die aufklärung ist tot.

wir leben in bubbles. in grossen und in kleinen. in manchen jener bubbles, in denen ich mich bewege, macht sich leise hoffnung breit:

in einer findet zum beispiel folgendes statt: wenn erst einmal alles an den unglaublichkeiten rund um ibiza, casino, novomatic, sobotka, blümel und kurz aufgeklärt ist, wenn also einmal alle fakten auf dem tisch liegen, ja dann… (hier kommt dann entweder ein hoffnungsvoller blick oder zumindest ein kurzes aufziehen der augenbrauen, die zwar nicht optimismus, aber immerhin aufkeimende erwartung signalisieren könnte.)

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schluss mit religion.

in den letzten wochen und tagen kochen fragen der gesellschaft hoch, denen wir uns verantwortungsvoll zu stellen haben. wir dürfen uns nicht um antworten drücken. eine dieser fragen ist jene nach der rolle der religion(en) in unserer gesellschaft. auffällig oft und demonstrativ werden aussagen eingefordert und getätigt. aussagen wie „der islam gehört zu uns.“ „der islam ist eine tatsache.“ anderntags könnten dann noch aussagen nachgeschoben werden „das christentum gehört zu uns.“ „das judentum gehört zu uns.“ „der buddhismus gehört zu uns.“ was heissen solche aussagen genau?

ist es einer aufgeklärten gesellschaft würdig, dass wir den worten von religionsvertreter_innen mehr platz einräumen, als so manchen vernünftigeren kommentator_innen des geschehens? ist der einfluss der kirche(n) und glaubensgemeinschaften neben jenen einflüssen der grossbanken auf unsere gesellschaft wünschenswert und zielführend? oder hemmen solche einflüsse die weiterentwicklung, die aufklärung? in unseren schulen prangen die logos der banken und jene der kirche. ist das wirklich gut so?

manche katholischen kreise erschaudern zwar vor angst über ihre eigenen feindbilder des islam, werden aber den teufel tun, sich gegen den einfluss in das aufgeklärte leben allzudeutlich zu stellen, denn es könnte auch den eigenen machtbereich treffen. selbst der papst entgleist bravourös: in einem gespräch über religion und deren schutz vor satirischen angriffen verglich er solches schon mal salopp mit einem angriff auf die ehre der eigenen mutter, die selbst er schon mal mit einem faustschlag verteidigen würde. welch ein freibrief für alle, die religiöse ideen nicht diskutiert oder angegriffen sehen wollen und dann sich tätlich rächen!

es kann nicht angehen, dass ernsthaft über zensur und verbote, über beschränkungen der meinungsfreiheit und pressefreiheit diskutiert wird oder diese gar verteidigt werden, um nur ja nicht den unmut irgendwelcher fundis (egal aus welcher religionsgemeinschaft!) zu provozieren. eine aufgeklärte gesellschaft muss das aushalten.

und hier ist der punkt: wie aufgeklärt ist eine gesellschaft, die manchen glaubensgemeinschaften den unterricht in staatlichen schulen erlaubt? wie aufgeklärt ist eine gesellschaft, die die trennung von kirche und staat zwar immer wieder behauptet, aber in wirklichkeit längst nicht vollzogen hat? wie aufgeklärt ist eine gesellschaft, die sich an konkordate und andere traktate mit religionsgemeinschaften halten muss? wie lange noch sind z.b. männer, die offen bekennen, dass sie auf ein sexualleben pfeifen, besser für den gesellschaftlichen diskurs qualifiziert als andere? ist das einräumen von unterrichtsmöglichkeiten für möglichst viele religionen wirklich ein ziel der modernen gesellschaft?

in diesen tagen erleben wir unglaubliche vorgänge in gar nicht so fernen ländern. die ereignisse in der türkei haben vielen menschen den schlaf geraubt. und viele erkennen aus der ferne die fatale mischung von religion und politischer macht. es ist daher höchste zeit, auch vor den eigenen haustüren zu kehren!

religionsfreiheit ist auch in einer aufgeklärten gesellschaft ein wert, solange die religion (und die nichtreligion) die persönliche angelegenheit der einzelnen bleibt. wir brauchen eine säkularisierte gesellschaft. dies wäre nicht nur im sinne der gesellschaft, sondern letztlich auch im sinne der religionsgemeinschaften selbst. denn diese von jener unheilstiftenden vermengung von glaube und macht fernzuhalten, ist zum wohle aller beteiligten. religionsfreiheit muss für öffentliche einrichtungen frei von religion heissen.

für legislative, exekutive und judikative und alle öffentlichen institutionen muss also gelten:
schluss mit religion.

 

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dieser text ist in ähnlicher form bereits 2015 und 2012 erschienen und wurde hier nun aufgrund der aktuellen ereignisse überarbeitet und neu veröffentlicht.

