fragezeichen: marko. m feingold

mit seinen 98 jahren ist marko m. feingold, präsident der israelitischen kultusgemeinde salzburg unermüdlich aktiv, in schulen, vorträgen, pressegesprächen, interviews und diversen veranstaltungen. authentisch und lebendig berichtet er das erlebte mit genau jenem mass an menschlichkeit, das aus fakten erfahrungen, aus erzähltem lebendiges werden lässt.

marko m. feingold überlebte auschwitz, neuengamme, dachau und schliesslich buchenwald. dies war nur durch eine unglaubliche serie von „zufällen“ möglich, wie feingold immer wieder ehrfürchtig berichtet. ebenso zufällig kam der wiener, der 1945 nicht mehr in seine heimatstadt zurück durfte, nach salzburg und wurde dort nur wenige tage nach der befreiung zum entscheidenden helfer für eine viertelmillion „displaced persons“, jüdischen überlebenden, die im nachkriegseuropa keinen platz hatten.

„fragezeichen“ ist der titel einer losen serie von gesprächen, die ich mit menschen führen will, die durch ihr engagement wesentliche zeichen in unserer gesellschaft setzen.

so manche gesellschaftliche entwicklung in unserer näheren umgebung und in der gesamten welt lässt mich manchmal zweifeln, ob wir es schaffen werden, aus der geschichte zu lernen, verbindung statt trennung, gleichberechtigung statt diskriminierung, miteinander statt gegeneinander zu leben.

es gibt menschen, die sich nicht und nicht entmutigen lassen. mit diesen menschen möchte ich sprechen und von ihnen lernen. es ist mir eine grosse ehre und freude, dass marko m. feingold bereit ist, als erster gesprächspartner diese serie mit dem untertitel „menschen, die zeichen setzen, beantworten fragen“ zu eröffnen. danke!

der heutige tag des holocaustgedenkens, der „holocaust memorial day“ erschien mir ein geeigneter zeitpunkt, mit den „fragezeichen“ zu beginnen.

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israelitische kultusgemeinde salzburg

alpinepeacecrossing

JA! zu ASYL in SALZBURG II

es freut uns sehr, dass die kampagne “JA! zu ASYL in SALZBURG”, mit der die salzburger “plattform für menschenrechte” asylsuchende menschen in den mittelpunkt stellen will und das bleiberecht thematisiert, nun ihre fortsetzung findet.

wie bereits bei der ersten serie (siehe eintrag vom august) sehen wir – das team von jennycolombo.com (= cristina COLOMBO, bernhard JENNY und jan-nahuel JENNY) – als gestalterInnen dieser kampagne es als zentrale aufgabe, die positionen zum thema ASYL klar und deutlich, direkt und unmissverständlich transportieren.

hier die aktuellen karten samt rückseiten-text:

andrea holz-dahrenstaedt, kija salzburg:

Andrea Holz-Dahrenstaedt

Andrea Holz-Dahrenstaedt Text

helga thonhauser, amnesty-flüchtlingsgruppe salzburg

Helga Thonhauser

Helga Thonhauser Text

sumeeta hasenbichler, katholische frauenbewegung

Sumeeta Hasenbichler

Sumeeta Hasenbichler Text

Hubert von Goisern:

Hubert von Goisern

Hubert von Goisern Text

leonhard thun hohenstein, prim.univ.prof.dr. an der uk für kinder- und jugendpsychiatrie, cdk, pmu und plattform politische kindermedizin:

Leonhard Thun-Hohenstein

Leonhard Thun-Hohenstein Text

polizisten demonstrieren vermummt gegen fekter

polizisten beteiligen sich an antirepressionsdemo in salzburg

am freitag fand in salzburg eine demo gegen repression und polizeigewalt statt. zirka 200 vorwiegend junge menschen, die ein klares antifaschistisches zeichen gegen die vorkommnisse der letzten monate und jahre setzen wollten, zogen in einem demonstrationszug vom vorplatz des salzburger hauptbahnhofes in die innenstadt und dort vor das gefängnis.

redebeiträge, flugblätter und transparente sollten auf die politische und polizeiliche repression gegen viele menschengruppen hinweisen.

logisch immer wieder auch im mittelpunkt heftiger protestrufe: unsere deportationsministerin und politborderlinerin. „widerstand im fekterland“ wurde immer wieder lautstark gerufen.

bemerkenswert ist allerdings, dass polizisten bereits derart unzufrieden mit der agitation ihrer chefin sind, dass sie sich an der antirepressionsdemo beteiligen. es war nur eine frage der zeit, dass sich jene, die von „ganz oben“ immer vorgeschickt werden, um harmlose demonstrationen niederzuprügeln oder friedliche asylwerberInnen gewaltsam aus dem schlaf zu reissen und zu deporteren, dagegen aufbäumen.

