der skandal heisst nicht jung, sondern krieg

mit berechtigung sind viele empört, wie da scheibchenweise aus verschwiegenen fakten, lügen sogar, langsam zugegebene halbwahrheiten und erschütternde wahrheiten werden. die rücktritte von diversen verantwortlichen nach der bombardierung von zivilisten in kundus scheinen da nur konsequent zu sein. doch ungeachtet der noch nicht geklärten frage, ob nicht auch die regierungsspitze viel mehr wusste, als sie bislang zugibt, ist der skandal in wirklichkeit ganz ein anderer.

wir müssen zur kenntnis nehmen, wie unglaublich schnell menschenleben als feindesleben – und damit jederzeit umzubringen – klassifiziert werden kann, wie grau die grenze zwischen zivilisten, sympathisanten und aufständischen ist und wie dreckig dieses handwerk namens krieg ist.

war es in den letzten wochen noch eine errungenschaft, einen krieg endlich beim namen nennen zu dürfen, so müssen wir uns jetzt fragen, ob es unserer werteordnung, unserer philosophie entsprechen kann, uns europäerInnen an einem krieg beteiligen zu lassen, den eine krankhafte marionette wohl im sinne von waffenlobby und schamlosen geschäftemachern angefacht hat.

wir müssen zur kenntnis nehmen, dass der blutige dreck des krieges nun bis in die regierung spritzt und spätestens jetzt müssen wir anfangen mit dem aufhören. jede bombe radikalisiert, egal von welcher seite sie gelegt oder geworfen wird.

wir müssen uns dringend etwas anderes einfallen lassen, als kriege zu führen. kriege sind niemals sauber, niemals gerecht und waren noch nie die lösung. solange uns nichts anderes einfällt, klebt blut an unseren fernsteuerungen, bildschirmen und damit auch an unseren händen.

die real existierende schule

getraud leimüller schreibt heute in den salzburger nachrichten unter der schlagzeile „Meine drei K´s für die Zukunft„:

Meines Erachtens müssen Schüler drei K trainieren, um fähig zu sein, sich in der heutigen und künftigen Arbeitswelt ihr Brot zu verdienen: Kreativität, Konfliktfähigkeit, Kooperation. (…) Neue Fragen zu formulieren, auf die es noch keine fertigen Antworten gibt, diese gegen Kritik zu verteidigen und schlussendlich gemeinsam Lösungen zu entwickeln, wäre das nicht ein passenderes, zeitgemäßes Betätigungsfeld für „Gut“- und „Sehr gut“-Kandidaten?

nicht nur die wirtschaftswelt, sondern alle gesellschaftsbereiche, ob social profit oder klassische wirtschaft bräuchten menschen, die in ihrer bildung mit diesen von ihnen dargestellten drei Ks gründliche erfahrung gemacht haben.

diese drei Ks werden aber in wirklichkeit nicht nur nicht unterrichtet, sie werden sogar ausdrücklich bekämpft. meine erfahrungen als vater von 6 kindern in verschiedenen salzburger schulen zusammengefasst: nur sehr wenige engagierte lehrerInnen fördern wirklich kreativität, kritikfähigkeit und kooperation. diese wenigen werden von einer frustrierten und dumpfen mehrheit ihrer kollegInnen oft sogar noch als „kuschelpädagogen“ und „schülerversteher“ diffamiert. unterwerfung und angepasstheit sind da schon eher konkret verfolgte lernziele.

insgesamt funktioniert in unseren schulen sehr oft noch das ideal anderer drei Ks: kuschen, konfliktscheue und kampf.

der blinde fleck im web 2.0 oder wie sozial ist social web?

blinderfleck

sie sind wirklich faszinierend: die möglichkeiten des web 2.0 sind überraschend und schnell wachsend. weltweit nutzen mehrere hundert millionen täglich das web 2.0, wodurch das internet nun endgültig zum medium der massen wird.

ob facebook, xing, vimeo, youtube, flickr oder all die blogs, wikis und sonstigen plattformen zur virtuellen vernetzung, verlässlich wächst die zahl meiner kontakte, freundInnen, friends, followers und wie sie sonst noch heissen mögen.

