politshow über angeblichen „notstand“ darf menschenrecht nicht ausser kraft setzen

heute soll im parlament der verkürzt als „familiennachzugsstopp“ genannte plan der österreichischen bundesregierung beschlossen werden. uschi liebing und ich haben mit philip czech vom österreichischen institut für menschenrechte (ÖIM) über verschiedene aspekte wie stopp des familiennachzugs, pushbacks an den grenzen und aussetzung des asylrechts gesprochen.

überblick über alle sendungen in TV und radio, sowie podcasts:

https://zentralquartett.at

bodo hell, wir vermissen dich!

es war so schön:
zu wissen, dass es da mit dir einen gibt, der sich im hintergrund, oder irgendwo oben in den bergen und tälern nicht nur um weidende tiere kümmert, sondern um unser kulturgut sprache.

es war so schön:
zu wissen, dass es da mit dir einen gibt, der sich in seinem kreativen sprudeln nicht aufhalten lässt, der konventionen lustvoll überwindet und grenzen ignoriert, wo sie überflüssig waren.

es war so schön:
zu wissen, dass es da mit dir einen gibt, der in wenigen momenten der begegnung verbindliche menschlichkeit verbreiten konnte, faszinierend klar und vieles ordnend.

es ist schrecklich:
jetzt wissen wir nicht mehr, wo und wie es dich gibt.
wer ordnet jetzt menschlich?
wer geht über konventionen hinaus?
wer kümmert sich um die sprache?

bodo hell, wir vermissen dich!

das bild aus 2015 in der ARGEkultur: bodo hell mitte, links: mzamo nondlwana, pilmaiquén jenny, maxRIEDER; rechts: günther marchner, bernhard jenny, wojciech czaja; foto: erika pircher

eine wahl, bei der die wähler:innen selbst gewinnen.

wer daran geglaubt hat, dass nach pandemie und überfallskrieg hoffentlich wieder besseres kommt, wartet bis heute nicht nur vergeblich, die enttäuschung über noch mehr terror und krieg, über noch tiefere gräben rund um die festung europa, über noch mehr inflation und explodierende zinsen verletzt jeden glauben an eine schönere welt.

klimabesorgte werden kriminalisiert, während reaktionäre traktoren alles blockieren dürfen. fast scheint es, dass unsere ordnungen ausgedient haben, nichts ist als minimalkonsens verhandelbar, alles wird in frage gestellt.

Weiterlesen „eine wahl, bei der die wähler:innen selbst gewinnen.“

open up statt lockdown.

antworten auf krisen und krieg?

pandemisch eng war es lang genug, doch es kam nochmals anders: da bricht ein krieg mitten in die heftig aufkeimende sehnsucht nach erholung und genesung. vergessen geglaubte schreckgespenster von invasion bis zu atomschlag ziehen mental den boden unter den füssen weg. existenzängste und nöte fressen sich in unsere gesichter und lassen keine zwischentöne zu, keine differenzierung, krisen werden zum polarisierungsmotor: inflation, wucher, unsicherheit, energieengpässe, das gesellschaftliche klima wechselt von angespannt auf fast unerträglich. wer soll was noch bezahlen? wer kann überhaupt sich noch was leisten? geht das klima vor dem bankrott kaputt oder rettet der zusammenbruch das klima? 

dabei werden wieder einmal schamlos konzerne reich und reicher, während andere vor abschaltung und delogierung stehen. jene, die es am härtesten trifft, haben kaum zeit, sich gegen den wahnsinn zu wehren.

was hat ein kulturzentrum da noch zu melden? wofür steht eine ARGEkultur in solchen zeiten? geht nur noch weniger oder gar nichts mehr?

Weiterlesen „open up statt lockdown.“

lauter aufschrei: weg mit dem tiefkühl-elendslager in spielfeld!

in spielfeld/steiermark werden ca. 150 geflüchtete menschen an der staatsgrenze in zelten angehalten, obwohl bittere kälte die menschen bereits jetzt schon erkranken liess. wie die NGOs seit wochen berichten, wären ausreichend unterkünfte in häusern vorhanden, allerdings wird statt zu helfen diskutiert, wer zuständig wäre. die zuweisung in warme quartiere stockt.

damit werden die zelte an der österreichischen grenze zum menschenverachtenden tiefkühl-elendslager. das ist ein neuerlicher tiefpunkt der inszenierung von hilfsbedürftigen menschen, deren verbrechen es zu sein scheint, dass sie dringend um aufnahme und asyl bitten.

