diskriminierung von asylwerbern in salzburgs clubbingszene

foto: © inspector gagdet cc by

es sollte das erste gemütliche clubbing in diesem jahr werden. eine gruppe junger menschen wollte gestern gemeinsam mit freund_innen zum „80er & 90er clubbing“ im republic café mitten in der altstadt salzburgs. ö3 dj christian prates, lorenzo ragone und der für sein engagement in integrationsfragen bekannte erwin josef himmelbauer sorgten für stimmung zum abtanzen.

diese stimmung durften aber nicht alle geniessen. beim eingang wurden vom sicherheitspersonal manche von den besucher_innen nach einem ausweis gefragt, im konkreten fall eindeutig nicht, weil zweifel am alter bestehen hätten können, sondern weil es andere gründe zur abweisung gab: ein teil der angesprochenen gruppe junger menschen waren asylwerber, sie konnten zwar alle ihre „white card“ vorweisen, diese wurde allerdings vom security personal als „kein amtlicher lichtbildausweis“ und damit nicht ausreichend bezeichnet.

jemand hat mich darüber informiert und da ich gerade in der nähe war, versuchte ich dem fall persönlich auf den grund zu gehen. ich gab mich gegenüber dem security personal mit namen und als mitglied der plattform für menschenrechte salzburg zu erkennen und wies darauf hin, dass die tatsache, dass asylwerber nicht eingelassen werden, ein eindeutiger fall von diskriminierung sei und daher so nicht hingenommen werden könne.

einer der security männer wurde sofort laut und aggressiv, verweigerte die bekanntgabe seines eigenen namens, verwies mich auf den vorplatz und lehnte jegliche stellungnahme ab. ich gab ihm zu verstehen, dass ich in dem fall dann den verantwortlichen für diese veranstaltung bzw. den chef sprechen wolle, nach einer offensichtlich nur zum schein durchgeführten „suche“ desselben erhielt ich die antwort, dass niemand von den verantwortlichen da sei, ich könne mich ja „am montag“ melden. die tatsache, dass ich den vorfall fotografisch dokumentieren wollte, brachte den betreffenden so in rage, dass er versuchte, mir das mobiltelefon zu entreissen.

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der geschäftsführer wurde schriftlich per e-mail zu einer stellungnahme eingeladen, jedoch bis zur stunde ist noch keine eingetroffen. hinter vorgehaltener hand ist jedoch zu erfahren, dass es allgemein übliche und abgesprochene praxis in der salzburger lokalszene sei, speziell asylwerber_innen mit dem „ausweisargument“ nicht in die lokale zu lassen. denn die aufenthaltsberechtigungskarte ist zwar ein von der republik österreich ausgestelltes dokument mit lichtbild und namen, geburtsdatum und nationalität des inhabers, aber nach dem buchstaben des gesetzes „kein identitätsdokument“, wie zb. ein pass oder personalausweis. hier haken nun alljene ein, die genau diese zielgruppe diskriminieren wollen. kaum ein_e asylwerber_in verfügt über einen reisepass und/oder personalausweis. da ist dann die asylkarte eben das einzige dokument, das sie vorweisen können. praktisch.

die immer wieder politisch eingeforderte integrationsbereitschaft der asylwerber_innen wird durch derartige diskriminierung massiv untergraben. diejenigen die derartiges veranlassen verstossen gegen grundrechte. für salzburg sind diese vorfälle allem anschein nach keine einmaligen entgleisungen. (ist xenophobie in salzburgs altstadt ok.?)

sehr betroffen machte mich im gespräch mit den diskriminierten menschen jedoch nicht nur, dass sie sich laufend bei mir entschuldigten, denn schliesslich wären sie jetzt die ursache für meine verärgerung (was ich natürlich zurückwies), sondern auch  eine aussage eines zu uns geflüchteten syrers. mit blick richtung eingang zum clubbing-event sagte er mir: „wir haben alles verloren, wie wichtig kann dann so etwas für uns noch sein?“

wie recht er doch hat. wie beschämend für uns alle.

sie ist untragbar,
sie ist nicht hinzunehmen,
sie beschämt uns alle als gesellschaft:
diskriminierung von asylwerbern in salzburgs clubbingszene

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foto: © inspector gagdet cc by

Autor: bernhardjenny

kommunikationsgestalter meine unternehmen: jennycolombo.com, conSalis.at blogger, medienkünstler, autor, erwachsenenbildner salzburg - wien

13 Kommentare zu „diskriminierung von asylwerbern in salzburgs clubbingszene“

      1. Weltfremder Mensch, Du weist gar nicht was auf uns wegen Leuten wie Dir noch alles zukommen wird. Vl. solltest Du erst einmal Deine Augen aufmachen anstatt nur zu kritisieren.
        bg Christian

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  1. Es darf kein „harter“ Alkohol an Minderjährige ausgeschenkt werden. Da wird man doch noch nach einen Ausweis fragen dürfen. Soll die Frage nach einem Ausweis eine Diskriminierung sein?
    Was ist jetzt so schlimm an einer Ausweiskontrolle?
    und
    Die Lokal Besitzer wollen halt auch wissen wer hier ins Lokal kommt.

