auch wenn ich darauf hingewiesen habe, dass die meldungen noch unbestätigt sind, so muss ich mich dennoch für die verbreitung der falschmeldung entschuldigen! indymedia und andere hatten die meldung des forums ebenso wiedergegeben, das war für mich anlass, zu informieren. schade, wenn mit solchen nachrichten gezielte desinformation betrieben wird und schade, dass ich reingefallen bin.
die dementi sind zwar ebenso unbestätigt, häufen sich jedoch in einem ausmass, dass sie wesentlich glaubwürdiger erscheinen, als die schreckensmeldung, die von keiner weiteren seite bestätigt werden konnte.
wollen wir hoffen, dass das auch so ist.
hier dier ursprüngliche text dieses eintrags:
EILMELDUNG: #spanishrevolution beklagt tod eines „indignado“
einer jener aktivistInnen, die vor wenigen tagen auf brutalste weise von der „plaza la cataluña“ in barcelona von der polizei geschlagen und verletzt wurden, ist gestern an seinen verletzungen verstorben. lt. einer – allerdings derzeit noch unbestätigten – meldung im „alternativen forum für politik“ hatten die massiven schläge der „mossos“ dem demonstranten die leber und lunge so schwer zerstört, dass er dies nicht überleben konnte.
es ist wirklich beeindruckend. tausende, zehntausende menschen gingen zb. letzten sonntag in sevilla auf die strasse, um deutlich zu machen, dass die bewegung „wirkliche demokratie jetzt!“ nicht daran denkt, aufzugeben.
die medien berichten nur zaghaft über ein geschehen, das in wirklichkeit gute chancen hat, veränderungen zu erreichen.
allerdings wird dann, wenn berichtet wird, oft sehr relativierend geschrieben. so zb. fokus heute:
„Die Aktionen richten sich gegen die hohe Arbeitslosigkeit im Land und den Umgang der etablierten Parteien mit der Wirtschaftskrise.“
nein. die arbeitslosigkeit, die perspektivenlosigkeit für eine ganze generation junger menschen ist vielleicht der anlass, der auslöser. was aber die menschen, die sich in der #spanishrevolution engagieren wirklich wollen, ist ein klarer systemwechsel.
es geht nicht um ein update, einen batch zur behebung von ein paar lücken im system. es geht um ein runterfahren der alten systeme und hochfahren neuer wege, die sich wirklich demokratischen prinzipien verpflichten. die menschen nicht mehr ausbeuten, sondern ihnen ein leben ermöglichen. die alle menschen entscheiden lassen.
dass dies nur „schaumgebremst“ kommuniziert werden soll, dass es als regionale erscheinung abgetan werden soll, braucht uns nicht verwundern. dass medien nur dünne berichte liefern, soll uns motivieren, selbst überall dort wo wir können, öffentlichkeit zu erzeugen.
beeindruckend ist u.a. die selbstregulierende kraft der „asambleas“, der „versammlungen“ auf den plätzen spaniens, die klare regeln für das öffentliche auftreten der menschen definieren. abstimmungen, redebeiträge werden da ebenso basisdemokratisch organisiert wie auch das prinzip, dass keine parteifahnen aus der ansammlung tausender einzelpersonen vereinnahmte massen machen dürfen.
längst sind es nicht nur die jugendlichen, die einen grundsätzlichen wandel fordern. es sind menschen aus allen schichten, alterstufen und berufen. was sie verbindet, ist die empörung über das, was uns allen zugemutet wird: ein scheindemokratischer zirkus, der wohl bald niemand mehr unterhalten kann, weil immer nur verlieren weh tut und wütend macht.
brutale räumungsversuche (wie zb in barcelona) erreichen das gegenteil: noch mehr menschen stehen auf und fordern eine wirkliche demokratie.
diese forderung geht weit über das spanische system hinaus. die forderung gilt überall, wo das kapitalverbrechen globalen zugriff auf die lebensadern unserer gesellschaften hat. also brauchen wir eine #worldrevolution. es ist nicht das erste mal in der geschichte der menschen rund um das mittelmeer, dass ideen und visionen aus dem nordafrikanischen raum auf europa überspringen. spanien hat lange jahrhunderte fruchtbare ergebnisse gesehen und weitergegeben.
wie gesagt. es geht nicht um eine neue version des selben betriebssystems.
es geht um eine „open source democracy“. oder manche nennen es schon demokratie 4.0
die spanische protestbewegung „democracia real ya!“ (echte demokratie jetzt!) soll eingedämmt werden. sämtliche demonstrationen, die für samstag und sonntag angekündigt wurden, sind nun verboten worden. als grund schieben die behörden die an diesem wochenende stattfindenden regional- und kommunalwahlen vor, eine beeinflussung der wahlen wird befürchtet.
die protestierenden, die bereits seit sonntag die plaza del sol in madrid, aber auch plätze in anderen städten spaniens besetzen, hatten allerdings schon vorher beschlossen, nicht auf genehmigungen zu warten, sondern dennoch die menschen aufzurufen, gegen das systematische verbrechen mit dem verschleiernden namen „krise“ aufzustehen.
spanien hat eine sehr gut entwickelte demonstrationskultur. es ist daher zu hoffen, dass die verbote kaum etwas ausrichten. es ist aber umso wichtiger, dass sich viele menschen aus anderen ländern mit der bewegung vernetzen und solidarisieren.
der hashtag #spanishrevolution erlaubt ein mitlesen und mitschreiben auf twitter. auf facebook gibt es eine seite, die website der bewegung http://democraciarealya.es/ ist leider permanent überlastet und daher kaum einsehbar.
eine deutsche fassung des manifests von „democracia real ya!“:
Wir sind normale Menschen.
