die aktuelle diskussion über schernberg ist traurig. zutiefst traurig. denn auf welchem niveau nun der diskurs über den ausbau des „behindertenheimes st. vinzenz“ geführt wird, zeigt deutlich, wie weit es mit dem verständnis von inklusion in unserer gesellschaft ist.
wenn der schwarzacher bürgermeister und landtagsabgeordnete andreas haitzer darüber verärgert ist, dass der soziallandesrat heinrich schellhorn nicht bereit ist, 19 millionen in eine segregative anstalt zu investieren, dann ist es beschämend, wenn er mit dem erhalt von „hochwertigen“ arbeitsplätzen argumentiert.
restlos unverständlich ist aber, dass er die tatsache, dass die bewohnerInnen des heimes immer wieder „einkaufsfahrten und ausflüge“ machen würden und sogar manchmal zu fuss ins ortszentrum kämen, „um geschäfte und kaffeehäuser zu besuchen“ als beweise dafür anführt, dass die einrichtung ein „wertvoller beitrag zur inklusion“ sei.
da haben noch sehr viele nicht verstanden was inklusion ist. dass segregation grundsätzlich niemals mit inklusion vereinbar ist, dass jede form von SONDERanstalten und SONDEReinrichtungen das genaue gegenteil von inklusion ist, egal wieviele ausflüge und besuche stattfinden sollte mal jemand dem herrn bürgermeister und landtagsabgeordneten erklären. die UN-konvention sinnerfassend lesen würde auch nicht schaden.
wer immer noch die menschen in solche und solche sortiert, wobei die einen zum objekt der betreuung und verwaltung werden, die anderen zu betreuenden und verwaltenden, muss dringend sein weltbild umbauen.
inklusion ist kein prinzip der betreuung oder der wohnformen für menschen mit behinderung. inklusion ist das prinzip, dass menschen grundsätzlich verschieden sind, die unterschiede aber niemals zum anlass für segregation – in welcher form auch immer – werden dürfen.
an dem tag, wo uns „behindertenheime“ so absurd vorkommen wie „sonderanstalten für rechtshänderInnen“, „brillenträgerInnenheime“ oder „arbeitslosenheime“ wäre ein wesentlicher schritt geschafft. traurig, dass sie uns in zusammenhang mit pflegebedürftigen, aber auch im falle von flüchtlingen so ungemein geläufig sind.
ich wünsche dem diskurs jenseits von partei- und ideologiegrenzen einen durchbruch in der erkenntnis, wie revolutionär und bereichernd für ALLE die umsetzung der inklusion sein kann und dass inklusion keine verliererInnen produziert. von der gestaltung der lebensmöglichkeiten für ALLE profitieren eben auch ALLE.
dann wäre das traurige niveau überwunden.
veränderung verlangt offenheit.
offenheit für die – letztlich einfache – erkenntnis:
wir sind nur EINE menschheit.
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ich habe bereits zweimal ausführlich zu diesem thema stellung genommen.
12.8.2013: 19 millionen im sinne von artikel 19
20.9.2013: schluss mit ghetto. jetzt inklusion.