es muss für die offiziell begleitenden polizisten schon ein eigenartiges gefühl gewesen sein, den einen oder anderen kollegen auf einem demomarsch durch salzburg zu sichern. manche versuchten zwar durch vermummung von ihren kollegen nicht erkannt zu werden, was aber nicht geglückt ist.

unter den so vermummten polizisten, die in ihrer freizeit antifaschistische demos tatkräftig unterstützen, war ausgerechnet einer jener polizisten, die im prozess gegen die „widerstand im fekterland“-aktivisten als zeuge auszusagen hatten.

ps. ich hätte keinen polizisten durch diese berichterstattung unvorsichtigerweise „geoutet“, wenn sie nicht ohnehin von den vorgesetzen direkt am ende der demo erkannt worden wären. seine verblüffung versuchte kriminalchef huber allerdings mühsam zu verbergen.

pps. auf indymedia schreibt offensichtlich ein vertreter der exekutive „ihr ward sicher keine 200, mehr als 100 vielleicht“ – waren es dann am ende ca. 80 – 90 polizistInnen?

tanztheater fordert glauben an utopien

tomaz simatovic, viviana escalé © Bettina FRENZEL

so aufgelöst und kaum vorhanden die grenzen zwischen heute und mittelalter, zwischen news und sagenwelt erscheinen, so klar und deutlich kommt die aussage rüber: mit „könig artus“ (gestern und heute im rahmen des tanz_house festivals in der ARGEkultur) bezieht editta braun und ihre company stellung: wir dürfen nicht aufhören, trotz aller gescheiterten versuche und bitteren niederlagen an ein friedliches zusammenleben zu glauben – selbst wenn es eine utopie zu sein scheint. so klare, mit allen mitteln ausgedrückten botschaften sind in den letzten jahrzehnten des tanztheaters selten. oft genug wurde fast krampfhaft versucht, nur ja nicht eindeutig, nicht einmal vieldeutig, sondern gezielt diffus zu bleiben. nicht so die editta braun company. sie wird konkret.

und das ergebnis ist ein ganzes.

markus kofler © Bettina FRENZEL

markus kofler kontrolliert als merlin akrobatisch das geschehen rund um artus, verfällt aber immer wieder in zweifel, experimentiert mit den menschen, scheint gefallen daran zu finden um letztlich aufzugeben, kennt er doch als einer, der auf der timeline von vorne nach hinten unterwegs ist, bereits das ergebnis der bemühungen des königs. koflers vielschichtig angelegte präsenz erreicht, dass dieser merlin weder besserwisser noch belehrender bleibt, sondern weggefährte und mitleidender des königs wird.

tomaz simatovic © Bettina FRENZEL

dieser, von tomaz simatovic sehr detailgenau und einnehmend einfühlsam dargestellt, durchwandert alle gemütszustände des lebens. simatovic ist weder tanzender schauspieler noch schauspielender tänzer, er vereint wie selbstverständlich diese genres, errichtet räume, zeiten, emotionen auf fast leerer bühne. er eröffnet bewegungsabläufe, die ein einlassen fast erzwingen, zumindest dazu einladen, denn er führt sie sicher konsequent zu ende, und dann hinein in die nächste szene.

viviana escalé © Bettina FRENZEL

viviana escalé bringt, ganz das wesen aus der anderswelt, jene zartheit und sinnlichkeit auf die bühne, die artus so verzweifelt sucht. sie nimmt sich zeit, feinheiten zu entwickeln, die, gerade noch da, für die irdischen betrachterInnen viel zu schnell verwehen. sehnsucht entsteht, noch mehr von diesen, in einer aufgeklärten welt verpönten qualitäten sehen zu können.

nochmal: das ergebnis ist ein ganzes.
die musik von thierry zaboitzeff, die mal in die sagenwelt entführt, dann wieder in die heutige dramatik versetzt, ist ebenso unverzichtbar für diese produktion, wie das bemerkenswerte lichtdesign von peter thalhamer, das durch klarheit und exaktheit überzeugende szenen ermöglicht.

die texte, welche basierend auf t.h.whites romanadaption gemeinsam mit dem team und der dramaturgin gerda poschmann-reichenau erarbeitet wurden, trugen zur klaren aussage und zum mühelosen chanchieren zwischen mittelalter und gegenwart bei.

editta braun und ihrem gesamten team ist da ein konkretes statement gelungen. gesellschaftspolitische positionsangabe ebenso wie position in sachen tanztheater. ganz festival.

ps. dass sich editta braun und die künstlerInnen im anschluss an die uraufführung einem publikumsgespräch stellten, obwohl sie dabei in der überzahl blieben, ist auch bemerkenswert.