von „falschen freundInnen“, also solchen, die sich mit einer falschen identität an nichts ahnende freundInnen heranmachen, bis zum freudigen virtuellen wiedersehen mit lang nicht mehr gesehenen verwandten und bekannten ist die palette der kontaktqualitäten weit gestreut. inzwischen ist es fast schon gewohnheit, neue – soeben in der realen welt kennengelernte menschen – so schnell wie möglich auch virtuell zu „adden“, also mindestens einer, wenn nicht gleich mehreren listen der virtuellen freundInnen hinzuzufügen. reizvoll, wenn die digitale verknüpfung reale auswirkungen hat, wenn sich interessensgemeinschaften nach virtuellem kennenlernen auch real treffen oder gemeinsam reale aktionen setzen.

im „plädoyer für die sozialen medien im internet“ steht zu lesen:

„Gesellschaften brauchen Öffentlichkeiten. Zum Austausch von wichtigen Informationen, zur Auseinandersetzung über strittige Meinungen, zur Vermittlung unterschiedlicher Interessen. Öffentlichkeiten stiften Identitäten und erzeugen Differenzen; sie sind Orte des Zusammenfindens und der Abgrenzung zugleich: gerade auch die des Web 2.0. Die digitalen Öffentlichkeiten im Web 2.0 bereichern die plurale Vielfalt unserer Gesellschaft. Und das ist gut so.“ (quelle: http://is.gd/5109F)

dem kann ich zwar zustimmen, aber wir sollten eines nicht übersehen:
bei aller vielfalt der kontakte, bei aller buntheit der vernetzung, bei aller faszination über das tempo, in der meinungen ausgetauscht und eingeholt werden können, dürfen wir nicht vergessen, dass es immer noch viele, sehr viele menschen in unseren gesellschaften gibt, die an dieser vernetzung nicht teilnehmen (können), ihre möglichkeiten nicht kennen und daher in diesem bereich nicht nur nicht partizipieren, sondern diese auch kaum einfordern werden (können).

nicht gemeint sind hier jene, die zwar jederzeit die möglichkeit hätten, sich digital zu vernetzen, dies aber – aus welchen gründen auch immer – nicht tun wollen. diesen menschen ist es durchaus möglich, einzuschätzen, welche folgen ihre entscheidung hat, wo sie daher nicht involviert sind.

aber es gibt zwei gruppen, die wir nicht im „blinden fleck“ des web 2.0 aus unserem blickfeld verlieren dürfen:

  • jene, die sich zwar gerne am „hype“ der social media beteiligen würden, aber aus materiellen gründen nicht können. es gibt sie nicht nur in fernen ländern, sondern auch in unseren gesellschaften, sie werden aber häufig übersehen.
  • und dann jene, die nicht nur materiell kaum zugang haben, sondern auch keine kenntnis über jene welt, die – weil virtuell – für sie unsichtbarer bleibt als die villen reicher stadtbewohnerInnen für die armen der vorstadtviertel. sie wissen wenig bis nichts über das web, sie ahnen nicht, welche prozesse dort stattfinden und sie werden nicht auf die idee kommen, dort ihren platz einzufordern.
  • wir werden also ein besonderes „schnittstellen-management“ brauchen, zwischen denen, die selbstverständlich dabei sind, und jenen, die erst ihre grundbedürfnisse einigermassen regeln müssen, bevor sie sich selbst in unsere vernetzungen einbringen können. bis dahin müssen wir uns der lücken unserer netze bewusst sein.

    es gibt auch ermutigende beispiele, wo sozialprojekte bewusst die webpräsenz von menschen, die am rande unserer gesellschaft leben, fördern. aber es ist die aufgabe von uns allen, den „blinden fleck“ des web 2.0 nicht zuzulassen und bei allen neuen wegen der vernetzung und allen scheinbar flachen hierarchien niemals zu vergessen, dass genau jene, die wir hier nicht sehen, unbedingt sichtbar bleiben müssen. im „real life“ ebenso, wie auch hier in der virtuellen welt.
    in der virtuellen welt vergessen zu werden hätte ganz reale konsequenzen, die wir nicht zulassen dürfen.

