die lage an der grenze spitzt sich zu

foto: bernhard jenny cc licence by sa nc

wie „für gewöhnlich gut informierten kreise“ berichten, wurde anscheinend wirklich von krisenstab der stadt salzburg beschlossen, dass die grenze direkt „weiterhin nicht von den organisationen versorgt wird.“

dadurch werden die freiorganisierten privaten helfer_innen „im wahrsten sinn des wortes im regen stehen gelassen.“ viele dieser helfer_innen sind seit tagen im einsatz und sind am ende ihrer kräfte.

monika schreiner, eine jener helfer_innen, die sich unermüdlich einsetzen, berichtet:

Die Zahl der Helfer schwankt stündlich, die Nachtschicht ist natürlich am schlechtesten besetzt. Es kann mittlerweile halbwegs vor Ort gekocht werden, Teeküche, Suppe. Viel wird von den Leuten zuhause vorgekocht und gebracht. Es mangelt eigentlich an Allem. Hab gestern noch für 100 Euro Müllsäcke und Einweghandschuhe besorgt und das machen viele von den anderen auch. Magistrat ist dort mit Müllcontainern und versucht die Lage unter Kontrolle zu halten. Der Weg zur Asfinag ist gar nicht beschildert, sprich die kommen wieder zurück weil sie das Lager nicht finden. Die meisten wollen nicht weg, weil sie den Platz in der Schlange nicht verlieren wollen, was ja auch verständlich ist. Viele der Freiwilligen sind kaputt, seit Tagen wenn nicht Wochen im Einsatz…

und aktuell:

… seit heute Morgen sind die Toiletten verstopft, ich habe keine Ahnung, ob schon jemand gekommen ist um das zu richten. Im Zollhaus tropft es von der Decke, da kann ein ganzer Raum nicht genutzt werden.

die an vielen stellen in den letzten tagen und wochen immer wieder aufklaffende kluft zwischen ehrenamtlichen privaten helfer_innen und den „offiziellen“ organisationen ist beschämend. anstelle einer gemeinsamen vorgangsweise und gegenseitigen unterstützung wird die tatkräftige zivilgesellschaft im stich gelassen. es ist nicht einzusehen, warum die hilfe für die menschen nicht „aufsuchend“ organisiert wird, denn dass sie nicht irgendwo „zurück“ wollen, wird verstehen, wer mit den betroffenen spricht.

im magistrat war „wegen der gemeinderatssitzung“ niemand erreichbar.

die helfer_innen (sowohl die „freien“ wie auch innerhalb der organisationen) leisten wirklich sehr vieles und wichtiges, es sind die leitenden stellen, die so schwerfällig sind, dass das letztlich gegen viele ausgeht. gegen jene, denen geholfen werden muss und gegen jene, die unter einsatz ihrer letzten energien helfen.

es müsste nicht unbedingt heissen:
die lage an der grenze spitzt sich zu

foto: bernhard jenny cc licence by sa nc

weihnachten ganz finster.

foto: bernhard jenny cc by nc

die defektorientierte wahrnehmung von mitmenschen ist in der weihnachtszeit besonders beliebt. “licht ins dunkel” feiert sich – neben ähnlichen trittbrettaktionen – wieder einmal selbst, da soll freude aufkommen, wenn die spender_innen sich wohlfühleinheiten erkaufen. toll, wieviel licht wir wieder ins dunkel gebracht haben.

es geht nicht darum, dass eine unterstützung diverser projekte nicht wichtig wäre. aber einen teil der menschen zu einer grossen masse von hilfsempfänger_innen zu machen, die angeblich im “dunkel” sitzen, ist erniedrigend.(*) trotz der bereits seit jahren anhaltenden proteste bleibt die aktion so schwerfällig wie die gesellschaft selbst. auch heuer wurde wieder die gleiche agentur mit der gestaltung eines spots beauftragt, die bereits im vorjahr eindrucksvoll bewiesen hat, dass sie wenig verständnis für das eigentliche thema hat. der diesjährige „licht ins dunkel“-spot betoniert die randgruppenoptik gleich mal in einem claim: „mit einer behinderung ist der weg zum glück länger.“ solche denkweisen teilen unsere welt in helfende und hilfsbedürftige, in jene, die licht haben und jene, die im dunkeln sitzen.

dabei sitzen wir alle selbst oft genug im dunkeln. im dunkeln des konsumismus, im dunkeln des wachstums, im dunkeln der heilen welt. menschen, die die eine oder andere beeinträchtigung oder behinderung haben, dürfen niemals zu objekten, auch nicht von beglückungsaktionen werden, sie sind wert und licht in dieser welt wie wir alle.

