akute neujahrsübelkeit

foto: bernhard jenny

mich überfällt seit wenigen tagen immer wieder plötzliche übelkeit. ich kann sie – auch wenn das irgendwiepolitisch nicht ganz korrekt sein mag – nicht mehr sehen. die bendsorff muis grinser, die strassergrassers, die millionensuchenden landeshauptundvizestellverirgendwas und die suspendierten offiziersamtsleiter.
mir wird übel.

vielleicht ist es die sehnsucht nach einem neuanfang im jahr.
altes hinter sich lassen.
neues ermutigt denken.
zukunft finden.

und dann kleben diese kamerageschminkten gesichter mit ihren dementis, anschuldigungen und gegendarstellungen, mit den aussagen und nicht aussagen wieder überall am bildschirm.
mir wird übel.

und der brei wird unverdaulich. bundesheer mit korruption, waffen mit millionenverlusen, milliardenschulden mit politstrich, korruption, korruption, korruption. rücktritte, halbrücktritte, sicher nicht rücktritte und das alles mit unschuldsvermutung, diffamierung und politnutzenrausschlagen.
mir wird übel.

dann melden sich noch die einen oder anderen aus den ministerien und staatssekretariaten und es würgt sich in mir schon wieder hoch.

sorry, das ist politkorruptionsoverkill.
mir wird übel.

akute neujahrsübelkeit

auch mit gewalt durchgesetzte verbrechen bleiben verbrechen!

http://www.youtube.com/watch?feature=player_detailpage&v=tjiLK9-W-AI

an alle, die hier das verbrechen der deportation im namen einer angeblichen staatsmacht, auf befehl und mit brachialgewalt durchsetzen:
es bleibt ein verbrechen.

an alle, die etwas in unserer politischen landschaft zu sagen hätten, jetzt aber lieber schweigen und sich hinter zuständigkeiten und gesetzen verstecken:
es bleibt ein verbrechen.

an alle, die von diesen verbrechen erfahren, dann aber schnell froh sind, dass es niemanden im eigenen umfeld trifft und eher an was anderes denken wollen:
es bleibt ein verbrechen.

jede deportation ist ein verbrechen.
jedes verbrechen verpflichtet zum widerstand.
jeder widerstand beginnt mit wohlbedachtem ungehorsam.

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video daniel hrncir

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top die wette gilt

deportationslinie foto: bernhard jenny creative commons

im vorfeld
werden die kandidatInnen
gecastet
eine agentur für volksbelustigung
wählt sie aus
die echt strange aussehen
die mit dem mitleidfaktor
die kleine schwache
den grobschlächtigen
den offensichtlich auch noch schwulen
die familie mit neugeborenem
den einzelgänger der seit 8 jahren da ist
das allein geflüchtete kind

dann übernehmen sponsoren
die finanzierung der show
das kleinformatige
die zeitung die so heisst wie ein land
die regionalblätter
die grenzschutzagentur
die bank mit den ostgeschäften
die exportkönige

mit logos beklebt
aber sonst nackt
werden sie vor die kameras geschickt
dürfen in einer ersten runde
was von sich erzählen
2 minuten für jedeN
und
warum sie nicht abgeschoben werden wollen

singen tanzen oder turnen
alles ist erlaubt
sie wollen ja
das publikum
erreichen

das publikum im saal
darf mit daumen hoch oder runter
schon mal filtern
zwischenrufe wie
schleichdidunega
oder
wosinterssiertdesmi
kommen aus den rängen
nicht nur den hintersten

beamtInnen sitzen in der ersten reihe
und berichten
der netten moderatorin im engen kurzen
in interviews
über den alltag
wie arg sie so sind die schlepperbanden
und überhaupt
am ende
betteln die alle hier nur noch rum

im studio zu gast frau ministerin
was sagen sie zu dieser neuen show
also ich bin gegen das instrumentalisieren
aber für eine gute unterhaltung
sind wir vom ministerium immer zu haben

eine afrikanische trommelgruppe
in der showeinlage
mit oben ohne frauen
ist ja schliesslich samstag abend

später
dann die endentscheidung

wer wird heute noch
live
gesponsert by fliegennikolaus
abfliegen
so husch durch die luft
wir bleiben natürlich dran
also
wer wird heute noch deportiert
wählen sie
0800 777 666 555 und die 1
wenn sie für bimbo sind
sorry der hat so einen schwierigen namen
oder
die 2
wenn sie die ganze familie aus tschetschenien fliegen sehen wollen
oder die 3
wenn sie nur den vater in putins gefängnis sehen wollen
wir übertragen live

sie können dann die ganze
deportation sehen
bis zum ende
mit einblendungen
über die netten gastländer
und wieviel sie der flug dorthin
kosten würde
aber sie können auch einen gewinnen
wenn sie jetzt mitspielen

und dann kommt die saalwette

wetten
dass es die heute deportierten
nicht schaffen
wieder geregelt
und in sicherheit zu leben
sagen wir
innerhalb ihres ganzen restlichen lebens

sollte es doch jemand schaffen
muss die nette moderatorin im engen kurzen
drei zigeunerschnitzel und 100 negerküsse
im einkaufzentrum essen
da sind wir live dabei

top die wette gilt

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ps. heute erschien eine abstimmung in der online-version der kronenzeitung.
soll leonesa abgeschoben werden, JA oder NEIN.

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menschenwürde? die hats beim führer auch nicht gegeben.

foto: creative commons derzachy flickr / bearbeitung bernhard jenny

während menschen
die hilfesuchend zu uns gekommen sind
um ihre rechte und versorgung kämpfen müssen

reissen
die behörden
im auftrag des volkes
auf befehl der innenministerin
mit duldung des (was ist der?) kanzlers
und der bundespräsident ist auch nicht zuständig
die abschiebepolzistInnen
die exekutiererInnen des fremdenhasses
familien auseinander

treiben sie in die verzweiflung
nein
jetzt bist du volljährig
weg mit dir
und
deine mutter darfst du hier nicht pflegen
was seid ihr überhaupt erst gekommen
weg da

am besten
alle weg
das kind
die mutter
die grossmutter

spring
ja spring
wir werfen dir den rollstuhl noch nach

menschenwürde?
die hats beim führer auch nicht gegeben.

update 22:40 – es ist noch viel schlimmer!

wie ich soeben dem standard entnehmen muss, spielen sich unglaublich szenen in ganz österreich ab!

zitat aus dem artikel:

Mehr als 40 Flüchtlinge sollen heute, Mittwoch, aus Österreich abgeschoben werden. Davor gab es dramatische Szenen: Aus Angst vor ihrer Abschiebung, versuchten in Wien zwei Mütter, sich das Leben zu nehmen. Geplant ist ein Charter-Flug mit 38 Flüchtlingen nach Moskau, unter ihnen auch Danial M. – der Standard berichtete über die Familie. Seine schwangere Frau und seinen zehn Monate alten Sohn muss er in Bregenz zurücklassen. Hungerstreik und Demos von Freunden halfen dem Tschetschenen nicht, heute soll er dort landen, wo ihn „der sichere Tod“ erwartet, wie Freunde sagen.

schluss mit dem wahnsinn!!!!!

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hier der bericht über den unglaublichen anlassfall

foto: derzachy

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wir alle sind geworg, gabi und heinz

screenshot_salzburgernachrichten_geworg

wenn die schülerInnen und lehrerInnen des BORG nonntal (salzburg) heute auf die strasse gegangen sind (SN bericht mit videobericht), um für den verbleib des 17-jährigen geworg aus armenien zu kämpfen, dann ist dies ein schönes, weil schwer zu überhörendes zeichen der solidarität.

es ist nicht der erste, nicht der einzige und auch sicher nicht der letzte fall, der so deutlich zeigt: wer immer die betroffenen menschen kennt, wer die absurdität unserer fremdengesetze aus nächster nähe erlebt, wird nicht verstehen können, dass der ungeist der xenophob und rassistisch denkenden – einmal in gesetzesform gegossen – gar so heftig durch exekutive, behörden und politik weht.

gratulation den aktivistInnen, die sich schon seit langem für geworg einsetzen, so wie sich andere für weitere fälle engagieren – nicht alle sind davon wirklich öffentlich bekannt.

wir dürfen nicht zulassen, dass ein absurder wettkampf um öffentlichkeit, mitleid und „wer hat die tragischere background geschichte“ eintritt, es ist wichtig, dass wir endlich erkennen: es gibt keine richtige abschiebung im unterschied zur falschen.

letztlich darf nur eines zählen:

menschen sind gekommen um hier zu leben.
genauso wie wir hier her gekommen sind um zu leben.

die einen per geburt, die anderen aus der näheren umgebung, wieder andere von weiter.

sollten alle menschen, die nicht in der stadt salzburg geboren sind, so rasch wie möglich diese stadt verlassen? oder gar jene, deren mutter / vater nicht auch schon in salzburg geboren sind?

dann hätten wir ab sofort weder unseren bürgermeister, noch unsere landeshauptfrau.

oder sollen wahlsalzburgerInnen sein dürfen?

niemand hat mehr recht als andere.

