menschenleben ist menschenleben, terror ist terror, kriegsverbrechen ist kriegsverbrechen

es gibt momente, in denen worte kaum ausreichen, um das leid zu beschreiben, das menschen einander zufügen. die bilder und berichte aus dem gazastreifen sind so ein moment: babys, die zu schwach sind, um zu schreien. eltern, die gras kochen oder schildkröten aus kloaken fischen, um ihre kinder zu ernähren. familien, die von einem teller reis pro tag leben, während nur wenige kilometer entfernt lebensmittel im überfluss weggeworfen werden. „das ist keine krise mehr – das ist der kollaps“, wie die oxfam-mitarbeiterin bushra khalidi sagt. (der standard 17.5.2025)

doch das entscheidende ist: es sind nicht „die palästinenser:innen“, „die israel:innen“ oder „die jüd:innen“, die hier leiden oder sterben. es sind menschen. es sind kinder, mütter, väter, großeltern, menschen mit namen, mit träumen, mit hoffnungen. und jedes einzelne dieser leben ist gleich viel wert. es darf niemals sein, dass das leben eines kindes mehr oder weniger zählt, weil es palästinensische oder jüdische eltern hat oder dass zivilbevölkerung zum sterben verurteilt wird, weil es terrorist:innen oder befehlshaber:innen von armeen so passt.

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tod eines milchmädchens

foto: bernhard jenny

bringst du mir eine um
bring ich dir drei um

bringst du mir drei um
bring ich dir neun um

bringst du mir neun um
bringst ich dir siebenundzwanzig um

bringst du mir siebenundzwanzig um
bring ich dir einundachtzig um

bringst du mir einundachtzig um
bring ich dir zweihundertdreiundvierzig um

bringst du mir zweihundertdreiundvierzig um
bring ich dir siebenhundertneunundzwanzig um

bringst du mir siebenhundertneunundzwanzig um
bring ich dir zweitausendeinhundertsiebenundachtzig um

oder

bringst du mir niemanden um
bring ich dir niemanden um

leben oder
tod eines milchmädchens

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getötete menschen sind immer niederlage für die menschheit

wenn es noch eines vorfalls bedurft hätte, um aller welt vorzuführen, wieviel ausweglosigkeit das töten bedeutet und weitere ausweglosigkeit erzeugt, mit dem heutigen angriff der israelischen elitetruppen auf einen schiffskonvoi mit ziel gaza-streifen ist es schreckliche gewissheit, dass töten niemals weiterbringt.

an solchen tagen wie heute muss ich an daniel barenboim denken und seine aussage (die ich nur sinngemäss wiedergeben kann), dass es bereits sicher ist, dass die völker im raume israel / palästina friedlich zusammen leben werden (müssen), die frage ist nur, wie lange sie noch brauchen, zu erkennen, dass dies der einzige weg für alle beteiligten ist.

an solchen tagen wie heute fühlen wir uns unendlich zurückgeworfen. als würden wir es wohl nicht mehr erleben können, dass die vision barenboims wirklichkeit wird.

wir müssen die details des heutigen überfalls schiesswütiger milizen gar nicht wissen um zu erkennen, dass dies niemals eine lösung sein kann. es ist im gegenteil das unendliche schüren von hass und verzweiflung. seit meinen begegnungen mit menschen, die den krieg in bosnien erlebt haben, habe ich es mir abgewöhnt, als aussenstehender naive friedenswünsche zu formulieren.

dennoch muss uns aber im sinne von daniel barenboim klar sein, dass es eigentlich keine option gibt. nur eine welt ohne ausgrenzung und ohne morden ist eine lebenswerte. nur eine welt, in der wir alle mit gleichen rechten zusammenleben ist menschengerecht.

es ist nur eine frage der zeit, bis wir es endlich erkennen. in 77 generationen, in 7 oder morgen.