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  2. „Jenny spricht weiter von einem fehlenden Willen zur Integration von Flüchtlingen in Salzburgs Lokalszene…“ schreibt man auf salzburg24.at, im Hinblick auf das hier Geschriebene.
    Wer Tatsächlich der Meinung ist, im Sinne einer „Hau-Ruck“-Aktion erfolgreich Integration betreiben zu können sollte sich folgendes fragen – und zwar ehrlich und neutral:

    Asylwerber unterschiedlichster Herkunft und kultureller Prägung, vor einigen Monaten in einem unbekanntem Umfeld angekommen, zudem keine bis wenig Erfahrung im Umgang mit Alkohol besitzend, womöglich noch traumatisiert und emotional instabil aufgrund des Erlebten, sollen zusammen mit allen „konventionellen“ Gästen dicht an dicht auf Tuchfühlung gehen um in heiterer Gelassenheit auf die Willkommenskultur anzustoßen. Läuft dabei nun alles reibungslos ab?
    Meiner Meinung und Erfahrung (10 Jahre Gastgewerbe) nach nicht. Die Aufgabe vom Sicherheitspersonal ist es für die Sicherheit der Gäste, zu denen bei gewährtem Einlass auch Asylwerber zählen (insofern sie denn konsumieren, wodurch ein Eingetretener erst zum Gast wird), zu sorgen. Ich halte Clubs für kein geeignetes Umfeld um hier Integration quasi vom ersten Tag an zu betreiben. Allgemein liegen die Maßnahmen zur Integration (vor allem zu Beginn des Aufenthalts) in öffentlicher Hand und nicht in jenen privater Unternehmen, wie ich finde.

    Was den Willen zur Integration bzw. den ebenso von Hr. Jenny geäußerten Vorwurf der Xenophobie betrifft, fehlt es in dieser Kampagne an Differenzierung. Stets ist die Rede von Asylwerbern mit temporärem „white-card“ Ausweis (der, nebenbei bemerkt, tatsächlich kein amtlicher Identitätsausweis ist, sondern nur den Ämtern dient) und nicht von anerkannten Asylsuchenden, die einen Aufenthaltstitel (Aufenthaltsrecht) besitzen. Bei anerkannten Asylsuchenden kann davon ausgegangen werden, dass eine Integration in die Gesellschaft bereits begonnen hat, was nicht zuletzt daran liegt, dass diese berechtigt sind hier zu arbeiten, bereits etwas deutsch sprechen und die hiesigen Gepflogenheiten begriffen haben. Solange diese Personen, aufgrund ihrer Herkunft, nicht abgewiesen werden ist dem Xenophobie-Vorwurf der Wind aus dem Segel genommen.

    Ich möchte Hr. Jenny bitten, da er sich schon als investigativen Hobby-Journalisten versucht, in Zukunft die hierfür angebrachte Objektivität zu wahren. Vielleicht würde es zu diesem Zweck nicht schaden, einmal die ganze Nacht auf den Straßen vor den Türen der Bars und Clubs zu stehen, um zu beobachten wozu sich so mancher Asylwerber erdreistet. Mir scheint, als habe Hr. Jenny die letzten 20 Jahre den Samstagabend eher damit verbracht „Wetten, dass..?“ zu schauen – aber jetzt möchte er mitreden?

    Um zu einem versöhnlichen Abschluss zu gelangen stimme ich Ihnen aber auch zu. Ja es wäre ungerecht, würden alle Asylwerber mit „white-card“ abgewiesen werden, denn man kann wohl davon ausgehen, dass auch ganz liebe Leute unter ihnen sind. Aber – und jetzt tief Luft holen Hr. Jenny – diese Ungerechtigkeit ist leider manchmal eine Notwendigkeit.

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  3. @ Tiberius
    mein tiefster Respekt, sehr schön geschrieben.
    Danke für Ihren Beitrag, vielleicht hilft es Herrn Jenny um die Realität zurück zu gewinnen.

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