friedensbewegung? nichts für konfliktzeiten?

foto: vertigogen adapted by bernhard jenny cc licence by nc sa

friedensbewegung? war da mal was? es gab sie einmal. aber wo ist sie hin? vielleicht hat sie die bewegung aufgegeben, der frieden ist dann irgendwo geblieben. nur nicht im hier und jetzt.

friedensbewegung? ist das eine nostalgie? erinnerung an die märsche, an die demos, an die menschenketten? schon ein fall für den geschichtsunterricht? spurlos im hier und jetzt.

friedensbewegung? eine veranstaltung der hippies von damals? make love not war. ficken für den frieden. kiffen für den frieden. bilder aus einer anderen welt. sicher nicht im hier und jetzt.

wenn es die kriegstreiber_innen, die aufrüster_innen, die truppenkommandant_innen, die verteidigungsexpert_innen schaffen, die zeitreise zurück in den kalten krieg anzutreten. wenn es wiedermal um das geschäft geht, um den profit über leichen, über waffen und über bedrohung. wenn also wieder mal rückschrittlich dinosauriermilitarismus angesagt ist. wenn.

wo ist dann die friedensbewegung? weggeschlafen? aufgelöst? verbürgerlicht? normalisiert?

was war es für ein aufatmen, das frei werden von zäunen, todeszonen, mauern, atomraketen, roten telefonen, feindbildern statt weltbildern? haben wir vergessen? haben wir es den jungen nicht gesagt? sind wir endgültig eingelullt in sozialpornokochshows, bigbrotherdschungelcamps und tittenpoprogrammen, dass wir es nicht mehr merken, was da wieder abgeht?

diesmal könnten sie es schaffen, die kriegstreiber_innen. weil sie uns lang genug das hirn zugesch…üttet haben. diesmal braucht das kanonenfutter nichteinmal mehr aus dem wohnzimmersofa aufzustehen. zwischen chips und bullensaft könnte schon mal ein weltkrieg ausbrechen. aber das macht die masse nur willfähriger, einfacher steuerbar und für simple feindbilder empfänglich.

es wird sich kaum mehr auszahlen.
was sollen wir schon machen.
die machen ja ohnehin.
anscheinend.

friedensbewegung? nichts für konfliktzeiten?

 

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foto: vertigogen adapted by bernhard jenny cc licence by nc sa

machtillusion statt ohnmachtsgeständnis

full taken world bernhard jenny

die vereinigten staaten und dort allen voran die nsa greifen das gesamte internet ab, schneiden alle telefongespräche mit und speichern bewegungsprofile, um alles und jeden so gut wie möglich zu durchleuchten, identifizieren, einzuordnen und letztlich zu kontrollieren.
nur die vereinigten staaten tun das. russland natürlich nicht, china auch nicht, japan schon gar nicht und frankreich, england, deutschland selbstvernatürlich ebensowenig.
wer glaubt das wirklich?

zugegeben, aus österreichischer sicht ist die geschichte haarstreubend überfordernd. denn unter „full take“ verstehen hierzulande nur insiderInnen das vollumfängliche abgreifen von daten, kaum jemand kann sich vorstellen, was das wirklich heisst. und die interessenslage kehr sich im hinterbergland um 180 grad: die empörung eines faymann oder spindeleggers über abhöraktivitäten (schon wieder natürlich ausschliesslich und nur) der amerikanischen spionage blieb aus. viel mehr überwiegt wohl die genugtuung, dass nicht nur mutti im nachbarland wichtig ist.

was auch immer in zusammenhang mit den aktivitäten der geheimdienste herauskommen wird. wer jetzt das getue um „no spy“ abkommen und verbote, beschränkungen und freiwilligen verzicht ernst nimmt, darf getrost zu den dummen gezählt werden. und geheimdienste sind nun einmal dazu da, uns allen genau nicht zu erzählen, was sie tun bzw. können.

das eigentliche geheimnis ist ein anderes: niemand der angeblichen machthabenden in sogenannten regierungskreisen will eingestehen, dass die „geheimdienste“ und alle anderen, die technische möglichkeiten zur datenbeschaffung – locker am grundverständnis der verantwortlichen vorbei – über jahrzehnte entwickelt haben, längst ihr eigenes spielchen treiben. und dieses spielchen können sie so lange sie wollen, so weit sie wollen und so umfangreich sie wollen, weiter betreiben, denn nur sie selbst könnten sich kontrollieren.

sie sind es, die information als eigentliche währung der macht erkannt haben und einen regen handel damit weltweit betreiben. da sind die präsidentInnen, kanzlerInnen und regierungschefs längst selbst so abhängig, dass sie wohl eher zu gesteuerten als zu richtung vorgebenden geworden sind. es geht inzwischen um noch unvollstellbarere dimensionen, als um das vorauseilende speichern regionaler vorratsdaten. unsere regierungen sind abhängige kundInnen und hilflose zielobjekte jener, die technisch vorne dran sind.

big brother is not watching you. big brother controls you. aber es ist auch nicht nur ein big brother.

jene „volksvertreterInnen“, die diese umkehr der macht offen eingestehen, hätten es verdient, vom volk auch weiter unterstützt zu werden. noch aber finden sich kaum welche.

aber noch verkauft sich die illusion besser, als die offenheit:
machtillusion statt ohnmachtsgeständnis.

