stephane hessel hat uns einen auftrag hinterlassen.

© Superbass / CC-BY-SA-3.0 (via Wikimedia Commons)

ob wir sein „testament“ zu einem platten modeschlagwort werden lassen, oder ob wir es mit wirklichem leben erfüllen, das haben wir in der hand.

„empört euch“ war wohl der verzweifelte versuch eines widerstandskämpfers und mitautors der menschenrechtserklärung, die menschen dieser welt wachzurütteln. er konnte wohl schwer verstehen, wie schnell unsere gesellschaften die lehre aus der tragischen geschichte vergessen konnten. er konnte wohl schwer verstehen, dass gier, habsucht und machtgelüste uns regieren und werte wie solidarität und frieden dem alltagswahnsinn geopfert sollten.

wie musste es für einen kz-überlebenden wirken, dass wir nur wenige jahrzehnte nach dem holocaust in stumpfheit und angst vor „autoritäten“ passiv bleiben, nichts gegen die wahnsinnigkeiten des neoliberalen diktats und die zerstörung der solidarität unternehmen?

kurz, einfach und klar brachte stephane hessel in seiner streitschrift „empört euch“ seine gedanken auf den punkt. es ist kein vermächtnis einer einzelperson, sondern eine bis zum letzten moment seines lebens laut erhobene stimme im namen von millionen für viele andere millionen.

alle, die eine wirkliche demokratie und eine humane gesellschaft wollen, sind dringend aufgerufen, sich für diese aktiv einzusetzen. und haltung zu beweisen.

empörung darf nicht zur mode werden.
empörung muss stören.

stephane hessel hat uns einen auftrag hinterlassen.
r.i.p.

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foto: © Superbass / CC-BY-SA-3.0 (via Wikimedia Commons)

pfmmphhhh

der pensionfonds
ist känguruh
das billy regal
ist niemals frei gelaufen
das hirschgulasch
ist verspekuliert worden
das bioei
ist pferd

pfmmphhhh

foto: bernhard jenny

superwahljahr? es wird sich nichts ändern.

heute italien, morgen kärnten und niederösterreich, übermorgen salzburg, dann deutschland und österreich. also ein superwahljahr! nichts wird so bleiben wie es ist, überall bestehen chancen auf wesentliche veränderungen, alles kann ganz anders werden.

wirklich? oder passt besser: alles könnte ganz anders werden?

wirklich? was kann wirklich anders werden?

superwahljahr bernhard jenny

was hat sich nach den letzten wahlen substanziell verändert? was wurde wirklich entscheidend umgekrempelt? wo wurde ehrlich etwas bahnbrechendes gestaltet?

das farbenspiel ist eine nette unterhaltung für das volk. kurz mal steigen zugriffszahlen und aufmerksamkeiten in den medien. viel geld wird ausgegeben für die show. ihr dürft entscheiden! doch wer das wirklich noch glaubt ist auch schon reingefallen.

wenn die zuseherInnen bei dschungelbrother oder ähnlichen doofprogrammen jemanden rein oder raus wählen, ändert sich deswegen das programm? oder gar der sender? oder bleiben am ende doch die eigentümer der sender die selben?

wir sind längst zuseherInnen beim grössten „holt mich hier rein oder raus“ spiel, das vorgibt, wir könnten wirklich über entscheidendes abstimmen.

in wirklichkeit kostet es den realmächtigen, den weltkonzernen, den investmentnetzwerken und machtzentralen der inzwischen beschutzschirmten banken ein müdes lächeln, wenn heute der und morgen die gerade mal wo das gesicht vor den kameras ins scheinwerferlicht streckt.

selbst die überraschendsten ergebnisse der letzten jahre haben letztlich keine wirkliche veränderung gebracht. (sollte ich eine übersehen haben, bitte melden.) denn viele listen, farben, programme und progrämmchen stehen zur auswahl. doch selbst bei extremen stimmverschiebungen ist an ein echtes umkehren nicht zu denken.

