matura abschaffen, jetzt!

die chance wäre greifbar: in corona-zeiten haben die schulen sehr viele herausforderungen zu bestehen. da ist jeder unnötige aufwand zu vermeiden. warum also nicht die matura abschaffen?

wer glaubt denn allen ernstes, dass die matura nach mindestens 12 jahren schule so unverzichtbar ist, wie es gerne dargestellt wird? ist nicht vielmehr die tatsache, dass ein*e schüler*in die achte klasse eines gymnasiums positiv absolviert hat, qualifikation genug?

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die aufklärung ist tot.

wir leben in bubbles. in grossen und in kleinen. in manchen jener bubbles, in denen ich mich bewege, macht sich leise hoffnung breit:

in einer findet zum beispiel folgendes statt: wenn erst einmal alles an den unglaublichkeiten rund um ibiza, casino, novomatic, sobotka, blümel und kurz aufgeklärt ist, wenn also einmal alle fakten auf dem tisch liegen, ja dann… (hier kommt dann entweder ein hoffnungsvoller blick oder zumindest ein kurzes aufziehen der augenbrauen, die zwar nicht optimismus, aber immerhin aufkeimende erwartung signalisieren könnte.)

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das verdammte „bisserl“ – schon wieder!

nicht auszudenken, das modellregionen-modell würde auf andere bereiche ausgeweitet werden

ich halte sie für keinen großen wurf. die bildungsreform ist wohl wieder nur ein neues schild, das auf ein veraltetes und verstaubtes system genagelt wird, um den eindruck zu erwecken, es würde sich wirklich etwas bewegen. das kennen wir von den hauptschulen, die im wesentlichen unverändert weiterwurschteln wie bisher, aber jetzt steht „neue mittelschule“ drauf. das dürfte gerade im trend liegen, denn schließlich beruhigen sich konservative kreise gerade wieder einmal mit dem vorangestellten eigenschaftswort „neue“. im wesentlichen also verpackungsdesign.

in einem punkt wäre – mit betonung auf wäre – die bildungsreform spannend, denn eine schule für alle, die für manche wahrlich aus der roten hölle stammende idee der gesamtschule, könnte ein echter meilenstein in eine gute richtung sein. wenn da nicht das wörtchen „modellregion“ wäre.

gewerbeordnung in „modellregionen“?

das bedeutet: eine schule für alle kinder ist gesellschaftpolitisch zwar wichtig, gilt aber nicht überall, sondern nur in „modellregionen“. man stelle sich vor, die erkenntnis, bei ampel-rot stehen zu bleiben, wäre zwar durchgesetzt, aber würde nur in „modellregionen“ gelten. oder eine flexible gewerbeordnung wäre beschlossen, sie würde aber nur in „modellregionen“ gelten. was in „modellregionen“ eingeführt wird, wird also nicht wirklich eingeführt, sondern scheint nur eine – vielleicht sogar gut gemeinte – ausnahme von der sonst immer noch gültigen norm zu sein. schlimm, wenn das schule macht: ehe für alle, steuererleichterung, sozialversicherungsreform und vieles mehr. was, wenn das alles nun nur in „modellregionen“ eingeführt wird? wir haben also eine gesamtschule, aber nur ein „bisserl“. wir sind in österreich. und da haben wir die kultur des schamhaften eventuell-schon-aber-dann-doch-nicht-reformierens zur perfektion getrieben.

das verdammte „bisserl“ – schon wieder!

(bernhard jenny, derstandard.at, 22.6.2017)

sonja hammerschmid: nicht genügend

was bildungsministerin sonja hammerschmid vergangene woche auf den tisch gelegt hat, verrät sehr viel über das ende dessen, was einmal schulreform heissen hätte können. da wir in österreich sind, können wir uns nicht wundern, dass eine reform, die noch nicht einmal begonnen hat, auch schon wieder zu ende ist. denn zwischen den zeilen wird erkennbar, dass die bildungsministerin selbst nicht wirklich damit rechnet, auch nur irgendwohin mit ihrem projekt zu kommen. wer meilensteine weit hinter die nächste nationalratswahl setzt, kann getrost davon ausgehen, dass er/sie es ohnehin nicht mehr umsetzen wird. entweder, weil die spö nicht mehr in der regierung sein wird, oder weil in einer ganz neuen koalition, die sicher keine rotschwarze mehr sein wird, sowieso alles neu gemischt wird.

dennoch ist es wert, manche aussagen von hammerschmid im standard-interview genau zu lesen.

