friedensnobelpreis für whistleblower

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offener brief an die nobel-stifung

sehr geehrte stiftungs-kommission!

mir ist bekannt, dass normale bürgerInnen kein offizielles vorschlagsrecht für den friedensnobelpreis haben. dennoch glaube ich, dass sich eine engagierte kommission auch stimmen von aussen nicht verschliessen sollte, da es nur zeitgemäss sein kann, wenn anregungen aus verschiedensten richtungen gehört werden.

es dürfte ihnen nicht entgangen sein, dass die vergabe des friedensnobelpreises an die europäische union zumindest diskussionen ausgelöst hat. schlimmer ist wohl die wirkung ihrer vergabe des friedensnobelpreises an barack obama.

in beiden fällen dürfte ihre entscheidung wohl ein ideal gemeint haben, das der realität nicht entspricht.

ein offenes europa als friedensprojekt wäre schön und soll uns auch als vision niemals verloren gehen. das was real in der union unter dem titel „krise“ und „festung europa“ derzeit passiert, ist wohl eher der verrat des ideals.

ein us-präsident, der weltoffen und friedensorientiert sein land führt und andern ländern vorzeigt, wie demokratie für alle die lebensqualität steigert, das ist auch ein ideal. leider aber wohl eher ein marketing-gag. der real existierende obama hat weder guantanamo noch die folter und auch nicht die todesstrafe abgeschafft und führt nicht nur offizielle kriege, sondern auch streng geheime todeskommandos ohne jede völkerrechtliche legitimation, im namen eines „friedens“, der den namen nicht verdient.

dass die mittel, mit denen weltregime agieren, nicht nur bedenklich, sondern moralisch verwerflich, schmutzig und für viele menschen tödlich sind, das gilt es aufzudecken, offen zu kritisieren und damit hoffentlich zu bekämpfen. es ist unverzichtbar, dass die märchen vom gerechten krieg, vom sauberen krieg und vom friedenbringenden krieg entlarvt werden.

menschen, die solche missstände aufzeigen und der allgemeinheit zugänglich machen, seit einiger zeit als „whistleblower“ weltweit bekannt, sind für diese transparenz im einsatz für den frieden unverzichtbar. diese menschen riskieren ihr leben oder zumindest ihre gesamte lebensplanung, wenn sie sich dazu entschliessen, ihr streng geheimes wissen zu veröffentlichen.

die stiftungskommission hat also eine einmalige chance, diesmal konkreten menschen, die die vision vom frieden noch nicht aufgegeben haben, ihre auszeichnung zu verleihen. sie würden dadurch auch das ansehen ihres preises fördern.

der wichtigste effekt aber: die weltweite verfolgung dieser menschen wäre dann geächtet. schliesslich verfolgt der friedensnobelpreisträger diese menschen mit aller schärfe, um sie zumindest für den rest des lebens ins gefängnis zu stecken.

bis oktober ist es noch lange für die verfolgten. lassen sie doch bitte eine nominierung durchsickern. das wäre sehr im sinne der sache.

daher:
friedensnobelpreis für whistleblower

dazu passend: blogeintrag 24.6.2013: achtung: dieser blog wird überwacht.
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Foto: Wiki Commons

die europäische union sollte friedensnobelpreis nicht annehmen

die jury in norwegen hat visionen.

bei obama war es schon zu erkennen.
da bekam wohl die vision darüber, was nicht alles ein völlig neu denkender präsident der vereinigten staaten erreichen könnte, die auszeichnung.
in wirklichkeit komplett daneben.
der real existierende obama war viel zu sehr doch nur das produkt der wirklichkeit um einer solchen auszeichnung gerecht zu werden.
die annahme war dann dessen historischer fehler.
er hätte bescheiden sein können und auf die lange to-do-liste verweisen können.

so wie obama nicht nur die schliessung guantanamos, die abschaffung der todesstrafe und das beenden der kriegshetzerei (neben vielen weiteren punkten) noch immer auf seiner liste der unerledigten aufgaben hat, so hat europa nicht weniger offene projektpunkte.

bei der europäischen union ist es daher der preis nicht weniger daneben.
die jury spricht in ihrer begründung von der leistung für den frieden und übersieht, wie weit die realität der union davon entfernt ist. die real existierende europäische union ist viel zu sehr das netzwerk der lobbies und krisenmafia um wirklich dieser auszeichnung gerecht zu werden.

es wäre die auch in der begründung angesprochene idee eines europas, das aus den schrecklichen erfahrungen des krieges gerlernt hat und sich aktiv für den frieden engagiert, die vielleicht auszeichnungswürdig wäre.

aber das real existierden europa mit diesem preis auszuzeichnen, bringt eher die reputation des preises in schwierigkeiten als der union einem positiven impuls.

eine festung europa nimmt nicht nur täglich ertrinkende im grössten wassergraben der welt in kauf und überlässt verzweifelte menschen dem sicheren tod. dieses europa hat sich leider in allzuvielen kriegen engagiert, hat kriege exportiert und verkauft waffen in die ganze welt – jeder krieg in dieser welt zum hoch profitablen geschäftsfall der waffenindustrie. dieses europa ist derzeit im begriff zum kollektiven komplizen des organisierten bankenverbrechens zu werden, dieses europa macht sich zum verteidiger der spekulanten und zum repressionsmulti gegen die verlierer.

lange bevor das gerangel angeht, wer den preis nun entgegennehmen wird, müsste es den verantwortlichen zu denken geben, wieviele europäerInnen sich eben nicht ausgezeichnet fühlen.

die vision obama bekam den nobelpreis.
der reale hat ihn nicht verdient.
die vision europa bekäme nun den nobelpreis.
europa würde klug handeln, diesen preis nicht anzunehmen.

es wäre ein deutliches zeichen dafür, dass die verantwortlichen erkennen, wie weit entfernt das realexistierende europa noch von der vision europa entfernt ist.

ein solch deutliches zeichen bräuchte nicht einmal viel mut.
es würde uns in die pflicht nehmen.

julian assange und liu xiaobo

wir sind frei.
wir sind mobil. wir broadcasten uns auf dem laufenden band selbst. wir veröffentlichen wann und wo wir wollen. toll. twitter, facebook, youtube, blog, alle möglichkeiten, uns unsere eigene öffentlichkeit zu schaffen, stehen uns offen.
in den letzten wochen erleben wir die grenzen dieser freiheit.

wikileaks julian assange screenshot

wir erleben eine festnahme. nicht irgendeine. sondern die eines aufdeckers, eines für manche mächte unbequemen, die ihn verräter schimpfen.

wir erleben einen vorwand. wegen eines nicht strafbaren tatbestands wird julian assange (inzwischen per hausarrest und fussfessel) festgehalten. denn es geht um ganz was anderes.

wir erleben
aufforderungen, solche „verräter“ am besten gleich zu töten.

wir erleben die abhängigkeit. und die soll uns bewusst werden!
keine domain ist sicher, kein webspace, kein paypal-konto, keine kreditkarte, kein bankkonto, nichts. gelder werden beschlagnahmt, banken, die die grössten verbrecher dieser welt per bankgeheimnis schützen, behalten geld ein und sperren konten.

wer erleben
das ende der freiheit.
wer unbequem ist, muss konsequenzen tragen. muss um sein leben fürchten und sich auf lange zeiten hinter gittern einstellen. gerade noch wurde china von der restlichen welt gescholten, wie sie mit der meinungsfreiheit eines nobelpreisträgers umgeht. wie diese restliche welt mit ihren eigenen dissitenten umgeht, haben wir in diesen tagen gelernt.

aber wir erleben auch den widerstand.
den kreativen. verschiedenste formen des zeitgemässen protestes – früher gingen wir auf die strasse – sitzblockaden inklusive, heute „besuchen“ wir eine homepage, „anfrageblockaden“ inklusive – sowie online-demos sind eine form, vielfaches spiegeln der wikileaks-inhalte eine andere form. es ist schön zu erleben, wie schnell und einfallsreich die welt der vernetzten reagieren kann. die „operation #blackface“, bei der die aktivistInnen ihrer avatare verdunkeln ist eine der aktuellsten formen, den protest gegen die wikileaks-einschränkungen und das eintreten für meinungsfreiheit weltweit zu verbreiten.

und es geht um viel.
es geht um die meinungsfreiheit, die schreibefreiheit für alle. was früher pressefreiheit hiess, muss in zeiten der social media eben die publikationsfreiheit für alle sein. vom sogenannten qualitätsjournalismus bis zum einpersonenblog, vom massenmedium bis zur trashmeldungssammlung: die freiheit muss für alle gelten.

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