der verstörende auftritt eines theaterregisseurs im vergangenen kulturmontag (4.3.2024) ist das ergebnis einer katastrophalen einladung des ORF. peter schneeberger als moderator kann nicht verhindern, dass der nun seit einer ndr-dokumentation in zusammenhang mit missbrauch namentlich genannte theatermacher paulus manker mit etikettierungen wie „kleingeist, blockwart, AMS-zombies“ seinen kritiker:innen blanken zynismus live via fernsehen entgegenwirft. den umstand, dass manche früher die proben verlassen hätten und dadurch letztlich nicht an der endfassung der produktion teilgenommen haben, erwähnt manker als disqualifizierend, während es eigentlich nicht wundern sollte, wenn betroffene so schnell wie möglich das weite suchen.
Weiterlesen „meike lauggas entlarvt einladungsskandal des orf“Schlagwort: orf
heiligt profit jedes mittel?
die insolvenz der SIGNA-gruppe hat nicht nur wegen ihrer finanziellen dimension aufmerksamkeit erregt. hans peter haselsteiner, investor und miteigentümer der SIGNA-development holding machte aufsehenerregende aussagen in einem zib2 interview am 24.1.2024 in ORF2 mit armin wolf.
„die gläubiger sind überschaubar, und wenn die sanierung gelingt, oder wenn diese mittel bereitgestellt werden, dann glaube ich, dann werden die gläubiger selbst sehr bescheidene verluste hinnehmen müssen, das ist, glaube ich, das, was man schon sagen muss, jeder glaubt also mitreden zu müssen und urteilen zu können, auch wenn sie noch nie einen unternehmerischen euro verdient haben“
hans peter haselsteiner im ZIB2 interview
kickls widerwärtiges geschwurble muss entlarvt werden
die unerträgliche show, welche der wohl schlechteste parteiobmann aller zeiten gestern in der zib2 aufführte ist unerträglich.
fragen von martin thür wurden nicht beantwortet, sondern maximal als stichwortpool gesehen, um sowohl den rechtsextremismus mit dem berühmten whataboutismus zu relativieren, als auch den antisemitismus und die verharmlosung der shoa einmal mehr zu leugnen. (siehe https://orf.at/#/stories/3241861/)
Weiterlesen „kickls widerwärtiges geschwurble muss entlarvt werden“weihnachten ganz finster.
die defektorientierte wahrnehmung von mitmenschen ist in der weihnachtszeit besonders beliebt. “licht ins dunkel” feiert sich – neben ähnlichen trittbrettaktionen – wieder einmal selbst, da soll freude aufkommen, wenn die spender_innen sich wohlfühleinheiten erkaufen. toll, wieviel licht wir wieder ins dunkel gebracht haben.
Weiterlesen „weihnachten ganz finster.“die notarielle unschuld österreichs
in einem interview in der zib2 spezial am 8.5.2020 zum gedenktag „75 jahre befreiung vom nationalsozialismus“ sagte der ehemalige bundeskanzler franz vranitzky:
„mir ist wichtig herauszuarbeiten, dass die schuld am nationalsozialismus nicht die republik österreich trifft. die republik österreich hat es ja zwischen 1938 und 1945 gar nicht gegeben.“
wolfgang schüssel, ebenfalls ehemaliger bundeskanzler pflichtet ihm im gleichen gespräch bei:
„ich bin dankbar für die klarstellung, dass österreich tatsächlich nicht existiert hat von 1938 bis 1945.“
das ist volksweglegung. wie wenn die österreicher*innen 1938 aufgehört hätten zu existieren, um dann 1945 wieder aufzuleben. oder wie wenn die österreichische bevölkerung kurz mal „ganz privat“ am zweiten weltkrieg und dem holocaust mitgewirkt hätten, also in ihrer „auszeit“ zu verbrechern geworden wären um dann, 1945 wieder als brave österreicher*innen in aller unschuld das alles hinter sich zu lassen.
das klingt nicht ganz nach historischer oder politisch verantwortlicher einsicht, die 75 jahre nach der befreiung zu erwarten gewesen wäre, sondern es klingt nach der offenbar zutiefst österreichischen sehnsucht des reinwaschens.
inzwischen kann niemand mehr sagen, dass das alles nicht so war mit der shoa und den verbrechen. käme nicht gut. aber die aussage, dass die naziverbrechen nichts mit der republik zu tun hätten, treibt das vollwaschmittel in die innersten wollfasern der österreichischen(?) seele.
schon angenehm:
die notarielle unschuld österreichs
_____
bild: screenshot orf
sebastian schlägt sebastian um längen (#corona #20)
ihr müsst jetzt stark sein. ich hielt es ursprünglich für einen scherz, einen geschmacklosen, aber es ist doch wahr. die verehrung des heiligen sebastian, also des wirklichen heiligen, jener der um 288 in rom als märtyrer gestorben sein soll, bekam erst etwa vierhundert jahre nach seinem tod wirkliche bedeutung. der grund: auf seinen beistand, auf die ihn erreichenden anrufe hin erlosch die pest 680 in italien.
da war der eigentliche sebastian also schon 400 jahre tot.
nun, in der aufgeklärten heutigen zeit gibt es wieder einen sebastian. manche verehren in nun schon seit seinem ersten griff zur macht, nun aber, da er vorgibt der bezwinger der seuche zu sein, wird er anscheinend schon zu lebzeiten als heiliger verehrt.
ihr müsst jetzt stark sein. ich hielt es ursprünglich für einen scherz, einen geschmacklosen, aber es ist doch wahr. der orf hat in einer aktion die kinder des landes dazu eingeladen unseren obersten anzugträger doch bitte zu zeichnen. möglichst viele kinder sollten zeichnungen des helden senden. schliesslich ist er es ja, der…
ist das nicht irgendwie kim jong bast oder so? ich höre schon die zwischenrufe, das sei doch ein unterschied. niemand aus dem kabinett des bundesbasti hat die aktion bestellt, niemand hat befohlen, die kinder müssen jetzt den maskenkanzler zeichnen und ausmalen.
zugegeben. aber auch in nordkimlandia würde es nicht der oberbefehlshaber aller zeiten persönlich gewesen sein, der in seiner unübertrefflichen weisheit den befehl ausgibt, jedes kind möge einen kleinen jongbim pinseln.
es würde vielmehr eine verauseilend, dem staatschef sich andienenden idee gewesen sein, irgendwo in einer redaktion oder einer behörde, die das nur allzugerne veranlasst. ist doch nett. oh wait! nicht anders dürfte es auch hier gewesen sein. jemand fand es halt einfach angebracht, den landesheiligen zeichnen zu lassen, solange er noch wirkt.
und da hat der heutige sebastian dem sebastian vor fast zwei jahrtausenden was voraus: letzterer musste erst mal 400 jahre auf der ersatzbank im jenseits warten, bis er endlich wieder auf das gesegnete spielfeld der beliebten helfershelfer durfte. der heutige ist noch nicht mal mit der bezwingung der seuche fertig, wird er schon verehrt.
sebastian schlägt sebastian um längen
______________
Bild: um 1457 gemeinfrei + CC-BY 4.0 remixed by bernhard jenny CC-BY 4.0
weder romantik noch naivität (#corona #15)
türkisgrün hat sich mit sicherheit einen ganz anderen verlauf der regierungsarbeit vorgestellt. nun ist die frau_mann_schaft ordentlich gefordert, das land durch eine völlig unerwartete weltkrise zu manövrieren.
da steigen popularitätswerte fast ebenso exponentiell wie ursprünglich die covidkurve, da scheinen dinge dem „volk“ zumutbar zu sein, die vor kurzem absolut undenkbar gewesen wären. zu einem bestimmten teil sind die hohen zustimmungsquoten der bevölkerung nicht verwunderlich, bisher ist es dem türkisgrünen team gelungen, sicherheit und professionalität zu vermitteln. das ist durchaus anzuerkennen.
wenn ein nationalratspräsident über die verpflichtung zur tracking-app nachdenkt, dann ist das kein zufall und keine persönliche panne. auch das zurückrudern gehört dann zum spiel. es wird ausgelotet, was geht und was noch nicht geht. noch.
viel fehlt nicht: das rote kreuz als „absender“ der app ist eine wunderbare tarnung, da hätte es die polizei, das BMI oder gar das militär schon viel schwerer, vertrauen aufzubauen. dass ein den türkisen sehr nahestehender versicherungskonzern daten aller art irgendwie zwischen die datenleitungen zu greifen bekommen könnte, wird nur wenigen bedenken bereiten, das sind details ohne grosse breitenwirkung.
noch vor wenigen tagen ist der bundesrettungskommandant im interview mit susanne schnabl im orf-report sehr auffällig nervös geworden, als diese ihm die frage nach einer eventuellen verpflichtung zur app-nutzung stellte. „ich möchte die diskussion hier abbrechen“, dieses statement liess tief in die psyche des krisenstabes blicken.
vielleicht ist ja wirklich eine mehrheit der regierung oder zumindest des krisenstabes derzeit noch nicht für „alles was geht“. rudi anschober ist glaubhaft in seinem engagement zur eindämmung der pandemie.
allerdings sind die begehrlichkeiten der immer gleichen player sicher mit türkusgrün nicht abgeschafft. der wechsel von einem blaubraunen innenministerium zu einem türkisen innenministerium dürfte keine revolution um 180 grad bedeutet haben. und die geheimdienste, so zerbröselt und blossgestellt sie durch razzien und leaks sich auch darstellen mögen, sind inzwischen auch nicht zu harmlosen schildkrötenschutzvereinen mutiert.
wenn wir in diesen tagen die diskussion über eine rotkreuz-uniqa-tracking-app im kampf gegen corona diskutieren, dann diskutieren wir in wirklichkeit nur über zwei dinge: 1. über die akzeptanz einer solchen massnahme in der bevölkerung und 2. über die legalität – nicht zuletzt verfassungskonformität – solch schwerwiegender eingriffe in die persönlichen rechte.
denn die frage, ob das technisch machbare auch – von wem auch immer – genutzt wird, dürfte erfahrungsgemäss mit hoher wahrscheinlichkeit mit ja zu beantworten sein. ganz ohne branding durch uniqa oder rotes kreuz, aber auch ohne jegliche gesetzliche freigabe, wird es immer interessierte geben, das datenmeer zu befischen. für diese erkenntnis brauchen wir edward snowden nicht einmal fragen.
bei allem berechtigten einsatz gegen das virus, dürfen wir uns nicht in falschen gefühlen ergehen:
weder romantik noch naivität
__________________
Bild von Jan Vašek auf Pixabay remixed by bernhard jenny cc free