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foto: scrennshot aus sn videobericht
SN bericht mit videobericht
ORF bericht

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offener brief an bgm schaden in sachen asyl: gratulation! aber.

rathaus salzburg foto: bernhard jenny

sehr geehrter herr bürgermeister dr. heinz schaden!

gratulation.
es war dringend notwendig, dass sich endlich jemand gegen die unhaltbaren zustände in sachen abschiebungen und asyl zu wort meldet. es stimmt, dass sehr viele argumente, die die hardliner immer wieder ins treffen führen absurd sind, wie

„die einschränkenden Bemerkungen ‚Die sind ja illegal eingereist‘ – ja no na net. Flüchtlinge und Asylwerber sind meist illegal eingereist. Die können sich nicht bei der österreichischen Botschaft in Georgien oder in afrikanischen Staaten anstellen und sagen: Ich hätte jetzt gerne ein Visum. Erstens bekommen sie es nicht und zweitens ist allein das schon auffällig und gefährlich und wird ihnen zur Last gelegt.“ (*)

und ich kenne selbst auch solche bürgermeister und ich bin froh, dass es sie gibt, wie jene, die sie anführen, die

„sehr viele Bürgermeister auch kleinerer Gemeinden, von denen man auch angesichts der Parteizugehörigkeit nicht automatisch erwartet, dass sie sich stark machen. Wenn die sagen: Die Familie ist gut integriert und wir wollen, dass die hierbleiben, dann ist das für mich ein Signal.“(*)

es ist auch grundehrlich, dass sie die rolle der eignen partei nicht verstecken:

„Lassen wir es dabei bewenden, dass auch die Sozialdemokratie in den letzten Jahren eher der Verschärfung das Wort gesprochen hat.“(*)

aber.
ich glaube fest, dass das system an und für sich falsch ist. die tatsache, dass sich jemand anmasst, darüber zu entscheiden, wer wo wie zu leben hat und wer nicht, die tatsache, dass zwischen richtigen und falschen unterschieden wird, das ist das eigentliche problem.

wenn wir an diejenigen bügermeisterInnen denken, die sie anführen, mag das gut ausgehen, wenn sie mehr entscheidungskompetenz hätten und vielen menschen das bleiben ermöglichen könnten. aber stellen sie sich nur mal vor, ihr rechtsaussenstellvertreter samt dessen rechtsextremen büroleiter dürften bestimmen, wer bleiben darf oder nicht? was wäre dann?

im übrigen ist deren rolle in der stadt salzburg wahrlich bedenklich, denn sie entscheiden sehr wohl über die art und weise, wie „fremde“ menschen von unseren ämtern behandelt werden. (hier dazu meine warnung, die noch immer gültig ist)

das problem ist also nicht dadurch zu lösen, dass die einen oder die anderen entscheiden sollen, wer bleiben darf und wer nicht, sondern nur dadurch, dass wir endlich anerkennen, dass alle menschen gleich sind. und daher alle menschen das recht haben, zu leben, zu arbeiten und zu wohnen wo sie wollen. unsere gesellschaft würde dadurch gewinnen und nicht verlieren.

daher mein dringender appell:
unterscheiden wir endlich nicht mehr zwischen richtigen und falschen menschen.
der faschismus hat uns gezeigt, wohin das führt.
gestehen wir allen menschen zu, das zu sein, was sie unumkehrbar sind: menschen.

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* zitate lt. orf salzburg

aufruf zum ungehorsam gegen deportationsfaschismus

ungehorsam (bernhard jenny)

menschen zu deportieren ist faschistoid. immer wenn menschen glauben, sich über andere erheben zu können, ihnen vorschreiben zu können, wo sie zu leben haben und wo nicht, ist dies letztlich faschistisch, rassistisch und fremdenfeindlich.

schon einmal haben in unserem kulturkreis gesetze fein säuberlich die schlimmsten verbrechen des holocaust vorbereitet, ermöglicht und legalisiert. faschistische gesetze dürfen nicht eingehalten werden, das führt direkt ins verderben.

wir brauchen menschen, die aufwachen. menschen, die früher aufstehen als jene, die kleine kinder und deren familien in nacht und nebel aktionen abholen und ins verderben zurückschicken, vor dem sie geflohen sind. wir brauchen menschen, die erkennen, dass bei faschistischen anweisungen und gesetzesvorgaben amtsmissbrauch und rechtsbruch zur pflicht werden.

wir brauchen beamtInnen in den behörden, in der exekutive und organisationen, die faschistische deportationen und abschiebungen, psychoterror und übergriffe verhindern und/oder solche schonungslos aufzeigen. wir brauchen politikerInnen, journalistInnen und menschen in allen bereichen der gesellschaft, die diesen ungehorsam massiv unterstützen. es gibt sie, die beamtInnen, die nicht mehr mitspielen wollen, aber es gibt auch jene, die lustvoll den faschismus durchexekutieren.

wer immer noch einen funken menschenverstand hat möge endlich munter werden. es ist zeit, in diesem staat nicht mehr mitzuspielen, in der festung europa den faschismus zu bekämpfen und widerstand zu leisten.

schluss mit dem faschismus 2.0
der deportationsstaat verdient unbedingten ungehorsam.

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dazu passende artikel