wer terroristen die tür öffnet, macht sich mitverantwortlich für ihr tun.

man muss sich die dreistigkeit dieses staates einmal auf der zunge zergehen lassen: am 11. september – ausgerechnet an jenem tag, an dem sich die mörderischen anschläge von new york jähren – empfängt das österreichische innenministerium vertreter der taliban in wien. ja, richtig gelesen: jene taliban, die frauen und mädchen entrechten, oppositionelle einsperren, journalist:innen verfolgen und jeden rest von menschenwürde brutal mit stiefeln niedertrampeln. ein regime, das von den vereinten nationen bis heute nicht anerkannt wird, das auf sämtlichen relevanten terrorlisten steht, das in afghanistan angst, schrecken und hunger herrschen lässt. genau diese truppe wurde von beamten des innenministeriums hofiert, um ihnen menschen vorzuführen: 19 afghanen, die für eine abschiebung vorgesehen sind.

das ist kein verwaltungsakt. das ist kein „pragmatischer schritt“. das ist ein politischer skandal von historischem ausmaß. hier wurden terroristen in ein europäisches innenministerium eingeladen, hier wurden menschen, die in österreich schutz gesucht haben, den häschern eines islamistischen gewaltregimes ausgeliefert, wenn auch zunächst „nur“ in form von identifizierungen. wer glaubt, dass damit nicht längst eine gefährliche grenze überschritten wurde, hat jeden moralischen kompass verloren.

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unendliche dummheit und vorsätzlicher verfassungsbruch

in diesen tagen werden wir zeug:innen eines „schauspiels“, das wohl deshalb so grottenschlecht ist, weil die wahren machtverhältnisse nicht von den verhandelnden abhängig sind, sondern – wie hinlänglich bekannt – banken und industrie aus den vertreter:innen der parteien marionetten machen.

jetzt versucht doch scheinbar christian stocker eine besonders anstössige einlage, in dem er quasi per „vereinbarung“ die rechtsextremen zu wohlverhalten und das sprechen mit „einer stimme“ verpflichten will.

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ist der rechtsradikale stinkefinger programm für walter rosenkranz?

die heutige zusammenkunft zu halloween zwischen dem frisch gewählten nationalratspräsidenten walter rosenkranz und dem ungarischen premierminister viktor orbán im österreichischen parlament lässt nur eine schlussfolgerung zu: hier bahnt sich eine düstere allianz von nationalismus und demokratieverachtung an. statt eines treffens, das die demokratischen werte hochhält, sah die öffentlichkeit eine zusammenkunft, die in symbolik und wortwahl die liberalen grundsätze europas auf perfide weise verhöhnt.

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herr doktor* sebastian kurz! es reicht!

nach mehreren aufrufen an ihren erfüllungsgehilfen nehammer muss ich mich heute direkt an sie wenden.
mit ihrer aussage, dass „unter ihrer kanzlerschaft“ keine menschen aus afghanistan in österreich zuflucht finden werden, stellen sie gleich mehrfaches klar:

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schafft die EU die meinungs- und pressefreiheit ab?

jetzt wird also den menschen, die auf lesbos geflüchtete menschen in ihrem elend betreuen, so gut es irgendwie geht JEGLICHE BERICHTERSTATTUNG untersagt?

ist es also tatsache, dass griechenland – als EU-mitglied – die meinungs- und pressefreiheit abschafft, damit wir nicht mehr erfahren, wie schlecht dort menschen unter offenem himmel und ein paar fetzen dahinvegetieren müssen?

darf also nicht mehr publik werden, dass nehammers hemdsärmliger militärflieger-transport nur der politischen show gedient hat?

dürfen wir nicht mehr sehen, dass menschen bei lebendigem leib verrotten???

am tag der menschenrechte ist derartiges absolut nicht hinzunehmen.

wir alle kennen menschen, die vorort in lesbos helfen, mit unglaublichem engagement.