Wir sind wie du: Menschen, die jeden Morgen aufstehen, um studieren zu gehen, zur Arbeit zu gehen oder einen Job zu finden, Menschen mit Familien und Freunden. Menschen, die jeden Tag hart arbeiten, um denjenigen die uns umgeben eine bessere Zukunft zu bieten.
Einige von uns bezeichnen sich als fortschrittlich, andere als konservativ. Manche von uns sind gläubig, andere wiederum nicht.
Einige von uns folgen klar definierten Ideologien, manche unter uns sind unpolitisch, aber wir sind alle besorgt und wütend angesichts der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Perspektive, die sich uns um uns herum präsentiert: die Korruption unter Politikern, Geschäftsleuten und Bankern macht uns hilf- als auch sprachlos.
Und diese Situation ist mittlerweile zur Normalität geworden – tägliches Leid, ohne jegliche Hoffnung.
Doch wenn wir uns zusammentun, können wir das ändern.
Es ist an der Zeit, Dinge zu verändern. Zeit, miteinander eine bessere Gesellschaft aufzubauen.
Deswegen treten wir eindringlich hierfür ein:
Gleichheit, Fortschritt, Solidarität, kulturelle Freiheit, Nachhaltigkeit und Entwicklung, sowie das Wohl und Glück der Menschen müssen als Prioritäten einer jeden modernen Gesellschaft gelten.
Es gibt Grundrechte, die unsere Gesellschaft gewähren muss: das Recht auf Wohnung, Arbeit, Kultur, Gesundheit, Bildung, politische Teilhabe, freie persönliche Entwicklung und das Recht auf Konsum von Gütern, die notwendig sind um ein gesundes und glückliches Leben zu führen.
In ihrem momentanen Zustand sorgen unsere Regierung und das Wirtschaftssystem nicht für diese Prioritäten, sondern stellen sogar auf vielerlei Weise ein Hindernis für menschlichen Fortschritt dar.
Die Demokratie gehört den Menschen (demos = Menschen, krátos = Regierung), wobei die Regierung aus jedem Einzelnen von uns besteht. Dennoch hört uns in Spanien der Großteil der Politiker überhaupt nicht zu. Politiker sollten unsere Stimmen in die Institutionen bringen, die politische Teilhabe von Bürgern mit Hilfe direkter Kommunikationskanäle erleichtern, um der gesamten Gesellschaft den größten Nutzen zu erbringen, sie sollten sich nicht auf unsere Kosten bereichern und deswegen vorankommen, sie sollten sich nicht nur um die Herrschaft der Wirtschaftsgroßmächte kümmern und diese durch ein Zweiparteiensystem erhalten, welches vom unerschütterlichen Akronym PP & PSOE angeführt wird.
Die Gier nach Macht und deren Beschränkung auf einige wenige Menschen bringt Ungleichheit, Spannung und Ungerechtigkeit mit sich, was wiederum zu Gewalt führt, die wir jedoch ablehnen. Das veraltete und unnatürliche Wirtschaftsmodell treibt die gesellschaftliche Maschinerie an, einer immerfort wachsenden Spirale gleich, die sich selbst vernichtet indem sie nur wenigen Menschen Reichtum bringt und den Rest in Armut stürzt. Bis zum völligen Kollaps.
Ziel und Absicht des derzeitigen Systems sind die Anhäufung von Geld, ohne dabei auf Wirtschaftlichkeit oder den Wohlstand der Gesellschaft zu achten. Ressourcen werden verschwendet, der Planet wird zerstört und Arbeitslosigkeit sowie Unzufriedenheit unter den Verbrauchern entsteht.
Die Bürger bilden das Getriebe dieser Maschinerie, welche nur dazu entwickelt wurde, um einer Minderheit zu Reichtum zu verhelfen, die sich nicht um unsere Bedürfnisse kümmert. Wir sind anonym, doch ohne uns würde dergleichen nicht existieren können, denn am Ende bewegen wir die Welt.
Wenn wir es als Gesellschaft lernen, unsere Zukunft nicht mehr einem abstrakten Wirtschaftssystem anzuvertrauen, das den meisten ohnehin keine Vorteile erbringt, können wir den Missbrauch abschaffen, unter dem wir alle leiden.
Wir brauchen eine ethische Revolution. Anstatt das Geld über Menschen zu stellen, sollten wir es wieder in unsere Dienste stellen. Wir sind Menschen, keine Produkte. Ich bin kein Produkt dessen, was ich kaufe, weshalb ich es kaufe oder von wem.
Im Sinne all dieser Punkte, empöre ich mich.
Ich glaube, dass ich etwas ändern kann.
Ich glaube, dass ich helfen kann.
Ich weiß, dass wir es gemeinsam schaffen können.
Geh mit uns auf die Straße. Es ist dein Recht.
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übersetzung manifest übernommen aus scharf-links.de