so beschreibt hammerschmid ihren vorschlag der funktion der schulclusterleiter_innen so:

„Was uns aber vorschwebt, ist, dass der Schulclusterleiter künftig die Verantwortung hat. Er wird auch die Konsequenzen tragen. Er wird dafür zur Rechenschaft gezogen, wenn eine Schule nicht so performt, wie sie sollte.“

aktien performen, künstler_innen auf der bühne performen, unternehmen performen. schulen aber sind weder profitorientierte unternnehmen, noch künstlerische betriebe. (was vielleicht sogar eine vision wäre!) schulen sind – besser gesagt sollten – orte sein, wo menschen bildung erfahren, wo menschen in ihrer persönlichkeit und ihrem wissen gefördert und unterstützt werden. schulen sollen keine ausbildungsstätten sein, deren „performance“ am notendurchschnitt der schüler_innen gemessen werden. solche leistungsfeststellungen sind in wahrheit echter unsinn. der neusprech „performen“ in zusammenhang mit schule ist nicht angebracht!

auf die frage nach der gesamtschule antwortet hammerschmid:

„Das wird immer ein sozialdemokratisches Ziel bleiben. Meine Prioritäten sind aber dort, wo ich schnell etwas erreichen kann.“

politisch erfahrene menschen erkennen hier sofort den schönsprech. im klartext heisst dies: „das war einmal ein sozialdemokratisches ziel, aber wir haben das in wirklichkeit längst aufgegeben.“

da es im angeblichen musterland südtirol keine sonderschulen gibt, fragt lisa kogelnik auch hier nach. sie will wissen, wann die sonderschulen in österreich abgeschafft werden. hammerschmid:

„Wir haben derzeit inklusive Modellregionen in Tirol, Kärnten und der Steiermark. Die laufen bis 2020. Zudem gibt es Sonderschulen, die den umgekehrten Weg gehen und sich schon jetzt öffnen. Wir wollen Erfahrungen sammeln und dann schauen, wie wir damit umgehen.“

wenn eine ministerin ankündigt, in vier jahren einmal zu „schauen, wie wir damit umgehen“, so heisst das auch hier, dass die von österreich als verpflichtung unterzeichnete inklusion nicht wirklich ernst genommen wird. so klingen lippenbekenntnisse, die keine echte haltung als basis haben.

dies bestätigt sich auch in ihrem schlusssatz zum thema „kinder mit besonderen bedürfnissen“:

„Auch die soziale Interaktion von Kindern mit besonderen Bedürfnissen und anderen Kindern ist irrsinnig bereichernd. Diese Menschen werden Teil der Gesellschaft, die Berührungsängste werden abgebaut.“

wenn kinder erst einmal zu einem teil der gesellschaft „werden“ müssen, weil sie als solche offensichtlich bis dato noch gar nicht wahrgenommen werden, dann gute nacht. nur eine ganze gesellschaft ist eine gesunde, eine gesellschaft, aus der niemand ausgeschlossen wird. wer das einmal verinnerlicht hat, der wird in der derzeitigen segregation im schulsystem und in der arbeitswelt ein defizit erkennen, das besser gestern als heute gelöst werden muss. „wir werden uns das dann anschauen“ ist definitiv zu wenig.

gut dass es kein ziffernzeugnis für minister_innen gibt.
(ich halte ziffernzeugnisse auch für schwachsinn.)

sonst hiesse es
(statt „hat die inhalte noch nicht richtig erfasst / mit material / ohne material“)
sonja hammerschmid: nicht genügend


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foto: © Parlamentsdirektion / Johannes Zinner

warum wir sonderschulen abschaffen müssen

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bernhard jenny tritt für die abschaffung von sonderschulen ein und sieht inklusion als menschenrecht

gertraud zeilinger tritt in ihrem userkommentar für den erhalt der sonderschulen ein. und geht dabei von leider falschen bildern aus.

wenn sie beispielsweise meint, dass jemand mit zahnschmerzen auch zu einer zahnärztin geht und nicht zu einer allgemeinmedizinerin, so stimmt das. wenn jedoch die abschaffung von sonderschulen gefordert wird, ist nicht gemeint, dass das fachwissen, das für eine individuelle pädagogische betreuung von kindern (mit oder ohne den stempel „förderbedarf“) vonnöten ist, verschwinden soll. im gegenteil: dieses wissen (vulgo sonderpädagogik) sollte nicht abgeschafft, sondern in den normalablauf der schule eingebracht werden.

