rechtsaussen bernd huber ist nicht tragbar

seite 7 der aktuellen ECHO (foto bernhard jenny)

ein aktueller bericht des magazins echo zitiert aus dem vorwort eines neu erschienenen werkes, das bernd huber, sekretär des salzburger vp-vizebürgermeisters preuner gemeinsam mit dem kürzlich verstorbenen naziverherrlicher herbert hodurek herausgegeben hat. bernd hubers motivation…

„ist von folgender Absicht getragen: einerseits soll der jungen Generation verdeutlicht werden, daß (sic!) es sich bei den Soldaten der Wehrmacht überwiegend um hervorragend ausgebildete, von einer hohen Moral geleitete Soldaten handelt, die abseits der Verbrechen des nationalsozialistischen Regimes standen, daher in Sieg und Niederlage ihre Ehre zu wahren wussten und die die schäbige und herabsetzende Behandlung der heutigen Zeit, die letztlich eine zeitgeistorientierte Geschichtsfälschung zur Folge hat, in keinster Weise verdienen. Andererseits ging es darum, Kriegserleben und Gefechtsbeispiele festzuhalten und daraus für die heutige Ausbildung der Soldaten Nutzen zu ziehen.“

mit solchen aussagen ist bernd huber endgültig nicht mehr an einer politisch relevanten position der stadt salzburg tragbar. es bestätigen sich alle bisherigen berichte über jenen rechtsaussen, der nicht davor zurückscheute, selbst in bundesheer-uniform und vor laufenden fernsehkameras einen demonstranten gegen den geschichtsrevisionisten suworov mit fäusten von der bühne zu schlagen.

mit der veröffentlichung des buches bestätigt bernd huber, dass die angeblichen jeweils „einmaligen entgleisungen“, die ihm früher nachgewiesen werden konnten eben keine einzelfälle waren, sondern dass bernd huber wirklich ein weltbild verfolgt, das für demokratiebewusste menschen nicht hinzunehmen ist.

bernd huber muss die konsequenzen ziehen.
oder sein arbeitgeber.

jedenfalls kann naziverherrlichung und revisionismus nicht länger geduldet werden.

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bisherige artikel zu bernd huber

die freude zu chanukka

für den präsidenten der israelitischen kultusgemeinde in salzburg, marko m. feingold, war es diesmal ein besonderes chanukka – oder weihnukka wie er verschmitzt auf die verbindungen hinzuweisen pflegt – es war ein historischer moment.

als 1498 die letzte grosse vertreibung von juden aus salzburg nach jenen in den jahren 1349 und 1404 stattgefunden hatte, soll leonhard von keutschach als erzbischof von salzburg verkündet haben, dass nie wieder juden in salzburg platz haben sollen. bis 1866 – so erzählt präsident feingold – hielt dieses versprechen auch, denn erst dann begannen sich langsam wieder juden in salzburg anzusiedeln.

hanna und marko. m. feingold bei der hanukka-feier im hof der residenz salzburg (bild bernhard jenny)

es war der persönliche wunsch von präsident feingold, einmal die hannukkakerze an jener stelle wieder aufzustellen, von wo die juden aus salzburg vertrieben wurden. dieses jahr ist dies endlich gelungen, grund zur freude an diesem feiertag. die freude war dem ehepaar hanna und marko feingold im innenhof der alten residenz in salzburg ins gesicht geschrieben. ein frohes chanukka!

kurzinterview mit präsident feingold nach der feier:
gespräch mit präsident marko feingold (20.11.2011)

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berichte über präsident marko m. feingold in diesem blog:

fragezeichen: marko m. feingold – 27. Januar 2011

marko m. feingold wird 97 – 27. Mai 2010

wohlige wärme in isländischen stuben

baad roots im jazzit salzburg (foto: bernhard jenny)

für menschen, die (so wie ich) noch nie in island waren, gibt es wohl nur wage vorstellungen über das ferne, gerade mal etwas mehr als 300.000 menschen beheimatende land, jedenfalls aber die assoziation von rauer natur und weiter kälte im hohen norden. und die angenehme erinnerung, dass dieses land kein militär betreibt.

