occupysalzburg. occupyworld.

da nicht alle facebook-fans sind, die das thema eines neuanfangs interessiert, gebe ich hier erstmal den inhalt der facebook-seite wieder. (hier die salzburger version) ich halte es für wichtig, dass die bewerbung des 15.10. nicht nur in facebook und per presseaussendung passiert – also bitte SPREAD IT!

foto: elmo keep creative commons / flickr
Liebe 100%,

Wir treffen uns am 15. Oktober ab 11:00 Uhr vor der Nationalbank in Salzburg, in der Franz-Josef-Straße 18, bei der großen Weltkugel.

Das Programm für den Tag:

11:00 Protestaktion vor der Nationalbank, mit Open-Mic-Wortmeldungen
15:00 „Aktion Zebra“ (Details folgen in Kürze)
17:30 Protestmarsch von der Nationalbank zum Residenzplatz
19:00 Protestaktion am Residenzplatz

WICHTIG: Dies ist unter allen Umständen eine FRIEDLICHE Aktion!

Es gibt hier keine „Feinde“ und keine Menschengruppen, denen die Schuld an unseren wirtschaftlichen Problemen zugeschoben wird.

Unsere Probleme sind SYSTEMISCH. Eine nachhaltige Verbesserung kann nur aus einer Neugestaltung des Systems entstehen.

Bitte bringt nur Schilder und Info-Materialien mit, die eine solche friedliche Systemkritik zum Ausdruck bringen.

Und bringt bitte Kameras mit, damit wir die Aktion gut dokumentieren können. 🙂

Kerzen oder andere Lichter für das Treffen am Residenzplatz ab 19:00 wären auch schön.

Als weiteres Zeichen der Unzufriedenheit mit dem aktuellen monetären Marktsystem werden wir den ganzen Tag lang die Verwendung von Geld verweigern.

Außerdem können alle, die nicht direkt an der Protestaktion teilnehmen, in Solidarität um 19:00 eine Minute lang Musik, Wecker, Handys oder ähnliche Lärmquellen aus dem Fenster „tönen“ lassen.

Love & Peace ♥

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Information zur rechtlichen Situation:

Die Aktion wird in den kommenden Tagen bei der zuständigen Polizeibehörde angemeldet.
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weitere Aktionen am 15. Oktober auf Occupy Austria:
http://www.facebook.com/OccupyAustria

Offizielle Website:

الرئيسية

Globale Facebook-Page:
global https://www.facebook.com/event.php?eid=113736602047697

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mein persönliches ps.: dies ist ein unter allen umständen friedlicher aufruf 😉
aber ich fürchte mich nicht, diejenigen zu benennen, die das, was heute in unserer welt passiert, verbrechen. und dass es sich um verbrechen handelt, muss ich laut sagen können, auch wenn ich friedlich bleiben will.

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bild: elmo keep (creative commons, flickr)

schluss mit kunst. schluss?

mit „schluss mit kunst“ stellte dieser tage editta braun sich, ihrer company und dem publikum in der ARGEkultur im rahmen des „tanz_house herbst 2011“ (salzburg) eine frage. oder ist es eine feststellung, gar eine forderung?

tomaž simatović, špela vodeb, manel salas foto: © murillo bobadilla

ja es ist schluss. tanztheater funktioniert in unserer welt nicht mehr ohne stellungnahme zu den verbrechen und katastrophen, die uns täglich über die medien überrollen. kunst kann schon lange nicht mehr ohne konkreten bezug. die tanzkunst aber hielten viele länger noch als „immun“, jetzt hat es auch diese erwischt. das desaster schwappt jetzt auf die bühne. die künstlerInnen können (oder wollen) sich nicht mehr abschotten. doch kann überhaupt noch getanzt werden, angesichts von „klimawandel, finanzkrise, artensterben, hunger hier und überfluss dort“?

das publikum wird zeuge eines arbeitsprozesses, ein einblick in den künstlerischen gestaltungsvorgang wird gewährt. die „probe“ wird immer wieder von nur allzubekannten, lästig eindringlichen videobildern und interviews überschwemmt. es hätte bei der bangen frage bleiben können.

manel salas foto: © murillo bobadilla

der abend wird aber zu einem überwältigenden statement für die kunst. der tänzerischen leistung von tomaž simatović, špela vodeb und manel salas ist es zu verdanken, dass die zweifel an der kunst rasch verschwinden müssen.

ob in den szenen, wo sich alle drei oder zwei tänzerInnen aufeinander einlassen oder in den beeindruckenden soli, allein dadurch wie sie ihre authentische betroffenheit und ratlosigkeit tänzerisch darstellen und umsetzen wird klar, was kunst – in diesem falle tanzkunst – den schreckensszenarien und katastrophenmeldungen entgegensetzen kann: die wirkliche, die ehrliche betroffenheit.

