene, die bisher an die vernunft, die konstruktiven kräfte und an eine positive tendenz glaubten, schaffen es offensichtlich nicht, einer mehrheit zu erklären, warum eine sich einkapselnde gesellschaft nicht besser ist, als eine offene, warum eine rassistische, hetzende, diskriminierende gesellschaft nicht besser enden kann, als eine tolerante, offene und partizipative.

die früchte der letzten jahrzehnte scheinen für viele von uns so selbstverständlich zu sein, dass wir deren fundamentale wichtigkeit nicht immer und immer wieder erzählen. die menschenrechte, jenes erbe, das uns millionen tote hinterlassen haben, könnten ein so grundsätzliches fundament einer gesellschaftsordnung sein, wenn uns denn nur allen bewusst wäre warum.

die politischen kräfte haben derart ihre glaubwürdigkeit verspielt, dass niemand mehr irgendetwas glaubt. das ist die blütezeit der blendung und verschwörung, längst überwunden geglaubte feindbilder werden wieder salonfähig. alles geht.

das storytelling jener, die sich für eine offene, emanzipierte und partizipative demokratie einsetzen, funktioniert nicht. brauchen wir wirklich erst wieder den schock ungeahnter katastrophen um vernunft, solidarität und frieden als erstrebbar, ja sogar unverzichtbar zu erleben?

widerstand wird umso wichtiger, je salonfähiger der wahnsinn wird. viele werden sich an den wahnsinn schrittweise gewöhnen, manches halb so schlimm finden. hoffentlich nicht alle. es sind die millionen toten der letzten katastrophe, die uns verpflichten, niemals aufzugeben. wollen wir hoffen, dass uns eine wiederholung erspart bleibt. aber nicht ist mehr unmöglich.

noch vor wenigen tagen sagt mir ein freund: „wir müssen wirklich dankbar sein, wir haben ein leben ohne hunger und ohne krieg führen dürfen. das ist auch nicht selbstverständlich, dafür können wir dankbar sein.“

ja, stimmt. dennoch mischt sich in diese dankbarkeit heftige sorge. denn auch meine kinder und enkelkinder sollen einmal diesen satz sagen können. um ihnen ebenso ein leben im frieden zu ermöglichen, dafür würde ich in den widerstand gehen.

die fokusfalle trump
trump ist zwar jetzt der vermutlich mächtigste unter den hetzern. aber der ungeist ist wesentlich weiter verbreitet. es wäre falsch zu glauben, dass die wahl trumps ein isoliertes einzelphänomen ist, das jetzt erst die situation so prekär werden lässt. die entwicklung ist eine sehr breite. mit dieser wahl wird ein für alle mal der real existierende mainstream sichtbar. von orban über strache, von le pen bis hofer, von multinationalen konzernen bis burschenschaften, die nutzniesser des neuen mainstreams sind schon lange unter uns.

„es war in meinem leben noch nie so finster wie jetzt.“

no words

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no words.

#menschenverachtung, #dummheit und #rassismus sind stapelbar.

versucht einmal eine vier meter hohe mauer zwischen eurem grundstück und dem der nachbarn zu errichten. das geht einfach nicht. mit gutem grund. denn niemand hat das recht, andere menschen „einzumauern“. das sollte eigentlich klar sein. sogar bäume und sträucher können nach geltendem recht beseitigt oder zugeschnitten werden, wenn diese den nachbarn das „recht auf licht und luft nehmen.“

in münchen ist allerdings alles anders. dort dürfen sogar per gerichtlichem bescheid menschen mittels einer 4 meter hohen mauer vom übrigen siedlungsleben abgetrennt werden. als „lärmschutz“ ist die mauer deklariert. sind die menschen auf der anderen seite der mauer menschen zweiter oder dritter klasse??? gehts noch?

die menschen sind zu uns geflüchtete menschen. sie sollen in die dort errichteten neuen gebäude einziehen dürfen. und weil diese menschen anscheinend mehr lärm machen werden, als eine 6spurige autobahn, wird auch die mauer zur angrenzenden bestehenden siedlung extra 4 meter hoch sein!

und ja, dass nur ja niemand auf die wand klettern kann oder gar ball spielt! das wäre ja die höhe.

einer stellt sich öffentlich dagegen: guido bucholtz. er hat dieses video online gestellt und macht dadurch auf den wahnsinn aufmerksam.
http://www.film.neuperlach.de/naila/naila-mauer.mp4

neuperlach_apartheit_video
screenshot aus dem video von guido bucholtz

selbst gerichtliche urteile rechtfertigen diesen wall der trennung von solchen und solchen menschen nicht! diese mauer ist nicht hinzunehmen. niemals dürfen menschen abgesondert, eingemauert, versteckt und zum „lärmfaktor“ reduziert werden. wer die menschen der neuen siedlung nicht sehen will, soll sich von mir aus sein eigenes fenster zumauern, aber nicht das grundstück der anderen! dass solches überhaupt möglich wurde, dass hier niemand dem trauerspiel einhalt geboten hat, dass ernsthaft richterliche beschlüsse in diesem sinne als „kompromiss“ gefasst und angenommen werden, ist unglaublich. so unglaublich, dass manche die berichterstattung über diese mauer heute für ein fake hielten!

die berliner mauer war 3,75 m hoch.
münchen hat jetzt eine mauer. 4 meter hoch.
neuperlach heisst der münchner stadtteil.
neuperlach lebt nun apartheid neu: die münchner mauer!

menschenverachtung, dummheit und rassismus sind stapelbar.

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bild: screenshot aus dem video von guido bucholtz.