    es geht nicht (nur) um arigona!

    es ist über den fall der familie zogaj schon sehr viel geschrieben worden. viele verständnisvolle kommentare, aber leider auch zahlreiche hetzargumente der tiefsten unkultur. dass arigona zogaj zum „exempel“ wurde, ist nicht ihr anzulasten, nicht ihrer familie und nicht jenen, die sich für den verbleib der familie in österreich einsetzen.

    was mich aber wirklich zutiefst erschüttert, ist die tatsache, wie hier offizielle ämter und behörden kaltblütig über menschen drüberfahren, deren schicksal wohl niemand voll und ganz weiss. aber wenn kinder in der schule erfahren müssen, dass sie „abgeschoben“ werden sollen, wenn eine ohnehin schon zerissene familie von zynischer politik auf den politpranger geschleppt werden kann, damit sie von blauorangebraunen bespuckt und verhöhnt werden kann, dann passiert hier viel mehr, als nur der absolut unakzeptable umgang mit einzelnen menschen. wenn ich mir die seelische verunsicherung kleiner menschen vorstelle, die erfahren müssen, dass ihr „dasein“ und das ihrer geschwister und mutter nicht sein darf, bekomme ich schlafstörungen.

    hier werden grenzen auf pfaden überschritten, die von der menschlichkeit in die unmenschlichkeit führen. wen schon nicht das einzelschicksal der armen kinder und ihrer mutter rührt, den sollte wenigstens die kälte erschrecken, mit der hier für politisches kleingeld alle sozialen werte unser gesellschaft verkauft werden.

    wenn wir hier noch länger zuschauen, dürfen wir uns nicht wundern, wenn uns einmal unsere enkel fragen, ob wir es denn nicht gemerkt hätten, was da auf uns zukommt.

    das kreuz mit den menschenrechten

    es mag für manche überraschend sein, dass in der aktuellen diskussion rund um das „kreuz-urteil“ sich schon viele vertreterInnen verschiedener religionsgemeinschaften für den verbleib des kreuzes in den schulklassen aussprechen. dadurch wird aber auch deutlich, dass wohl viele sprecherInnen der religionsgemeinschaften in der symbolischen proklamation einer religion durch den staat den berühmten „fuss in der tür“ sehen, wodurch es einmal möglich wird, auch andere symbole neben das kreuz zu hängen. klar: wenn einmal die kreuze aus den klassenzimmern, gerichtssälen, gemeindestuben und altersheimen verschwinden müssen, dann wäre das anbringen anderer symbole auch in sehr weite ferne gerückt.

    daher scheinen die religionsgemeinschaften plötzlich an der seite der christlichen kirchen zu stehen, die sich das kreuz aus den schulklassen nicht wegreden lassen wollen. was auf den ersten blick pluralistisch und offen aussieht, ist aber in wirklichkeit die sehnsucht nach macht, die sehnsucht, den staat, also die von steuerzahlerInnen bezahlte infrastruktur als „vertriebsweg“ ihrer eigenen proklamation zu nutzen.

    beispiel schule: dieses direkte instrument, mit dem flächendeckend alle kinder und jugendlichen mit einem schlag zu erreichen sind, ist direkt und indrekt heissbegehrtes instrument für „productplacement“, „markeneinführung“ und damit eine kostengünstige form die kommunikationsbedürfnisse von unternehmen zu befriedigen. schulsponsoren erscheinen auf den schulhomepages, kugelschreiber, blöcke usw. werden in den schulen verteilt, sonderangebote kommuniziert – banken, versicherungen und andere breitenwirksame branchen wissen den wert solcher vertriebswege zu schätzen. natürlich sehen all diese massnahmen alt aus gegen das „kreuz(logo)placement“ in jeder schulklasse österreichweit.

    es müsste im interesse der religiösen gemeinschaften sein, sich für eine trennung von staat und religion auszusprechen. denn viel öfter sind diese „unheiligen“ allianzen zum schaden beider teile bzw. zum schaden vieler geworden, als dies heute vielen in erinnerung zu sein scheint.