der seit 5 jahren in salzburg lebende musiker haraldur gudmundsson hat letzten samstag in salzburg lebenende und musizierende isländerInnen zu einem ersten gemeinsamen „isländischen musikabend“ im jazzit versammelt. nach dem einleitenden soloauftritt des „third culture kid“ folgte ein fulminantes feuerwerk der „baad roots“, gefolgt von beschwingter leichtigkeit der „sound post“ mit harpa thorvaldsdóttirs erhellender stimme und schliesslich den popfolk-reisen der gruppe „high and low“ mit thorvaldur thorvaldsson.

es wurde ein starker eindruck über isländische winterabende: es ist wohlig warm und manchmal sogar heiss in den stuben islands.

http://www.myousic.is

nils – der „immer schon“-freund

nils "red horn" landgren - foto: ЯAFIK ♋ BERLIN (flickr, creative commons)

manchmal gibt es das wirklich. eine unerwartete begegnung, ein paar worte, schnelle sympathie und dann ein intensives gespräch. und weil dieses gespräch so offen und persönlich verläuft, entsteht sofort eine freundschaft, als hätten wir uns schon seit jahrzehnten gekannt.

nils landgren war letztes wochenende zum ersten mal in salzburg, gemeinsam mit der lungau big band, die sich nicht nur in bestform befindet, sondern auch „pudelwohl“ fühlte.

der abend im odeion war etwas ganz spezielles. da kommt ein bestens gelaunter nils landgren mit seiner posaune auf die bühne und beginnt. nein – es war kein auftritt, kein irgendwie was darstellen, was dahermusizieren. es waren die authentischen geschichten, von denen er mit posaune und einer unvergleichlichen stimme zu erzählen wusste. geschichten aus schweden, aus der welt, aus dem inneren oder solche, die sich auch im – ihm vermutlich unbekannten lungau – ereignen. die kraftvollen klangbilder der lbb, die wunderbaren soli und der immer wieder aufglühende draht zwischen landgren und der big band brachten die zuhörerInnen in jubelstimmung.

es war mehr als ein konzert. es war das kennenlernen eines neuen freundes und ein noch lange nachswingender abend. danke!

http://www.nilslandgren.com/

http://www.lungaubigband.com/

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foto: ЯAFIK ♋ BERLIN (flickr, creative commons)

menschenrechtsbericht salzburg 2011

die plattform für menschenrechte salzburg präsentiert den „salzburger menschenrechtsbericht 2011“. ihr könnt euch den gesamten bericht hier downloaden.

MenschenrechtsBericht2011Salzburg

für die leserInnen meines blogs gibts hier meinen beitrag zu diesem bericht direkt zu lesen:

abschaffung und weigerung.

ich schaffe ab.
wir sollten es abschaffen. das wort. flüchtling.
es sollte überflüssig werden. die kathegorisierung. flüchtling.
lange genug waren jene menschen, die vor uns stehen flüchtling.
jetzt, da sie bei uns sind, in unserem land, in unserer stadt, in unserem dorf, soll das flüchtling sein ein ende finden.
flüchtling – bezeichnet vergangenes.
wir müssen uns auch bewusst machen, dass die gründe, die diese menschen zu uns kommen haben lassen, immer auch mit uns zu tun haben, ja oft sehr nachvollziehbar mit jenem system zu tun haben, von dem wir profitieren und viele – sehr viele andere – verlieren.
es wäre auch nicht richtig, weil sehr naiv, so zu tun, als hätten diese neuen mitmenschen ohnehin die gleichen chancen, wie alle anderen auch, als wäre alles an schwierigkeiten schon vorbei und überwunden, wenn wir ihnen nur einen neuen namen geben.
flüchtling – erzählt uns über die vielen schrecklichen dinge, die menschen erleben und überleben mussten, berichtet über die gründe, die schlimm genug gewesen sein müssen, alles hinter sich zu lassen und aufzubrechen. aus der verzweiflung in richtung hoffnung.
flüchtling – dieses wort wird hier bei uns viel zu oft von jenen in den mund genommen, die in menschen eine gefahr und eine belastung sehen. es ist ganz einfach, einem flüchtling alles mögliche zu unterstellen.
flüchtling – ist schnell eine identität für jene, die keine wirkliche identität haben dürfen.
also schaffen wir sie ab.

