spekulationen stoppen! jetzt! (#corona #05)

hilfsprogramme sind fast überall auf der welt angesprungen oder angedacht. überbrückungskredite, soforthilfen, wirtschaftsförderungen. wie weit diese programme auch wirklich die einzelpersonen erreichen werden, ist noch abzuwarten.

ein grosses problem für die zeit nach der krise ist die rolle der masslosen spekulationen. da beginnen ratingagenturen tote in verluste umzurechnen, totalausfälle in währungssummen und staatshaushalte von ramsch bis weniger ramsch krankzurechnen.

zusätzlich läuft die ganz normale börsenspekulation weiter, nicht überall sind leerverkäufe ausgesetzt und deshalb kann frischfröhlich weiter spekuliert werden. arbeitslose sind da kein problem, dividenden heisst das glück.

der turbokapitalismus wird das feld nicht freiwillig räumen. die regierungen werden ihren spendengeber*innen keine schwierigkeiten bereiten wollen. es bräuchte schon eine breite öffentliche meinung, um das geschehen in ratingagenturen und spekulationsbörsen als das zu brandmarken, was es ist: unanständig. obszön.

dass die gesundheitssysteme in vielen ländern so unendlich ausgezehrt sind und deshalb noch lange vor dem eigentlichen höhepunkt der krise bereits in die knie gehen ist das ergebnis eben dieser prozesse, wo geld mehr zählt als leben, wo gewinnmaximierung als menschenrecht definiert wird, während flüchtende menschen als opfer an den aussengrenzen ihr leben lassen sollen.

der britische premier wurde von einer erdrückenden öffentlichen meinung gezwungen, in seinem umgang mit covid einen 180 schwenk hinzulegen. es geht also, wenn genügend menschen wollen. warum haben sie gewollt? weil sie schlicht angst um ihr leben und das der ihren hatten.

es muss also nur klargestellt werden, wie tödlich der turbokapitalismus ist. schon sehr lange und oft weit weg von uns. in diesen monaten nun auch direkt in unserem lebensbereich. setzen wir ein ende!

spekulation gegen staatshaushalte und sozialsysteme, nackte gewinnsteigerung für wenige spekulant*nnen auf dem rücken von kranken, ist tödlich. mal ganz schnell, mal zeitverzögert.

ächten wir die spekulation gegen das leben.
zwingen wir unsere politiker*innen der obszönen geldgier einen ersten kleinen riegel vorzuschieben.

schliessen wir börsen und ratingagenturen bis jahresende, oder am besten für immer.

spekulationen stoppen! jetzt!

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

feiger zynismus

was merkel und westerwelle heute in deutschland als die lösung des haushaltproblems präsentiert haben, ist weder ehrgeizig noch zukunftsweisend, sondern feige und zynisch. arbeitslose, kranke, alte und kinder sollen sich kürzungen gefallen lassen, während die profiteure der krise sich krumm und dämlich lachen können, denn ihre immensen gewinne bleiben unangetastet.

wir werden zeuge einer schamlosen streichung dringender sozialer unterstützungen für die ärmsten und schwächsten, weil die politik nicht in der lage ist oder nicht sein will, der spekulation, dem „kapitalverbrechen“ im wahrsten sinne des wortes einhalt zu gebieten.

sozialer friede ist aber keine romantische vision, sondern die voraussetzung für die stabilität und sicherheit in unserer gesellschaft: einmal ins wanken gebracht wird er nicht so schnell wiederkehren, denn dann werden wohl jene urkräfte freien lauf erhalten, zu deren immerwährenden eindämmung die europäischen demokratien einmal angetreten waren.

wie lange ist das her?

kopfstand unserer werte?



in den dreissiger jahren hat der argentinier enrique santos discépolo einen tango geschrieben, der weltruhm erlangte, obwohl oder weil er so schön fatalistisch ist. in „cambalache“ heisst es:

Que el mundo fue y será una porquería ya lo se
en el quinientos seis y en el dosmil también…

also auf deutsch: „dass die welt eine schweinerei war und sein wird, das weiss ich schon, im jahr 506 und im jahr 2000 auch …“

für discépolo mag das jahr 2000 weit weg gewesen sein, für uns muss aber jahre nach der jahrtausendwende leider die erkenntnis gelten, dass der tango wohl durch die realität noch übertroffen wird.

da verlieren kleine arbeiterInnen und angestellte ihre jobs, weil sie flaschenpfandbons oder 4 (ja vier) maultaschen gestohlen haben, während andere sich millionen und milliarden auf konten in steueroasen verschieben und dafür noch wahnsinnsgehälter, boni und sonstige peanuts einstecken.

da wird ein kapitän, der hungernde flüchtlinge aus ihrer seenot rettet und damit vor dem sicheren tod bewahrt, wegen schlepperei vor das gericht gestellt, während in unseren schubhaftsgefängnissen flüchtlinge krepieren.

da „übersehen“ staatsanwälte über hundert seiten starke anzeigen, weil sie sich gegen die falschen richten, obwohl von der presse regelmässig nachgefragt wird, ob in diesem fall was weitergeht.

die beispiele könnten endlos fortgesetzt werden, einige davon waren hier in diesem blog schon thema.

