der machismus hat methode.

wenn einem unterhosen-konzern nichts anderes mehr einfällt, als seine eigenen jahrzehntelalten sujets in weniger ästhetischer form zu replizieren, ist das eine sache. wenn das ganze kritik hervorruft, ist das mitunter auch die wohl kalkulierte aufregung, die manche bewusst einplanen.

dennoch: mit dem „osterhöschen“-sujet hat palmers nicht unbegründet einen shitstorm geerntet. soweit, so gut. oder so schlecht.

was sich aber felix baumgartner leistet, das ist nicht mehr zu akzeptieren. denn auf die tatsache, dass sich u.a. corinna milborn gegen das palmers-sujet geäussert hatte, reagiert dieser mit einem unglaublichen satz auf fb:

„Schön wenn sich Zuhause wieder einige sogar zu Ostern aufregen!
Allen voran Puls-4-Infochefin und -Moderatorin Corinna Milborn, bei der Figur auch kein Wunder! Ich finde die Mädls weltklasse und springe da gerne mal dazwischen rein, auch ohne Fallschirm!“

der von mateschitz und red bull gesponserte künstler des freien falls stürzt einmal mehr ungebremst in die moralischen tiefen des offenen sexismus.

wir haben es mit einer fortschreitenden enttabuisierung zu tun. die grenze, was geht und was nicht geht, wird immer mehr zurück ins machohafte, ins untergriffige, angriffige verschoben. einer frau schon mal wegen der „figur“ das recht auf kritische meinung abzusprechen, das geht.

entscheidend ist: kann felix baumgartner für „coole“zielgruppen als „role model“ gelten? oder erkennen viele, welche haltung hinter solchen statements steht? wieviele sprünge ins „no go“ muss baumgartner sich noch leisten, damit er endlich derartige angriffe wie hier gegen corinna milborn unterlassen muss?

es entsteht der eindruck, dass es eine breite front von machodenkern gibt, die sich wieder zurücksehnen in zeiten, da frauen nichts zu sagen hatten, aber den männern als lustobjekte dienen mussten. diese allianz ist breit und mitunter gut gesponsert. von menschen, die sich nun auch um den verkauf ihrer wahrheit kümmern wollen.

es ist inakzeptabel, dass frauen in aller öffentlichkeit primitiv angegriffen und desavouiert werden. dieser regression in alte zeiten, dieser aggression gegen frauen muss einhalt geboten werden. corinna milborn verdient einmal mehr die solidarität aller, die solchem ungeist einhalt gebieten wollen.

der machismus hat methode.

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foto: © lisa-maria trauer

 

update 29.4.17 18:00

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verleiht red bull rechtsextremen flügel?

auch wenn bekannt ist, dass sie sich ungern öffentlich äussern, muss ich nun mit diesem offenen brief an sie, herr dietrich mateschitz, mit einem sehr ernsten anliegen wenden!

ich brauche ihnen sicher nichts über corporate responsibilty oder sonstige wertekataloge erzählen. allerdings kann ich es auch nicht glauben, dass sie die zunehmende unschärfe in politischen belangen und die mangelnde distanzierung zum rechtsextremismus wirklich kalt lässt. noch weniger will ich ihnen unterstellen, dass sie dies alles wirklich wollen.

deshalb darf ich sie dringend um klarstellung bitten: wenn nun identitäre nicht nur in ihrem privatsender servus.tv als studiogäste hofiert werden, sondern auch noch von einem ihrer werbeträger öffentlich für „cool“ befunden werden, dann ist dies – gerade in einer politisch hochsensiblen zeit in unserem land – ein politischer dammbruch, der ihr unternehmen, ihren konzern in einen sehr bedenklichen kontext stellt.

mag sein, dass eine distanzierung ihres unternehmens oder ihrer person vom rechten rand ihrem konzern ein paar dosen weniger umsatz verursachen könnte. aber ist es wirklich in ihrem sinne, wenn unsere gesellschaft die berührungsängste mit jenem ungeist verliert, der unseren kontinent, ja die ganze welt in die grösste katastrophe stürzte?

was darf eine marke, ein konzern, was nicht? ab wann wird schweigen und untätigkeit zur mitverantwortung?

ich gebe zu, dass ich nicht zur zielgruppe ihrer produkte gehöre. ich kann ihnen daher auch wirklich schnurzegal sein. sie können mich ignorieren. ich schreibe ihnen aber aus ehrlicher besorgnis, da die entwicklungen in unserer gesellschaft derzeit eine dynamik erlangt haben, die es unmöglich machen, politisch „neutral“ der „spass- und abenteuerkultur“ zu huldigen.

hass, rassismus und rechtsextremismus sind keine meinungen, sondern verbrechen. diese gilt es zu verhindern!

kann schon sein, dass es mutig ist, sich aus der stratosphäre in die tiefe zu stürzen. kann aber auch sein, dass es mutiger ist, in politisch brisanter lage deutlich stellung zu beziehen: für eine offene, vielfältige und emanzipatorische gesellschaft, die allen menschen ehrliche teilhabe ermöglicht. für eine ganze gesellschaft, die niemanden ausschliesst.

vielleicht finden sie die gelegenheit, mir meine frage zu beantworten:
verleiht red bull rechtsextremen flügel?

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bild: psychopyko cc licence by nc nd