es hätte fast jede woche einen anlass für diese zeilen gegeben, aber die „beförderung“ eines ministers, der aus einer ordentlichen innenpolitischen klemme hinaus und hinauf zum eu-kommisar ernannt wird, hat mich sehr stark an meine erfahrungen als mitglied von hearing-kommissionen erinnert.
„wie peinlich! mit der bestellung einer so unqualifizierten person blamiert sich die partei X endgültig!“
so ist es öfter dann zu hören. so war am anfang meiner beobachtungen meine naive reaktion.
denn öfter, also es in der öffentlichkeit wahrgenommen wird, werden personen in ämter gehoben, wo mangelnde qualifikation und hoher anspruch an den posten derart weit auseinanderliegen, dass es unglaublich erscheinen muss, warum sich partei X gerade auf diese person stur festlegt.
bald aber wurde mir ein klares system hinter solchen unmöglichen bestellungen bewusst: machtbeweis.
denn für einen posten wirklich die qualifizierte person vorzuschlagen ist ja eigentlich nur logisch, somit aber kein machtbeweis. sowas kann ja „jedeR!“ das beeindruckt kaum.
aber eine person, über die zb. ausdrücklich bekannt ist, dass sie in ihrer bisherigen beruflichen laufbahn eher durch untätigkeit aufgefallen ist, als durch besondere verdienste, eine person, die sich vielleicht sogar einige „ausrutscher“ geleistet hat und sicher nicht für diesen posten qualifiziert ist – eine solche person DENNOCH vorzuschlagen, durch alle gremien durchzuheben und dann erfolgreich zu bestellen, das hat was: das ist der beweis von macht.
nur eine mächtige partei, mit entsprechenden seilschaften, verbindungen und treuen abnickerInnen kann das meisterstück vollbringen, einen offensichtlichen „bock“ zum „gärtner“ zu machen.
zwei effekte sind dann ziemlich sicher:
je mehr sich dieser eindruck bei möglichst vielen verbreitet, umso schneller wächst die gefühlte macht der parteien.
so kann ich mir auch somanche verschmitzten gesichtsausdrücke besser erklären, wenn es in diskussionen um derartige besetzungen um die frage nach der wirklichen qualifikation ging. da wird gebogen, gelogen, unterstellt und diffamiert was das zeug hält, alles im dienste der macht.
wenn dann auch noch 2 (oder gar 3) parteien in diesem spiel sich gegenseitig abstimmen, zuspielen und pseudoausgewogenheiten vorgauckeln – dann brauchen wir uns nicht mehr zu fragen, warum unsere ämter, institutionen und politik so aussehen, wie sie aussehen: denkbar schlecht, aber mächtig.
achtung: selbstverständlich ist nicht jedeR direktorIN, jedeR leiterIN, jedeR inspektorIn (oder wie sonst die funktion heissen mag) unqualifiziert, und somit nur wegen der partei X in diese position gelangt. da gibt es doch immer wieder ausnahmen, besonders dort, wo es nicht um viel prestige geht, sondern eher um viel arbeit oder wirkliche verantwortung.
aber es gilt:
je wichtiger und bezahlter, desto partei.