wiedereinmal. mord für mord.

screenshot effekt bernhard jenny

wiedereinmal. ein mensch wird im auftrag des staates ermordet. begründung: weil er gemordet hat. wiedereinmal. jede hinrichtung ist mord. selbst wenn es ein massenmörder gewesen wäre, geständig, uneinsichtig und im vollbesitz seines verstandes.
wiedereinmal. proteste wurden ignoriert und für nichtig erkannt.

die gestrige hinrichtung von john errol ferguson fügt sich in die lange reihe von staatlichen morden an menschen, die den gewohnten klischees entsprechen. dunkle hautfarbe. psychisch krank. als paranoid und schizophren eingestuft. seit 35 jahren in der todeszelle. was ist solch ein mensch schon noch wert.

mit einer giftspritze hat sich nun das amerikanische rechtssystem befriedigung beschafft. recht bleibt recht. ordnung bleibt ordnung. mörder bleibt mörder.

ein einwand von gegnern war, dass der hingerichtete geistig nicht in der lage wäre, die strafe zu verstehen! gegenfrage: was nützt es, wenn jemand die strafe versteht, wenn er dann umgebracht wird?

ein staat, der die todesstrafe zulässt, ist noch nicht in der zivilisation angekommen. eine staatengemeinschaft, die hochoffiziell die grundrechte aller menschen mit füssen tritt und mit todesspritzen vernichtet, hat das recht, andere staaten zur einhaltung der menschenrechte aufzufordern verwirkt. umso mehr verantwortung trifft die menschen in den betreffenden staaten selbst, ihre gesetze und autoritäten zu ändern.

allerdings reicht es in solchen momenten auch nicht, uns als europäerInnen in einem zweifelhaften licht zu sonnen, frei nach dem motto “wie gut, dass es soetwas bei uns nicht gibt.” verbrechen gegen die rechte der menschen gehen uns immer an und es kann uns nicht beruhigen, dass sie zum glück wo anders passieren.

wir dürfen nicht zulassen, dass die menschenrechte immer mehr zu einem “ideal” verklärt werden, das der “realität” nicht standhält. die menschenrechte sind DIE kulturleistung der menschheit schlechthin. sie sind der entscheidende lernschritt in folge der schrecken des 2.weltkriegs und des holocaust.

jeder schritt hinter diese wegmarke der kultur bedeutet, dass wir jene werte verlernt haben, die vor wenigen jahrzehnten gewissheit zu sein schienen.

wiedereinmal. mord für mord.

politische verantwortung ist abgeschafft.

bild: bernhard jenny

beatrix karl verhält sich nicht nur kriminell (siehe „wir können uns keine kriminelle justizministerin leisten„), sie ist auch schamlos. sich nach all den von falter und co. aufgedeckten missständen vor die öffentlichkeit zu stellen und ein „massnahmenpaket“ zu präsentieren, das die kritischen stimmen verstummen lassen soll, ohne selbst konsequenzen zu ziehen, ist schamlos.

den kritikerInnen wird immer wieder vorgehalten, dass ja die justizministerin persönlich wohl nicht verantwortlich sei für den missbrauch minderjähriger in unseren gefängnissen. wir wissen, dass sie nicht persönlich daran beteiligt war. aber es ist nicht hinnehmbar, dass generell das wort „verantwortung“ in dieser regierung zunehmend zum fremdwort wird.

so wie sich die schottermizzi nach unglaublichen fehlverhalten als innenministerin in das finanzministerium davongestohlen hat, um nur ja nicht in irgendeiner form verantwortung für tote schubhäftlinge und schlimme missstände übernehmen zu müssen, so wurde auch beatrix karl vom sinkenden schiff der wissenschaft und forschung in das jutsizministerium gehievt, unibrennt hatte wohl zu viel hitze erzeugt. fekter, mikl-leitner und karl sind die moralischen schwarzen löcher im regierungsuniversum, neben den zahlreichen vertretern der antimaterie wie „willy“ berlakovich , kurz und spindelegger.

