wir leben in bubbles. in grossen und in kleinen. in manchen jener bubbles, in denen ich mich bewege, macht sich leise hoffnung breit:
in einer findet zum beispiel folgendes statt: wenn erst einmal alles an den unglaublichkeiten rund um ibiza, casino, novomatic, sobotka, blümel und kurz aufgeklärt ist, wenn also einmal alle fakten auf dem tisch liegen, ja dann… (hier kommt dann entweder ein hoffnungsvoller blick oder zumindest ein kurzes aufziehen der augenbrauen, die zwar nicht optimismus, aber immerhin aufkeimende erwartung signalisieren könnte.)
in einer anderen höre ich: wenn wir nur endlich klar machen, dass das verrotten lassen von menschen nicht geht, dann werden wir sie schon überzeugen. „sie“ sind jene, die sich erstaunlich standhaft seit jahren gegen jegliche menschlichkeit stellen und tatsächlich sich von ertrinkenden, verzweifelten, zerstörten menschen nicht beeindrucken lassen. die „anderen“, sind jene, die immer noch glauben, dass es nur drastisch genug dokumentiert werden müsse, was die „bei uns nicht“-politik tatsächlich für kinder, mütter, väter oder überhaupt für geflüchtete menschen bedeutet.
in einer deutschen bubble hoffen manche nun nach jahren endlich beweise rechtsgültig werden zu lassen, dass die AfD rechtsextrem ist. das ist zwar längst keine frage mehr, aber die geduldige, rechtskonforme aufarbeitung von beobachtungen und analysen soll beweisen, dass das auch wirklich so ist.
wieder eine andere bubble: in den usa glauben viele, dass nach minutiöser rekonstruktion der ereignisse vom sturm auf das capitol klar werden müsste, dass trump der verantwortliche und die hetze der republikaner nicht mehr wählbar sein dürften.
alle die menschen in den hier geschilderten bubbles übersehen aber etwas entscheidendes. aufklärung war vorgestern, wissenschaft war vorvorgestern und faktenbasiertes arbeiten ist ein nogo. unsere schulen sollten im sinne eines zukunftssicheren erziehungskonzeptes nicht mehr „1+1=2“ verbreiten. denn was ist, wenn das kind das einfach nicht will? haben wir nachgedacht, ob das kind nicht viel lieber wie pippi langstrumpf sagt: „zwei mal drei macht vier, widewidewitt und drei macht neune, ich mach mir die welt, widewide wie sie mir gefällt.“
was astrid lindgren als sinnbild für kindliche verspieltheit und lust am kreativen jonglieren verstanden hat, wird in unseren zeiten zur rache an der aufklärung.
wer will sich schon von fakten zwingen lassen?! wer will sich von greta thunberg sagen lassen, dass endlich was zu unternehmen sei, dass es so nicht weitergehen kann?
vielleicht sollten die schulen nicht „1+1=2“-aufgaben stellen, sondern: „1+1=? – suche ein ergebnis, das dir gefällt und überzeuge mindestens ein drittel deiner klassenkamerad*innen davon.“ das wäre dann vorbereitung auf eine politische laufbahn.
wenn wir alle sms offen lesen können werden, wenn wir alle geschredderten platten rekonstruiert und von jedem kinderwagen-laptop das backup kennen werden: was wird dann wirklich geschehen?
wenn wir dann wissen, wo strache die wahrheit gesagt hat und wo gelogen, wenn nehammer eingestehen müsste, dass es pannen gegeben hat, wenn gesetze tatsächlich auf bestellung von spender*innen beschlossen worden sind: was wird geschehen? die fakten werden so erdrückend nüchtern und ermüdend sein, dass vielen einer, der das als „medienhype“ und „lügeninszenierung“ zusammenfassen wird, gewählt werden könnte.
wenn einmal menschen in flüchtlingslagern sterben und neben den ertrunkenen auf see bestattet werden müssen, was wird passieren? es wird grausam und ernüchternd sein, aber viele werden jenen recht geben, die angst vor „noch mehr terror“ haben. das zieht immer.
die AfD könnte mit brief und siegel als rechtsextrem bestätigt werden: was ändert es? die einen haben sie sowieso nie gewählt und so manche werden sie dann erst recht genau deswegen wählen.
wie chancenlos die verfolgung eines praktisch nachweislichen hochverrats durch einen abgewählten präsidenten bleiben wird, erleben wir gerade live auf den us-channels.
beweise, die auf dem tisch liegen, für korruption, bestechlichkeit, menschenverachtung, faschismus und rechtsextremismus, hochverrat und hetze, sind nichts mehr wert. jede*r darf sich aussuchen, wie diese fakten zu bewerten sind, jede*r schafft sich seine eigene wahrheit, seine alternative facts.
die aufklärung ist tot.
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Bild von Alexandra A life without animals is not worth living auf Pixabay
Hat dies auf akinblog rebloggt.
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