
mit der „agenda menschenrechte“ stellt josef p. mautner im müry salzmann verlag ein neues buch vor, das sich im untertitel – scheinbar harmlos – „mein persönliches notizbuch“ nennt.
josef p. mautner hat diese notizen im zusammenhang mit seiner tätigkeit bei der „plattform für menschenrechte“ niedergeschrieben. sowohl persönliche erlebnisse, aber auch gehörtes, wahrgenommenes und geträumtes, verweben und verdichten sich zu einem starken gesamtbild, das mehr will, als nur gelesen werden. es will die leserInnen auffordern, aufrütteln und einladen, selbst den eigenen erfahrungen, gedanken, wahrnehmungen und auch (alb)träumen nachzugehen, vielleicht selbst notizen anzulegen.
dabei setzt mautner durch reduktion des textumfanges der einzelnen einträge die beim lesen entstehenden bilder und gedanken dem individuellen leseverhalten aus. die texte sind einzeln, in beliebiger reihenfolge oder in seitenabfolge lesbar, es entsteht immer wieder ein neuer eindruck, ein neues webmuster, eine neue dichte.
mautner will (nicht nur hier) grenzen überwinden. sowohl die grenzen zwischen autor und leserInnen, als auch jene zwischen unterstützerInnen und hilfsbedürftigen werden hier in frage gestellt. mautner glaubt daran, dass das dilemma grundrechtsverletzungen in unserer gesellschaft nur durch ein konsequentes aufheben dieser grenzen erreicht werden kann. erst die solidarische verbundenheit von menschen auf einer ebene, auf gleicher augenhöhe könnte uns weiterbringen.
aber es sind auch die distanzen zwischen traum und wirklichkeit, zwischen innen und aussen, zwischen konkretem handeln und nachdenklicher reflexion, die mautner auf die kürze eines umblätterns verdichtet. auch vergangenheit und gegenwart werden hier verbunden. neben den vielen meist anonymisiert auftauchenden menschen holt sich mautner zwei zeugInnen in seinem aufbegehren gegen diskriminierung:
aus der vergangenheit ist es franz kafka, den mautner in seine bemerkungen rund um die menschenrechte einbindet, wohl weil dieser uns erinnert, wie tief das zusammenstossen von einzelnen, oft ohnmächtigen individuen mit machtvollen systemen, in uns selbst und in unserem gesellschaftlichen leben verwurzelt ist. kafkas „politischer prozeß“ ist nicht vorbei, er findet immer noch – in uns und um uns herum – statt.
aus der jetztzeit ist es ute bock, die zu wort kommt. seit vielen jahren für ihr sehr konkretes handeln für asylsuchende menschen bekannt, dafür bekämpft und hochverdient, formuliert sie ihre haltung, die sie nicht aufgeben lässt, beeindruckend einfach: „jeder mensch ist gleich.“
den notizen zum politischen proceß sind zeichnungen von bogdan bogdanović gegenübergestellt, mit dem josef p. mautner viele gespräche über den traum, die religion(en), flucht und exil sowie xenophobie und menschenrechtsarbeit führen konnte.
die agenda menschenrechte ist ein sehr persönliches notizbuch. es gewährt den leserInnen einblicke in die welt des „menschenrechtsarbeiters“ josef p. mautner. gerade weil hier keine ergebnisse, keine thesen und keine analysen angeboten werden, sondern mit feingefühl und offenheit eine reihe intensiver sequenzen gesammelt wurde, kann die agenda sich verwandeln: aus mautners agenda wird eine eigene, meine, die des lesers/der leserin.
ganz im sinne des autors.
eine agenda zur veränderung.
Josef P. Mautner
Agenda Menschenrechte
Notizen zum politischen Proceß
ISBN 978-3-99014-086-4, 96 S., EUR 9,90
www.muerysalzmann.at
veranstaltungshinweis:
5. november 2013, 19 uhr, literaturhaus salzburg
buchpräsentation: agenda menschenrechte
mit
ute bock
josef p. mautner
mona müry, verlegerin
musik: günther marchner, bernhard spiss
47.800499
13.044410
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