„19 millionen im sinne von artikel 19“

artikel19 un-konvention menschenrechte von menschen mit behinderung

artikel19 un-konvention menschenrechte von menschen mit behinderung

wenn eine aussendung der salzburger landeskorrespondenz stolz ankündigt, dass nun endlich der architekturwettbewerb für einen neubau entschieden sei, dann fällt bereits im untertitel auf, dass vom neubau eines „st.-vinzenz-heimes schernberg“ die rede ist. retrosprache. wer redet heute wirklich noch von heimen?

der titel der aussendung „neue räume für menschen mit besonderen bedürfnissen“ lässt auch erkennen, dass es sicher nicht um neue räume für alle geht. sondern um eine selektion.

wenn dann stolz verkündet wird, dass 19 millionen für den neubau des „heimes“ ausgegeben werden sollen, dann ist wohl genaueres hinsehen gefragt.

klargestellt sei, dass es hier nicht um eine kritik an der arbeit von vielen engagierten menschen in einer traditionellen einrichtung geht. es ist eine der grössten einrichtungen im lande salzburg, die in der pflege, betreuung und begleitung von menschen mit besonderen bedürfnissen arbeitet.

es geht auch nicht um das gebäude, den neubau als solchen.

es geht vielmehr um das inhaltliche konzept, das gesellschaftliche signal, welches solch ein projekt aussendet.

spätestens seit der un-konvention über die menschenrechte von menschen mit behinderungen gibt es ein unmissverständliches ziel, eine gesellschaft für alle zu ermöglichen. sowohl grundsätzlich, als auch praktisch. so definiert der artikel 19 der UN-konvention die „unabhängige lebensführung und teilhabe an der gemeinschaft“ u.a. auch die selbstverständlichkeit, dass menschen mit behinderung das recht haben „zu entscheiden, wo und mit wem sie leben, und nicht verpflichtet sind, in besonderen wohnformen zu leben.“

also: heime sind von gestern. neue wohnformen, in denen wir ALLE leben, gemeinsam leben, sind die heutigen formen, die uns adäquat erscheinen.

wenn nun 19 millionen fliessen, von denen 18,5 millionen aus der öffentlichen hand kommen (16,5 direkt vom land, 2 millionen gemeindeausgleichsfonds) sollte nun – da noch 2 jahre bis zum baubeginn bleiben – die zeit genutzt werden, das projekt umzugestalten.

eine wohnsiedlung für alle, in denen echte INKLUSION gelebt werden kann, wäre ein vorzeigeprojekt; ein segregatives heim wäre fatal für die dringend notwendige weiterentwicklung unserer gesellschaft.

was in der asyldebatte die abschiebung ist, ist in der frage der menschen mit behinderung das abschieben in heime.

vielleicht finden die verantwortlichen und die landespolitik – auch gegen hofrätlichen widerstand und sonstige trägheiten – den mut, altvaterische denkmodelle (obwohl sie „vorgestern, vor der finanzkrise“ gerade noch beschlossen wurden) zu entsorgen und ein positives projekt zu gestalten, bei dem alle stolz sein könnten, dass 19 millionen und mehr in die zukunft der menschen investiert werden.

ein gestaltungsprozess könnte auch einen griffigen namen tragen:
„19 millionen im sinne von artikel 19“

Autor: bernhardjenny

kommunikationsgestalter meine unternehmen: jennycolombo.com, conSalis.at blogger, medienkünstler, autor, erwachsenenbildner salzburg - wien

9 Kommentare zu „„19 millionen im sinne von artikel 19““

  1. was ist die wirkliche botschaft?
    liebe österreicherinnen und österreicher, liebe behinderte!
    die salzburger landesregierung darf ihnen hiermit höflichst mitteilen, dass das, was irgendwelche, sogenannte experten in new york oder was weiss ich wo, sich als menschenrechte ausgedacht haben hier in diesem unseren lande nicht automatisch zu gelten hat. die salzburger landesregierung behält sich, solange sie in sachen behindertenpolitik weiterhin völlig visions- und planlos ist, das recht vor, weder nach links noch nach rechts oder gar über die eigenen landesgrenzen zu schauen und das rad so oft neu zu erfinden wie sie es als richtig und durch den wählerwillen legitimiert erachtet. wir dürfen sie, liebe behinderte, daher ganz herzlich einladen, aus ihrem heim herauszuwinken, wenn vertreter der landesregierung sich davor zu einem fototermin platziert haben.
    hochachtungsvoll
    ihre salzburger landesregierung im jahr 5 nach Ratifizierung der un-konvention

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  2. TOTAL – BANKROTT der SALZBURGER LANDESREGIERUNG !

    Auch heute wieder in den “ Salzburger Nachrichten „: nach Auffindung weiterer schon schwer verwester Leichen im Keller der Finanzabteilung fehlen weitere Zig – Millionen im Landesbudget und niemand weiß so recht, wie das nun weitergehen sollte : schon ein großes Wunder, daß die Landesbeamten überhaupt noch zur Arbeit erscheinen tagtäglich in der Früh !

    Natürlich wäre das eine kühne Vision : S C H E R N B E R G als der Heilige Berg & Gral der echten Inklusion : wirklich autonome Wohngruppen, vielfach verflochtenes Peer – Counseling an Ort & Stelle, jeder hat sein Persönliches Budget und seine Persönliche Assistenz, Eltern, Geschwister, Freunde und meinetwegen auch nur Neugierige & Schnupperanten können beliebig lang “ BEI – WOHNEN “ und sich beliebig einbringen im Alltag der “ KONFINIERTEN „.

    Keine autoritäre Heimleitung, keine “ behördlichen “ Interventionen aus der total verstaubten & verkrusteten “ PRUCHER – ABTEILUNG „, keine pflegschaftsgerichtlichen “ WEISUNGEN „, sondern gelebtes Miteinander, ja Ineinander …………..das WÄRE TATSÄCHLICH MACHBAR !

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