sie alle waren nie dabei, wenn etwas grob aus dem ruder läuft, wenn etwas schief geht, wenn etwas sehr lange schiefgeht oder wenn gar die schieflage zum dauergesetz des trägen (nicht)handelns wird. sie waren nie dabei.

die unterrichtseinheit „verantwortung“ haben sie versäumt. und angesichts des lahmen einknickens der faymann- und frauschaft („ich stehe hinter beatrix karl“) wird deutlich, dass es wohl niemanden in diesem land gibt, der diese unterrichtseinheit für die regierungsmitglieder nachholen könnte.

das ist so logisch wie dramatisch.

logisch, weil wahlen kommen und offensichtlich eine kuschelstrategie die wählerInnen einlullen soll. veränderungen machen immer angst, vor wahlen sind sie absolut tabu.

dramatisch deswegen, weil dadurch das moralische versagen der politischen klasse zementiert bleibt. selbst wenn noch so viele jugendliche in unseren gefängnissen aus verzweiflung ihrem leben ein ende setzen, heisst die devise: wegschauen, bedauern, achselzucken und durch. die nächste pressekonferenz wird dann halt mit noch mehr staffage im hintergrund gehalten. the show must go on. auf teufel komm raus. dass das alles schon eine lange kette von schlimmsten unterlassungen und fahrlässigkeiten ist, die immer gegen die „kleinen“ ausgeht, kümmert nur wenige (siehe „justizbrennt, frau karl!“ juni 2011 !!! )

was viele auch übersehen: wir hören jetzt eine diskussion über jugendgefängnisse und jugendstrafvollzug. vergewaltigung und missbrauch regen verständlicherweise bei minderjährigen opfern besonders auf. dass selbiges auch im ganz normalen strafvollzug vorkommt, ist dennoch nicht einfach hinzunehmen. die missachtung der menschenrechte ist immer ein skandal.
aber auch dafür wird niemand auch nur irgendwas übernehmen.

politische verantwortung ist abgeschafft.

ein mehrfacher mörder entdeckt den umweltschutz

arnold schwarzenegger foto: gage skidmore, creative commons flickr bearbeitung: bernhard jenny

es sind muskeln. aufgedunsene, aufgeputschte, aufgedopte muskeln. die ihn weltberühmt gemacht haben. nicht das hirn, sondern die muskeln.

er hat symbolkraft. i´ll be back klingt wie eine drohung. oder messianisch? hasta la vista baby war die kampfansage. terminator zuerst gestellt, gemimt, zur show. vor der kamera.

später dann als governor ganz real. für die ermordung verantwortlich. hinrichten als kultur eines rechtssystems. ganz im sinne der alten filmrollen. die richtigen sollen leben, die falschen gehören ausgelöscht.

gnadengesuche waren seine sache nicht. er liess sie alle sterben. aber nicht nur das. über 100 seiten stark das werk. zur steigerung der effizienz bei hinrichtungen. bessere schulung der henker. neue mischung der giftmischungen in den spritzen. schneller und billiger soll es gehen.

inzwischen kläglich gescheitert als governor. auf der suche nach neuem profil. populär soll es sein. ein neues öl auf die haut. damit sie glänzt uns spiegelt.

umwelt. thats it! umwelt ist das thema. i´ll be back! und schon laufen ihm die kleinen geister zu. der faymann kommt, der barroso, der ponta aus rumänien, der töchterle und wie sie alle heissen. und die sponsoren und partner fliegen auch zu: das bundeskanzleramt hat dafür geld, verschiedene ministerien, konzerne, banken, versicherungen, medien.

nachhaltige energiezukunft. super thema. vielleicht hat er wieder mal 100 seiten zusammengeschrieben. zur steigerung der effizienz.

