liebe supermarktkonzerne, so wird das nichts!

seit der zeit nach dem ersten lockdown gehe ich nur mehr mit maske einkaufen, seit herbst nur mehr mit FFP2 masken. abgesehen davon, dass viele menschen noch immer nicht checken, was abstand und distanz bedeutet, bekomme ich jedoch regelmässig an der kassa die krise.

von ca 30 mal einkaufen habe ich erst ein einziges mal erlebt, dass die kassierin (war wirklich kein mann drunter) die maske so getragen hätte, wie es vorgeschrieben ist. regelmässig fällt mir dann die karikatur ein, bei der ein fenster bis zur hälfte mit einem fliegengitter abgesichert ist und sich die bewohner*innen wundern, dass trotzdem fliegen reinkommen.

aber: ich habe offengestanden hemmungen, den kassierinnen vorhaltungen zu machen oder sie aufzufordern, die maske richtig zu tragen. warum ich diese hemmungen habe? weil ich meiner meinung nicht der bin, der das dem personal zu sagen hat. das wäre aufgabe der filialleitungen und der konzernleitungen. wenn diese nämlich das thema unter „is eh wurscht“ abbuchen, dann brauche ich mich nicht zu wundern, warum die mitarbeiter*innen dann sich nicht daran halten.

in zunehmendem masse wird der ursprung der ansteckungen nicht mehr nachvollziehbar. ein grund mehr dorthin zu schauen, wo die angeblich so genau eingehaltenen regeln eben nicht klappen.

jedenfalls fühle ich mich von mal zu mal unwohler.
liebe supermarktkonzerne, so wird das nichts!

________
Bild von lifetesterDOTnet auf Pixabay

die grünen schaufeln sich ihren abgrund selbst.

nach jenem parteitag der grünen in linz, wo peter pilz keinen listenplatz zugesprochen bekommen hatte, habe ich geschrieben:

„heute wurde ulrike lunacek auf einen unsicheren listenplatz gewählt. denn ob die grünen nach diesem selbstleger und angesichts des dreikampfes des mitbewerbs sicher wieder im parlament vertreten sind, muss zumindest als nicht sicher bezeichnet werden.“

wie sehr ich jedoch tatsächlich mit diesen bedenken recht behalten sollte, liess mich dann am wahltag, dem 15. oktober 2017, erschaudern.

was gestern bei den wiener grünen passiert ist, scheint auf den ersten blick vielleicht weniger folgenschwer zu sein. ist doch die ausgebootete birgit hebein in allen stellungnahmen um schadensbegrenzung bemüht. sie schreibt:

„Festhalten möchte ich, dass wir jetzt niemandem den Gefallen tun werden, uns mit uns selbst zu beschäftigen. Unsere WählerInnen haben uns das Vertrauen ausgesprochen und erwarten sich von uns zu Recht, dass wir für eine gute Zukunft der Stadt arbeiten – gerade angesichts der dramatischen Corona- und Klimakrise. Rot-Pink bekommt keine Schonfrist, sie können mit starken Grünen rechnen.“

alles schön und gut. aber hier ist mehr passiert, als der showdown in einem klub, der sich mehr von persönlichen befindlichkeiten als von gesamtstrategischen überlegungen steuern liess.

hier wird auf offener bühne einer von einer breiten basis bestellten parteichefin, einer vorzugsstimmen-kaiserin und einer engagierten politikerin, die das beste wahlergebnis aller zeiten für die grünen in wien eingefahren hat, nicht der verdiente respekt gezollt.

die wohltuend kritische stimme in zeiten der in koalitionsdämmschaum weder bewegungs- noch lärmfähigen regierungsgrünen wäre gerade jetzt so ungemein wichtig, um einen kleinen rest der menschenrechtsorientierten politik in grün erstrahlen zu lassen. dass das reibeflächen ergeben würde, kann in der oppositionsrolle nicht schaden, im gegenteil.