welche werte zählen nun in unserer welt wirklich?
laufen wir nicht hinter trugbildern her, die uns über gerechtigkeit, menschlichkeit und würde was erzählen, während die praxis der grossen welt ganz anders funktioniert?
sind wir naivlinge, wenn wir glauben, es müsste sich was ändern, zum besseren, zum offeneren, zum gemeinsamen hin?

fest steht, mit perspektivenwechsel allein ist es nicht getan: auch wenn wir uns auf den kopf stellen, werden die praktizierten werte nicht menschlicher.

in discepolos „cambalache“ heisst es am schluss, dass alles egal sei, „egal ob einer tötet oder heilt“. wenn wir eine lösung nicht nur suchen, sondern auch finden wollen, müssen wir wieder lernen, wahrzunehmen und klar zu benennen, was uns tötet und was uns heilt.

nicht weniger als ein neuanfang müsste her.

wo ist der fehler?

soeben auf ORF ONLINE gelesen:

Trotz steigender Arbeitslosigkeit scheint es in der Finanzbranche wieder aufwärtszugehen. Die zweitgrößte US-Bank JPMorgan überraschte am Mittwoch mit einem Gewinn von 2,4 Milliarden Euro. Auch bei Gehältern und Bonuszahlungen greifen die Unternehmen wieder tief in die Tasche. Berechnungen des „Wall Street Journal“ zeigen, dass die 23 US-Topbanken heuer über 95 Mrd. Euro an Gehältern zahlen. Das übertrifft sogar das Rekordjahr 2007.

wo ist der fehler?
gleich am anfang!
nicht „trotz steigender arbeitslosigkeit“ sollte es heissen, sondern „infolge steigender arbeitslosigkeit“. oder zumindest umgekehrt: die megagewinne der finanzhaie sind nur in einem system möglich, das die masslose bereicherung auf kosten vieler anderer erlaubt bzw. sogar mit unglaublichen summen fördert!

es ist wirklich unfassbar, was hier passiert. wie lange werden wir da noch einfach zusehen?
wie können wir dagegen aufstehen?

es ist nicht einzusehen

wie bereits in meinem letzten post angesprochen, sind viele „fakten“, die wir scheinbar über agenturmeldungen zur kenntnis zu nehmen haben, einfach nicht mehr akzeptabel.

1. neuerlich gewinne aus spekulationen jener banken, die gerade eben unglaubliche summen von steuerzahlerInnen angeblich dringend benötigt haben.

2. provisionen und boni-zahlungen an bankenmitarbeiterInnen, die die ausgewiesenen gewinne der banken übersteigen

3. sozial- und krankenversicherungen und pensionskassen, die um ihre existenz zu kämpfen scheinen, immer mehr beiträge einheben (müssen?) und dabei immer weniger leistungen bezahlen (können?).

4. selbst für die dringensten projekte zum kampf gegen hungertod und krankheiten unter den allerärmsten unserer welt scheinen die mittel immer weniger zu reichen.

an einem ende der menschheit wird die krise zur megachance nochmal viel mehr zu gewinnen, als bisher denkbar war, am anderen ende wird es für immer mehr menschen immer enger und tödlicher.

kaum eine talkshow ist inzwischen am thema „krise und ihre folgen“ vorbeigekommen, dennoch wird selten gründlich nach den ursachen gesucht. fragestellungen nach dem „wie werden wir damit zurecht kommen“ sind häufiger als die eigentlich klar auf der hand liegende analyse, dass es sich ganz wenige auf kosten von sehr vielen sensationell gut gehen lassen. direktes oder indirektes ausspielen einzelner gruppen (junge gegen alte, kranke gegen arbeitslose, ausländerInnen gegen einheimische, bildungssuchende gegen kulturschaffende) gehört zu den beliebten ablenkungsmanövern.

wie falsch und richtig zugleich die aussage „es gibt kein geld mehr“ sein kann, haben wir in den letzten monaten gelernt. nur scheint es inzwischen schon fast egal zu sein, ob jemand das spiel durchschaut oder nicht, es läuft ohnehin unaufhaltsam.

wenn selbst obama resigniert feststellen muss, dass aus der krise nicht gelernt wurde, dann muss uns klar werden, dass da niemand ist, der lernen wollte.

es ist nicht einzusehen, es ist nicht hinnehmbar, was sich hier abspielt. vielfach höre ich von menschen, die schon länger versuchen, bewusst ihr leben zu gestalten, dass eine zeit der veränderung und des umbruchs auf uns unaufhaltsam zukommt. mag sein, kann ja auch gut sein, wenn dringende einsichten – wie jene, dass wir alle auf dieser einen welt gemeinsam leben – sich wirklich durchsetzen.

mich persönlich beunruhigt aber die gefühlte notwendigkeit von veränderung gepaart mit der brutalen unverschämtheit der wenigen. wenn wir nicht aufpassen, dann steuern wir unter umständen auch wieder auf kriege zu. allerdings müssen wir eigentlich zur kenntnis nehmen, dass kriege global gesehen schon lange laufen, auch im direkten zusammenhang mit unseren resourcen. wir leben im frieden, während anderswo schon krieg herrscht.

krieg und krise haben eines gemeinsam: die menschheit als verlierer, unmenschen als gewinner.

%d Bloggern gefällt das: