meike lauggas entlarvt einladungsskandal des orf

der verstörende auftritt eines theaterregisseurs im vergangenen kulturmontag (4.3.2024) ist das ergebnis einer katastrophalen einladung des ORF. peter schneeberger als moderator kann nicht verhindern, dass der nun seit einer ndr-dokumentation in zusammenhang mit missbrauch namentlich genannte theatermacher paulus manker mit etikettierungen wie „kleingeist, blockwart, AMS-zombies“ seinen kritiker:innen blanken zynismus live via fernsehen entgegenwirft. den umstand, dass manche früher die proben verlassen hätten und dadurch letztlich nicht an der endfassung der produktion teilgenommen haben, erwähnt manker als disqualifizierend, während es eigentlich nicht wundern sollte, wenn betroffene so schnell wie möglich das weite suchen.

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opfer. medien. medienopfer?

screenshot orf grafik bernhard jenny

amok. eine tragödie. unfassbar. natürlich versuche der sofortigen vorverurteilung bzw. vereinnahmung im sinne einer hetzerischen kampagne. dem muss entgegengewirkt werden. klar.

es stellt sich heraus: der täter scheint ein gewalttäter mit langer vorgeschichte zu sein. einer, der gewohnheitsmässig zugeschlagen hat, wann immer er es wollte. die frau erzählt ihre geschichte vor laufender fernsehkamera, tränenerstickt ist ihre stimme, sie ist fassungslos. sie erzählt ihr leid, sie berichtet, dass sie immer geschlagen wurde, ob schwanger oder nicht.

gestern erlaubte ich mir meinen protest öffentlich in social media zu formulieren. auf facebook lautete mein eintrag:

ABSURD! eine geschlagene frau tränenaufgelöst vor die kamera in ein exklusivinterview zu zerren, um dem „druck der medien“ zu entgehen, ist scheinheiliger voyeurismus auf tiefstem niveau. mediales ausschlachten einer menschlichen katastrophe bringt sicher quote. hat aber mit journalismus nichts zu tun.

das löste jedoch mehr diskussion aus, als ich vermutet hatte.

so meldete sich angelika a., psychologin für kinder- und familienbehandlung lt. fb-profil:

oh, das sehe ich aber GANZ anders. Hier wurde deutlich, was für eine Sorte Täter der Mann ist. Ein ganz normaler gewalttätiger Ehemann. Kein Salafist. Kein Islamist. Nein, einer der vielen „Familienväter“, gewalttätig und alltäglich in seiner Grausamkeit. Auf keine andere Weise hätte das so eindringlich klargemacht werden können. Und ich wünsche mir Männer, die das nicht nur erkennen, sondern eine eindeutige und unmissverständliche Haltung einnehmen gegen solche Männer, die das Wort Ehemann und Vater nicht verdient haben.

darauf meine antwort:

bezüglich klar gegen gewalt und grausamkeit eintreten bin ich zu 1000% dabei… aber dass das auf kosten der frau gehen soll, ist eben absurd.
(…)
es gäbe viele formen, die inhalte um die es dir hier geht verantwortungsvoll und mit breitenwirkung zu transportieren, ohne die frau tränenerstickt vor die kamera zu setzen. das löst bei manchen wieder ganz was falsches aus und befriedigt u.a. sensationsgeile voyeure (hier mal bewusst nicht gegendert).

zahlreiche diskussionsbeiträge folgten, bis sich dann gerhard t. überraschend offen zu wort meldete:

Ich war lange Zeit als Reporter bei THEMA tätig. Leider wurde der Quotendrang und die „Rampengeilheit“ des Moderator Feurstein immer schlimmer. Nach Kampusch braucht er einfach immer mehr diese quotenträchtigen Interviews. Die Grenze zwischen Information und Voyeurismus ist schon lange bei THEMA , vor allem bei Herrn Feurstein, verblufft.

eine berufskollegin feursteins vom servus tv, mimi h. meldete sich mit einer ganz anderen meinung:

Ich kenne Christoph Feurstein und weiß, dass ihm die Menschen, die er da interviewt, alles andere als egal sind und dass er keineswegs sensationslüstern handelt. Und auch wenn die Frau in Tränen aufgelöst war und natürlich völlig verzweifelt, so würde ich mich hüten zu behaupten, dass sie vor „die Kamera gezerrt wurde“, so als wäre sie nicht fähig, Entscheidungen treffen zu können. Ihr mit euren Meldungen geilt euch doch auf und verschließt euch der Möglichkeit, dass diese Frau vielleicht das Bedürfnis hatte, ihre Geschichte zu erzählen. Man kann Christoph Feurstein für unsympathisch halten, das ist Geschmacksache, aber ich weiß, dass er ein guter, sehr kluger und sehr mitfühlender Mensch ist.

inzwischen haben viele die sendung gesehen. die meinungen dürften weiter sehr geteilt sein.

die häusliche bzw. familiäre gewalt ist ein sehr wichtiges thema. das auch enttabuisiert gehört. nur mit einem klaren und unmissverständlichen STOPP jeglicher gewalt auf allen gesellschaftlichen ebenen werden wir weiterkommen.

ob aber ausgerechnet ein medial sehr plump inszeniertes mitleid in form eines tränenerstickten interviews ein geeignetes mittel ist, muss diskutiert werden dürfen.

es ist eine eklatante grenzüberschreitung, wenn ein interview so weit getrieben wird, dass selbst bei der offensichtlich notwendigen beruhigung der frau durch eine begleiterin auch noch die kamera drauf bleibt.

es ist eine eklatante grenzüberschreitung, wenn christoph feurstein am ende des interviews auch noch zärtlich (???) an die schulter greift. ist das der sensible umgang mit einem so ernsten thema?

abgesehen davon, dass grundsätzlich alles, was uns medial mit grosser wucht reingedrückt wird immer auch kritisch zu hinterfragen ist:
es gibt solche und solche journalist_innen. es gibt solche und solche medien. ob im staatlichen fernsehen, rundfunk, ob in den privaten sendern oder den freien medien: überall kommt alles vor: sternstunden des journalismus und tiefpunkte der bedenklichen art.
ich halte dieses „thema“-interview für einen tiefpunkt.

opfer. medien. medienopfer?

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bild: screenshot orf thema bearbeitet von bernhard jenny cc by

dieser artikel ist am 30.6. auf fischundfleisch.com erschienen und ist auch dort aufrufbar

der tod von tugçe muss konsequenzen in uns allen haben.

foto: onnola creative commons by sa

zwei frauen werden von drei männern vor der toilette eines fast-food-restaurants in offenbach angegriffen, vermutlich auch sexuell bedrängt, tugçe sieht nicht weg, sie geht dazwischen, will den streit schlichten. einer der angreifer, ein 18-jähriger, schlägt der 22-jährigen tugçe albayrak in folge derart brutal gegen den kopf, dass sie darauf trotz notoperation zwei wochen im koma lag und nach dem festgestellten hirntod zwei wochen später den verletzungen erlag. ihre lebenserhaltenden geräte wurden genau an ihrem 23. geburtstag abgeschalten.

viele erschüttert dieses geschehen. verständlicherweise. was seither auf diversen internetseiten und in diskussionsforen abgeht, ist sowohl beeindruckend, aber auch beängstigend. da sind einerseits jene, die in der beherzten aktion von tugçe ein heldenhaftes beispiel für zivilcourage sehen, da sind andere, die sich darin bestätigt fühlen, eben nicht dazwischen zu gehen, denn hier würde ja klar sichtbar, wie das enden kann.

während die einen ein postum verliehenes bundesverdienstkreuz für die deutsche tugçe fordern, ergehen sich andere in rassistischen und fremdfeindlichen diskussionen, der migrationshintergrund bei tätern wie opfer wird hier zynisch hin- und herdiskutiert. und natürlich wird auch der „her mit schärferen strafen“-reflex aktiviert. ist das die lösung?

tugçe ist tot. tugçe wurde für viele zum symbol. tugçe ist ein einzelfall. oder eben nicht. tugçe albayrak oder dominik brunner müssen uns alarmieren: gewalt und hass dürfen niemals einfach mit achselzucken in kauf genommen werden.

was ist mit denjenigen, die nicht hinschauen, nicht dazwischen gehen, die gleichgültig bleiben. sie geben der gewalt indirekt immer mehr raum, lassen die aktionen der „couragierten“ zu mitunter lebensgefährlichen einzelaktionen werden.

die kernfrage lautet:
isoliert eine um sich greifende gewalt die wenigen couragierten, weil die masse gleichgültig wegsieht, oder isoliert eine couragierte gesellschaft die gewalt, weil allen selbstverständlich ist, wie tugçe albayrak zu handeln.

damit wären wir bei der frage, wie solidarisch unsere gesellschaft, wie inkludierend und verbindend sie wirkt und ist. schafft unsere gesellschaft rahmenbedingungen des sozialen friedens oder ist sie opfer entsolidarisierender, verrohender kräfte?

tugçe wurde mit ihrem tod zur organspenderin.
wohl eine der höchsten formen der persönlicher solidarität mit anderen.
trauer um tugçe als medialer hype reicht nicht.
der tod von tugçe muss konsequenzen in uns allen haben.

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foto: onnola creative commons by sa

schaffen wir gefängnisse ab!

foto: michael coghlan_creativecommons_by_sa

der österreichische strafvollzug kommt nicht aus den schlagzeilen. vergewaltigungen, sexuelle belästigungen, schwarzhandel, mordversuch, tödlich „zu heiss“ gebadete gefangene, verwahrloste gefangene, usw. (heutiger bericht)

bei einem als typisch österreichisch anzunehmenden vertuschungsgrad sind die dinge, die ans „tageslicht“ geraten viel zu viele. sie reichen aus um klar sagen zu können:

der strafvollzug steckt in der krise. wir brauchen komplett neue konzepte für justizanstalten.

solange strafvollzug menschen in gefahr, bedrohung und not bringt, kann keine „resozialisierung“ gelingen? wenn wir ersttäter, oft jugendliche, in einer brutstätte der gewalt stecken, welche botschaft gibt damit die gesellschaft diesen menschen?

ja selbst schwerstverbrecher und wiederholungstäter dürfen in keinem fall zu entrechteten kreaturen degradiert werden, die in den „selbstmord“ getrieben werden, wenn nicht sogar versucht wird, sie umzubringen. menschenrechte gelten für ALLE!

eine gesellschaft, die will, dass menschen sich an die regeln der menschlichkeit und der demokratischen gesetze handeln, darf gerade im strafvollzug genau diese werte nicht verraten.

es reicht keine simple gefängnisreform.
wir brauchen einen zeitgemässen umgang mit menschen, die sich etwas zu schulden kommen haben lassen, wir brauchen deren aktive und nach allen erkenntnissen der modernen psychologie gestaltete hinführung zur reifung der menschen.

dass straftaten konsequenzen haben müssen, ist klar. dass wir aber in der gestaltung der massnahmen endlich das finstere mittelalter hinter uns lassen sollten, sollte auch klar sein. dazu müssen wir uns von vielen, sehr vielen scheinbar selbstverständlichen bildern verabschieden und alles neu denken. beginnen wir gleich mit einem zentralen bild:

schaffen wir gefängnisse ab!

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foto: michael coghlan creativecommons lic by sa

vizebürgermeister preuner solidarisiert sich mit rassistischen rollkommandos?

foto: féileacán creative commons http://www.flickr.com/photos/pamilne/5195446662/sizes/l/in/photostream/

„rumänische bettler“ heisst das feindbild. „zigeuner“ hört man dann in den strassengesprächen. was letztes wochenende in salzburg passiert ist, macht klar, wie weit es wieder mit dem rassismus und fremdenhass gekommen ist:

der orf berichtet, dass rund 20 jugendliche türken jene menschen, die sich in ein abbruchhaus einquartiert hatten „mit knüppeln vertrieben“ haben. dass die dort zuflucht suchenden nicht nur prekär, sondern verwahrlost war, soll hier nicht schön geredet werden. es sind menschen aus den ärmsten gebieten unseres grossen europas, die in die reichsten gebiete vorstossen, menschen, für die die krümmel, die von unseren tischen fallen noch ein festessen sind.

dass ein solcher übergriff auf roma mitten in salzburg überhaupt stattfinden kann, ist alarmierend. besonders deshalb, weil es nicht das erste mal ist, dass solche attacken passieren, die behörden wissen also längst von der gefahr.

bezeichnend aber ist, dass sich die öffentlichen kommentare von polizei und politik mehr oder weniger direkt mit jenen, die die bettelnden menschen mit knüppeln vertrieben haben, solidarisieren:

nicht nur dass der stadtpolizeikommandat manfred lindenthaler lt. orf das ganze als einen „unerfreulichen zwischenfall“ verharmlost, kommt er auch im gleichen atemzug gleich auf die „mühsame aufgabe“ zu sprechen, die bettler zu kontrollieren. wären besser kontrollierte bettler etwa nicht von den knüpplern vertrieben worden?

es sieht fast so aus, als hätten die türkischen jugendlichen die drecksarbeit ganz im sinne von polizei und stadtpolitik erledigt: so berichtet der orf die aussage von vizebürgermeister harald preuner, dass die stadtpolitik ohnehin schon alles tue, um „ihnen den Aufenthalt so unangenehm zu gestalten wie möglich.“

arme menschen, männer, frauen, kinder, babies mit brachialgewalt aus ihren notunterkünften zu prügeln, das dürfte dann wohl dem politischen ziel preuners, ihnen den aufenthalt so unangenehm wie möglich zu gestalten, voll und ganz entsprechen.