 

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foto dragan tatic für bmeia cc licence by (bm sebastian kurz trifft ibrahim olgun, den präsidenten der islamischen glaubensgemeinschaft in österreich)

 

schluss mit kreide und weichspüler

die gestrige erste runde bei der bundespräsidentschaftswahl hat mehr als einen erdrutsch gebracht. die politische landschaft österreichs droht im politischen schlamm unterzugehen. optimistische schätzungen behaupten, dass das wohl das maximale potential für die ultranationalist_innen gewesen sei, aber das ist wenig trost, solange nicht die überwiegende mehrheit der „anderen“ endlich zu einem verantwortungsvollen gemeinsamen nenner finden.

die zahlreichen unterstützer_innen von norbert hofer, allen voran faymann, doskozil, mikl-leitner und kurz haben ganze arbeit geleistet. ihre arbeit ist von einem fulminanten erfolg gekrönt, der allerdings – kleiner schönheitsfehler – auf einem ganz anderen politischen konto aufgebucht wird. frei nach dem motto „meine stimmen sind nicht weg, es hat sie nur ein anderer.“

es wird verdammt schwierig werden, denn allzuviel müsste jetzt innerhalb von 4 wochen passieren (und die vergehen schneller, als gedacht). es müsste eine sehr grosse mehrheit jener wähler_innen, die gestern irmgard griss gewählt haben, für alexander van der bellen stimmen, weiters müssten noch viele nichtwähler_innen ebenso für die demokratie stimmen und dass die stimmen von rot und schwarz unter umständen (trotz der geringen zahl) sowas wie ein zünglein an der waage spielen könnten, sollte allen, die vor hundstorfer oder khol gestimmt haben, auch darüber nachdenken lassen, warum es denn so weit gekommen ist.

es wird verdammt schwierig werden, ein land aus der lähmung und lethargie zu reissen und zutiefst unterschiedliche lager an einem strang ziehen zu lassen. wie werden nichtwähler_innen motiviert?

es wird verdammt schwierig werden, aber es muss sein, wenn es in den nächsten jahren eine positive erneuerung in unserem land geben soll.

es wird verdammt schwierig werden, weil der spitzenkandidat der ultrarechten und alle um ihn rundherum kreide gefressen haben. der schlagende burschenschafter norbert hofer, dessen verbindung die nation österreich für einen historischen irrtum hält, sagt im puls4-interview auf seine angekündigte rolle als „autoritäre figur“ angesprochen, doch glatt: „ich bin ein ganz normaler mensch“! dass solche dinge einfach durchgehen, zeigt, wie weit sich die österreichische öffentlichkeit schon an das ultrarechte klima gewöhnt hat. und ursula stenzel behauptete im puls4-studio ergänzend, die fpö sei „endgültig in der mitte angekommen“. diese art von politischer weichspülerei ist ein betrug, denn in wirklichkeit sind norbert hofer und alle in seiner fpö alles andere als die mitte. schlimmer noch: sie sind in vielen punkten noch radikaler als seinerzeit der nationalheilige jörg haider.

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ich bleibe bei meiner einschätzung, die ich gestern bereits in der sendung wahlschauen auf puls4 abgegeben habe: es geht darum, ob in zukunft eine ultranationalistische oder eine vernünftige demokratische politik gefragt und ermöglicht wird. es geht um viel, um sehr viel.

jetzt ist es höchste zeit, die kreide wegzublasen, den wolf zu enttarnen, die weichspüler wegzugeben und die beinharten folgen einer rechtsextremen politik a la hofer, strache, kickl und co. zu antizipieren. und dies unmissverständlich und klar den wähler_innen zu kommunizieren. jetzt ist die zeit der aufklärung gekommen.

es wird verdammt schwierig werden, weil 4 wochen für eine aufklärung eines grossteils der bevölkerung nur ein wimpernschlag sind. aber es darf nichts unversucht bleiben! alle demokratischen kräfte müssen sich jetzt für ihren kandidaten einsetzen.

schluss mit kreide und weichspüler

 

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bild: screenshot puls4 wahlschauen

schluss mit religion.

Foto: Franz Johann Morgenbesser | VIPevent creative commons licence by sa remixed by bernhard jenny creative commons licence by sa

in den letzten wochen und tagen kochen fragen der gesellschaft hoch, denen wir uns verantwortungsvoll zu stellen haben. wir dürfen uns nicht um antworten drücken. eine dieser fragen ist jene nach der rolle der religion(en) in unserer gesellschaft. auffällig oft und demonstrativ werden aussagen eingefordert und getätigt. aussagen wie „der islam gehört zu uns.“ „der islam ist eine tatsache.“ anderntags könnten dann noch aussagen nachgeschoben werden „das christentum gehört zu uns.“ „das judentum gehört zu uns.“ „der buddhismus gehört zu uns.“ was heissen solche aussagen genau?

ist es einer aufgeklärten gesellschaft würdig, dass wir den worten eines weltfremden kardinals mehr platz einräumen, als so manchen vernünftigeren kommentator_innen des geschehens? ist der einfluss der kirche neben jenen einflüssen der grossbanken auf unsere gesellschaft wünschenswert und zielführend? oder hemmen solche einflüsse die weiterentwicklung, die aufklärung? in unseren schulen prangen die logos der banken und jene der kirche. ist das wirklich gut so?