wollen wir, die wir in unseren sicheren ländern sitzen, wirklich zusehen, dass diesen menschen auch noch die kommuniaktion nach aussen unterbunden wird?

wovor hat griechenland angst?
warum muss griechenland zensurieren?

muss frontex fürchten, dass zuviel ans tageslicht kommt?
muss angst unter den ngos verbreitet werden?

schafft griechenland nun grundrechte endgültig ab?
schafft die EU die meinungs- und pressefreiheit ab?

wie lange noch? (#corona #21)

es kann noch lange dauern. länger, als wir es uns heute vorstellen mögen. länger, als in diversen pressegesprächen gesagt wird. länger, als manche uns vorrechnen.

manches ist eigentlich nur logisch. „flatten the curve“ hat – wenn denn hoffentlich wirklich erfolgreich – zwingend zur folge, dass das ganze auf der zeitachse nach hinten verschoben wird. je besser der effekt durch strenge distanzregeln, umso grösser wird die zeitspanne des ausnahmezustandes.

und dann? was ist dann danach? wie werden wir als gesellschaft, als gemeinschaft, als menschen, die in diesem land, in diesem kontinent leben, da stehen und wie werden wir das „leben danach“ gestalten, gestalten wollen, gestalten können?

zurück zur normalität, so wie wenn nie was gewesen wäre, das wird sich schon mal sicher nicht ausgehen. zurück zur normalität wird es allem anschein nach auch wirklich sehr lange nicht spielen. sowohl die weiterhin notwendigen schutzmassnahmen, als auch die einbrüche in der wirtschaft werden unübersehbare folgen haben.

der neoliberale „selber schuld“-spruch wird jedenfalls nicht greifen, niemand konnte das, was da auf uns zu rollt, nicht vorahnen oder einplanen. doch selbst wenn uns klar ist, dass niemand individuell schuld trägt, wird es zu einer wirklichen solidarität reichen? wir lassen niemanden zurück – ist schnell dahingesagt, aber ist das wirklich so?

so wie die europäischen staaten in den letzten tagen miteinander umgingen, sieht es eher schlecht aus. was kümmert es uns in österreich, wenn italien, spanien und andere vor die hunde gehen? sollen die doch schauen, wohin sie kommen, mit ihren zuständen.

gross fällt das eigenlob für unser land aus. zugegeben, es wurde viel erreicht – aber was, wenn europa alle auf ischgl und co. zurückführbaren infektionen und deren folgen mal dem österreichischen staat in rechnung stellen? wäre da nicht mehr demut, mehr solidarität angesagt, als sich bloss populistisch als „wir haben gute konditionen im finanzmarkt“-winner zu gerieren?

alle diese spielchen der empathielosigkeit, der kälte und der präpotenz könnten sich sehr schnell gegen jene richten, die sich nun zu sicher auf der siegerseite fühlen.

mit jedem tag krise wird der glaube an heilige retter ebenso populärer werden, wie auch andererseits die unlust, wieder in die alten fahrwasser zurückzukehren. es ist noch lange nicht entschieden, wie die postcorona-gesellschaft aussieht. nicht einmal wer das sagen haben wird ist fix. mit jedem tag krise spitzt sich die lage dramatisch zu.

drohnenüberwachung, hubschrauberflüge, tracking-app, gesichtserkennung, überwachungskameras, ausgangssperren – die liste der tools, mit welchen staaten uns im griff haben – jetzt plötzlich ganz offen – ist lang. das darf jedenfalls so nicht bleiben.

noch können wir überlegen, was wir wollen und was sicher nicht.
wie lange noch?

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Bild von Stafford GREEN auf Pixabay

bilder und texte, die dich durchdringen

wir denken oft, dass wir abgebrüht sind und uns kaum was erschüttern kann. stimmt ja auch. vor bomben und giftgas fliehende, an ufern angespülte ertrunkene kleinkinder, erstickte in kühltransportern… die liste der bilder, die uns für ein paar sekunden zusammenzucken liessen und dann doch wieder verdrängt werden (mussten), ist lang.