špela vodeb foto: © murillo bobadilla

auch wenn sich ratlosigkeit breit macht, die mal fatalistisch, mal humoristisch gelöst werden soll, bleibt die botschaft des abends klar: wenn tänzerInnen sich so ungeschützt offen und rücksichtlos ehrlich auf der bühne bewegen, dann sehen alle rhetorischen fragen schnell alt aus. und ganz nebenbei entsteht eine neue ästhetik.

es ist also alles andere als schluss mit der kunst. wenn kunst sich positioniert und künstlerInnen sich ihrer machtlosigkeit, verzweiflung, aber dann auch träumen und sehnsüchten bewusst stellen, dann ist das genau jener weg, der uns auf neue ideen bringen könnte.

und die haben wir alle dringend nötig.

tomaž simatović foto: © amersdorfer

ps. es freut mich, dass ich neben kurt palm und christian felber einen textimpuls zu dieser produktion beitragen durfte. es ist schon etwas besonderes, gedanken aus diesen impulsen dann so engagiert performt zu erleben. danke!

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http://argekultur.at/projekte/2011/schlussmitkunst/index.aspx

http://www.editta-braun.com

das ende der freiheit

aufsehen erregte dieser tage die – vorerst freiwillige – schliessung der italienischen wikipedia-seite. in der stellungnahme der betreiberInnen steht zu lesen

wikipedia vorübergehend geschlossen

In den vergangenen zehn Jahren wurde Wikipedia Teil im Leben von Millionen Internetnutzern, weil sie eine neutrale, frei lizenzierte und vor allem unabhängige Wissensquelle darstellte: eine neue, großartige Enzyklopädie, die jederzeit frei und kostenfrei zugänglich war.

Heute aber stehen die Säulen, auf denen Wikipedia gebaut war: Neutralität, Freiheit und Überprüfbarkeit ihrer Inhalte unglücklicherweise auf wackligem Boden. Ursache dafür ist der Paragraph 29 eines italienischen Gesetzentwurfes, namens „DDL intercettazioni“ (Abhörmaßnahmen).

Dieser Gesetzesentwurf, den das italienische Parlament zurzeit debattiert, enthält neben anderen Dingen eine Verpflichtung für Webseiten, innerhalb von 48 Stunden kommentarlos jegliche Korrektur am Inhalt vorzunehmen, die der Antragsteller im Interesse seiner Reputation fordert.

Unerfreulicherweise verlangt dieses Gesetz keine Evaluation durch eine unabhängige dritte Person. Ausschließlich die Meinung der angeblich beleidigten Person oder Organisation genügt, um die geforderten Korrekturen an der Webseite durchsetzen zu lassen.

Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass jeder, der sich durch irgendeinen Inhalt in einem Blog, einer Online-Zeitschrift oder eben auch Wikipedia angegriffen fühlt, direkt die Entfernung des Inhalts und eine dauerhafte Veröffentlichung einer durch ihn korrigierten Fassung verfügen kann. Als Begründung würde es genügen, einen angeblich schädigenden Inhalt anfechten und widerlegen zu wollen – unabhängig von möglichen angegebenen Quellen und ohne Rücksicht darauf, ob der Inhalt wirklich ein persönlicher Angriff ist.

es geht nicht nur um wikipedia. es geht um alle blogs, foren und sonstige auftritte. die meinungsfreiheit ist bedroht. ein menschenrecht.

ist es wirklich zufall, dass solche gesetze diskutiert werden? ist es eine panne? oder ist es ein angriff, ein vorreiter dessen, was uns noch erwartet? wird hier das ende der meinungsfreiheit verhandelt?

wachsamkeit ist angesagt. die politik vertritt schon lange nicht mehr die interessen aller. wir dürfen da nicht zusehen.

das internet muss frei… bleiben? …werden?

der aufschrei muss grenzen überschreiten können.

http://it.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Comunicato_4_ottobre_2011/de