es geht um die augenhöhe. gemeinsam an einem tisch sitzen und nicht auf die schulter klopfen, gemeinsam die gesellschaft gestalten, damit alle bekommen, was sie zu ihrem leben brauchen, menschen in ihrem vermögen und dasein anerkennen und nicht auf den defekt reduzieren.

da haben noch sehr viele nicht verstanden was inklusion ist. dass segregation grundsätzlich niemals mit inklusion vereinbar ist, dass jede form von SONDERanstalten und SONDEReinrichtungen das genaue gegenteil von inklusion sind, egal wieviele ausflüge und besuche stattfinden. die „UN-konvention über die rechte von menschen mit behinderungen“ sinnerfassend lesen würde auch nicht schaden. (download pdf)

gipfel des politischen zynismus: seit wenigen monaten heissen die SONDERschulen im untertitel „zentrum für inklusiv- und sonderpädagogik“. das ist so logisch wie ein „zentrum für gewaltfreie und zwangserziehung“.

inklusion ist kein prinzip der erziehung, betreuung oder wohnformen für menschen mit behinderung. inklusion ist das prinzip, dass menschen grundsätzlich verschieden sind, die unterschiede aber niemals zum anlass für segregation – in welcher form auch immer – werden dürfen.

an dem tag, wo uns “behindertenheime” so absurd vorkommen wie “sonderanstalten für rechtshänder_innen”, “brillenträger_innenheime” oder “arbeitslosenheime” wäre ein wesentlicher schritt geschafft. traurig, dass sie uns in zusammenhang mit pflegebedürftigen, aber auch im falle von flüchtenden menschen so ungemein geläufig sind. „heim“ ist allzuoft ein synonym dafür, dass die gesellschaft nicht weiss, wohin mit jenen menschen, die ein „besonderes“ kriterium erfüllen.

aber zugegeben: medienwirksamer sind schön ausgestattete heimzimmer, supergefederte rollstühle und dankbare spendenempfänger_innen. weihnachten eben. wem das immer noch zu tragisch ist, der kann mit seiner spendenwut ja auf gnadenhöfe für tiere ausweichen.

das problem ist aber nicht, dass x oder y einen besonderen rollstuhl braucht, sondern, dass dieser rollstuhl nicht von uns selbstverständlich bereitgestellt wird. spendenaktionen sollten für marode banken eingeführt werden und im gegenzug staatliche garantien für menschen. ich wünsche dem diskurs jenseits von partei- und ideologiegrenzen einen durchbruch in der erkenntnis, wie revolutionär und bereichernd für ALLE die umsetzung der inklusion sein kann und dass inklusion keine verlierer_innen produziert. von der gestaltung der lebensmöglichkeiten für ALLE profitieren eben auch ALLE.

eine „ganze gesellschaft“ spendet nicht für jene, die ausgegrenzt werden,
eine „ganze gesellschaft“ grenzt sie erst gar nicht aus.

eine wandlung unserer segregierenden gesellschaft zu einer inklusiven gibt es nicht zum nulltarif. soviel muss auch klar sein. nichts ist zynischer als pseudoinklusion ohne entsprechender bereitstellung von mitteln. wir brauchen viel mehr energie und änderungswillen als die grösste spende ins dunkel.
aber es wäre wirklich licht!

solange spenden segregation fördern, machen sie
weihnachten ganz finster.

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(*)update

es freut mich sehr, dass dieser artikel sehr schnell zahlreiche reaktionen und rückmeldungen ausgelöst hat. eine wortmeldung von monika schmerold hat mich nun den text nochmal ändern lassen. textänderungen möchte ich aber nur transparent durchführen.

monika schmerold schrieb: „Alles was besonders ist ist exklusiv und kann somit nicht inklusiv sein. Menschen mit Behinderung haben die selben Bedürfnisse wie jeder chronisch normale Mensch. Darum würde ich darum bitten, dass diese Bezeichnung aus dem Artikel genommen wird.“

deshalb steht nun an der mit (*) gekennzeichneten stelle
statt:
„aber menschen mit besonderen bedürfnissen und/oder beeinträchtigungen zu einer grossen masse von hilfsempfänger_innen zu machen, die angeblich im “dunkel” sitzen, ist erniedrigend.“
neu: „aber einen teil der menschen zu einer grossen masse von hilfsempfänger_innen zu machen, die angeblich im “dunkel” sitzen, ist erniedrigend.“

danke für den hinweis, monika schmerold! wie hier schön sichtbar wird, stecken die bilder selbst dann noch in den köpfen, wenn wir glauben, sie längst bekämpft zu haben. und danke für deinen linktipp