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fotos: © bettina frenzel, fotografin, wien

JA! zu ASYL in SALZBURG

mit der aktion „JA! zu ASYL in SALZBURG“ will die salzburger „plattform für menschenrechte“ asylsuchende menschen in den mittelpunkt stellen und das bleiberecht thematisieren.

wir – das team von jennycolombo.com (= cristina COLOMBO, bernhard JENNY und jan-nahuel JENNY) – haben dazu eine erste serie von 8 freecards gestaltet, die positionen zum thema ASYL klar und deutlich, direkt und unmissverständlich transportieren. bei der entwicklung dieser kampagne war uns wichtig, ein offenes konzept zu entwickeln, das in verschiedensten formen fortsetzung finden kann…

hier die aktuellen 8 karten samt rückseiten-info text:

ein asylsuchende frau stellvertetend für viele:

asylsuchende frauasylsuchende frau

ein asylsuchender mann – stellvertretend für viele:


doris witzmann, präsidentin der katholischen aktion salzburg

doris witzmann
doris witzmann

editta braun, salzburger choreographin

editta braun
editta braun

fritz messner, salzburger querschläger

fritz messner
fritz messner

luise müller, evangelische superintendentin

luise mueller
luise mueller

vladimir vertlib, salzburger schriftsteller

vladimir vertlib
vladimir vertlib

haliemah mocevic, salzburger studentin

haliemah mocevic, salzburger studentin
haliemah mocevic, salzburger studentin

der schock sitzt tief, ABER:

an diesem wochenende nach dem unglaublichen übergriff von mehr als 10 beamtInnen in polizeiuniform und zivil ist sehr viel passiert.

fragen wie „was ist da passiert?“ und „was haben wir verbrochen?“ gingen uns durch den kopf, ein solcher eingriff in unsere privatsphäre geht nicht spurlos an uns vorbei. nach schlaflosen oder zumindest sehr kurzen nächten, nach einem wochenende zahlreicher gespräche im kreise der familie, mit freundInnen und vielen interessierten neuen bekannten, stehen für uns folgende punkte fest:

1. voller protest gegen diese faschistoiden methoden!

es ist wirklich nicht zu akzeptieren, dass sich eine horde von beamtInnen nächtens OHNE ANZULÄUTEN, durch unerlaubtes öffnen eines verriegelten gartentors und öffnen der haustür illegal in ein privathaus einschleicht und dies OHNE DURCHSUCHUNGSBEFEHL, aber unter einem vorwand, der nicht als entschuldigung dienen kann, nämlich die „nachschau“ nach einem asylwerber, der bei uns legal gemeldet ist.

wir müssen uns im sinne aller menschen in diesem land dagegen wehren, dass solche „nacht- und nebelaktionen“ gewohnheit werden (wie die behörden selbst zugeben!), wie es schon einmal traurige gewohnheit in diesem land war.

wir lassen uns nicht einschüchtern, sondern sehen dringensten bedarf des scharfen protestes mit allen mitteln.

wir lassen es nicht zu, dass nächtliche polizeirazzien zur einschüchterung von regimekritisch denkenden menschen stattfinden.

daher werden wir auf allen uns zur verfügung stehenden ebenen sowohl rechtliche schritte einleiten als auch schärfsten protest gegen diese skandalrazzia vorbringen.

2. die menschenjagd auf asylwerberInnen muss sofort ein ende haben

menschen, die in unserem land – immerhin einem der reichsten länder der welt – zuflucht suchen, weil sie von tod und elend bedroht sind, verdienen respekt und menschlichen umgang.

die jagd auf menschen, deren verbrechen es ist, ein leben in sicherheit zu suchen ist immer unmenschlich. wieviele asylwerberInnen wurden von derartigen „nacht-und-nebel-polizei-horden“ bereits angetroffen, wie ist es ihnen ergangen und was ist mit ihnen geschehen?

wieviel polizeistaat versteckt sich im dunkel der nacht, im abseits der öffentlichen aufmerksamkeit?

3. der zusammenhang mit dem verfahren gegen unsere söhne liegt auf der hand

es darf als wirkliche sensation bezeichnet werden, dass die staatsanwaltschaft im zusammenhang mit dem skandalurteil im prozess gegen unsere söhne (siehe http://widerstand-im-fekterland.at) ZUGUNSTEN des erstangeklagten einspruch erhebt, weil ihr das urteil viel zu streng erscheint. auch die begründung der staatsanwaltschaft, mit diesem sensationellen einspruch für den angeklagten ein klares zeichen gegen den verdacht der politischen gängelung setzen zu wollen, müsste viele aufwachen lassen, was dies im klartext über unsere justiz bedeutet!

dass wenige stunden nach bekanntwerden dieser justizsensation eine einschüchternde razzia im elternhaus der angeklagten stattfindet, kann wohl nur von unheilbaren naivlingen als zufall betrachtet werden.

diese vorgänge sind umso bedenklicher und anlass für eine überprüfung und aufklärung auf allen ebenen!