leider glaubt gertraud zeilinger, dass das, was sie früher als „eintopfklasse“ erleben und praktizieren musste, das vorbild für „inklusion“ wäre. da würde mir auch (wie sie über sich selbst berichtet) schlecht werden, wenn inklusion wirklich nichts anderes bedeutete, als einfach die unterschiedlichen dispositionen und bedürfnisse von kindern und jugendlichen zu ignorieren.

inklusion ist menschenrecht

als mitbegründer der ersten integrativen volks- und hauptschulen in salzburg habe ich das ganz anders erlebt. das ziel, allen kindern einen gemeinsamen zugang zum sozialen ort schule zu bieten und ihnen dabei auch jeweils ihren individuellen weg in der bildung anzubieten, trieb uns damals an, trotz vieler widerstände, diese projekte zu initiieren. seit damals sind viele jahre vergangen, wir sprechen mittlerweile von inklusion und meinen damit einen grundsätzlichen anspruch an unsere gesellschaft.

inklusion. nein, das ist keine option. inklusion ist menschenrecht. für alle.

es ist neben vielen anderen engagierten menschen in unserem land auch dem heutigen behindertenanwalt erwin buchinger zu verdanken, dass österreich die un-konvention über die rechte von menschen mit behinderungen ratifiziert hat. kein wunder also, dass diesem engagierten kämpfer für die inklusion langsam der kragen platzt. allerorts scheint der „sonderpädagogische förderbedarf“ (spf) zu fröhlichen urständ der sonderschulen zu führen. denn das „stigma“ spf wird in seinen augen leichtfertig verhängt, um den sonderklassen und sonderschulen eine finanzielle beziehungsweise personaltechnische absicherung zu geben. nicht berücksichtigt wird dabei, dass die betroffenen dadurch im wahrsten sinne des wortes „abgestempelt“ werden.

„modellregionen“ für inklusion

wenn ministerin gabriele heinisch-hosek kürzlich meinte, dass die „sonderschule bis 2020 zur ausnahme“ werden soll und ohnehin „modellregionen“ geplant seien, in denen flächendeckend inklusive bildung angeboten werden soll, dann klingt das für gelernte österreicher_innen wie die verschiebung auf den berühmten sankt-nimmerleins-tag.

wenn sechs jahre nach inkrafttreten der un-konvention über die rechte von menschen mit behinderungen erst an „modellregionen“ gedacht wird, klingt das eher beunruhigend, weil sehr verdächtig nach aussitzen und schwerfälligkeit des schulsystems.

würden wir „modellregionen“ auch bei anderen menschenrechten einrichten müssen, um zu sehen, ob und wie sich das umsetzen lässt? wie wäre es, wenn wir die steiermark oder vorarlberg zur „modellregion“ für meinungsfreiheit erklären, mal schauen, wie das funktioniert, während anderswo die freie meinung längst nicht geäußert werden dürfte?

es ist wirklich beschämend, wie wir uns vom „system“ lähmen lassen. das ist die schlimmste behinderung, weil wir sie selbst erzeugen und anderen zumuten. wer sonst ist das system, wenn nicht wir alle selbst?

neu anfangen

sonderschulen, sonderanstalten, sonderprogramme. schluss mit dem sortieren von menschen.

wir müssen das bestehende system vergessen und ganz neu anfangen. nicht umbauen, nicht testen, nicht adaptieren, sondern grundsätzliches erkennen: erkennen, dass alle menschen gleich sind und den gleichen zugang zu uns allen, also unserer gesellschaftlichen gemeinschaft, zur bildung und zu chancen und damit letztlich auch zu sich selbst haben müssen. alles andere ist längst nicht mehr tragbar. weder inner- noch außerhalb von „modellregionen“.

lisa nimmervoll fordert im standard: „die sonderschule gehört abgeschafft. 26. oktober ist nationalfeiertag, der neutralität gewidmet. inklusion ist nichts für neutrales sich-raushalten. es wäre ein schöner anlass, wenn die feiernde nation ein zeichen setzen würde, dass in diesem land alle menschen, egal ob „behindert“ oder nicht, reich oder arm, seit generationen ‚hiesig‘ oder immigriert, platz und die gleichen rechte und chancen haben. wir sind alle anders.“ sie spricht damit deutlich an, dass es schnell gehen muss. bis oktober wäre gerade noch zeit.

inklusion verträgt weder zeitlichen aufschub noch räumliche einschränkung. nur inklusion ist inklusion.
(bernhard jenny, derstandard.at, 12.9.2014)

nur inklusion ist inklusion.

