es ist nicht einzusehen.

foto: bernhard jenny

es ist nicht einzusehen. die angebliche schuldenkrise, die in wirklichkeit eine raubkrise ist, also ein kriegsartig stattfindender raub der spekulanten an unser aller staats-, kranken-, pensions-, pflege-, sozial- und bildungskassen wird zum idealen biotop für braune gewächse, die seit der „niederlage“ auf ein wieder hochkommen warten.

es ist nicht einzusehen. die sprach-, kraft-, taten- und kompetenzlosigkeit jener, die sich eigentlich für das gemeinwohl einsetzen und dieses mehren sollten ist exponentialkurvig gestiegen. wer pressekonferenzen, interviews und reden von politikerInnen wirklich ernst nehmen kann, möge sich melden.

es ist nicht einzusehen. während die einen schon vom zusammenbruch des offenen europas träumen oder sich regressiv eine alte währung wünschen, schaffen es andere nicht, die wirklich notwendigen grenzen zu benennen und zu leben. wir brauchen keine festung europa, sondern klare grenzen gegen spekulation und bankenrettung. wir brauchen kein einsperrendes zurück, sondern ein öffnendes voraus.

es ist nicht einzusehen. nazis dürfen nicht nur offen ihre politfäkalien verbreiten, sie dürfen parteien in mehreren farben bilden und mit ihrer hetze die anderen vor sich her treiben. das gefällt den kurzdenkerInnen, den garnichtdenkerInnen und den ehimmerschoneinenführerherbeiwünschenden. fremdenhass, rassismus, antisemitismus, betrug, veruntreuung – die liste der wahren stärken der rechten wäre endlos fortzusetzen.

es ist nicht einzusehen. kein argument der „ausgewogenheit“ rechtfertigt interviews mit wiederbetätigenden. auch wenn es „nur“ um scheinbar harmlose fragen (wie zb um den verkehr in der stadt) geht oder wenn wieder mal eine adabeiparty steigt, die nazis haben nichts im bild, im ton oder sonst wo zu suchen. kein öffentlicher raum den nazis.

es ist nicht einzusehen. nicht nur, dass die rechten in gesprächsrunden sitzen, als wären sie demokraten wie alle anderen, ist erschreckend, auch dass sich andere parteien – und ich meine nicht nur die övp – nicht eindeutig von jenem gedankengut trennen können, das die welt schon einmal ins unendliche verderben gestürzt hat, ist skandalös blind.

es ist nicht einzusehen. der braune block tut nun das, was alle anderen immer schon tun hätten müssen, sobald auch nur einer von ihnen den raum, den landtag, das parlament betritt: geschlossen ausziehen. jetzt ist es – nicht nur in kärnten – zu spät. es rächt sich nun, dass nicht schon längst auf klare grenzen geachtet wurde.

eine offene und bewusste welt darf menschenrechte nicht zur disposition stellen.

ps. ein „bisserl“ nazi gibt es nicht. auch wenn viele österreicherInnen diesem irrtum unterliegen.

die restrevolution

lindos, rhodos, griechenland (foto: bernhard jenny)

ein bescheidener kurzurlaub in einem land, das manche zynisch auf „ramschniveau“ abstufen. griechenland. rhodos. und wem sind wir begegnet? fast ausschliesslich menschen, die uns immer wieder eines sagen wollen: „wir sind nicht nur die krise.“

wenn wir dann im gespräch uns einig sind, dass niemand der sogenannten „kleinen leute“ das verursacht hat, wofür sie jetzt alle bezahlen sollen, dann wird die offenheit und ehrliche gastfreundschaft zum grossen genuss.

„sagen sie das bitte auch in deutschland und österreich,“ hat mich einer gebeten, als ich ihm sagte, dass ich tief beeindruckt von der freundschaftlichen atmosphäre und den zahlreichen gesprächen bin. oder: „wir sind keine verbrecher, wir haben das geld nicht gestohlen, das angeblich weg ist.“

die bevölkerung eines ganzen landes (und einiger anderer länder) wird von den propagandisten der krise in geiselhaft genommen. abgewertet, erniedrigt und als betrügerInnen, falschspielerInnen, steuerhinterzieherInnen und wirtschaftskriminelle gebrandmarkt. das verletzt sehr viele, so manche sind ganz tief getroffen. das macht dann die depression der krise umso schwieriger.