4. grosser dank an alle unsere freundInnen, bekannte und unterstützerInnen

unzählige anrufe, mails sowie nachrichten auf facebook und twitter zeigen uns, wie riesig die welle der empörung und der solidarität mit uns ist. es war uns gar nicht möglich, auf jede nachricht und unterstützende zu reagieren. aber das grosse ausmass an mitgefühl gibt uns wirklich sehr viel kraft und ist uns gleichzeitig wieder verantwortung, nicht aufzugeben.

gerade diese breite unterstützung gibt uns aber auch zu denken: wir können solche angriffe und erschütterungen samt den damit verbundenen belastungen und anstrengungen relativ leicht überstehen, da wir ein sehr grosses und solidarisches umfeld haben.

was passiert aber mit menschen, die relativ allein in unserem land leben und in not sind? was widerfährt z.b. jenen asylwerberInnen, die von solchen polizeitrupps nächtens aufgefunden werden und dabei von keinem umfeld geschützt werden?

es war uns jetzt ein dringendes anliegen, uns mit diesem statement bei allen unterstützerInnen zu melden. wir werden in den kommenden tagen auch kreative formen des protestes überlegen, die eine mitbeteiligung möglichst vieler menschen ermöglicht.

bis dahin wünschen wir euch und uns, dass sich genügend menschen finden, die endlich bzw. weiterhin unerschrocken gegen solche faschistoiden vorgänge und machenschaften aufstehen und solidarische wege zur menschlichkeit findet.

menschenrechte müssen überall, immer und für alle menschen gelten!


das bild zeigt 2 der an der nächtlichen razzia ohne rechtliche legitimation beteiligten beamtinnen:

nächtliche polizeirazzia ohne rechtstitel

einschüchterungsversuch wegen engagement für asylwerberInnen?

gestern gegen 21:45 hat eine gruppe von mehr als 10 polizistInnen, uni-formiert und zivil, sowie angeblichen landesbediensteten sich unrechtmässig zutritt zu unserem privathaus verschaffen wollen.

die autos wurden – wie sich erst nach der aktion herausstellte – 2 strassen weiter abgestellt, die polizei läutete nicht an der hausklingel, sondern betrat über einen zwar nicht versperrten, aber geschlossenen seiteneingang das grundstück und drang ohne auf sich aufmerksam zu machen in unser familienhaus ein.

eine unserer töchter wurde von den ins haus eintretenden beamtInnen überrascht, nur durch unseren vehementen protest gegen das unrechtmässige eindringen in das private wohnhaus konnten die beamtInnen dazu bewegt werden, zumindest das haus zu verlassen. sie wollten aber trotz mehrfacher aufforderung das grundstück nicht verlassen.

vorwand für diese aktion: die polizei (wohlgemerkt mehr als 10 beamtInnen!) wolle einen asylwerber persönlich antreffen, der in unserem hause gemeldet ist, um zu überprüfen, wo er sich aufhalte.

erst nach zähen diskussionen war die truppe bereit, unverrichteter dinge abzuziehen. schutzbehauptungen mancher am einsatz beteiligten, sie hätten nicht gewusst, wo die klingel sei oder das gartentor wäre offengestanden, wollten selbst andere beteiligte nicht bestätigen.

wir sind erschüttert über diese skandalöse vorgangsweise der behörden:

  • soll eine familie, die sich aktiv für asylwerberInnen engagiert durch eine nacht- und nebelaktion eingeschüchtert werden?
  • wie kann es sein, dass die polizei ohne durchsuchungsbefehl sich in ein haus einschleicht und nur mit grossem argumentativen aufwand sich wieder hinaus verweisen lässt?
  • was wäre wohl passiert, wenn der asylwerber anwesend gewesen wäre?
  • warum lassen die beamtInnen ihre dienstautos 2 strassen weiter weg stehen, um sich unentdeckt einschleichen zu können, obwohl es keinen durchsuchungsbefehl gibt?
  • warum verweigern 10 von 12 im einsatz befindlichen beamtInnen die identifikation durch ausweis oder dienstnummer?
  • wozu rücken nächtens so viele beamtInnen aus? welchen aufwand bedeutet dies?
  • wir sind sehr betroffen, werden uns aber von unserem einsatz für asylwerberInnen und unserem protest gegen die unmenschliche asylpolitik nicht abbringen lassen!

    das foto zeigt die abrückenden beamtInnen nach der skandalösen razzia:
    nächtliche razzia im familienhaus musste abgebrochen werden

    PRESSEBERICHTE:

    ORF SALZBURG ONLINE 11.6.2010

    ORF SALZBURG RADIO SALZBURG AKTUELL 11.6.2010