die majestätsbeleidigung wird bestraft

und damit mutiert eine bewegung endgültig zur altpartei. alt ausgesehen hat so manches vorher schon, aber jetzt wurde es zementiert. sicher mit organisch-biologisch verträglichem zement. aber nicht minder beton.

fortschrittliche, moderne communities, so wie die jungen es sich vorstellen – mit aller dynamik und viel freigeist – sind einer bundespartei im weg. das mag logisch klingen, ist aber der direkte weg in den abgrund. time over.

wer es nicht schafft, kritik – berechtigte oder auch unberechtigte – als chance zu begreifen, wer grantig und genervt reagiert und die machtkarte ausspielt, wer mehrere tausend junger „green minded“ menschen rauswirft, mag sich für die nächsten tage und wochen in sicherheit wiegen.

aber jedes bauwerk ist nur dann tragfähig, wenn es entsprechend bewegungselastisch und flexibel ist. starre systeme krachen im nu.

der sturm im grünen teich hat vorerst nicht die dynamik erreicht, die bei der spö werner faymann gehen hat lassen und christian kern geholt hat.

der sturm im grünen teich ist abgesagt. oder zumindest ist der deckel drauf. da entsteht druck. und unter druck muss wasser noch heisser als 100 grad werden um zu kochen. dafür ist alles schneller durch. wir werden sehen.

der reflex der macht hat vorerst funktioniert
die majestätsbeleidigung wird bestraft

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ps. auf mehrfachen wunsch hier der anlass (aus derStandard.at) zu diesem artikel zum nachlesen.

pps. danke walter f. für den hinweis, dass das ursprüngliche bild, wasser würde unter druck früher kochen, falsch war. dabei war physik ein lieblingsfach. aber lang ist´s her. 😉

es gibt menschen, die hoffen, dass das häufige auftreten und bewusste zulassen des hier beschriebenen prozesses andere menschen abhält, ihr eigenes leben retten zu wollen.

nach dem unfreiwilligen
eintauchen in kaltes wasser
kommt es innerhalb der ersten minuten
zu parallelen reaktionen
mehrerer körpersysteme.

die atmung,
der kreislauf,
die muskulatur und
das nervensystem
sind dabei beteiligt.

je größer die benetzte hautfläche
und je größer die temperaturdifferenz,
desto deutlicher erfolgt die
physiologische antwort auf diesen umgebungsreiz.

über die information durch
die thermorezeptoren der haut
wird reflektorisch eine
intensive einatmung (inspiration) ausgelöst.

weitere folgen sind
ein starker anstieg der herzfrequenz (tachykardie)
und des atemantriebs.
zuerst gibt es unfreiwillige atemzüge,
denen hyperventilation
(schnelles und ungeordnetes atmen) folgt.

das atemzugvolumen ist dabei wesentlich gesteigert.
unter 15˚c wassertemperatur verringert
sich dabei das vermögen,
die luft anzuhalten, auf zehn sekunden.

die synchronisation von einatmung
und schwimmbewegungen
ist stark eingeschränkt.

neben dieser atemreaktion
tritt panik auf,
die lage im wasser kann
nicht mehr kontrolliert werden.

mund- und nasenraum können
nicht gezielt über dem wasser
gehalten werden.

wasser gelangt in die atemwege
und wird aspiriert.

in der gleichen phase
tritt ein dramatischer anstieg der
herzfrequenz und des blutdruckes auf:
insbesondere bei vorbelasteten menschen
mit der gefahr eines herzinfarktes (myokardinfarkt)
oder schlaganfalles (apoplex).

die veränderte umgebungstemperatur
bewirkt des weiteren
ein sofortiges zusammenziehen
der hautgefäße (vasokonstriktion),
herzrhythmusveränderungen (extrasystolen)
und eine
steigerung des blutdrucks (hypertonie).

die herzarbeit steigt,
die herzdurchblutung sinkt,
die sauerstoffversorgung des herzmuskelgewebes
nimmt ab.

in wasser unter 28 °c kann
die körpertemperatur
nicht dauerhaft aufrechterhalten werden.

die körperkerntemperatur fällt
durch die abgabe von wärmeenergie
an das umgebende wasser ab.

die geschwindigkeit dieses abfalls
ist abhängig von den faktoren
wassertemperatur, körpermasse,
körperfett, isolierender bekleidung,
der wasserbewegung sowie dem ernährungszustand
vor dem ereignis.
körperliche und mentale fähigkeiten nehmen ab.

eine unterkühlung tritt ein,
wenn die körperkerntemperatur unter 37 ˚c fällt.

je nach zeitlichem verlauf werden
die übergänge über die bewusstlosigkeit (gefahr der aspiration)
bis zum herzstillstand fließend sein.

neben dem einfluss auf die thermoregulation
beeinträchtigt die wassertemperatur
die leistungsfähigkeit der muskelzellen.

