junge schwangere von polizei erschossen. was sind schon zwei menschenleben!

die hässlichen bilder, welche von bestimmten kreisen immer noch beschworen werden, sind tödlich. in einem schier unglaublichen ausmass wird der zynismus sichtbar, mit welchem europa menschen in wertes und unwertes leben sortiert. die drecksarbeit machen kräfte an den „aussengrenzen“, doch es darf nicht übersehen werden, dass diese verbrechen einem grossen gemeinsamen intersse dienen: dem machterhalt mit unterstützung jener, die gegen alle menschen sind, die nicht neben dem eigenen misthaufen geboren wurden.

es sind die xenophoben, die gerne jene wählen, die dann zur befriedigung tiefster beweggründe, zäune errichten, menschen ertrinken lassen, menschen zurückstossen, menschen in illegale gefängnisse sperren oder eben sie erschiessen lassen. was sind schon zwei menschenleben!

die mit ihrer konkreten hilfe auf lesbos weithin geachtete und bekannte doro blancke macht auf dieses verbrechen aufmerksam und teilt die nachrichten der community. hier der bericht von second tree in automatisierter übersetzung:

fatmata ist tot. sie wurde am mittwoch in nordmazedonien von der polizei erschossen. sie hatte gerade die grenze von griechenland überquert, dem land, das ihr asyl verweigert und sie unsichtbar gemacht hatte, eine unperson.

aber sie war ein mensch. sie war warmherzig, enthusiastisch und fröhlich. wenn sie es nicht wüssten, wären sie nie auf die idee gekommen, dass sie in einem flüchtlingslager lebte. sie war 23. sie war bewegend voller leben: immer bereit, ihre kraft und energie zu teilen und vor allem zu tanzen. oh, liebte sie das tanzen. sie tanzte und sang „to the top of her voice“, wie ihre schwester bintia es ausdrückte. stell sie dir so vor, denn so werden wir sie in erinnerung behalten. sie war teil der second tree community.


sie war auch sehr, sehr verliebt in ihren ehemann abu bakar. sie kannten sich seit ihrer kindheit und nannten sich oft „mein ein und alles“. sie waren so sichtlich ineinander verliebt, dass wir oft scherzhaft sagten: „ich hoffe, ich finde jemanden, der mich so liebt!“. zwei monate vor ihrer ermordung teilte fatmata abu bakar mit, dass sie schwanger sei. sie hatten weder papiere noch geld, also hatten sie nie einen test. er weiß immer noch nicht, ob ihr erstes kind mit seiner frau gestorben ist.


abu bakar war bei fatmata, als sie erschossen wurde. sie rief seinen namen. dann bat er um hilfe. das video von abu bakar, der fatmata umarmt, während sie auf dem boden liegt und an einer schusswunde stirbt – vergeblich ihren namen schreit – ist einfach leer.

dann wurden ihm handschellen angelegt, er wurde mehrere stunden weggefahren und einen tag lang ohne nachricht von seiner frau in haft gehalten. dann wurde ihm angeboten, an der grenze abgesetzt zu werden, um nach serbien weiterzureisen. natürlich wolle er bleiben: „ich will gerechtigkeit für fatmata“, sagte er.


giovanni und juliette aus unserem team sind jetzt bei abu bakar in nordmazedonien. er weiß immer noch nicht, wo sich fatmatas leiche befindet, und hat seit ihrer trennung darum gebeten, sie sehen zu dürfen. er hat jetzt einen anwalt und die entschlossenheit, gerechtigkeit zu suchen. wir werden tun, was wir können, um ihn und fatmatas familie zu unterstützen.

abu bakar hat das bild ausgewählt, das diesen beitrag begleitet. er nahm es mit, als sie gingen, als erinnerung, die er behalten sollte. unmittelbar nach der einnahme sagte fatmata zu ihm: „jetzt scheinen alle türen geschlossen zu sein, aber eine andere tür wird sich für uns öffnen. die zukunft wird gut“.


als wir abu bakar das erste mal fragten, was er am meisten brauche, sagte er: „ich möchte, dass die welt es erfährt“. das ist der gleiche wunsch, den uns fatmatas familie geäußert hat – sie war die jüngste von fünf brüdern und schwestern. in den nachrichten liest man nur von „einem jungen migranten“, der von der polizei getötet wurde, aber die menschen, die fatmata lieben, möchten, dass jeder weiß, dass sich hinter diesem leeren etikett ein wertvoller, einzigartiger charakter verbirgt.

als wir uns das letzte mal mit mariatu, fatmatas mutter, unterhalten haben, hat sie uns gefragt, wie sie die welt bittet: „bitte, bitte vergiss sie nicht“. bitte, bitte, vergessen wir sie nicht.

was sind schon zwei menschenleben!

bild: privat/facebook/second tree

Autor: bernhardjenny

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