ich schlage vor.
führen wir ein neues wort ein. eine identität. willkommene.
es soll sich verbreiten. unsere gedanken weiten. willkommene.
zeigen und sagen wir diesen menschen, die vor uns stehen: willkommen.
ich glaube, es ist wesentlich, die bilder in unseren köpfen zu verändern.
nur dann kann sich auch in der wirklichkeit etwas verändern.
wenn wir unsere mitmenschen als „willkommene“ bezeichnen, dann ist das auch programm für unser handeln:
willkommene – lassen wir uns nicht einfach wegnehmen.
willkommene – dürfen damit rechnen, wirklich aufgenommen zu werden.
willkommene – gehören zu uns.

ich weigere mich.
nein, ich will nicht mehr. das prinzip selektion.
es muss aufhören. die allzuweit verbreitete diskussion über die selektion.
lange genug wurde erörtert, wer denn die richtigen und die falschen seien.

jetzt, da sie bei uns sind, in unserem land, in unserer stadt, in unserem dorf, da kann ich keine richtigen und falschen erkennen.

es wird für mich immer unerträglicher.
wenn selbst in „engagierten“ kreisen schnell die unausgesprochene, aber selbstverständliche einigkeit herrscht, dass „natürlich nicht alle“ das gleiche recht haben können. die einen würden anhand der vermuteten not entscheiden, aus der sie kommen, die anderen würden die begabungen beurteilen, die nächsten sehen die jungen besonders rückkehrfähig, die anderen fürchten die alten. ist es grausamer eine einsame frau abzuschieben oder lieber doch ganze familien? können wir jene menschen, die da sind, nicht einfach annehmen? ist uns geholfen, wenn niemand mehr kommt? ist uns geholfen, wenn nicht die, sondern andere kommen? gibt es richtige menschen und falsche? ich kann und will mir kein recht nehmen, zu entscheiden, wer willkommen sein soll und wer nicht.

wer schnelle und einfache zustimmung für die „richtige“ politik erreichen will, braucht nur durchklingen lassen, dass es ohnehin nur um wenige „richtige“ ginge, die wir hier lassen sollten. solange eine ausreichend grosse zahl von „falschen“ dazuphantasiert werden kann, die weg sollen, lassen selbst berüchtigte stammtische fast noch mit sich reden. würde die selektion garantiert werden können, gäbe es viel weniger bedenken gegen willkommene.
ich will nicht mehr über ein mehr oder weniger, ein wenn-dann, ein in-manchen-fällen oder sonstige sonderfälle reden. wenn wir das bleiberecht für willkommene mit dem verweis auf andere, die wohl viel eher weg sollten, als die willkommenen, erkaufen und erfeilschen wollen, verraten wir das unteilbare recht aller.

es muss wirklich egal sein, ob das schicksal eines willkommenen den medien bekannt ist oder nicht, ob journalistInnen über die willkommenen schreiben oder nicht, ob politikerInnen die willkommenen persönlich kennen oder nicht, ob sie sympathisch oder zurückgezogen, telegen oder schüchtern, laut oder leise, gesprächig, lächelnd, trauernd oder depressiv, kraftstrotzend oder krank, schwach oder sportlich sind, ob sie jung sind oder älter, ob sie christInnen, muslimInnen oder sonst religiös sind oder sie sich keiner religion zugehörig fühlen, ob sie herausragende fähigkeiten haben oder bisher keine bildungchance hatten, es muss unerheblich sein, welche visionen diese menschen antreiben, welche träume sie haben, ob sie hetero-, homo- oder bisexuell, ob sie frau, mann oder transgender sind, ob sie familie und kinder haben oder ganz allein da sind.

alle willkommenen haben rechte. kein mensch ist illegal.

zu traumatisiert um bleiben zu dürfen?

seit 7 jahren lebt eine tschetschenische familie in salzburg. der sohn der familie ist geborener pongauer: er ist vor 6 jahren in schwarzach auf die welt gekommen und besucht seit 2009 den kindergarten eines kleinen ortes im pongau. der bub hat sich in den letzten jahren gerade durch diesen kindergartenbesuch freundesbeziehungen aufgebaut.

zu tschetschenien hat er keinen bezug, keine kontakte und verbindungen. aber weil selbst in einem verfahren auf humanitäres bleiberecht die psychische beeinträchtigung seiner eltern nicht berücksichtigt wird, erwartet nun die ganze familie eine massive gefährdung durch deportation.