manche katholischen kreise erschaudern zwar vor angst über ihre eigenen feindbilder des islam, werden aber den teufel tun, sich gegen den einfluss in das aufgeklärte leben allzudeutlich zu stellen, denn es könnte auch den eigenen machtbereich treffen. selbst der papst entgleist bravourös: in einem gespräch über religion und deren schutz vor satirischen angriffen verglich er solches schon mal salopp mit einem angriff auf die ehre der eigenen mutter, die selbst er schon mal mit einem faustschlag verteidigen würde. welch ein freibrief für alle, die religiöse ideen nicht diskutiert oder angegriffen sehen wollen und dann sich tätlich rächen!

es kann nicht angehen, dass ernsthaft über zensur und verbote, über beschränkungen der meinungsfreiheit und pressefreiheit diskutiert wird, um nur ja nicht den unmut irgendwelcher fundis (egal aus welcher religionsgemeinschaft!) zu provozieren. eine aufgeklärte gesellschaft muss das aushalten.

und hier ist der punkt: wie aufgeklärt ist eine gesellschaft, die manchen glaubensgemeinschaften den unterricht in staatlichen schulen erlaubt? wie aufgeklärt ist eine gesellschaft, die die trennung von kirche und staat zwar immer wieder behauptet, aber in wirklichkeit längst nicht vollzogen hat? wie aufgeklärt ist eine gesellschaft, die sich an konkordate und andere traktate mit religionsgemeinschaften halten muss? wie lange noch sind z.b. männer, die offen bekennen, dass sie auf ein sexualleben pfeifen, besser für den gesellschaftlichen diskurs qualifiziert als andere? ist das einräumen von unterrichtsmöglichkeiten für möglichst viele religionen wirklich ein ziel der modernen gesellschaft?

religionsfreiheit ist auch in einer aufgeklärten gesellschaft ein wert, solange die religion (und die nichtreligion) die persönliche angelegenheit der einzelnen bleibt. wir brauchen eine säkularisierte gesellschaft. dies wäre nicht nur im sinne der gesellschaft, sondern letztlich auch im sinne der religionsgemeinschaften selbst. denn diese von jener unheilstiftenden vermengung von glaube und macht fernzuhalten, ist zum wohle aller beteiligten. religionsfreiheit muss für öffentliche einrichtungen frei von religion heissen.

für legislative, exekutive und judikative und alle öffentlichen institutionen unserer staaten muss also gelten:
schluss mit religion.


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Foto: Franz Johann Morgenbesser | VIPevent creative commons licence by sa
remixed by bernhard jenny creative commons licence by sa

missbrauch macht missbrauch

kreuz bernhard jenny

keinem anderen verein würde das zugestanden.
aufklärung von verbrechen „in den eigenen reihen“ anstelle öffentlicher untersuchung, das gibt es sonst nur bei behörden (polizei, justiz, verwaltung) und militär. aber die kirche, die katholische, drängt sich mit allen mitteln aus der öffentlichen fahndung hinaus und flüchtet sich in interne, klammheimliche kommissionsverfahren.

mag sein, dass das manchmal sogar auf emotionale allianzen trifft, denn schliesslich sind auch die missbrauchsopfer oft immer noch im kirchlichen kontext „beheimatet“, sie fühlen sich vielleicht manchmal – trotz allem oder auch in folge des missbrauchsgeschehens – immer noch im halbdunkel der kirchendämmerung wohler, weil sie die öffentlichkeit als grelles scheinwerferlicht fürchten, das ihnen mehr zumuten könnte, als ihnen lieb sein kann.

die tatsache, dass die staatlichen behörden und justiz diesem verstrickten system zusehen und das einziehen einer doppelbödigkeit in der aufarbeitung zulassen, anstatt für glasklare und auch die opfer schützende rahmenbedingungen für eine eindeutige aufklärung zu schaffen, lässt viel über die verstrickung von kirche und staat erkennen.

dass sich die täterInnen hinter den opfern verstecken können, dass sie die ängste und traumas der geschändeten nutzen, um sich selbst aus dem licht zu verdrücken, ist die fortsetzung des missbrauchs.

die klasnic-kommission hat sich – wie aktuelle berichte wieder einmal bestätigen – nicht gerade mit wirklichem opferschutz profiliert, sondern laviert wohl eher konfliktscheu zwischen machtkirche und opferbesänftigung. (siehe ORF)

das scheitern der aufklärung in der deutschen kirche lässt erkennen, dass dieser verein nicht wirklich an einer aufarbeitung der schandtaten gelegen ist. (siehe ZEIT)

transparenz und offenheit sind nach wie vor des teufels, zensur und vertuschung gesegnete mittel im sinne des herrn.

wie gesagt.
keinem anderen verein würde das zugestanden.
ob sich der verein und dessen statuten auf tontaubenschiessen oder gott berufen, müsste einer aufgeklärten justiz einerlei sein.

aber
die kette des missbrauchs setzt sich offensichtlich fort.

missbrauch macht missbrauch
macht missbraucht macht
missbrauch macht missbrauch

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