haben die bullen keine eier?

zugegeben sehr krass formuliert. aber in diesem fall, sei mir diese grobe sprache erlaubt. schliesslich geht es um sport. 😉 die einen bullen spielen auf dem rasen, die anderen spielen sicherheit in der innenstadt.

wenn über 500 menschen mitten in der innenstadt salzburgs randalieren, feuer zünden, rauchbomben werfen und damit ein echtes sicherheitsrisiko darstellen, dann passiert was? die gar nicht freundlichen herren (frau hab ich keine gesehen) aus nizza werden „eingekreist“ und anschliessend höflich mit shuttle-bussen ins stadion gebracht. gehts noch?

anderswo wurde einem schon mal das wiederaufstellen eines mistkübels nicht nur zum verhängnis, sondern auch zum gefängnis. wenn ich morgen auf irgendeinem platz in der stadt einen sessel herumwerfe, rauchbombem werfe oder ähnliches, werde ich festgenommen und bekomme mindestens eine geldstrafe, und das wäre auch richtig so.

aber in einer stadt, in der armutsreisende, die auf dem nackten asphalt sitzen ein sicherheitsrisiko bedeuten und deshalb in weiten teilen der innenstadt „verboten“ sind, dürfen sich hunderte menschen aufführen, wie sie wollen?

parkt einer einmal ein paar zentimeter zu weit über oder hinter einer linie, fährt einer einmal ein paar stundenkilometer zu schnell, dann setzt es organstrafen. da kann man/frau unterschiedlicher meinung drüber sein, aber es gilt (zumindest dem anschein nach) für alle.

aber fussballfans aus nizza, die den bullen beim verlieren zusehen wollen, werden von den anderen bullen hofiert, geleitet. die salzburger nachrichten schreiben: „es gab keine festnahmen“.

wer sachbeschädigung und gefährdung der sicherheit verursacht, hat jedenfalls ein recht auf teilnahme an einem bullenspiel verwirkt. sollen sie es sich am nächsten tag im netz ansehen. aber sicher nicht live mit geleit der anderen bullen.

mag schon sein, dass hunderte randalierer schwieriger zu beamtshandeln sind, als arme, frierende notreisende. strafzettel ausstellen ist sicher einfacher als sich grölenden, randalierenden massen in den weg zu stellen, um ihnen eine ordnungsstrafe zu erteilen.

aber der rechtsstaat muss pause machen?
die einen bullen verlieren. aber nur auf dem rasen.
und die anderen bullen?
haben die bullen keine eier?

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bild: screenshot sn / salzburg.com mit foto von robert ratzer

wir sind alle 24, pflegebedürftig und familie!

bild: ronronron (creative commons)

wenn jetzt mit diesem budget der rotschwarzen phantasielosigkeit den jungen menschen, die sich bis dato von beengten räumlichen und miserablen organisatorischen bedingungen nicht von einem studium abschrecken liessen, der boden unter den füssen weggezogen wird, dann trifft das viele hart.

es trifft aber nicht nur die 24-26jährigen und deren familien. es trifft uns alle. denn schlechte bildungsangebote, die früher zur ausbildung verkommen waren, verdienen nicht einmal mehr diese bezeichnung. neben wenigen ausnahmen an manchen hochschulen ist die österreichische bildungslandschaft zu einer kraterlandschaft in folge der neoliberalen bombenangriffe geworden.

dann sind da noch die pflegebedürftigen. also wieder einmal die schwächsten unter den schwachen. diejenigen, die weder selbst, noch deren familien, eine alternative haben. pflege ist eben kein luxusgut, das ich mir gönnen kann, wenn ich gerade zuviel geld habe. pflege ist ein grundbedürfis, das, wenn ich darauf angewiesen bin, so unverzichtbar ist wie trinken und essen. da wird gespart. dafür haben wir kein geld mehr. dass schlecht gepflegte menschen weniger lang leben und daher noch billiger kommen, als auf den ersten blick erkennbar, wird hoffentlich niemand durchgerechnet haben. oder doch?

und dann die familien. irgendwann einmal (kann ich mich noch erinnern?) war eine partei in österreich als die „familienpartei“ angetreten und predigte immerfort vom zentralen wert der familie für unsere gesellschaft. wo ist diese partei geblieben?

15 milliarden hat diese regierung im vorjahr als eigenkapitalstütze den banken reingeschoben. das paket der nun beschlossenen grausamkeiten bringt gerade mal 2,8 milliarden an „budgetentlastung“.

die reale belastung aber der familien, pflegebedürftigen und deren angehörigen sowie der studierenden ist kaum zu beziffern. diesen menschen 2,8 milliarden wegzunehmen bedeutet tausendfach stress, überforderung, unabsehbare folgen wie krankheit und zerstörte lebenspläne.

und wer glaubt, dass die auswirkungen „nur“ auf die staatlich beraubten zielgruppen beschränkt bleiben, ist sowieso naiv. diese einschnitte treffen uns alle. und daher müssen auch wir alle dagegen aufstehen. da könnten wir uns von den menschen in frankreich etwas politische kultur abschauen.

oder wir handeln systemkonform.
familien, pflegebedürftige und studierende:
wir sollten eine bank gründen.

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bild: ronronron (creative commons)