gleichzeitig verringert sich
die geschwindigkeit der reizleitung
über die nervenbahnen.
die muskelkontraktion,
die greifkraft, und die handkoordination
nimmt rapide ab und
macht es schwierig bis unmöglich,
z. b. eine schwimmhilfe anzulegen
oder sich aus dem wasser zu ziehen.

die schwimmfähigkeit des betroffenen
ist verringert,
da die synchronisierung
von atmung und schwimmstößen
schwierig wird.

der schwimmer / die schwimmerin
kommt in eine aufrechtere position,
um den mund über wasser zu halten,
was zu ineffizienten schwimmstößen führt.

die nächste phase der unterkühlung
schließt sich in der folge an,
sollte der/die betroffene
z. b. durch eine schwimmhilfe
(schwimmweste/rettungsweste, andere auftriebshilfe)
an der wasseroberfläche gehalten werden.

beim ertrinken im meer gelangt
salzwasser in die lunge.
die konzentration der ionen
in der lunge
ist höher als im anliegenden gewebe,
sodass ein konzentrationsausgleich stattfindet.

da biomembranen semipermeabel
(für ionen undurchlässig, für wassermoleküle durchlässig) sind,
muss der konzentrationsausgleich
mit hilfe der diffusion von wassermolekülen erfolgen.

die konzentration der
wassermoleküle in der lunge
ist geringer als im anliegenden gewebe,
sodass dem gewebe wassermoleküle
entzogen werden und die lunge
weiter mit wasser befüllt wird.

falls es nach dem eindringen
von flüssigkeit (wasser) in die atemwege
zu einem dauernden stimmritzenkrampf kommt,
kann dieser fortbestehen und
zum tode der person führen.

man spricht dann vom trockenen ertrinken,
weil sich beim toten kein wasser in der lunge findet.

es gibt menschen die hoffen, dass das häufige auftreten und bewusste zulassen des hier beschriebenen prozesses andere menschen abhält, ihr eigenes leben retten zu wollen.

 

(quelle auszüge aus wikipedia)

erfolg messen? wie?

jahresberichte feiern oft. steigerung. mehr. grösser. weiter. dass das nicht immer so sein muss, ja gar nicht sein kann, wissen wir zwar, aber wir verdrängen es nur allzu oft. erfolge wachsen nicht von selbst, und nicht ins unendliche. wenn bei den leser_innen dieses jahresberichts dann trotzdem das bild entsteht, dass die argekultur wieder einmal ein „mehr‟ präsentieren darf, dann stimmt es dennoch. in mehrfacher hinsicht.

ein gesellschaftskritisches kulturzentrum wird offenbar auch oder gerade in bewegten zeiten zum brennpunkt, treffpunkt, vernetzungsort. und dann und wann auch zum nicht weniger wichtigen rückzugsort.

weil das programm der argekultur sich auch den kritischen fragen unserer zeit stellt – nach antworten sucht und ringt, mal mit humor, mal bitter ernst, mal überraschend, mal irritierend, mal persönlich, dann wieder auf breitere prozesse abzielend, mal indirekt und dann wieder schonungslos – entsteht hier für viele menschen, die in unterschiedlichster form an den veränderungen der lebenswirklichkeiten partizipieren, eine wesentliche verortung.

wunderschön, dass es viele „mehr‟-faktoren in der argekultur gibt. nicht zuletzt die erstellung der ersten gemeinwohl-bilanz ermöglichte die erfolgsmessung der arbeit in unserem haus unter völlig neuen blickwinkeln. noch schöner, dass die argekultur damit als weithin erstes kulturhaus mit dieser form der bilanz beispielgebend ist. am schönsten aber, dass das ergebnis dieser gemeinwohl-bilanz selbst bestätigt, dass die arbeit des teams der argekultur unter der leitung der geschäftsführer_innen daniela gmachl und markus grüner-musil auch nach den kriterien des gemeinwohls bestens bewertet wird.

allen in diesem team dafür ein herzliches danke!

bernhard jenny
vorstandsvorsitzender

vorwort aus dem tätigkeitsbericht 2016 der ARGEkultur

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die starken seiten des tätigkeitsberichts 2016 der ARGEkultur sind hier zum download!

foto: © mike größinger

oh du fröhliches österreich

part 1

madig machen, das kann er. menschen sind seiner meinung nach nicht gleich. im gegenteil. die schwachen müssen noch schwächer gemacht werden, damit diejenigen, die schon fast alles haben, endlich noch mehr haben können.

mading machen, das kann er. unser sozialsystem soll nicht einfach für alle, die hilfe brauchen, funktionieren. sondern nur für jene, die schon mal ordentlich eingezahlt haben. fünf jahre, oder so. vielleicht lässt er sich auf viereinhalb jahre herunterhandeln.