entscheidend ist aber, was nicht zur disposition steht. das system. zugegeben: es ist mir nicht egal, wie weit naziparteien hinauf und hineinkommen in die parlamente. es ist auch nicht egal, welche weltbilder, welche menschenbilder die jeweiligen gremien verfolgen. aber an jenem spiel, in dem die kleinen immer mehr verlieren, die mittleren zu kleinen werden und die grossen immer noch mehr einsacken, an diesem spiel ändert sich rein gar nichts.

wenn wir wirklich veränderung wollen – btw: wer will die wirklich??? –, dann müssen wir uns von diesem system verabschieden. und ein neues entwickeln. eines, das die demokratie lebt und nicht verrät, eines das betroffene entscheiden lässt und nicht scheinabstimmungen veranstaltet. eines, das entscheidet was mit dem geld zu geschehen hat, anstelle sich vom geld steuern zu lassen. eines, das die menschen ernst nimmt, so wie sie sind.

aber das fällt wohl in den bereich der utopie.

superwahljahr? es wird sich nichts ändern.

es herrscht gefahr im verzug

screenshot bernhard jenny

innenministerin
was wäre ein herz
was wäre verstand

innenministerin
wo ist verantwortung
wo ist würde

innenministerin
kinderverschlepperin
lebenszerstörerin
das können wir

innenministerin
sowas geht nur ohne herz
sowas geht nur ohne verstand
wahnsinn

innenministerin
es ist verantwortunglos
es ist ohne jede würde
nur entsetzlich

innenministerin
wer menschen verachtet
wer menschen das leben zerreisst
wer menschen in todesgefahr bringt
um stimmen von menschenverachterInnen
zu gewinnen
muss aufhören
ganz schnell

innenministerin
es wird egal sein
ihr werdet stur weitermachen
ihr werdet euch auf erkenntnisse berufen
ihr werdet die abschiebungen schön reden
ihr vergesst selbst unsere schlimmste geschichte

innenministerin
deportationen sind verbrechen
schluss mit lebensfeindlichem zynismus

innenministerin
menschenrechte sind unteilbar
es herrscht gefahr im verzug

muss europa bulgarien werden?

best practice? ein ministerpräsident tritt zurück. mit dem satz „es ist das volk, das uns an die macht brachte, und wir geben sie ihm heute zurück.“ menschen waren in bulgarien auf die strasse gegangen, weil sie sich nicht wegsparen lassen wollen. und die proteste waren erfolgreich. geht doch.

die armut in europa wächst. in vielen ländern haben menschen von heute auf morgen ihre jobs verloren, junge menschen bekommen nach ihrer ausbildung oder nach ihrem studium erst gar keinen arbeitsplatz, menschen werden aus ihren häusern delogiert und vertrieben, schulden werden dennoch nicht erlassen, menschen bringen sich aus verzweiflung um.

demonstration gegen die kürzungen im bildungswesen sevilla foto: bernhard jenny

auch griechenland, spanien, portugal, italien, rumänien sind schauplätze zahlreicher proteste. das system der ausbeutung der kleinen bleibt dennoch vorerst stabil. selbst wenn zb ein spanischer ministerpräsident rajoy im korruptionssumpf bis zur unterlippe versinkt, er kann sich immer noch auf die legitimation durch die letzten wahlen berufen und mit einer absoluten mehrheit im parlament alles abwürgen, was nach aufklärung riecht. ein sturz der regierung würde auch nur ratlosigkeit auslösen, denn für eine echte umkehr scheint keine partei zu stehen.

was nun in bulgarien scheinbar gelungen ist, wird allerdings nur dann zu einem wirklichen erfolg führen, wenn systemalternativen angedacht werden. was nützt es schon, mal die eine oder die andere parteifarbe an die macht zu wählen, wenn sich das system selbst nicht ändert.