und immer wieder wird klar:

es muss schnell eine lösung her. aber die darf nicht bewirken, dass die ursachen der krise nicht mehr hinterleuchtet werden, dass die wahren kriminellen nicht mehr gefasst werden.

es muss schnell eine lösung her. aber das ist weder der ESF noch sonst ein enteignungs- und knebelvertrag mit ewigkeitsklausel.

es muss schnell eine lösung her. diese müsste aber ein absolutes, ein wirkliches umdenken bedeuten.

nur wenn wir unser desaster zu einem wirtschaftssystem neu ordnen, in dem menschen mehr zählen als geld, in dem leben mehr wert bedeutet als zertifikate, in dem kein spekulationsangriff auf die soziale gemeinschaft mehr zugelassen wird, dann wären wir auf dem weg zu einer lösung.

kolimbia, rhodos, griechenland (foto: bernhard jenny)

was uns derzeit merkel und co als lösung verklickern wollen, ist eben genau nicht die lösung. selbst die angeblichen alternativen formen eines hollande sind nur varianten des ewigen fortschreibens der fehler.

keine spekulationsblasen dürfen bildung, sicherheit, gesundheit oder grundeinkommen zerstören. kein papier – weder geldscheine, schuldscheine, anleihen, fonds oder derivate – darf mehr wert sein, als das leben der menschen.

bescheidenes ergebnis unseres kurzurlaubes:
eine echte umkehr muss her.
eine revolution muss her.

realistisch gesehen:
der alltag wird uns bald wieder haben.
urlaub ist immer etwas realitätsfern.
aber es wäre zumindest einen versuch wert, einen kleinen rest hinüberzuretten.
revolutionsmässig.

das erbettelte nehmen

wir müssen den bettlerInnen das erbettelte nehmen (foto bernhard jenny)

Wieder mehr Bettler in Salzburg

wieder heisst schon wieder
lästig diese bettlerInnen
warum in salzburg
bei uns
in der feinen stadt

Mit den wärmeren Temperaturen kommen auch wieder mehr Bettler in die Stadt Salzburg.

mit den wärmeren temperaturen
kommen die fliegen
weil das faule fleisch noch fauliger wird
die maden
die uns alles wegfressen
die bettlerInnen
in die stadt

Polizeisprecher Anton Schnetz schildert: „Speziell in den Stadtteilen Lehen und Liefering sind wieder mehr Bettler unterwegs. Hier gab es auch schon Beschwerden.“

ja das erklärt alles
danke lieber polizeisprecher
wenn es schon beschwerden gab
dann müssen wir
dann können wir gar nicht anders
na dann mal ran

In den vergangenen Tagen räumten die Polizisten leer stehende Häuser in der Stadt Salzburg, in denen sich Bettler einquartiert hatten.

leerstehende häuser
sind nun einmal dazu da
leer zu stehen
sonst wären sie ja keine
leerstehenden häuser mehr
also wirklich

„Nachdem das illegal ist, wurden die Bettler aufgefordert diese Häuser zu verlassen und das haben sie auch gemacht“, so Schentz.

auffordern ist immer gut
freiwillig sind sie dann gegangen
ganz ohne einschüchterung
zigeu na sinti
pack

Außerdem wurden Zeltlager im Eichetwald und an der Lehener Brücke geräumt.

diese bettlerInnen sind wirklich
das letzte
da beziehen sie zum schein
leerstehende häuser
nur um uns abzulenken
dabei machen sie in wirklichkeit
eine auf campen
mit zelten und so
im wald
das kann nicht sein
fehlt nur noch
dass sie unsere kinder mitnehmen

Doch die Polizisten können den Bettlern lediglich das erbettelte Geld abnehmen.

die runden münzen sind die erbettelten
die eckigen münzen haben sie vorher schon gehabt
bunte geldscheine sind erbettelt
schwarzweisse haben sie vorher besessen
das ist wichtig
bei der differenzierung
von raub- äh bettelgeld
und eigentum
das die vielleicht hatten
aber das erbettelte
muss denen weggenommen werden
wird brav verbucht
geht dann an die staatskasse
von bettlern heute eingenommen
2,51
devisen werden nicht gesondert gelistet
sondern geschätzt

