zwei briefe. viel mehr katastrophen.

foto: bernhard jenny

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diese woche ist eine ministerin peinlich aufgefallen. sogar der eigene regierungschef, allerdings von der „anderen“ partei, hielt das für so daneben, dass er befürchtete, die regierung könnte mit dem durchgesickerten brief an die EU zur „lachnummer“ verkommen. diese „lachnummer“ ist wohl spätestens seit jenem zeitpunkt nicht mehr zum lachen, seit sich der kanzler inhaltlich den verschrobenen ideen der schottermizzi angeschlossen hat. weiss der teufel, was ihn da geritten hat. jedenfalls alles in allem ein supergau der peinlichkeit.

diese woche ist aber auch noch eine zweite ministerin, die nachfolgerin der ersten, noch viel peinlicher aufgefallen. sie unterzeichnete auch einen brief an die EU. sinngemäss gibt sie dort schriftlich bekannt, dass der gedanke an ein offenes europa, an ein europa für alle viel zu gross für ihre kleine gedankenwelt ist. mikl-leitner erklärt sich vorauseilend mit deutschland und anderen staaten solidarisch, dass gegen die armutszuwanderung was getan werden müsse, „bevor es eskaliert.“ deutschland, grossbritannien, niederlande und österreich befürchten den „missbrauch der sozialsysteme“ und outen sich damit als gegner einer reisefreiheit für eu-bürgerInnen zweiter klasse: menschen aus rumänien und bulgarien sollen einfach nicht überall hin gehen können, während alle andere dies wiederum ungehindert dürfen sollen.

wenn aber das sozialministerium absolut keine anzeichen erkennen kann, dass auch nur ein hauch einer eskalation gegeben wäre, und auch dem eu-sozialkommissar nicht klar ist, wo denn das problem liegt, dann liegt in wahrheit die eskalation wo anders:

die ausländerfeindlichkeit, der rassismus, die gezielte diskriminierung von armen und der in vielen fällen bereits laut geschürte antiziganismus drohen zu eskalieren. befeuert werden solche fatalen flächenbrände nicht nur aus den üblichen nazikellern, sondern eben auch ganz offiziell von ministeriellen amtsstuben aus. die zuspitzung besteht u.a. auch darin, dass eben die schlimmsten reflexe einer noch immer nicht weltoffenen gesellschaft aktiviert und ertüchtigt werden, um politische vorteile daraus zu ernten.

was ist schlimmer? eine innenministerin, die die moralische verwerflichkeit und politische verantwortungslosigkeit dieses spiels intellektuell nicht zu erkennen vermag, oder eine, die das zynische spiel ganz bewusst schürt?

die bilanz dieser woche ist jedenfalls ernüchternd.

zwei briefe. viel mehr katastrophen.

Autor: bernhardjenny

kommunikationsgestalter meine unternehmen: jennycolombo.com, conSalis.at blogger, medienkünstler, autor, erwachsenenbildner salzburg - wien

Ein Gedanke zu „zwei briefe. viel mehr katastrophen.“

  1. Für konservative Parteien ist es ein Fiasko, dass wir so wenig die klassiche Familie fördern und Frauen so wenig Kinder bekommen. Konservative sehen das in ihrem völkischen Stammeserhaltungstrieb und der Falsch-Hypothese einer statischen und nicht zeitlich evolutionären Kultur als Katastrophe. (Anmerkung: Linke Reproduktionsforscher führen das auf die Emanzipation und die Bildung der Frau zurück. Ich auch, aber zusätzlich noch auch auf wirtschaftlich schlechter werdende Zukunftsperspektiven.)
    Die konservativen fordern die eigene Bevölkerung auf mehr Kinder zu bekommen. Sie wollen so wieder eine ausgeglichene Alterspyramide erreichen. Gleichzeitig lehnen sie aber Zuzug strikt ab, weil es für die Leute in der Krise zuwenig Arbeitsplätze gibt und die Leute nicht arbeiten wollen oder den Lohn hinuntertreiben.
    Hier ist die kognitive Dissonanz erkennbar. [Anmerkung: Konservative entwicklen sehr keicht, das was Niko Kowall als „kognitive Dissonanz“ bezeichnet, siehe: http://blog.sektionacht.at/2013/04/die-volkswirtschaft-ist-eine-non-profit-organisation/ ]

    Hätten wir kinderreichere Familien in der eigenen Bevölkerung, dann würden die Kinder dieser Familien auch keine Arbeitsplätze finden. (Anmerkung: In Italien und Spanien finden aufgrund der Krise noch viel mehr junge Einheimische keine Arbeit.)

    Bei manchen völkischen Konservativen kommt, wenn wir genau hinhören, das alte Wolfsrudelverhalten mit einer entsprechenden völkischen Stammesethik heraus:
    „Es ist nicht mehr genug für alle da, nehmen wir was von den Drogensüchtigen, den Homosexuellen, den Ausländern und sogar die Reichen, die von konservativen Parteien immer geschützt wurden, sollen ihren Zaster zur Marie abliefern, weil sie keinen Sinn für Gemeinschaft haben.“
    [Anmerkung: https://www.youtube.com/watch?v=VoBQsCMmdK8 ]

    Ich halte das für gefährlich und bedenktlich.
    Linke oder Liberale Parteien, wie SPÖ, NEOS fordern bessere Ausbildung und Chancen für Migranten.

    Wir müssen die europäische Wirtschafts- und Gesellschaftskrise gemeinsam lösen, weil wenn sie sich verschärft, dann haben wir die Büchse der Pandora zur Gänze geöffnet.

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