nun aber droht den grünen eine fortsetzung einer tradition: allzu kantig, allzu scharfzüngig, allzu klar in der forderung ist eben selbst in der grünen partei nicht wirklich willkommen. geschmeidigkeit und beliebigkeit ist sicher weniger anstrengend, aber sie führt in den abgrund.

birgit hebein war eine wohltuend klare stimme in zeiten der geknebelten koalitionsgrünen. nun haben die grünen genau diese stimme ausgebootet.

die türkisen freuts, die roten freuts, die pinken freuts.

so schnell, wie die grünen ins parlament und dann in die regierung gelangt sind, so schnell können sie auch wieder rausfliegen. neuwahlen sind nur mehr die frage einer einigermassen abgeflachten covid-kurve. dann wird sich herausstellen, wie fatal die geringschätzung gegenüber birgit hebein war.

die grünen schaufeln sich ihren abgrund selbst.

__________
bild: screenshot fb birgit hebein / bernhard jenny

es gibt kein bettenproblem

landauf landab hören wir die diskussion über die krankenbetten, über intensivbetten, darüber ob genügend vorhanden sind oder eher nicht.

kapazitäten werden in betten angegeben, da gab es offensichtlich in den letzten tagen grosse verwirrung über höchst unterschiedliche angaben und über eine genaue zahl real in den einzelnen bundesländern zur verfügung stehender intensivbetten.

die einen zählten wohl die derzeit vorhandenen, die anderen gaben vielleicht an, wieviele insgesamt aufgestellt oder umgewidmet werden könnten und wieder andere…

wieviele betten tatsächlich bundesweit vorhanden sind, scheint wohl immer noch ein geheimnis zu sein.

wer von betten spricht oder über betten liest, wird sich das sehr schnell vorstellen können: ein krankenbett hat wohl jede*r schon einmal gesehen, ein intensivbett vielleicht nicht alle, aber wir kennen das ja aus diversen fernsehberichten, da hängen dann viele geräte links und rechts und patient*innen werden oft beatmet. also denken wir vielleicht auch noch an die sicher teuren gerätschaften und die notwendige infrastruktur, damit aus einem bett überhaupt ein intensivbett werden kann.

es ist vermutlich mehr als nur ein versehen: was uns im diskurs um diese ominösen zahlen von betten und intensivbetten völlig abhanden kommt, ist der blick auf die wichtigste und gleichzeitig knappeste ressource: mensch.

niemandem ist mit einem intensivbett gedient, wenn es dazu nicht das tatsächlich hochqualifizierte fachpersonal, die intensivkrankenpfleger*innen und die intensivmediziner*innen gibt, die nicht nur die technik zu bedienen wissen, sondern auch beurteilen, welche massnahme sich wie auf die patient*innen auswirkt.

derartiges fachpersonal ist trotz höchstem medizinischem standard in österreich nicht einfach herzuzaubern. die ausbildung kann nicht in einem schnellkurs einfach vermittelt werden, dazu braucht es eben zeit. hier können keine arbeitslosen umgeschult oder bundesheerrekrut*innen eingearbeitet werden.

im gegenteil: selbst intensivpfleger*innen und -ärzt*innen in einer unfallintenisvstation können nicht von heute auf morgen in eine infektionsintensivstation versetzt werden, denn die arbeit in einer infektionsabteilung folgt nochmals ganz anderen kriterien.

betten sind schnell herbeigeschafft. bettgestelle zusammenschrauben wäre ein leichtes. geräte einkaufen vielleicht momentan etwas teuer, aber dennoch sicher machbar.

aber die obergrenze ist eine natürliche, ein menschliche: die personalressource ist die grenze, über die so manche verantwortliche lieber nicht so laut sprechen, denn sie ist wesentlich knapper und unabänderlicher, als jede technische hürde.

was nützen uns messehallen voller betten, wenn das personal für die adäquate pflege nicht vorhanden ist. wer soll da einspringen?

es ist wohl symptomatisch für ein krankes system:
der faktor mensch wurde zulange übersehen.
es gibt kein bettenproblem

_________________

Bild von Sven Kleinschmidt auf Pixabay