die politik der unzähligen milliarden für einen „rettungsschirm“, der die banken rettet, aber die menschen in die armut treibt, verbunden mit dem spardiktat der grossinquisitorInnen merkel und schäuble ruiniert nicht nur die wirtschaft in zahlreichen ländern, sondern wirft europa in ein neues mittelalter.

alternativlos ist zwar das unwort des jahrzehnts, es bringt aber leider nur zu genau die situation in europa auf den punkt. wir sind alternativlos. wir haben keine vision von einem anderen, gerechteren, sozialeren europa. wir wählen bloss immer wieder die eine oder andere oberflächenfarbe für das eine einzige system, das wir längst in unseren köpfen alternativlos abgespeichert haben.

ein regierungswechsel ist nicht die lösung. ist zu wenig. frankreich hat das in beeindruckender form bewiesen. gegen die erdrückende umarmung einer angela ist eben noch kein kraut gewachsen. selbst das scheinbare aufbegehren eines britischen ministerpräsidenten ist letztlich nur ein wahltaktisches manöver. aber immer innerhalb des alternativlosen sumpfes.

das vertreiben von regierungen hat sinn, wenn eine echte alternative angestrebt werden kann. bloss um nur die tarnfarben des alternativlosen systems auszutauschen, dazu brauchen wir keine pseudorevolutionen.

europa könnte als grosser, faszinierender, alle bereichender und offener kulturraum verstanden werden, der in der lage ist, allen menschen ein leben in frieden und sozialer sicherheit zu ermöglichen. europa könnte vielfalt leben und alle am gestaltungsprozess einer modernen gesellschaft partizpieren lassen.

wie eng muss es noch werden, damit wir das alternativlose system über bord werden um endlich zu gestalten? wie lange noch wollen wir den rechten kleingeistern in die hände arbeiten, in dem wir die vision durch die alternativlosigkeit verraten lassen? wie schlimm muss die lage werden, damit wir europa neu denken?

muss europa bulgarien werden?

der neue papst ist der falsche.

Pileolus http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Pileolus.jpg

wir wissen zuviel:

er wird nur von männern gewählt,
obwohl die welt aus frauen und männern besteht.

er wird nur von alten gewählt,
obwohl die welt aus jungen menschen, solchen mittleren alters und alten besteht.

er wird nur von befangenen machtrepräsentanten gewählt,
die selbst niemals demokratisch legitimiert wurden, obwohl die welt demokratie zumindest als anspruch erkennt.

er wird von tätern gewählt,
die entweder direkt oder indirekt in systematischen missbrauch verstrickt und dadurch mitschuldig sind, aber niemals zu wirklicher aufklärung und öffnung beigetragen haben,
im gegenteil.

er wird von regressiven männern gewählt,
die freiwillig in anachronistischen nachthemden, in seidenem prunk und goldbesticktem ornat herumspazieren, auf fahrenden plattformen und in luxuslimousinen reisen, dicke ringe tragen, sich diese küssen lassen und massgeschneiderte luxusschuhe tragen. was leider nicht nur lächerlich ist, sondern auch viele arme menschen dieser welt verhöhnt.

es bräuchte einen neuanfang.
meinte ein spanischer pfarrer, der selbst mit den armen lebt. wenn ein neuer papst seinen respekt haben wollte, müsste er als erstes den vatikan verlassen, sich weigern ein staatsoberhaupt zu sein, sich allen machtspielchen und lächerlichkeiten entsagen, gemeinsam mit den armen, entrechteten und schwachen dieser welt leben und sich für sie einsetzen. auf deren seite. nicht von oben, sondern von innen.

aber die verweigerung der zukunft hat viele freundInnen.
ähnlich wie bei königInnen und monarchien scheint für viele auch kirchlich die regression
die bevorzugte form der beheimatung zu sein. mit zukunft hat regression beruhigend wenig zu tun. eine zukunft muss ohne papst auskommen.

wir wissen mit sicherheit:
der neue papst ist der falsche.

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