inklusion eilt

inklusion. nein, das ist keine option. inklusion ist menschenrecht. für alle.

es ist neben vielen anderen engagierten menschen in unserem land auch dem heutigen behindertenanwalt erwin buchinger zu verdanken, dass österreich die „UN-konvention über die rechte von menschen mit behinderungen“ ratifiziert hat. kein wunder also, dass diesem engagierten kämpfer für die inklusion langsam der kragen platzt. aller ortens scheint der „sonderpädagogische förderbedarf“ zu fröhlichen urständ der sonderschulen zu führen. denn das „stigma“ SPF wird in seinen augen leichtfertig verhängt, um den sonderklassen und sonderschulen eine finanzielle bzw. personaltechnische absicherung zu geben, ohne dabei zu beachten, dass die betroffenen dadurch im wahrsten sinne des wortes „abgestempelt“ werden. (siehe artikel heute im standard)

wenn nun ministerin gabriele heinisch-hosek ganz schnell reagiert und die lage beruhigen will, in dem sie ankündigt, dass die „sonderschule bis 2020 zur ausnahme“ werden soll (siehe standard) und ohnehin „modellregionen“ geplant wären, wo flächendeckend inklusive bildung angeboten werden soll, dann klingt das für gelernte österreicher_innen wie die verschiebung auf den berühmten sankt nimmerleinstag, der niemals im kalender steht.

wenn sechs jahre nach inkrafttreten der „UN-konvention über die rechte von menschen mit behinderungen“ erst an „modellregionen“ gedacht wird, klingt das eher beunruhigend, weil sehr verdächtig nach aussitzen und schwerfälligkeit des schulsystems. (tautologie?)

würden wir „modellregionen“ auch bei anderen menschenrechten einrichten müssen, um zu sehen, ob und wie sich das umsetzen lässt? wie wäre es, wenn wir die steiermark oder vorarlberg als „modellregion“ für meinungsfreiheit erklären, mal schauen, wie das funktioniert, während anderswo die freie meinung längst nicht geäussert werden dürfte?

es ist wirklich beschämend, wie wir uns vom „system“ lähmen lassen. das ist die schlimmste behinderung, weil wir sie selbst erzeugen und anderen zumuten. wer sonst ist das system, wenn nicht wir alle selbst?

sonderschulen, sonderanstalten, sonderprogramme.
schluss mit dem sortieren von menschen.

wir müssen das bestehende system vergessen und ganz neu anfangen.
nicht umbauen, nicht testen, nicht adaptieren, sondern grundsätzliches erkennen.
erkennen, dass alle menschen gleich sind und den gleichen zugang zu uns allen, also unserer gesellschaftlichen gemeinschaft, zur bildung und zu chancen und damit auch letztlich zu sich selbst haben müssen.
alles andere ist längst nicht mehr tragbar. weder in noch ausserhalb von „modellregionen“.

lisa nimmervoll fordert heute im standard:

Die Sonderschule gehört abgeschafft. 26. Oktober ist Nationalfeiertag, der Neutralität gewidmet. Inklusion ist nichts für neutrales Sich-Raushalten. Es wäre ein schöner Anlass, wenn die feiernde Nation ein Zeichen setzen würde, dass in diesem Land alle Menschen, egal, ob „behindert“ oder nicht, reich oder arm, seit Generationen „hiesig“ oder immigriert, Platz und die gleichen Rechte und Chancen haben. Wir sind alle anders.

und spricht damit deutlich an, dass es schnell gehen muss. bis oktober wäre gerade noch zeit.

inklusion verträgt weder zeitlichen aufschub noch räumliche einschränkung.
nur inklusion ist inklusion.

schluss mit zukunft.

foto: pommiebastards creative commons (CC BY 2.0)

mitteilung der republik österreich an kinder und jugendliche.

wir können uns eure zukunft nicht mehr leisten.
wir müssen sie kürzen.
bildung kostet.

seid jetzt brav kinder.
nicht schreien oder toben.
ruhig bleiben.

das war der schlimme jörgl.
der hat das geld verspielt.
das geld für eure zukunft.

wie? da sollen auch noch andere dabei verdient haben?
was? ihr wollt das untersucht haben?
wo? im parlament?

nein kinder, so geht das nicht.
ihr müsst das jetzt zur kenntnis nehmen.
wir können uns nur mehr um eliten kümmern.

schluss mit chancen für alle.
schluss mit bildung.
schluss mit zukunft.

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foto: pommiebastards creative commons (CC BY 2.0)

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