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wir sind die grösste schwachstelle.

NSA_Teufelsberg foto by abandoned_be creative commons by-nc-nd

lächerlich. das hin und her. das gerede über nsa und spionage, über angelas mobiltelefon und obamas abgeblichen begehrlichkeiten. lächerlich. weil verlogen. was sollen „no spy“-abkommen und uno-resolutionen bringen? welcher staat, welche regierung wird sich an ein solches abkommen halten, wenn es mal wirklich um die berühmte wurst gehen sollte? ruft dann vorher ein amerikanischer präsident an und fragt um erlaubnis, jetzt doch die regierungstelefone abhören zu dürfen?

was technisch möglich ist, wird gemacht. das ist der job der geheimdienste. würden geheimdienste sich an gesetze halten, müssten sie keine geheimdienste sein. das wissen wir nicht erst seit dscheims bond und seinem gerührten.

mit der digitalisierung der welt werden die distanzen immer kürzer, die hindernisse zum schutz vor spionage immer geringer. ein lächerliches schmierentheater soll uns jetzt den eindruck vermitteln, es wäre noch (fast) alles unter kontrolle.

doch diese kontrolle ist eine illusion. ein trugbild. vermutlich wissen die angeblichen machthaberInnen selbst längst nicht mehr, was den offiziellen und den illegalen diensten möglich ist, was sie daraus machen und wie sehr ihnen das geschehen längst aus den händen genommen wurde.

den angeblichen machthaberInnen ist daher der geheimnisverrat durch snowden, manning, assange und andere mehr ein dorn im auge, als der wahnsinn selbst. denn der wahnsinn selbst ist so unkontrollierbar wie die schmelzenden brennstäbe in fukushima. die angeblichen machthaberInnen stehen dumm da, sie haben keine ahnung mehr, was sich abspielt. und wer gar nicht abgehört wurde, muss sich gedanken machen, ob er/sie überhaupt noch was zu sagen hat.

gesetzliche regelung digitaler spionage ist vermutlich so chancenlos wie jene des waffenhandels. beschränkungen der digitalen überwachung so aussichtsreich wie ein schussverbot für waffen. verbote und beschränkungen steigern den preis – der waffensysteme und der informationen.

ohne grossen verschwörungstheorien nachzueifern dürfte es dennoch naheliegend sein, dass wohl keine regierung dieser welt wirklich die (spionage)fäden in der hand hat. die spionagenerds und hackersöldnerInnen gehen wohl längst eigene wege. und sie haben mit sicherheit immer wieder gute auftragslage. es kann für viele von hohem interesse sein, unser verhalten zu berechnen, unsere pläne im vorhinein zu wissen und uns die inhalte finden zu lassen, die uns scheinbar bequem sind. wir sind längst in den vollautomatischen futtertrog der massentierhaltung eingespannt, der uns das reinstopft, was uns zu willigen, steuerbaren konsumwesen macht, die selbst dann nicht munter werden, wenn auch wahlen keine wirkliche veränderung bringen. mmpf.

ist es daher sinnlos, sich gegen vorratsdatenspeicherung und spionage zu wehren?
natürlich nicht. im gegenteil.
aber wir müssen unsere naivität ablegen.
uns muss bewusst sein, dass wir bereits im moment des verfassens von konzepten und gedanken beobachtet und kontrolliert werden können. dass unsere freiheit eine relative ist und dass wir uns niemals 100% sicher sein können, manipulationsdummies zu sein.

wir sind die grösste schwachstelle.

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foto: abandoned.be creative commons by nc nd

friedensnobelpreis für whistleblower

Foto de Alfred Nobel a mais de cem anos (1833-1896)}} {{en|Alfred Nobel (1833-1896)}} |Source=Originally from [http://en.wikipedia.org en.wikipedia]; description page is/was [http://en.wikipedia.org/w/index.php?title=Image

offener brief an die nobel-stifung

sehr geehrte stiftungs-kommission!

mir ist bekannt, dass normale bürgerInnen kein offizielles vorschlagsrecht für den friedensnobelpreis haben. dennoch glaube ich, dass sich eine engagierte kommission auch stimmen von aussen nicht verschliessen sollte, da es nur zeitgemäss sein kann, wenn anregungen aus verschiedensten richtungen gehört werden.

es dürfte ihnen nicht entgangen sein, dass die vergabe des friedensnobelpreises an die europäische union zumindest diskussionen ausgelöst hat. schlimmer ist wohl die wirkung ihrer vergabe des friedensnobelpreises an barack obama.

in beiden fällen dürfte ihre entscheidung wohl ein ideal gemeint haben, das der realität nicht entspricht.