    wer den verbleib der kreuze in den schulklassen fordert, befürwortet die botschaft einer einzelnen religion, sich als die „eigentliche“ und „richtigere“, weil öffentlich verbindlicher dargestellte, darzustellen. selbst wenn später einmal (leichte zweifel seien hier erlaubt) die symbole anderer glaubensrichtungen dazukämen (also zb. von allen anerkannten glaubensrichtungen – wie diskutabel diese form der anerkennung auch sein mag), würde dann die aussage überbleiben, dass der staat sich mit allen diesen glaubensrichtungen identifiziert, aber nicht mit den agnostikern oder jenen, die an keine religion glauben. haben menschen, die glauben, dass es keinen gott, keine götter, kein jenseits usw. gibt, nicht ebenso den gleichen anspruch auf anerkennung ihres glaubens?

    von vielen wird das argument gebracht, dass religion nicht zur reinen privatsache verkommen dürfe, es müsse möglich sein, sich als gläubiger mensch öffentlich zu bekennen. dagegen hat sich aber das „menschenrechtsurteil“ niemals gewandt. niemandem soll es untersagt sein, sich öffentlich – also auch im öffentlichen raum – zu einem glauben zu bekennen, aber das hat nichts mit einem kreuz in einer schulklasse zu tun.

    ob infostände, unterschriftenaktionen, demos oder andere formen der interaktion im öffentlichen raum – das motto „die strasse gehört allen“ darf durchaus als einladung an alle gesehen werden, sich mit der jeweiligen meinung, weltanschauung, politischen ansicht oder eben auch religiösen perspektive öffentlich zu produzieren. solche interaktionen sind unbedingt notwendig, um einen regen austausch in unserer gesellschaft zu ermöglichen. es liegt in der hand der religionsgemeinschaften, wie sehr sie kirchen, synagogen, moscheen und gebetshäuser als teil der öffentlichkeit bewusst eben dieser zugänglich machen.

    sobald jemand gesetzlich verpflichtet ist, in einem öffentlichen raum viel zeit zu verbringen, darf dort keine proklamation einer religion passieren.

    ein kreuz in einer schulklasse wäre nur mit einem bekenntnis aller, die diese institution tragen (also finanzieren, also steuern dafür zahlen), zu rechtfertigen. und eben genau das stimmt hier nicht.

    ein kreuz in einer schulklasse ist eine festlegung von oben, die nicht haltbar ist. ebenso könnten eine oder zwei parteien ihr logo per „konkordat“ in jedes klassenzimmer bringen, schliesslich sind irgendwie auch parteien teil unserer kultur.

    gefährlich wird die diskussion dann, wenn sich extreme gruppen, die alles andere als offen mit anderen religionen umgehen wollen, erfolgreich hinter dem argument einer eigenartigen „glaubensfreiheit“ verstecken können, die erst wieder nur für eine religion gelten soll.

    wir leben in zeiten der zunehmend flachen kommunikationsstrukturen, der breiten vernetzung und der kommunikation in allen richtungen. die zeiten der machtvollen kommunikation von einem einzigen zentrum von oben nach unten, per verordnung oder konkordat, sind hoffentlich bald vorbei.

    postenschacher – was steckt dahinter?

    es hätte fast jede woche einen anlass für diese zeilen gegeben, aber die „beförderung“ eines ministers, der aus einer ordentlichen innenpolitischen klemme hinaus und hinauf zum eu-kommisar ernannt wird, hat mich sehr stark an meine erfahrungen als mitglied von hearing-kommissionen erinnert.

