schluss mit der weiterbetätigung

dass es mit dem wahrheitsgehalt von öffentlichen statements nicht unbedingt weit her ist, sind wir vom unheiligen sebastian leidvoll gewohnt. so weit, so schlecht.

dass selbst hartgesottene journalist*innen kürzlich beim „salzburg summit“ der industriellenvereinigung samt edlem empfang sich in einer zeitreise vermuten mussten, weil dort praktische die gesamte türkise expolitik quietschvergnügt ins blitzlicht marschierte, war eine ernsthafte konkurrenz für jedes gruselkabinett oder geisterpraterfahrgeschäft.

dass sich die industriellenvereinigung schwer tut, sich mit aktuell regierenden – oder sagen wir besser scheinregierenden – politiker*innen feierlich zu umgeben (eine ausnahme, warum auch immer, edtstadler), ist irgendwo fast verständlich.

aber dass die interessensvertretung der österreichischen industrie sich eine politische wiedergängergruft baut, scheint auf den ersten blick unverständlich. kurz, blümel, schramböck, köstinger, fast alle säulenheiligen von „anstand“ und „würde“ (anführungszeichen türkis) breiteten der industrie einen wohligen stimmungsteppich für jenen gipfel der „anderen art“ aus. motto war wohl „nichts ist passiert“.

mehr als einmal musste der unheilige vor und im „salzburg summit“ die frage beantworten, ob er denn wieder in die politik zurück wolle. abgesehen davon, dass er und seine machenschaften noch immer nicht überwunden und schon gar nicht weg sind, versuchte er gebetsmühlenartig „definitiv auszuschliessen“, dass er hemals in die politik zurückkehrt.

was gerne übersehen wird: der unheilige macht weiter.

und das auf eine besonders bedenkliche art. als ehemaliger minister und später regierungschef mit intensivem interesse an disruptiven prozessen mit dem ziel, gewachsene strukturen per aushölung zum eigennutz und machtgewinn zu zermahlen, hat er besonders umfangreiche kenntnis über das innenleben unseres staates, über viele innenleben in der EU und über die schwachstellen hier und dort.

sensible schwachstellen sind es, die von darauf spezialisierten konzernen zu geld gemacht werden. nicht zu unserem geld und auch nicht zum geld der europäischen gesellschaft, sondern zu ihrem eigenen „privaten“ nutzen.

der neue arbeitgeber des unheiligen kann also mit sicherheit gut beurteilen, wieviel der neue jungvater, altkanzler als mitarbeiter wert ist. er braucht nicht viel können, er braucht nur das all das heikle wissen, die sensiblen informationen und offenen schwachstellen im betriebssystem unseres landes „strategisch“ weitergeben.

das ist lukrativ, sehr lukrativ für jene, die mit ihren geschäften genau diese informationsvorsprünge ausnützen können. es handelt sich also um eine privatisierung über die personelle hintertür. dazu braucht der altkanzler tatsächlich nicht mehr zurück in die politik.

diese art von verwertung des öffentlichen und auch des streng geheimen wissens über unser land, unsere infrastruktur, unsere sicherheit, unsere verwaltung, unsere strategischen planungen und unsere hochnotpeinlichen verletzlichkeiten betreibt jetzt einer, der es wissen muss: der unheilige hat eine klare vorstellung davon, welchen wert dieses know how für konzernchefs, die wenig interesse an demokratie und grundrechten haben, monetarisch hat. ein derartiger wissenstransfer ist nicht nur schamlos, sondern staatsgefährdent.

ist das diebstahl staatlichen wissens durch private?
ist es staatsgefährdung oder gar noch mehr?

wenn also der unheilige sagt, er will nicht in die politik zurück, so ist das wieder einmal eine ablenkung von der wahrheit. in wahrheit ist er mit der weiterbetätigung als wissensträger ein potentieller zuarbeiter für jene, die alles andere im sinn haben, als unser wohl und das unseres landes.

schluss mit der weiterbetätigung

bild: kremlin.ru licence cc by &
remixed by bernhard jenny cc cc-by-sa 3.0 de

>>> unter der headline „Privatwirtschaft trifft Altkanzler: Sensible Information als Ware“ ist dieser blogpost in leicht abgeänderter form am 4.8.2022 auf DER STANDARD erschienen

Autor: bernhardjenny

kommunikationsgestalter meine unternehmen: jennycolombo.com, conSalis.at blogger, medienkünstler, autor, erwachsenenbildner salzburg - wien

Ein Gedanke zu „schluss mit der weiterbetätigung“

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..

%d Bloggern gefällt das: