streichkonzerte sind kakophonie.

foto: bernhard jenny

mal sind es die kultureinrichtungen, dann die caritas. darauf folgen die kindergärten. streichen. streichen. streichen. so heisst das konzert. ob sich das die wählerInnen bei der letzten landtagswahl so vorgestellt haben?

so wirklich offen und transparent wurde die sache mit den finanzen im land salzburg immer noch nicht. da gab es einen „finanzskandal“, im zuge der aufklärungen waren konten und geldflüsse aufgetaucht, die selbst in der eigenen budgetdarstellung niemals vorhanden waren. nach der wahl war der ausschuss kein thema mehr, die aufdeckung war zu ende. die verwaltung des mangels war angesagt. vom skandal blieb nur das loch.

hinlänglich bekannt das oftmals strapazierte bild vom hof, den jemand mit grossen schulden übernimmt, wenn dann kein geld da ist, ist eben keins da. nur nicht alles was hinkt, ist auch ein vergleich.

trotz der spekulationen, die zwar manchen den job kosteten und andere in einen goldenen ruhestand beförderten, ist nach wie vor ein ordentlicher haushalt möglich. und in manchen bereichen ist sehr wohl geld vorhanden.

so manche sparmassnahme und streichung scheint sich daher eher in das bei weitem nicht auf salzburg beschränkte austeritätsdiktat einzureihen, das den kleinen glauben machen will, es wäre nichts da, während die grossen sich auf die schenkel klopfen, wie dumm die kleinen wohl wären, weil sie die suppe für andere auslöffeln. der finanzskandal ist da eher der pädagogische „krampus“ vor dem sich die lieben kleinen gefälligst fürchten müssen. wie gross das loch aber wirklich ist, wurde nirgendwo schlüssig aufgezeigt.

erstaunlich, dass diesem eindruck nicht mit viel mehr gestaltung, also politik begegnet wird. ginge es bei der budgetgestaltung ausschliesslich um das gleichmässige verteilen eines fehlbetrages auf alle bereiche, bräuchten wir nur brave buchhalterInnen, die die jeweiligen teilbeträge ausrechnen und abbuchen. aber politik ist etwas anderes. politik entscheidet, wofür das (angeblich wenige) geld verwendet wird, wofür nicht.

dass die armen, die schwachen, die pflegebedürftigen, die kinder und die kultureinrichtungen für das ominöse loch bestraft werden sollen, ist vielleicht von manchen nicht wirklich gewollt. aber schon die duldung solcher vorgänge ist zuviel, zumindest zuviel für die politische verantwortung.

streichkonzerte sind im konzertsaal zu geniessen.
aber in der politik gilt:
streichkonzerte sind kakophonie.

ps. wieder stehen wahlen vor der tür. deren ausgang wird jedoch garantiert absolut garnichts mit der landespolitik zu tun haben. absolut gar nichts 😉

bravo herr spindelegger, bravissimo!

foto: dragan tatic via creative commons (minorittenplatz8/flickr)

vermutlich war es die anregende gesprächsatmosphäre im publikumssaal der salzburger nachrichten. oder der wahlkampf hat endgültig bei ihnen die antörnende wirkung hinterlassen. aber es muss eine sternstunde gewesen sein. einer jener seltenen momente, wo sie ohne angst und ressentiment einfach nur ehrlich sind. das ist wenige tage vor der wahl wirklich bemerkenswert.

ich entnehme dem bericht der salzburger nachrichten, dass sie die „wohlhabenden österreicherinnen und österreicher“ in die pflicht nehmen wollen. das schul- und bildungssystem soll aber nicht über eine garstige vermögenssteuer (backgroundsound: pfui, huuuuu, neeeiiiiin) finanziert werden, nein, sondern über „freiwillige spenden“.

„in den usa oder grossbritannien funktioniert das auch“, sagen sie, und dass dort fast jedes gebäude der universitäten den namen von sponsorInnen trage. sie wünschen sich solches auch für österreich.

bravo, bravissimo, gratulation.

sie bekommen eine römische eins (mit sternchenpickerl ins heft) für ehrlichkeit vor der wahl. selten sind so entlarvende, klare worte von politikerInnen zu hören, die das weltbild, das denken, das konzept dahinter erkennen lassen.

sie bekommen eine weitere römische eins (mit sternchenpickerl ins heft) in verachtung der menschen. wer die bildung der menschen von almosen der reichen abhängig macht und weiter noch machen will, vergeht sich an den lebensmöglichkeiten und chancen unserer kinder, jugendlichen und jungen erwachsenen. während die untersten einkommensschichten eine verpflichtende zwangsbesteuerung erfahren, sollen die wirklich reichen nicht durch zwang belästigt werden, sie sollen freiheit geniessen. wer von ihnen geld will, soll irgendwo in sie hineinkriechen.

sie bekommen eine dritte römische eins (mit sternchenpickerl ins heft) in moralischer bankrotterklärung. sie stellen kindergärten, schulen, akademien und universitäten auf eine ebene mit formel1-rennen, profifussball oder extremrekordversuche.

sie bekommen eine vierte römische eins (mit sternchenpickerl ins heft) in täuschung der öffentlichkeit. das geld ist nicht zu wenig, es wurde und wird noch immer nur ganz anderen in die taschen geschoben. doch die öffentlichkeit soll glauben, wir hätten einfach kein geld mehr. das zwölftreichste land der welt soll bei der finanzierung des bildungssystems auf spenden der reichen angewiesen sein? brilliante täuschung!

sie würden allerdings eine dicke fünf in humanismus bekommen, weil sie den wert der bildung als zivilisatorische errungenschaft im prozess der menschwerdung nicht erkannt haben. aber die sponsorInnen unseres systems haben schon rechtzeitig dafür gesorgt, dass sie kaum jemand in diesem fach beurteilen wird.

nachdem sie ihre aussagen nicht irgendwo im stillen kämmerlein, sondern in einer öffentlichkeit getätigt haben, die ihre botschaften dechiffrieren und analysieren kann, lässt dies folgendes vermuten: ihnen liegen informationen vor, dass längst eine mehrheit unserer gesellschaft bildung für einen verzichtbaren luxus hält, während sich nur mehr eine minderheit um jene menschen kümmert, die immer noch glauben, dass bildung ihre chancen im leben steigert. auf die paar stimmen können sie getrost verzichten.

deshalb:
bravo herr spindelegger, bravissimo!

foto: dragan tatic via creative commons (minorittenplatz8/flickr)