die kleinen erfolge jahrelanger engagierter psychologischer betreuung würden von einem tag auf den anderen zunichte gemacht und eine neuerliche traumatisierung in kauf genommen: kriegserlebnisse, verschleppungen, verhöre, gewalt, folter, ermordungen von familienangehörigen etc… – die bisherigen traumatisierungen sind mittlerweile von mehreren behandelnden ärztInnen/psychiaterInnen diagnostiziert und bestätigt worden.

durch die intensive psychosoziale begleitung und psychotherapeutische und auch psychiatrische unterstützung wurde es der familie erstmals möglich, fortschritte bei der bewältigung der traumatisierung zu machen und positive Schritte in richtung integration zu setzen. im jänner 2011 absolvierte der vater positiv eine ‚schnupperwoche’ im verein member, und er könnte, sobald er einen positiven aufenthaltstitel und eine arbeitsbewilligung hätte, in diesem arbeitsprojekt beginnen. weiters besucht er seit november 2010 einen deutschkurs in st.johann. beide Eltern lernten in den vergangenen wochen für die deutschprüfung auf A2-niveau.

aber das scheint niemanden zu rühren.

schon im asylverfahren, in dem eine traumatisierung eigentlich schutzwürdigkeit bedeuten würde, wurde diese psychische beeinträchtigung zum „stolperstein“ für die eltern. beide waren aufgrund ihrer erkrankung dem „prüfungsverfahren“ auf asylrelevante gründe nicht gewachsen. traumatisierte menschen sind mit der `formal-juristischen’ sprache der einvernahmen völlig überfordert. auch das ganze prozedere rund um eine antragstellung (fingerabdrücke, foto, usw.) verunsichert und ängstigt traumatisierte personen und führt zu massiven beeinträchtigungen aller kognitiven funktionen.

auch im niederlassungsverfahren wird die psychische problematik wieder zur hürde. bei der beurteilung des grades an integration wird die psychische verfasstheit der eltern zu wenig berücksichtigt. eigentlich wird von traumatisierten menschen, aus einem völlig anderen kulturkreis, ein überforderndes maß an integration verlangt. nach dem verlassen der heimat, dem kappen aller familiärer und sozialer wurzeln, mit der angst im nacken, sind sie hier, in einer völlig fremden kultur, mit einer völlig fremden sprache, gefordert, aktiv, von sich aus ihre integration zu betreiben, und dies unter erschwerten bedingungen, wie z.b. fehlender freier zugang zum arbeitsmarkt. die psychische beeinträchtigung wurde jahrelang nicht erkannt und blieb (aufgrund fehlender therapeutischer möglichkeiten) unbehandelt.

laut auskunft der fremdenpolizei st. johann wird der familie keine niederlassungsbewilligung erteilt werden, d.h., dass die ausweisung (entweder „freiwillige rückkehr“ oder zwangs-abschiebung) veranlasst wird.

eine ausweisung würde unabsehbare folgen für diese familie haben: die jetzige zumindest relative sicherheit würde völlig verloren gehen, dies würde zu einer psychischen destabilisierung führen. eine adäquate behandlung, im sinne eines sozialpsychiatrischen gesamtkonzeptes ist im herkunftsland nicht möglich. dies birgt die gefahr der massiven verschlechterung des gesundheitszustandes der eltern bis hin zur völligen eskalation. zudem bedeutet eine abschiebung eine massive und direkte gefährdung des kindes, da keine strukturen zur begleitung, betreuung und psychotherapeutischen behandlung des kindes gegeben sind.

diese familie braucht dringend eine sichere perspektive!

die verbesserung des gesundheitszustandes in den vergangenen monaten zeigt, dass es sehr wohl möglich ist, mit dem nötigen psychosozialen netz im hintergrund zur arbeitsfähigkeit und zur selbsterhaltungsfähigkeit zu gelangen.

es ist blanker zynismus, wenn menschen, die schwerstens traumatisiert sind, wegen kaltblütiger amtsbetätigung neuerlich misshandelt werden. es ist nicht hinzunehmen, dass diesem kind seine heimat (die einzige, die es bis jetzt kennt!) genommen wird, weil seine eltern aus schlimmster not zu uns geflohen sind.

und irgendwann ist es auch egal, wer in welchen amtstuben eigentlich zuständig wäre und wer nicht. ALLE politikerInnen, die diesem treiben auch nur passiv zusehen, machen sich mitschuldig. aber was heisst das heute schon noch?