ein offenes europa als friedensprojekt wäre schön und soll uns auch als vision niemals verloren gehen. das was real in der union unter dem titel „krise“ und „festung europa“ derzeit passiert, ist wohl eher der verrat des ideals.

ein us-präsident, der weltoffen und friedensorientiert sein land führt und andern ländern vorzeigt, wie demokratie für alle die lebensqualität steigert, das ist auch ein ideal. leider aber wohl eher ein marketing-gag. der real existierende obama hat weder guantanamo noch die folter und auch nicht die todesstrafe abgeschafft und führt nicht nur offizielle kriege, sondern auch streng geheime todeskommandos ohne jede völkerrechtliche legitimation, im namen eines „friedens“, der den namen nicht verdient.

dass die mittel, mit denen weltregime agieren, nicht nur bedenklich, sondern moralisch verwerflich, schmutzig und für viele menschen tödlich sind, das gilt es aufzudecken, offen zu kritisieren und damit hoffentlich zu bekämpfen. es ist unverzichtbar, dass die märchen vom gerechten krieg, vom sauberen krieg und vom friedenbringenden krieg entlarvt werden.

menschen, die solche missstände aufzeigen und der allgemeinheit zugänglich machen, seit einiger zeit als „whistleblower“ weltweit bekannt, sind für diese transparenz im einsatz für den frieden unverzichtbar. diese menschen riskieren ihr leben oder zumindest ihre gesamte lebensplanung, wenn sie sich dazu entschliessen, ihr streng geheimes wissen zu veröffentlichen.

die stiftungskommission hat also eine einmalige chance, diesmal konkreten menschen, die die vision vom frieden noch nicht aufgegeben haben, ihre auszeichnung zu verleihen. sie würden dadurch auch das ansehen ihres preises fördern.

der wichtigste effekt aber: die weltweite verfolgung dieser menschen wäre dann geächtet. schliesslich verfolgt der friedensnobelpreisträger diese menschen mit aller schärfe, um sie zumindest für den rest des lebens ins gefängnis zu stecken.

bis oktober ist es noch lange für die verfolgten. lassen sie doch bitte eine nominierung durchsickern. das wäre sehr im sinne der sache.

daher:
friedensnobelpreis für whistleblower

dazu passend: blogeintrag 24.6.2013: achtung: dieser blog wird überwacht.
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Foto: Wiki Commons

„they abuse us“ statt „yes we can“

foto: downingstreet ccder protzige g8/g20 gipfel in toronto spielt der welt eine teure, aber absurde polit soap opera vor. gemeinschaftsfotos, presseerklärungen, staatstragende mienen zwischen besorgnis und zuversicht sollen weltweit verbreitet werden. realpolitisch ist eine solche veranstaltung peinlich.

was in der offiziellen sprachregelung „sparen ja, aber ohne verpflichtung“ heisst, bedeutet in wirklichkeit die schamlose fortsetzung der verteilung von unten nach oben. kürzungen betreffen sozialsysteme und löhne der breiten masse.

aber die reform der finanzsysteme, eine bankensteuer oder gar eine einführung einer finanztransaktionssteuer wurden auf die lange bank geschoben. von all den frommen reden nach diversen milliarden-paketen für banken und spekulanten blieb genau gar nichts über.

für manche wäre es ehrlicher gewesen, vor die kameras der weltpresse zu treten und offen zu deklarieren: „wir haben längst nicht mehr die macht in unseren händen.“

wohl prominenteste figur des politischen bankrotts ist obama: welche visionen und zuversichtlichkeiten haben viele noch vor kurzem mit dem herumposaunten „yes we can“ verbunden? vielleicht hat er persönlich zu einem frühen zeitpunkt das auch wirklich geglaubt. wenn er heute aber erkennen muss, dass er mit seinen plänen kläglich scheitern muss, weil der „mächtigste mann der welt“ eben genau das nicht ist, dann wäre es wichtig, sich und der weltbevölkerung das einzugestehen. vielleicht würde das dann vielen die augen öffnen.

natürlich gibt es auch jene, die unabhängig von ihrer offiziellen politischen funktion genügend finger im dreck haben, dass sie mit fug und recht behaupten können, mächtig genug zu sein, um zumindest für sich selbst ausreichend zu rauben: all die berlusconis, sarkozys und kirchners haben wohl mehr private machtinteressen, als das wohl der allgemeinheit im kopf.

solange aber visionen illusionen sind, die aus sehnsucht nach veränderung zwar gewählt werden, aber sich niemals durchsetzen können, sind diese täuschungen systemstabilisierend für diejenigen, die entdeckt haben, dass mit „krisen“ noch mehr und schneller gewinne zu erzielen sind, als mit einer funktionierenden wirtschaft.

wir haben längst ein weltumgreifendes diktat krimineller spekulationsgewinnler, die staaten und währungsunionen spielend erpressen, für die kriege und katastrophen, krankheiten und tod nicht nur zum geschäft gehören, sondern wesentlicher teil des geschäfts sind.

„they abuse us“ statt „yes we can“ – wäre ehrlich, aber unpopulär.

foto: downingstreet (creative commons)

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