petra leschanz von border crossing spielfeld sagt:

Weiterlesen „lauter aufschrei: weg mit dem tiefkühl-elendslager in spielfeld!“

so viel kultur muss sein. hoffentlich.

der tätigkeitsbericht der ARGEkultur für 2019 ist fertig. vermutlich hat nicht einmal harald welzer geahnt, wie sehr die headline „bye bye welt wie wir sie kannten“ nun in diesen tagen aktuell sein würde. jedenfalls tut es gut, sich die veranstaltungen des vergangenen jahres nochmal vor augen zu halten! hier das vorwort des vorstands zum rückblick und viel spass beim blättern (download unten)

von albert einstein gibt es viele zitate – ein kaum bekanntes ist dieses: „wenn eine idee am anfang nicht absurd klingt, dann gibt es keine hoffnung für sie.“

was das mit der ARGEkultur zu tun hat? wir sehen einsteins gedanken als inspiration für unseren programmatischen, humanistischen und interdisziplinären auftrag, kulturen aller art wertzuschätzen, zuzulassen und zu pflegen. von der eigentlich selbstverständlichen förderung des demokratischen verständnisses eben ganz und gar nicht zu schweigen.

von dieser hohen latte inspiriert, haben wir mit einem phantastischen team unter der leitung von daniela gmachl und sebastian linz 2019 dementsprechend auf neue, aber natürlich auch bewährte art unsere bühnen und räume bespielt und vielen ambitionierten und interessierten menschen tag für tag möglichkeiten geboten, sich musikalisch, tänzerisch, dramaturgisch, satirisch, literarisch, grenzübergreifend und zukunftsorientiert zu präsentieren, beziehungsweise diese ideen und darbietungen zu genießen.

ein highlight der veranstaltungsreihe fempowa rund um den weltfrauentag (8.3.) war auf einladung des vorstands der abend (netz-)gewalt und widerstand. drei frauen – neben der nationalratsabgeordneten sigrid maurer die aktivistinnen jolanda spiess-hegglin (schweiz) und anne roth (deutschland) – berichteten von ihren digitalen wie analogen erfahrungen mit gewalt und sexismus und stellten praktische beispiele des widerstands und des empowerments vor.

neben vielen anderen institutionen und initiativen hat die ARGEkultur die erklärung die vielen unterzeichnet, eine kampagne mit dem ziel gemeinsam mit zahlreichen weiteren kulturinstitutionen, kulturakteur*innen und verbände klare zeichen gegen rassismus und diskriminierung und für eine gerechte, offene und solidarische gesellschaft zu setzen. (die vollständige liste der unterzeichner*innen auf dievielen.at)

inhaltliche positionierung und strategische planung sind für die ARGEkultur ein unverzichtbares dauerthema: eine sich laufend wandelnde gesellschaftliche gemengelage braucht stets eine aktuelle und bewusste standortbestimmung, sowie gemeinsame zielvorstellungen. dabei wollen wir auch die gemeinschaft der hausnutzer*innen fördern und sichtbar machen.

in diesem und im kommenden jahr gibt es gelegenheit, mit blick auf die herkunft und wurzeln der ARGEkultur visionen für die nächsten jahrzehnte zu entwickeln: 2020 feiern wir 15 jahre ARGEkultur im neuen haus, 2021 werden wir 40 jahre ARGEkultur entsprechend begehen. wie sieht eine ARGEkultur in 15 oder in 40 jahren aus?

es sind sehr viele menschen, die täglich zum gelingen der ARGEkultur beitragen. das ist nicht selbstverständlich, sondern ergebnis engagierter arbeit. manchmal sichtbar, sehr oft aber auch im hintergrund und kaum beachtet, leistet ein großes team täglich sehr viel, damit unser haus ‚funktioniert‘. dadurch kann die ARGEkultur reibungslose veranstaltungen bieten und sich immer wieder neuen ideen und projekten widmen und dabei eine spürbare – vertraute? – atmosphäre entwickeln. danke!

der vorstand sieht sich gemeinsam mit der kaufmännischen geschäftsführerin, dem künstlerischen geschäftsführer und dem gesamten team gefordert, auch für die zukunft die ARGEkultur als ort der begegnung, des kritischen diskurses und der beheimatung einer offenen gesellschaft zu begreifen. im sinne albert einsteins: wir suchen immer wieder die absurdesten ideen! viel spaß also beim blättern, lesen und staunen.