was verlieren wir, wenn wir diese familie bei uns leben lassen?
was gewinnen wir, wenn wir sie deportieren und damit zerstören?

heissen wir diese menschen willkommen!

inklusion sparen = menschenwürde verkaufen

es geht um grundsätzliches. sehr grundsätzliches. inklusion ist längst ein unverzichtbares ziel für unserer gesellschaft. wenn es als unverzichtbar erkannt ist, dass wir menschen niemals aus unserer mitte drängen dürfen, dass ALLE einen anspruch auf die gemeinsamkeit unserer gesellschaft haben, dann kann dieser grundsatz nicht „gecancelt“ werden.

wenn landeshauptfrau burgstaller wieder einmal die kürzung von integrationsstunden in jenen salzburger schulen durchsetzen will, die bereits seit langem integration umsetzen, hat sie nicht erkannt, dass „sparen“ bei der inklusion bedeutet, menschenwürde zu verkaufen.

foto: fabnie (creative commons flickr)

eine elterninitiative mit dem namen „pro integration salzburg“ hat sich gegen die kürzungspläne gestellt und fordert den erhalt der schulischen integration in salzburg.

allerdings haben zumindest nicht alle eltern-vertreterInnen begriffen, was inklusion wirklich bedeutet. lt. orf salzburg:

Nicht nur die Salzburger Lebenshilfe und Eltern behinderter Kinder protestieren nun dagegen, sondern vor allem Eltern nicht behinderter Kinder in Integrationsklassen, wie Vater Alois Autischer-Norman.

„Wir in der Vertretung aller Schulen in der Stadt Salzburg sind zum Großteil Eltern Nicht-Integrationskinder. So eine Solidarisierung hat es in Salzburg noch nicht gegeben“, meint der Elternvertreter.

ich muss alois autischer-normann da leider deutlich widersprechen. wie gesagt, es geht um grundsätzliches:

1. wenn er von „nicht-integrationskindern“ spricht, und damit kinder ohne erhöhtem förderbedarf meint, dann übersieht er, dass integration (ich spreche inzwischen lieber von inklusion) eben nicht nur vier oder sechs vulgo „behinderte“ kinder in einer klasse betrifft. in einer integrativen klasse sind alle kinder teil des integrationsprozesses, sind alle integrationskinder. denn alle profitieren von der ganzheit, die nur dann entsteht, wenn niemand ausgeschlossen wird. wer glaubt, dass integration die einen (die wenigen) betrifft, die anderen (die mehrheit) aber nicht, hat nicht verstanden, worum es geht.

2. wenn autischer-normann über die solidarisierung von eltern „nicht behinderter kinder“ behauptet, dass es das „in salzburg noch nicht gegeben“ hätte, dann muss ich ihn darauf hinweisen, dass eben jene schulen, in denen er selbst elternvertreter ist, im jahr 1989 ihren anfang genommen haben:

ich fühle mich vielen, sehr vielen aktiven eltern der gründungsphase der ersten integrativen volksschule und dann der hauptschule verpflichtet, darauf hinzuweisen, dass es diese schulen wohl bis heute nicht gäbe, wenn es nicht jene forderung vieler eltern ALLER kinder gegeben hätte, dass die – damals besonders von einem landesschulratspräsidenten schäffer bekämpfte – integration endlich ermöglicht werden müsse. es war damals schon politisch bahnbrechend, dass eltern von kindern, die keinen erhöhten förderbedarf haben, die integration als qualität für ihre kinder und als prinzip für die gesamte gesellschaft forderten.

wohlgemerkt: ich habe die erklärung der pro-integration salzburg gerne unterschrieben und ich stehe hinter dem anliegen!

aber ich weiss aus meiner langjährigen tätigkeit als gründungsmitglied des damaligen vereins „integration mit montessori“ und später auch mitglied des kollegiums im landesschulrat salzburg, dass es sehr wichtig ist, auf die sprache zu achten, auf die details. denn sonst machen wir es den politischen gegenargumenten leicht, wenn wir vergessen, worum es wirklich geht.

und nicht zuletzt geht es um eine faire wertschätzung für die arbeit vieler eltern, die nicht eine bereits bestehende schule nutzen, sondern einen gänzlichen neuanfang riskieren wollten.

wieviel arbeit das bedeutet hat, wissen offensichtlich jene, die das ergebnis heute in anspruch nehmen, nicht mehr.