Mehr können die Polizisten gegen die Bettlerbanden nicht tun, da die meisten Bettler aus Rumänien stammen und als EU-Bürger frei herumreisen dürfen.

das ist das eigentlich peinliche
bettlerInnen haben eu-staatsbürgerschaft
bettlerInnen als eubürgerInnen
das geht nicht
betteln sollte
automatisch die
eu-bürgerschaft
zum erlöschen bringen
dass arme reisefreiheit haben
dass arme eubürgerInnen sein können
das geht zu weit

abschieben
weg
weit fort
ins sichernichtmehrzurückkommland
raus aus der eu
oder an einen ort wo das problem gelöst wird

wir müssen den bettlerInnen das erbettelte nehmen
wir müssen den bettlerInnen das erbettelte nehmen
wir müssen den bettlerInnen das erbettelte nehmen
wir müssen den bettlerInnen das erbettelte nehmen
wir müssen den bettlerInnen das erbettelte nehmen

und dann an einen ort mit ihnen
wo das problem gelöst wird

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die zitierten stellen stammen aus dem bericht des orf „wieder mehr bettler in salzburg

die früchte des zorns

kein mensch ist illegal - foto: bernhard jenny

jahrelang erleben wir in europa eine politik der 2 mentalitäten. in der einen mentalität, der schönen, der offenen, da geht es um die abschaffung von grenzen, zumindest deren öffnung, um die idee eines weiten europas, das den frieden sichern will. durch offenheit und austausch. in der anderen mentalität, der grausamen, der ausgrenzenden, da geht es um abgrenzung, ausgrenzung, abschottung, um die idee einer festung europa, die sich gegen die feinde von aussen, hauptsächlich gegen die armen von überall her wehren muss. durch rassismus und zynismus.

die vertreterInnen der ersten mentalität haben oft naiv gehandelt. sie haben vertrauen wollen, dass sich die offenheit schon von allein durchsetzt, sie haben geglaubt, die lehren der weltkriege und der shoa wären erbe genug, um unsere kulturen bewusst offen zu leben. zu diesen naivlingen zähle ich mich auch.

wir haben übersehen, dass die geldschieber und kapitalspekulierer sich der freiheiten bemächtigten, während die menschen selbst noch lange keine offenen grenzen erleben konnten. wir haben übersehen, dass zur schaffung einer verantwortlichen politischen kultur mehr gehört, als ein schulfach. wor haben geglaubt, die geister von gestern wären vorbei. wir haben übersehen, dass eine simple wirtschaftskrise (eine inszenierung der spekulanten) reicht, um die alten feindbilder neu zu beleben. allzuschnell wissen die wahnsinnigen wieder, wer schuld ist. wir haben übersehen, welche langzeitwirkung rechtspopulistische politikerInnen von le fekter bis mizzi pen haben.

nun müssen wir erleben, dass der immer schon köchelnde hass, der seit dem 9/11 immer wieder von kriegstreibern zum sieden gebracht wurde, schreckliche früchte bringt. terror ist die ernte des hasses.

mag sein, dass breivik ein psychopath ist, dennoch kann das gesellschaftliche klima auch ein faktor dafür sein, welche wege sich solche psychosen suchen. die terrorserie in deutschland, die jahrelang von den behörden falsch eingeschätzt wurde (wodurch viele vermeidbaren verbrechen erst begangen werden konnten) war offensichtlich kein einzelfall.

heute wurden kinder und ein vater auf ihrem weg in die schule in südfrankreich erschossen, soldaten tage zuvor anscheinend vom gleichen täter hingerichtet. weil die kinder in eine jüdische schule gehen? weil die soldaten aus nordafrika stammen?

wenn wir solche früchte des hasses verhindern wollen, müssen wir unsere kultur grundsätzlich verändern. wir dürfen nicht ausgrenzen, sondern öffnen. wir dürfen weder rassismus noch faschismus dulden. und wir müssen begreifen, dass in der diversität unserer gesellschaften und kulturen der reichtum liegt, den wir grosszügig verteilen können, ohne auf die änderung eines wirtschaftssystems warten zu müssen. und: wir müssen aufhören die unzähligen toten zu ignorieren, die unsere kriege und unsere politik ganz woanders auf dieser welt verursachen. denn auch die jene früchte des zorns, die weit von uns entfernt auftauchen, gehen uns an.

