antworten auf krisen und krieg?
pandemisch eng war es lang genug, doch es kam nochmals anders: da bricht ein krieg mitten in die heftig aufkeimende sehnsucht nach erholung und genesung. vergessen geglaubte schreckgespenster von invasion bis zu atomschlag ziehen mental den boden unter den füssen weg. existenzängste und nöte fressen sich in unsere gesichter und lassen keine zwischentöne zu, keine differenzierung, krisen werden zum polarisierungsmotor: inflation, wucher, unsicherheit, energieengpässe, das gesellschaftliche klima wechselt von angespannt auf fast unerträglich. wer soll was noch bezahlen? wer kann überhaupt sich noch was leisten? geht das klima vor dem bankrott kaputt oder rettet der zusammenbruch das klima?
dabei werden wieder einmal schamlos konzerne reich und reicher, während andere vor abschaltung und delogierung stehen. jene, die es am härtesten trifft, haben kaum zeit, sich gegen den wahnsinn zu wehren.
was hat ein kulturzentrum da noch zu melden? wofür steht eine ARGEkultur in solchen zeiten? geht nur noch weniger oder gar nichts mehr?
getrieben von offensichtlich zwingenden fakten einerseits und unverwüstlicher entdeckungslust andererseits, verbunden mit der hoffnung auf unentdeckte möglichkeiten hat die ARGEkultur nach gefühlt zigfachen lockdowns eine überraschende antwort gewagt: open up!
die ARGEkultur wurde ausgebaut. ohne grabungen, ohne fundament, ohne beton oder ziegel. statt mörtel oder holzplanken mit maus, tastatur und tablet: das digitale foyer der ARGEkultur wurde im zuge des open mind festivals eröffnet und auch noch tatsächlich bespielt: in der verschränkung von analogem geschehen im haus mit den verblüffenden anwendungen im virtuellen raum wurde der beweis angetreten, dass ein hybrider kulturbetrieb tatsächlich welten öffnet und funktioniert.
was in pandemiezeiten noch die tugend aus der not war, wurde nun zur „open minded“ realität. neue spielstätten sind eröffnet und erweitern die ARGEkultur hinaus in einen bereich, in welchem menschen „anders“ erreicht werden. während die einen tatsächlich physisch vor ort sind, schalten sich die anderen von wo auch immer zu. virtuell, im sinne von „nicht echt“, ist daran gar nichts, das was im digitalen foyer passiert, erweitert das physische zur hybriden wirklichkeit.
statt rückzug und verstecken, aufbruch und öffnung. statt sparsam weniger, ermunterndes mehr. „neuland“ at its best 😉
hinter solchen erfolgen steht ein ganzes team. sebastian linz als künstlerischer leiter und daniela gmachl als kaufmännische geschäftsführerin haben gemeinsam mit den mitarbeiter*innen der ARGEkultur nicht nur sich nicht entmutigen lassen, sondern exemplarisch perspektiven und entwicklungswege hervorgebracht, die geeignet sind, selbst in krisen kultur als lebensmittel zu deuten.
gunther seiser hat gemeinsam mit anderen im team der ARGEkultur seine „antwort“ auf die aktuellen herausforderungen gefunden: das ziel einer „energieautarken“ ARGEkultur mag sehr engagiert wirken. dass dennoch konkrete schritte in diese richtung auf ihre machbarkeit und umsetzungsmöglichkeit abgeklopft und recherchiert wurden und werden, ist in einer situation, in der sich viele ohnmächtig und ausgeliefert fühlen, mehr als nur eine „vision“. gerne haben wir dieses ziel im rahmen der generalversammlung zur offiziellen handlungsrichtlinie in sachen energie und klima erklärt.
deshalb sei hier dem gesamten team der ARGEkultur gedankt, dass sie durch ihre tägliche arbeit visionen, möglichkeiten, skizzen und experimente ermöglichen, ohne die wir uns nicht weiterentwickeln würden.
ein kulturzentrum kann sich den krisen nicht entziehen, aber es kann der ort sein, wo viele verschiedene versuche von antworten gelebt werden. diese sind – unabhängig davon, ob sie gelingen oder auch scheitern – ermutigung und entwicklungsraum für alle, die darin kultur leben: open up statt lockdown. als antworten auf krisen und krieg!
der vorstand der ARGEkultur
alice krenn, bernhard jenny, claudia seiser, mark schneider, sabine stadler
hier gehts zum download des tätigkeitsberichts 2022
bernhard jenny bloggt 