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seit ein paar tagen schreibe ich auch auf der plattform fischundfleisch.at
ich freue mich sehr über die einladung, dort mitwirken zu dürfen. dort erscheinende artikel werde ich hier in meinem persönlichen blog jeweils mit mindestens 24 stunden verzögerung dokumentieren, sie erscheinen hier in der kathegorie fischundfleisch. dieser artikel ist auch unter folgender url erreichbar
https://www.fischundfleisch.at/politik-jetzt-ich/weihnachten-ganz-finster.html

streichkonzerte sind kakophonie.

foto: bernhard jenny

mal sind es die kultureinrichtungen, dann die caritas. darauf folgen die kindergärten. streichen. streichen. streichen. so heisst das konzert. ob sich das die wählerInnen bei der letzten landtagswahl so vorgestellt haben?

so wirklich offen und transparent wurde die sache mit den finanzen im land salzburg immer noch nicht. da gab es einen „finanzskandal“, im zuge der aufklärungen waren konten und geldflüsse aufgetaucht, die selbst in der eigenen budgetdarstellung niemals vorhanden waren. nach der wahl war der ausschuss kein thema mehr, die aufdeckung war zu ende. die verwaltung des mangels war angesagt. vom skandal blieb nur das loch.

hinlänglich bekannt das oftmals strapazierte bild vom hof, den jemand mit grossen schulden übernimmt, wenn dann kein geld da ist, ist eben keins da. nur nicht alles was hinkt, ist auch ein vergleich.

trotz der spekulationen, die zwar manchen den job kosteten und andere in einen goldenen ruhestand beförderten, ist nach wie vor ein ordentlicher haushalt möglich. und in manchen bereichen ist sehr wohl geld vorhanden.

so manche sparmassnahme und streichung scheint sich daher eher in das bei weitem nicht auf salzburg beschränkte austeritätsdiktat einzureihen, das den kleinen glauben machen will, es wäre nichts da, während die grossen sich auf die schenkel klopfen, wie dumm die kleinen wohl wären, weil sie die suppe für andere auslöffeln. der finanzskandal ist da eher der pädagogische „krampus“ vor dem sich die lieben kleinen gefälligst fürchten müssen. wie gross das loch aber wirklich ist, wurde nirgendwo schlüssig aufgezeigt.

erstaunlich, dass diesem eindruck nicht mit viel mehr gestaltung, also politik begegnet wird. ginge es bei der budgetgestaltung ausschliesslich um das gleichmässige verteilen eines fehlbetrages auf alle bereiche, bräuchten wir nur brave buchhalterInnen, die die jeweiligen teilbeträge ausrechnen und abbuchen. aber politik ist etwas anderes. politik entscheidet, wofür das (angeblich wenige) geld verwendet wird, wofür nicht.

dass die armen, die schwachen, die pflegebedürftigen, die kinder und die kultureinrichtungen für das ominöse loch bestraft werden sollen, ist vielleicht von manchen nicht wirklich gewollt. aber schon die duldung solcher vorgänge ist zuviel, zumindest zuviel für die politische verantwortung.

streichkonzerte sind im konzertsaal zu geniessen.
aber in der politik gilt:
streichkonzerte sind kakophonie.

ps. wieder stehen wahlen vor der tür. deren ausgang wird jedoch garantiert absolut garnichts mit der landespolitik zu tun haben. absolut gar nichts 😉

politische borderlinerin fekter


die politische borderlinerin fekter neurotisiert erfolgreich ihren einflussbereich. wenn sie sich mit der aussage meldet, dass das budget für die zivildiener in diesem jahr bereits verbraucht sei, müssen wir uns nur ansehen, wer die leidtragenden solcher groben fahrlässigkeiten sind, um zu erkennen, wie fatal sie agiert: soziale organistationen wie rotes kreuz, diakonie, caritas oder lebenshilfe und mit ihnen tausende hilfsbedürftige menschen stehen vor unzumutbaren behinderungen ihrer unverzichtbaren arbeit.

die eisige politische kaltblütigkeit unserer innenministerin nimmt immer offensichtlicher ein pathologisches ausmass an: schutzbedürftige asylwerberInnen und pflegeabhängige menschen, kranke und schwache sind die opfer einer politischen verwahrlosung, werden zum spielball eines systematischen und besinnungslosen amtsmissbrauchs.

unerklärlich ist, wie wenig menschen in unserem land klare worte und dringend notwendige handlungen gegen die zerstörung von grundwerten finden. warum lassen sich soviele menschen in geistige geiselhaft nehmen? welchen erfolg erwarten sich jene, die fekter zurücktreten lassen und ihre destruktion beenden könnten, aber sie gewähren lassen?

es ist zu befürchten, dass fekter (bewusst oder nicht) nur die drecksarbeit für eine nicht offen deklarierte politische klasse macht, die schon lange über not und elend unzähliger menschen, ja leichen geht, um ihre materielle und strukturelle machtgier schamlos zu befriedigen.

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