heiligt profit jedes mittel?

die insolvenz der SIGNA-gruppe hat nicht nur wegen ihrer finanziellen dimension aufmerksamkeit erregt. hans peter haselsteiner, investor und miteigentümer der SIGNA-development holding machte aufsehenerregende aussagen in einem zib2 interview am 24.1.2024 in ORF2 mit armin wolf. 

die gläubiger sind überschaubar, und wenn die sanierung gelingt, oder wenn diese mittel bereitgestellt werden, dann glaube ich, dann werden die gläubiger selbst sehr bescheidene verluste hinnehmen müssen, das ist, glaube ich, das, was man schon sagen muss, jeder glaubt also mitreden zu müssen und urteilen zu können, auch wenn sie noch nie einen unternehmerischen euro verdient haben“

hans peter haselsteiner im ZIB2 interview

haselsteiner argumentiert, dass die gläubiger:innen in diesem insolvenzverfahren nicht die eigentlichen geschädigten sind, sondern vielmehr die gesellschafter:innen, zu denen er selbst gehört. es stellt sich die frage, ob haselsteiner die leiden der gläubiger:innen, die oft kleinere unternehmen oder selbstständige sind, ausreichend würdigt. seine betonung der gesellschafter:innen als hauptleidtragende ist schwer verständlich.

mit einer pleitesumme, die alle anderen unternehmenszusammenbrüche der zweiten republik in den schatten stellt, wirft die SIGNA-gruppe ernsthafte fragen über ihre geschäftspraktiken und die auswirkungen auf zahlreiche beteiligte auf.

die geschädigten und die, die draufzahlen in erster linie, sind die gesellschafter, dazu gehöre auch ich, einige grosse institutionelle kreditgeber, also fonds usw., auch die werden federn lassen müssen, die banken nur sehr bescheiden in meinen augen, es wird also kaum geschädigte geben.“

hans peter haselsteiner im ZIB2 interview

experten äußern die ansicht, dass das geschäftsmodell der SIGNA-gruppe in gewisser weise einem gigantischen pyramidenspiel ähnelte. die struktur und das wachstum des unternehmens könnten darauf hindeuten, dass es auf einer instabilen basis errichtet wurde, was nun zu einem enormen schaden für eine breite palette von beteiligten führt. die frage nach der nachhaltigkeit und solidität solcher geschäftspraktiken steht im raum und wirft ein licht auf die notwendigkeit, strenge kontrollmechanismen und transparenz in der wirtschaft zu fördern.

in seinem statement verwunderte haselsteiner mit der herabsetzung von menschen, die „noch nie einen unternehmerischen euro verdient haben„. diese äußerung lässt raum für kritische fragen, insbesondere in bezug auf die wertschätzung von arbeitnehmer:innen-beiträgen. die abwertung von nicht-unternehmerischem einkommen erscheint als unangebrachtes urteil, das die vielfalt der wirtschaftsbeiträge nicht angemessen würdigt. es wirft die frage auf, ob in der unternehmenskultur der SIGNA-gruppe ein elitäres verständnis von wirtschaftsleistung vorherrschte und ob diese haltung zu den geschäftlichen herausforderungen des unternehmens beigetragen hat.

die insolvenz der SIGNA-gruppe hat nicht nur finanzielle, sondern auch ethische und gesellschaftliche implikationen. die auswirkungen auf gläubiger:innen, darunter kleine unternehmen und dienstleister, sind erheblich und verdeutlichen die realen konsequenzen von unternehmensentscheidungen. der fall wirft auch die frage auf, wie solche großen wirtschaftlichen zusammenbrüche in zukunft vermieden werden können und welche rolle die regulierungsbehörden dabei spielen sollten.

insgesamt offenbart die pleite der SIGNA-gruppe nicht nur strukturelle schwächen im geschäftsmodell, die letztlich nur zur unsittlichen steigerung der gewinne weniger auf kosten vieler beitragen, sondern wirft auch fragen zur unternehmenskultur und zur wertschätzung verschiedener wirtschaftlicher beiträge auf. eine gründliche analyse dieser aspekte wird entscheidend sein, um lehren aus diesem beispiellosen wirtschaftlichen zusammenbruch zu ziehen und eine nachhaltigere geschäftspraxis zu fördern.

eine wichtige rolle wird die presse spielen: in einer transparenten berichterstattung sollten nicht nur die interessen der unternehmen, sondern auch die belange derjenigen, die durch die insolvenz unmittelbar beeinträchtigt werden, angemessen berücksichtigt werden. 

auf die frage armin wolfs, was den haselsteiners gröster fehler gewesen sei, antwortet dieser: 

„ich habe einem geschäftsmodell vertraut, das hochrisikoreich war, aber das auch auf der anderen seite grosse erfolge zu verzeichnen hatte.“

heiligt profit jedes mittel?

Autor: bernhardjenny

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