die antwort auf den terror ist nicht antiterror, überwachung und abschottung.
die antwort auf den terror ist eine offene, gerechte gesellschaft, die nicht erst integrieren muss, um die „anders“ seienden anzunehmen.
die antwort auf den terror ist eine kultur, die alles zulässt, nur nicht die ausgrenzung und diskriminierung in all ihren spielarten.
die antwort auf den terror ist eine diverse gesellschaft. für alle.

bedrohliche inflation in europa

suppenteller / foto: bernhard jenny

die wirkliche inflation findet nicht beim geld statt. es sind andere werte, die uns schneller abhanden kommen, als die konten. es ist die moral.

viele von uns nutzen sogenannte “soziale netzwerke” für den raschen austausch. das ist hype. das ist in. “soziale sicherheit” und “solidarität” scheinen dagegen fast, wie alte geldscheine aus einer anderen zeit, kaum mehr etwas wert zu sein. wenn daran erinnert wird, dass unsere gesellschaft niemand in den ruin entlassen dürfte, so wird von “hängematte” gesprochen, wenn gefordert wird, dass niemand zwangsdeportiert werden darf, so wird von “kriminellen” und “schmarotzern” parliert.

wer kann es noch hören? schulden. krise. euro. rettung. hair cut. bankrott. sparen. kürzung. rating. alles kandidaten für die unwörter des jahres.

wir wissen, alle diese begriffe haben etwas mit europa zu tun. und wir glauben, es geht ums geld. oder um den turbokapitalismus. vielerorts regt sich widerstand, unmut und empörung. viel zu wenig allerdings. und viel zu diffus.

mag sein, dass es ungeduld wäre, immer gleich orientierung und ausrichtung der entwicklungen zu erwarten. und niemand weiss, ob uns das organisierte verbrechen der spekulation nicht noch viel schlimmer an den abgrund oder gar hinab reissen wird.

es wäre allerdings in jedem fall eine “focusfalle”, also das lenken der aufmerksamkeit auf das nicht wirklich wichtige, wenn wir weiter über geld, ob real entwendetes oder gar nicht vorhandenes sprechen.

die grossen gremien der europäischen politik befassen sich derzeit mit dem – zugegeben nicht unwesentlichen – symptom finanzen. viel dringender – und für einen weg aus dem schlamassel unverzichtbar – wäre eine wertediskussion. geschieht diese nicht, wird jeder weitere schritt einer ohne richtungsänderung sein – also richtung abgrund. dann könnte es millionen verlierende und wenige, sehr wenige gewinnende geben. wieviele schritte es bis zum absturz sind, wissen wir nicht.

weder der derzeitige euro noch eine andere oder zukünftige währung wird uns retten können, solange wir nicht wissen, welche werte unsere gesellschaft wirklich verfolgt. scheinbar war dies einmal klarer als heute. der verlust der moral hat uns überhaupt erst dorthin kommen lassen, wo wir derzeit angelangt sind.

es ist die inflation der moral, die es zuerst zu bekämpfen gilt.

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dieser beitrag ist am 16.12.2011 auf nonapartofthegame.eu
erschienen und ist auch unter folgender adresse erreichbar:
http://nonapartofthegame.eu/?p=3235

das ende der freiheit

aufsehen erregte dieser tage die – vorerst freiwillige – schliessung der italienischen wikipedia-seite. in der stellungnahme der betreiberInnen steht zu lesen

wikipedia vorübergehend geschlossen

In den vergangenen zehn Jahren wurde Wikipedia Teil im Leben von Millionen Internetnutzern, weil sie eine neutrale, frei lizenzierte und vor allem unabhängige Wissensquelle darstellte: eine neue, großartige Enzyklopädie, die jederzeit frei und kostenfrei zugänglich war.

Heute aber stehen die Säulen, auf denen Wikipedia gebaut war: Neutralität, Freiheit und Überprüfbarkeit ihrer Inhalte unglücklicherweise auf wackligem Boden. Ursache dafür ist der Paragraph 29 eines italienischen Gesetzentwurfes, namens „DDL intercettazioni“ (Abhörmaßnahmen).

Dieser Gesetzesentwurf, den das italienische Parlament zurzeit debattiert, enthält neben anderen Dingen eine Verpflichtung für Webseiten, innerhalb von 48 Stunden kommentarlos jegliche Korrektur am Inhalt vorzunehmen, die der Antragsteller im Interesse seiner Reputation fordert.

