populismus. ein weitverbreitetes monster, das unsere demokratischen strukturen vor unseren augen auffrisst. populismus. will niemals wirklich partizipation, sondern billigen beifall. populismus. kein beitrag zur belebung der demokratie, sondern machtsicherung durch halbwahrheiten und lügen.
populismus ist antiintellektuell und ein angebot an jene, die sich durch komplexe themen überfordert fühlen.
populismus ist niemals ehrlich, führt hinters licht und manipuliert. es sind die fremden, die geflüchteten, die migrant*innen, die ausländer*innen, die muslime, die jüd*innen, wer auch immer. die sind an allem schuld. das framing funktioniert. inzwischen glauben schon fast alle, dass es besser wäre, wenn nur „die‟ nicht da wären.
populismus macht die welt wieder einfach. ohne gleichstellung oder emanzipation, ohne menschenrecht, ohne partizipation oder teilhabe, ohne minderheitenrechte, ohne schwule, lesben und transgender, ohne ökologische verantwortung.
populismus nutzt reale probleme, verdreht diese ins absurd-unreale und bietet sich als lösung für ein ständig herbeibeschworenes unbehagen. populismus scheint sich um benachteiligte oder solche, die sich zumindest benachteiligt wähnen, anzunehmen. fake news besorgen das nötige stimmungsbiotop, in dem empörung und rufe nach einer starken lösung wachsen.
populismus ist – egal mit welcher politischen masche, sei es links, rechts oder sonst was – schlicht betrug der wähler*innen. denn dem populismus geht es nie darum, wofür er vorgibt, sich einzusetzen, sondern um macht.
ernsthafte, seriöse diskurse stehen in der krise. intellektuelle verhandlungen sehr komplexer themen werden nicht mehr angenommen. hasspostings, fake news und schlichtes leugnen von tatsachen sind dann plötzlich wählbarer, als wohlabwägende, verantwortliche positionen.
den klimawandel gibt es nicht mehr, das passivrauchen schadet nicht, arme brauche keine unterstützung, arbeitslose keine fortbildung und ältere keine arbeitsplatzoffensive.
dem populismus kann nicht mit populismus begegnet werden. lüge gegen lüge, betrug gegen betrug funktioniert nicht oder wäre zumindest nicht verantwortlich.
verantwortliche politische kommunikation muss durch klarheit, eingängigkeit und daher auch mit entsprechender verkürzung überzeugen. populismus braucht keine langen entscheidungsfindungen, hat schnell lösungen parat, kann spontan sein. den zerrbildern des populismus müssen in adäquatem tempo unmissverständliche echtbilder entgegengehalten werden. antwort auf einen populistischen einzeiler kann kein ausdifferenziertes, mehrseitiges essay fünf tage später sein, sondern muss durch deutlichkeit und einfachheit mit populistischen schnellschüssen mithalten können.
mut zu einer inhaltlich richtigen, aber medientauglichen verkürzung tut not. jenen, deren aufmerksamkeit durch eingängige kurzsignale gewonnen wurde, können tiefsinnigere argumente nachgereicht werden.
das bedeutet nicht, dass vielschichtige, vertiefende und grundsätzliche überlegungen keinen platz mehr haben. die „warums und abers“, die „wenn – danns“, die „im falle von“ und „im übrigen auch“ müssen warten, müssen in die zweite reihe, in vertiefende artikel und diskursveranstaltungen wandern.
alltagskommunikation verlangt verkürzung, die schnell einprägsame bilder generiert.
wenn eine mehrheit diese botschaften versteht, dann heisst das populär.
davor sollte niemand angst haben.
dem populismus kann begegnet werden:
mit verantwortlicher popularität.
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dieser artikel ist in der zeitschrift kranich 2018/1 des friedensbüro salzburg erschienen.
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