der vorstand
alice krenn, bernhard jenny, claudia seiser, mark schneider, sabine stadler

ARGEkultur_Jahresbericht_2019_web-1

hier gehts zum direkten download des tätigkeitsberichts 2019

______
bild: joe amersdorfer / ARGEkultur

leidenschaft begeht keine sünde, nur die kälte.

das bonmot des deutschen dramatikers und lyrikers friedrich hebbel hat es bereits im 19. jahrhundert visionär auf den punkt gebracht: wenn die wärme fehlt, sterben wesentliche teile der kultur der menschheit. denn für uns alle ist doch leicht feststellbar, dass soziale kälte auf dem vormarsch ist. nicht nur, was den umgang mit menschen anderer kulturen betrifft, sondern insgesamt. immerhin wird offensichtlich die solidargemeinschaft eines wohlfahrtsstaates, der in österreich in den vergangenen jahrzehnten ausgebaut wurde, immer stärker infrage gestellt.

was das mit kultur zu tun hat, ist einfach zu erklären: wer, wenn nicht kunst- und kulturschaffende können, ja müssen ihre stimmen erheben, um eine von oben indoktrinierte verkühlung und damit verbundene verrohung der gesellschaft aufzuzeigen und auf jede mögliche art und weise dagegen zu protestieren?

die ARGEkultur gibt diesen ambitionierten menschen seit vielen jahrzehnten tag für tag den rahmen und die möglichkeiten, sich mit ihren ambivalent kritischen umsetzungen musikalisch, tänzerisch, dramaturgisch, satirisch, literarisch, international und zukunftsorientiert auszudrücken und ihre sichtweisen zu präsentieren.

auch 2018 war für uns als größtem, autonomen kulturzentrum westösterreichs ein jahr vielfältiger herausforderungen – sowohl in künstlerischer als auch politischer hinsicht. einen quasi grenzgenialen auftakt bot das dritte alex-mänhardt-memorial zum thema „erwachsenensprache – über ihr verschwinden aus politik und kultur“ mit dem autor und philosophen robert pfaller. da war richtig lust am streitgespräch, weiterdiskutieren und argumentieren in der studioluft. ein toller abend.

ein jahresrückblick ist auch der richtige moment zum danksagen. für unseren neuen künstlerischen geschäftsführer sebastian linz war dies das erste jahr in unserem haus. das bedeutet viel einarbeitung, offenheit, kennenlernen und dennoch klarheit im gestalten und linien ziehen – aus unserer sicht ist dies sebastian linz nicht nur gelungen, sondern wir haben aneinander und miteinander viel neues gelernt und entdecken dürfen! danke!

daniela gmachl als kaufmännische geschäftsführerin hat wiederum in sehr verantwortlicher und präziser form die gebahrung des hauses geleitet und gesteuert. als kulturbetrieb ist es von überlebenswichtiger bedeutung, wie hoch das vertrauen und wie klar die transparenz gegenüber den fördergeber*innen im lokalen, regionalen und nationalen rahmen gegeben ist. daniela gmachl steht als person genau für diese aufrichtigkeit. danke!

und noch ein grosser dank. er gilt dem team der ARGEkultur, das gerade im jahr der umstellung in der geschäftsführung wirklich sehr verlässlich gute arbeit leistet und aus jobs echte umsetzung von kulturarbeit macht und so tag für tag und monat für monat bis in die späte nacht für einen funktionierenden kulturbetrieb steht. danke, leute!

ende des jahres wurde ein neuer vorstand gewählt. wir wollen mit leidenschaft gemeinsam mit der kaufmännischen geschäftsführerin, dem künstlerischen geschäftsführer und dem gesamten team die ARGEkultur als ort der begegnung, des kritischen diskurses und als bezugspunkt einer offenen gesellschaft gestalten. als ort, der menschliche wärme ermöglicht, ausstrahlt und weitergibt.

denn leidenschaft begeht keine sünde, nur die kälte.

der vorstand

alice krenn, bernhard jenny, claudia seiser, mark schneider, sabine stadler

viel spaß also beim blättern, lesen und staunen:

ARGEkultur_Jahresbericht_2018_titel
tätigkeitsbericht ARGEkultur 2018 zum download

 

foto: ARGEkultur / johannes amersdorfer