mading machen, das kann er. die kombination von outcast-eigenschaften macht stimmung: da ist ein mensch schon mal „zugewandert“, igitt, und wenn dieser zugewanderte mensch dann auch noch „sozialhilfe“, „mindestsicherung“ oder „notstandshilfe“ braucht, dann können wir schon fast nicht mehr hinschauen, so grauslich ist das. zumindest bei kurzer optik.

mading machen, das kann er. und das macht ihm auch extrem viel freude. und wir dürfen uns zurücklehnen und froh sein, wenn wir weder „zugewandert“ noch „hilfsbedürftig“ sind.

part 2

wenn eine ministerin einen grossen wurf, einen epochalen reformanstoss, ein superüberdrüberpaket präsentiert und das mithilfe eines staatssekretärs und zweier landeshauptmänner, ja dann, dann muss das was sein. da ist sicher viel drin, oder?

wenn eine ministerin diesen ach so grossen wurf aber mit keiner begeisterung vorstellt, sondern praktisch in der ersten sekunde der reform gleich dazu sagt, dass die „eckpunkte nicht verhandelbar“ wären, ja dann, dann kann da nicht viel sein. bei so defensivem verhalten, oder?

aus für gewöhnlich gut informierten kreisen ist eine zweifache reaktion zu vernehmen:

die einen kommen aus dem kopfschütteln nicht raus, weil so gut wie niemand jener, die wirklich in den schulen arbeiten, jemals eingebunden wurde – kaum jemand weiss, was das alles soll, wie es funktionieren könnte.

die anderen wetten viel darauf, dass das „eh alles sicher nicht kommen wird“. eine erwartung, deren berechtigung durchaus empirisch belegbar ist. die letzten optimist_innen im schulsystem hoffen nun auf die vielverdammte trägheit des systems. ganz nach dem motto: lieber bleibt alles beim alten, als ein noch schlimmeres chaos, das niemand will.

wir dürfen uns zurücklehnen und froh sein, dass vermutlich eh wieder nur heisse luft produziert wurde.

oh du fröhliches österreich

 

purer machterhalt ist ein niedriger beweggrund.

der bogen des rechtsaussen-flügels dieser regierung ist dermassen hyperaktiv, ein linksaussen erst gar nicht erkennbar

lehrreiche tage ziehen durch das land. wir erleben eine rot-schwarze regierung, deren politik in sachen asylsuchende derart kraftvoll unerträgliche dinge rauspresst, dass die köpfe schon ganz blau anlaufen. von innenminister wolfgang sobotka über verteidigungsminister hans-peter doskozil bis aussenminister sebastian kurz: der bogen des rechtsaussen-flügels dieser regierung ist dermassen hyperaktiv, dass ein linksaussen-flügel erst gar nicht erkennbar wird.

gezielte aktionen gegen menschen, die sich zu uns durchgeschlagen haben, um überleben zu können, erreichen einen grad der grausamkeit, der zumindest noch vor zwei jahren undenkbar gewesen wäre. es ist menschenverachtend, wenn sehenden auges menschen, die auf das notwendigste angewiesen sind, die grundversorgung gestrichen wird und sie damit zwangsläufig zu obdachlosen werden, wenn sie nicht aus unserem land ausreisen können.

taktisches manöver

und menschen, denen die behörden „falschangaben“ unterstellen, mit strafen zu drangsalieren, die diese niemals zahlen können, bringt diese per ersatzstrafe ins gefängnis. das stigmatisiert eine gruppe von menschen, deren „falsche angaben“ manchmal überlebensnotwendig waren. damit nicht genug, werden auch noch „rückkehrzentren“ für „ausreisepflichtige“ geplant, um „rückführungen“ effizienter durchzusetzen. also im klartext sammellager zur deportation von menschen, deren verbrechen es ist, ihr leben in sicherheit bringen zu wollen.

im vorfeld zum parteitag der blauen wurde dann der versuch unternommen, all diese unvorstellbaren massnahmen als kluges taktisches manöver von kanzler christian kern und co. darzustellen. den freiheitlichen bliebe schon fast keine luft mehr zum atmen, dort oben am gipfel der rechten phantasien, weil die regierung vorauseilend genau das umsetzt, was die rechten fordern.

rechte politik

sollen wir diese taktik für klug halten? sollen wir applaudieren? oder sollten wir denken anfangen? wenn rot-schwarz schon den lagerbau zum mainstream-fähigen massnahmenpaket erklärt, dann müssen sich die rechten noch eine verschärfung einfallen lassen. kaum auszudenken, was da noch kommen kann.

wer die menschenrechte, die werte einer offenen und partizipativen gesellschaft über bord wirft, träumt vielleicht von mehr stimmen, wird aber beim aufwachen am wahltag bitterböse enttäuscht werden. denn wer wirklich rechte politik will, wird nicht jene wählen, die wohl nur des machterhalts wegen so tun.

purer machterhalt ist ein niedriger beweggrund.

(bernhard jenny, derstandard.at, 9.3.2017)