Unerfreulicherweise verlangt dieses Gesetz keine Evaluation durch eine unabhängige dritte Person. Ausschließlich die Meinung der angeblich beleidigten Person oder Organisation genügt, um die geforderten Korrekturen an der Webseite durchsetzen zu lassen.

Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass jeder, der sich durch irgendeinen Inhalt in einem Blog, einer Online-Zeitschrift oder eben auch Wikipedia angegriffen fühlt, direkt die Entfernung des Inhalts und eine dauerhafte Veröffentlichung einer durch ihn korrigierten Fassung verfügen kann. Als Begründung würde es genügen, einen angeblich schädigenden Inhalt anfechten und widerlegen zu wollen – unabhängig von möglichen angegebenen Quellen und ohne Rücksicht darauf, ob der Inhalt wirklich ein persönlicher Angriff ist.

es geht nicht nur um wikipedia. es geht um alle blogs, foren und sonstige auftritte. die meinungsfreiheit ist bedroht. ein menschenrecht.

ist es wirklich zufall, dass solche gesetze diskutiert werden? ist es eine panne? oder ist es ein angriff, ein vorreiter dessen, was uns noch erwartet? wird hier das ende der meinungsfreiheit verhandelt?

wachsamkeit ist angesagt. die politik vertritt schon lange nicht mehr die interessen aller. wir dürfen da nicht zusehen.

das internet muss frei… bleiben? …werden?

der aufschrei muss grenzen überschreiten können.

http://it.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Comunicato_4_ottobre_2011/de

zurück aus dem einwanderland

foto: mar del plata 201108 (bernhard jenny)

zurück aus argentinien.
erfüllt von reichen eindrücken, interessanten begegnungen, intensiven gesprächen, besonderen momenten mit familie und vielen geschätzten freundInnen. manchmal wiedersehen nach vielen, sehr vielen jahren, manchmal neues kennenlernen, entdecken und geniessen.

unmöglich diese geschenke in einem einzigen blogeintrag entsprechend zu würdigen. aber bei der rückkehr nach europa werden bilder deutlich, die beispielhaft für vieles stehen können.

ich habe menschen gesehen, die bereits 2001 opfer jenes betrugsspiels an der argentinischen allgemeinheit wurden, das damals auch schon „wirtschaftskrise“ hiess (ganz in der art wie es heute in vielen europäischen ländern betrieben wird) und sehr wenige unverschämt reich und sehr viele menschen arm und ärmer werden liess. doch viele liessen sich dennoch nicht unterkriegen, haben es irgendwie dann trotzdem und sonst wie geschafft. vom tauschgeschäft bis zur parallelwährung – der einfallsreichtum, die solidarische grundhaltung und die berühmte gabe der improvisation haben dennoch ein (über)leben ermöglicht. da könnten wir was lernen.

zwei themenbereiche sind es, die menschen in argentinien über europa den kopf schütteln lassen:

    warum macht ihr euch zu sklavInnen von weltwährungsfond, weltbank und ratig-agenturen? warum schaut ihr zu, wie die spekulationswirtschaft die realwirtschaft abwürgt?
    warum seid ihr so xenophob? wer soll euch einmal die arbeit machen, die pensionen zahlen, wenn ihr niemanden reinlässt? warum glaubt ihr, dass ihr allein besser weiterkommt, als gemeinsam mit anderen? warum erkennt ihr nicht die chance, die zuwandernde für eure länder bedeuten könnten?

menschen in argentinien sind oft enkel, urenkel oder sonstwie nachfahren von einwanderInnen, politischen flüchtlingen und wirtschaftsflüchtlingen.

die verbindung von wirtschaftskrise und xenophobie ist ein unglaublich gefährliches gemisch, das den weg in die katastrophe öffnen kann. das wissen natürlich die nachfahren jener, die schon einmal ein brennendes europa verlassen mussten, nur allzu genau.

und aus der südamerikanischen ferne betrachtet, langsam wieder richtung europa reisend, erschien es mir wirklich unerklärlich, an welche abgründe wir wieder geraten.

wir hier in europa täten gut daran, so schnell und intensiv wie möglich über diese fragen nachzudenken.
schonungslos.