    „wie peinlich! mit der bestellung einer so unqualifizierten person blamiert sich die partei X endgültig!“

    so ist es öfter dann zu hören. so war am anfang meiner beobachtungen meine naive reaktion.

    denn öfter, also es in der öffentlichkeit wahrgenommen wird, werden personen in ämter gehoben, wo mangelnde qualifikation und hoher anspruch an den posten derart weit auseinanderliegen, dass es unglaublich erscheinen muss, warum sich partei X gerade auf diese person stur festlegt.

    bald aber wurde mir ein klares system hinter solchen unmöglichen bestellungen bewusst: machtbeweis.

    denn für einen posten wirklich die qualifizierte person vorzuschlagen ist ja eigentlich nur logisch, somit aber kein machtbeweis. sowas kann ja „jedeR!“ das beeindruckt kaum.

    aber eine person, über die zb. ausdrücklich bekannt ist, dass sie in ihrer bisherigen beruflichen laufbahn eher durch untätigkeit aufgefallen ist, als durch besondere verdienste, eine person, die sich vielleicht sogar einige „ausrutscher“ geleistet hat und sicher nicht für diesen posten qualifiziert ist – eine solche person DENNOCH vorzuschlagen, durch alle gremien durchzuheben und dann erfolgreich zu bestellen, das hat was: das ist der beweis von macht.

    nur eine mächtige partei, mit entsprechenden seilschaften, verbindungen und treuen abnickerInnen kann das meisterstück vollbringen, einen offensichtlichen „bock“ zum „gärtner“ zu machen.

    zwei effekte sind dann ziemlich sicher:

  • der- oder diejenige, welche an die position gehievt wurde, wird dankbar in zukunft das maul halten, die partei X niemals in frage stellen und im falle des falles ebenso durchwinken, abnicken und jasagen.
  • alle anderen, die besorgt, alarmiert oder verärgert solche vorgänge beobachten, müssen verblüfft die macht der partei X erkennen und den rückschluss ziehen, dass im zweifelsfall die macht der partei X weit über jede frage von qualifikation und eignung erhaben ist.
  • je mehr sich dieser eindruck bei möglichst vielen verbreitet, umso schneller wächst die gefühlte macht der parteien.

    so kann ich mir auch somanche verschmitzten gesichtsausdrücke besser erklären, wenn es in diskussionen um derartige besetzungen um die frage nach der wirklichen qualifikation ging. da wird gebogen, gelogen, unterstellt und diffamiert was das zeug hält, alles im dienste der macht.

    wenn dann auch noch 2 (oder gar 3) parteien in diesem spiel sich gegenseitig abstimmen, zuspielen und pseudoausgewogenheiten vorgauckeln – dann brauchen wir uns nicht mehr zu fragen, warum unsere ämter, institutionen und politik so aussehen, wie sie aussehen: denkbar schlecht, aber mächtig.

    achtung: selbstverständlich ist nicht jedeR direktorIN, jedeR leiterIN, jedeR inspektorIn (oder wie sonst die funktion heissen mag) unqualifiziert, und somit nur wegen der partei X in diese position gelangt. da gibt es doch immer wieder ausnahmen, besonders dort, wo es nicht um viel prestige geht, sondern eher um viel arbeit oder wirkliche verantwortung.

    aber es gilt:
    je wichtiger und bezahlter, desto partei.

    salzburger jugendzentrum mark ist am ende

    das schicksal des salzburger jugendzentrums mark ist besiegelt. nach jahrelangem hin und her, wenigen echten plänen und zahlreichen pseudolösungen, wird nun kommenden freitag eine schar den letzten einmal von der stadt zugesagten, dann doch nur als „notbüro“ nutzbaren standort in nonntal freiwillig verlassen und sich auf den weg in das vorhersehbare ende begeben. mehr oder weniger offen geben spö und övp zu, dass eine gesicherte zukunft des ältesten jugendzentrums der stadt kein anliegen mehr ist. anscheinend gelingt es der salzburger politik nun doch noch, die verantwortlichen des mark ins leere laufen zu lassen.

    das schicksal des salzburger jugendzentrums mark demoralisiert. für aussenstehende ist es nur schwer verständlich, warum einerseits der mut zu vehementen, lauten, nachdrücklichen und andauernden forderungen zu schwinden scheint und andererseits die politisch verantwortlichen sich ungestraft an ihre eigenen erfolgsmeldungen noch vom mai diesen jahres nicht mehr zu erinnern brauchen. wo lang genug an den rand gedrängt wird, scheint gewöhnung an diese zumuntung einzutreten.