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in diesen tagen habe ich nach vermutlich 50 jahren wieder ein „comic“ gelesen. allerdings nicht irgendeins. es ist eine als „graphic novel“ zusammengestellte abfolge von fotoreportagen – „ein Feldtagebuch zweier Reporter, die die EU-Außengrenzen vom afrikanischen Kontinent bis in die Arktis bereisen, um die Ursachen und Auswirkungen der europäischen Identitätskrise zu ergründen.“

in drei jahren erkundeten der fotograf carlos spottorno und der reporter guillermo abril die abgründe, die europa vom rest der welt abschotten sollen. dabei ist die bild- und textsprache des spanischen duos wohl deswegen so eindrucksvoll, weil sie nicht der versuchung erliegen, das schnelle sensationsbild, die wilde schlagzeile zu suchen, sondern nachvollziehbar in das reale geschehen an den jeweiligen zielorten ihrer reisen eintauchen und uns als betrachter*innen, leser*innen mitnehmen.

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umso kräftiger sind die bilder aus der spanischen enklave melilla auf dem afrikanischen kontinent, aus griechenland und bulgarien, von einem italienischen militärschiff der operation „mare nostrum“, aus serbien und kroatien, aus polen, ukraine, estland und schliesslich finnland.

wer dieses buch gelesen hat, wird niemals mehr das wort „eu-aussengrenze“ einfach so aussprechen oder über sich ergehen lassen. viel zu tief sind die eindrücke von lebensgefahr, tod, verzweiflung, auseinandergerissenen familien und dem dumpfen gefühl, dass wohl alles eine himmelschreiende ungerechtigkeit ist.

guillermo abril formuliert es einmal so: „Man spürt, dass irgendetwas in der Welt nicht stimmt, wenn man selber so ohne weiteres die Grenzen überschreiten kann, nur deswegen, weil man zufällig in jenem Teil geboren ist. Während die, die im anderen Teil geboren sind, dies nicht können.“

das literaturhaus salzburg widmet dem buch „la grieta“, das in deutscher sprache unter dem titel „der riss“ erschienen ist, eine hauserfüllende ausstellung.

am donnerstag, 12.4.2018 um 19:30 werde ich im literaturhaus salzburg mit carlos spottorno und guillermo abril persönlich über den werdegang der reportagen, die berührensten augenblicke und die wichtigsten erkenntnisse aus diesen drei jahren am rand der „festung europa“ sprechen. (eintritt frei)

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die vernissage zu dieser ausstellung ist gleichzeitig die eröffnung des festivals „europa der muttersprachen“, welches bis zum 30. juni 2018 im literaturhaus andauert. (mehr dazu hier in diesem programmheft)

manchmal wird es in den schilderungen der beiden entdecker von realen dramen sehr betrüblich, sehr dumpf und düster. machtblöcke und dunkle mächte werden unerträglich spürbar, stellen sich aber – selbstredend – niemals direkt vor die kamera. spitzel tauchen auf, strenge kontrollen werden zum spiessrutenlauf.

ob in den wüsten nordafrikas, in den wogen des grössten friedhofs für geflüchtete menschen, dem mittelmeer, ob an den grenzen zur türkei oder in den wäldern weissrusslands, überall schlummert eine erschütternde übermacht, die individuen, also einzelne menschen einfach so zu zermalmen droht.

gleich am anfang schildern die beiden eindringlich die beengte stimmung in der enklave melilla, die nur wenige quadratkilometer zwischen todeszäunen platz hat. am ende des buches wird klar, dass ganz europa eine enklave ist.

dennoch scheinen carlos spottorno und guillermo abril niemals den glauben an eine chance auf friedliche lösungen und konstruktive entwicklungen verloren zu haben. anders hätten sie wohl auch diese reiseberichte nicht geschafft.

zu eindringlich ist die wirklichkeit.
eine wirklichkeit in text und bildern.
bilder und texte, die dich durchdringen

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das buch „der riss“ ist 2017 im avant-verlag erschienen.