dass sich der orf auf das niveau herablässt, selbst noch menschliche exkremente gross ins bild zu setzen, soll uns wohl sagen, womit wir es hier zu tun haben: scheisse.

wenn knüppelnde rollkommandos mit fremden wurzeln andere menschen mit anderen fremden wurzeln aus abbruchhäusern rausknüppeln dürfen, weil es ohnehin „allen“ recht ist, ist das (heimlich) gutgeheissene menschenjagd.

offensichtlich erwarten sich manche davon einen punktegewinn. die einen erhoffen sich schulterklopfer, die anderen stimmen.

braune scheisse eben.

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foto: „auschwitz“ by féileacán creative commons flickr

brutale polizeigewalt bei abschiebungsflug

der letzte woche abgeschobene vincent ifeanyi aus nigeria berichtet in einem mir vorliegenden email an ursula omoregie (verein schmetterlinge) von schweren übergriffen der polizei während des deportationsfluges von wien via malta nach lagos (nigeria).

vincent ifeanyi 2008

offensichtlich wurde ein junger schubhäftling während des fluges nicht nur brutal gefesselt, sondern brutal geschlagen und gewürgt.

zitat:

… they were 3 police men who was attacking him, in the plane, he told them to loose the rope they tie on him, he was shouting that they should loose the rope from him that he is not an animal but they beat him up, he was crying and shouting but they did not loose the rope, the police hold him on his throat forcing is head down

vincent berichtet, dass andere passagiere im flugzeug einer italienischen fluggesellschaft heftig gegen die brutalen übergriffe der polizisten protestiert hätten.

weiters gibt der abgeschobene an, dass eine frau, die er als „human rights activist“ bezeichnet (anm. vom „verein für menschenrechte“???) und die der polizei bekannt war, den flug begleitete. die soll das alles mitangesehen haben, daher könnte sie wohl auch von den vorfällen berichten …

„… if she can say the truth.“

einmal in nigeria angekommen, werden die abgeschobenen ihrem schicksal überlassen.

„when they get to Nigeria the Austria police and other police from the EU country did not come down from the plane they will just tell us to see the Nigeria custom and they tell us to get down.. that is how we all get down without the reason for our deportation…“

brutale repression und polizeigewalt ist immer bedenklich. aber dort, wo selten zeugInnen berichten, wo das licht der öffentlichkeit die szenerie nicht ausreichend ausleuchtet, wäre es umso wichtiger, dass derartige vorfälle von wirklich unabhängigen genauestens untersucht werden. allerdings müssen wir uns die frage stellen, ob es die „wirklich unabhängigen“ noch gibt.

der beweis sollte dringenst angetreten werden.

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dazugehörende blogeinträge
21.1.2011
20.1.2011
19.1.2011

ihr kinderinallerfrühmitsturmgewehrverhaftenden!

maedchendeportation

ihr
kinderinallerfrühmitsturmgewehrverhaftenden
psychischkrankeneuerlichtraumatisierenden
schubhäftlingeindenselbstmordtreibenden
menschenwegenhautfarbeverachtenden
mitwasserwerferninsaugetreffenden
innachtundnebelmenschenjagenden
familienauseinanderreissenden
kriegsgeschädigteverachtenden
rassistischwiederbetätigenden
wessenverfassungschützenden
gesetzistgesetzzynikerInnen
demonstrantInnenprügelnden
tränengasschiessenden
toteverheimlichenden
pressebehindernden
antidemokratischen
angstschürenden

ihr
politischverantwortlichen
befehlsempfängerInnen
befehlsausführenden
befehlsgeberInnen

ihr verliert eure und
beleidigt unser aller menschenwürde

wir sagen nicht nur NEIN
wir rufen nicht nur STOPP

wir werden uns euch
wann immer es geht in den weg stellen
und einhalt verlangen

wir werden widerstand leisten
wo immer es uns möglich ist
und menschenrechte einfordern

wir werden uns weder von
terrorparagraphen noch überwachungen
einschüchtern lassen

merkt ihr wirklich nicht
welchen kräften ihr da
erfüllungsgehilfInnen seid?

wir werden nicht zulassen
dass europa wieder untergeht
in der spirale des todes

wir sind fest entschlossen
für ein europa
in dem alle gleich menschenrechte haben