die berühmte kuhhaut. wie gross muss die sein? dass mehrfacher mord und nachhaltiger umweltschutz draufpassen? aber solange die blitze und leuchten der öffentlichkeit erstrahlen laufen alle mit. weniger hirn als muskeln ist also weiter verbreitet als geglaubt. sogar bei solchen, die kaum muskeln haben. hasta la vista baby.

ein mehrfacher mörder entdeckt den umweltschutz.

ps: der anlass zu diesem text ist die R20 CONFERENCE in wien am 31.1.13

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bild: flickr creative commons: gage skidmore

troy davis vorsätzlich ermordet

die botschaft von troy davis – unmittelbar vor seiner ermordung:

„The struggle for justice doesn’t end with me. This struggle is for all the Troy Davises who came before me and all the ones who will come after me. I’m in good spirits and I’m prayerful and at peace.“

trauer um troy davis

in der vergangenen nacht wurde nun der staatliche mord umgesetzt. ein allerletzter hoffnungsschimmer wurde auch wieder zerstört. all die weltweiten proteste blieben ungehört. es ist eine niederlage für uns alle. wut allein wäre zu wenig. einmal mehr haben wir den auftrag, gegen den wahnsinn todesstrafe weiter zu kämpfen.

ein staat, der die todesstrafe zulässt ist noch nicht in der zivilisation angekommen. eine staatengemeinschaft, die hochoffiziell die grundrechte aller menschen mit füssen tritt und mit todesspritzen vernichtet, hat das recht, andere staaten zur einhaltung der menschenrechte aufzufordern verwirkt. umso mehr verantwortung trifft die menschen in den betreffenden staaten selbst, ihre gesetze und autoritäten zu ändern.

allerdings reicht es in solchen momenten auch nicht, uns als europäerInnen in einem zweifelhaften licht zu sonnen, frei nach dem motto „wie gut, dass es soetwas bei uns nicht gibt.“ verbrechen gegen die rechte der menschen gehen uns immer an und es kann uns nicht beruhigen, dass sie zum glück wo anders passieren.

wir dürfen nicht zulassen, dass die menschenrechte immer mehr zu einem „ideal“ verklärt werden, das der „realität“ nicht standhält. die menschenrechte sind DIE kulturleistung der menschheit schlechthin. sie sind der entscheidende lernschritt in folge der schrecken des 2.weltkriegs und des holocaust.

jeder schritt hinter diese wegmarke der kultur bedeutet, dass wir jene werte verlernt haben, die vor wenigen jahrzehnten gewissheit zu sein schienen.

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blogeintrag vom 21.9.2011

massenmörder und todesstrafe

foto: amnesty international usa (creative commons flickr)

dramatisch spitzt sich in diesen tagen der kampf gegen die hinrichtung von troy davis zu. (siehe spiegel, nzz) im zuge der bescheidenen möglichkeiten, die uns jetzt noch wenige stunden vor der geplanten exekution für den protest bleiben – mail an president obama, unterzeichnung der petition bei amnesty international – und dem aufruf über diverse netzwerke kommen immer wieder argumente wie:

  • dieser mann ist höchstwahrscheinlich unschuldig
  • es gibt starke zweifel an der richtigkeit des urteils
  • das mag alles sein, das verschärft das drama rund um troy davis auch noch. und troy davis ist mit sicherheit kein massenmörder.

    aber:

    selbst für einen massenmörder müssen die menschenrechte gelten. der protest gegen die todesstrafe als solche muss grundsätzlich geführt werden.

    es geht eigentlich nicht darum, ob der richtige oder der falsche exekutiert wird. todesstrafe – also tötung im auftrag eines staates – ist immer mord. auch staatlich angeordnet ist hinrichtung ein verbrechen.

    keine todesstrafe ist zu rechtfertigen. jede exekution verstösst gegen die menschenrechte. und die sind unteilbar.

    solange wir das nicht verstehen, wird die diskussion immer wieder im kreis laufen und das dauert.

    viel zu lange für jene, die inzwischen hingerichtet werden.