    das schicksal des salzburger jugendzentrums mark hat symbolkraft. seit jahren war eine diskussion über jugendkultur in salzburg ohne erwähnung des jugendzentrums „mark“ undenkbar. die vergebliche platzsuche für das „mark“ steht für den platz, den junge kultur in salzburg hat. wo immer ein neuer standort auch nur angedacht worden war, gab es stets mehr oder weniger spontane bürgerInnenproteste, die angesichts des fehlenden klaren politischen willens immer die existenzberechtigung des „mark“ in frage stellen konnten. ratlose politikerInnen werden viel zu spät erkennen müssen, dass jugendlichen keinen raum einzuräumen langfristig wirklich tragische folgen für unsere gesellschaft haben wird. solange jugendliche ihren platz einfordern, bestehen chancen. wenn sie ihre forderungen nicht mehr stellen und aufhören ihren platz in unserer mitte haben zu wollen, ist es bereits zu spät.

    das schicksal des salzburger jugendzentrums mark ist unverständnis. der vorschlag einer övp-gemeinderätin in den letzten tagen, das „mark“ in die „ARGEkultur“ hineinzuzwängen, zeigt einmal mehr, wie wenig verständnis salzburger (jugend)kultur aushalten muss. irgendwie eine fatale idee: konsequent weitergedacht könnten wir bald in salzburg einen einzigen standort haben, wo wir alle kulturinitiativen und projekte hineinverschieben, für die sonst kein platz gefunden wird. am ende gar das festspielhaus? reinhard kriechbaum, chefredakteur von drehpunktkultur.at hat sich dazu sehr deutlich geäussert. (link zum artikel)

    das schicksal des salzburger jugendzentrums mark ist zynismus. über jahre durfte das team den ausnahmezustand, den nichtstandort und ein veranstaltungsverbot verwalten. „notbüros“ zuerst in der ARGEkultur und dann im ehemaligen „musikum“ in nonntal sind das resultat einer befremdlichen hinhaltetaktik: einem jugendzentrum einerseits ein bezahltes team zuzugestehen, andererseits aber die möglichkeit für veranstaltungen bzw. platz für jugendliche vorzuenthalten, könnte eine teure form des aushungerns sein, die sich nun bewährt.

    das schicksal des salzburger jugendzentrums mark war salzburger geschichte. entstanden in den 60er jahren, war das „mark“ vorerst ein zentrum für die arbeiterjugend, welches in den 70er, 80er und 90erjahren einen wesentlichen bezugspunkt zuerst am franz-josefs-kai und dann in der neutorstrasse für zahlreiche jugendliche in salzburg bedeutet hat. im übrigen ist der seinerzeitige umzug des jugendzentrums vom franz-josefs-kai in die neutorstrasse der beweis, dass bei entsprechender vorbereitung, kluger kommunikation mit allen beteiligten und offenem dialog mit den anrainerInnen ein solches zentrum auch mitten in der bewohnten stadt platz haben kann! auch die fünf jahre an dem dann später (2002) neu-erkämpften standort aigen nach kurzer orientierungsphase im stadtwerkehaus in folge des rauswurfes aus der trägerschaft der katholischen kirche waren von bunter kreativität geprägt.

    das schicksal des salzburger jugendzentrums mark ist eine botschaft. junge menschen in salzburg, die in salzburg freiraum für treffen, vernetzung und infrastruktur für kulturelle aktivitäten suchen, müssen nun erfahren, dass es fatal ist, über jahre den vertröstungen der politisch verantwortlichen zu vertrauen. nach jahren der verantwortungslosen verschwendung (wer denkt noch an die olympiabewerbungen?) sind nun zeiten der scheinbar unausweichlichen einsparungen angebrochen, in denen junge menschen zu den ersten gehören, die als „kostenfaktor“ gekürzt werden sollen. die lange geschichte der dennoch jahrelang geduldig und brav geführten gespräche zwischen „mark“ und stadt salzburg kommt nun zu einem traurigen schluss:

    es endet mit einem (von manchen sogar noch freiwillig angetretenen) gang ins nichts.