entsteht 10fache unkontrollierbare STAPO?

grafik: bernhard jenny cc by

die pressefreiheit geht zu weit. das demonstrationsrecht geht auch zu weit. die meinungsfreiheit ist dringend zu beschneiden. und überhaupt: bürger_innen sind latent kriminell. deshalb also von vornherein verdächtig.

es ist kaum zu glauben, was sich mikl-leitner so alles einfallen lässt. ein neues polizeiliches staatsschutzgesetz (PstSG) soll beschlossen werden, das behörden alle freiheiten gegen die freiheiten der bürger_innen und presse gibt.

es klingt wie ein märchen, ist aber traurige wahrheit: zehn neue geheimdienste sollen demnächst gegründet werden und so ziemlich alles dürfen, was dem verfolgungswahn einer mikl-leitner entspricht. v-leute dürfen ohne richterlichen beschluss rätig werden, kontrolle der geheimdienste wäre praktisch unmöglich.

alexandra föderl-schmid merkt im standard an:

Wenn Richter, Staatsanwälte und Rechtsanwälte unabhängig voneinander Kritik an einem Gesetz üben, ist das ein starkes Signal. Wenn sogar die Bischofskonferenz Bedenken äußert, ist das ungewöhnlich. Wenn Datenschützer die bürgerlichen Grundrechte gefährdet sehen, sollten Warnglocken läuten. Wenn aber selbst der Rechtsschutzbeauftragte, der all das kontrollieren soll, vor der Neuregelung warnt, dann ist eine Eskalationsstufe erreicht, die die Politik üblicherweise zum Umdenken zwingen soll – nicht so in Österreich.

stellen wir uns mal vor, die braunblauen stellen den bundesbumsti.
und sie haben 10 unkontrollierbare geheimdienste zur hand.
zur präventiven repression.
ohne richterliche kontrolle.

doch wen kratzt es?
wer geht dagegen an?
wer traut sich noch?
die bürger_innen schaffen sich langsam selbst ab.
und nehmen hin, einfach mal grundsätzlich verdächtig zu sein.
nur nicht auffallen.

bürger_innen raus. verdächtige rein.

entsteht 10fache unkontrollierbare STAPO?

ps. die betreiberin dieses projektes findet es nicht der mühe wert, über in polizeigewahrsam verstorbene menschen aufzuklären. geht ja niemanden was an. menschenrechte? was war das nochmal?

grafik: bernhard jenny cc by

freudentränen.

performance vor dem salzburger gefängnis - foto: bernhard jenny

habe in diesen tagen einen anruf erhalten. ganz überraschend konnte mir einer jener menschen, die in unserem land seit jahren das asyl beantragt haben, endlich erzählen, dass er nun den positiven bescheid in händen hält. das war lange nicht selbstverständlich, ein jahrelanger spiessrutenlauf durch zahlreiche phasen der angst und verzweiflung, der hoffnung und zuversicht liegt hinter ihm. er hat inzwischen eine partnerin und mit ihr ein kleines kind, das familienglück war bis eben immer von dem damoklesschwert bedroht, der vater könnte abgeschoben werden.

harry (nennen wir ihn hier mal so) war allerdings immer von bemerkenswerter zuversicht. er hatte sein gewinnendes lächeln niemals verloren, selbst in den schlimmen phasen nicht. von irgendwoher, er würde sagen von gott her, nahm er die kraft, selbst skeptische fragen oder schwierige situationen mit natürlichkeit und gelassenheit durchzustehen.

die drei dürfen sich jetzt freuen, die bedrohung ist nun weg. jetzt haben sie „nur mehr“ das problem, arbeit zu finden und das alltagsleben zu meistern. sie vertrauen weiterhin auf gottes hilfe, das gibt ihnen kraft, ich bewundere ihre zuversicht voller respekt.

es gab einen moment in diesem telefongespräch, kurz nachdem ich ihm sagte, wie sehr ich mich mit ihm freue und dass ich immer schon der meinung war, dass jeder mensch dort leben soll, wo er selbst entscheidet, da hörte ich harry plötzlich weinen. all die anspannung der letzten jahre schien von ihm abzufallen. zufriedene erschöpfung, wenn es sowas gibt. es trieb mir selbst die tränen in die augen.

freudentränen. einerseits. und tränen der wut andererseits. wieviele menschen dürfen immer noch nicht diesen moment erleben, nur weil manche meinen das recht zu haben, das leben anderer einengen zu dürfen? wievielen menschen wird das traurige schauspiel der reichen welt zugemutet?

das leben als offensichtlicheR ausländerIn ist unseren landen schwer genug.
schluss mit erniedrigenden verfahren und dem aussortieren von „richtigen“ und „falschen“ menschen.
heissen wir sie doch endlich willkommen.

positive entscheidung bedeutet noch keine sicherheit

ehirocode foto:daniel hrncirs

ehiro code – jener htl-schüler der im november 2010 aufgrund massiver proteste aus der schubhaft gerettet werden konnte – hält nun eine positive entscheidung in händen,
die bestätigt, dass eine ausweisung aus dem österreichischen bundesgebiet gemäss paragraph 10 AsylG auf dauer unzulässig ist.

dennoch wendet sich ehiro code an die unterstützerInnen von damals. denn sein vertrauen ist verständlicherweise gestört. es soll jetzt einen antrag auf die rot-weiss-rote-karte bei exakt jenem amt MA35 stellen, wo er bereits einmal den antrag auf bleiberecht gestellt hatte. damals hat er 9 monate keine antwort erhalten, obwohl seine unterlagen komplett waren, bis ihn schliesslich die polizei verhaftet hat.

„Ich habe Angst und ich bin verwirrt“ schreibt ehiro code in seinem appell an alev korun und alle anderen unterstützerInnen. er bittet um unterstützende aufmerksamkeit, damit sich das spiel von damals nicht nochmals wiederholen kann.

es wird spürbar, wie tief die erschütterung in menschen sitzen muss, die einmal von unseren behörden schlecht behandelt wurden. es ist verständlich, dass es ehiro code schwer fällt, vertrauen aufzubauen.

erst wenn er die rot-weiss-rote karte in händen hat, wird ein erster schritt in richtung normalisierung möglich sein. wirkliches vertrauen wird sicher noch länger brauchen.

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foto: daniel hrncir

frühere berichte:

2010-11-18

2010-11-15 (2)

2010-11-15 (1)

der zigfache arigona-skandal

foto: kellerabteil: wenn werde ich abgeschoben? (flickr, cc)

wir könnten uns freuen. arigona und ihre familie darf bleiben. wenn wir den zynischen eiertanz, die menschenverachtenden beschimpfungen durch eine politborderlinerin, die ministerin sein darf, wenn wir die qualen, die der familie zogaj zugemutet wurden, vergessen könnten, dann dürften wir uns freuen.

nein selbst dann nicht. denn am laufenden band handeln die fremdenfeindlichen hardliner in innenministerium und behörden weiter menschenverachtend, zynisch und leid verursachend. wer glaubt, unsere gesellschaft hätte von arigona zogaj gelernt, ist naiv.

die aktuellen fälle – wie die kosovarische familie in attnang-puchheim – sind die traurige bestätigung: die täterInnen machen ungehindert weiter. arigona hin oder her.

das ist ein nicht hinzunehmender zigfacher skandal.
deportationen müssen aufhören.

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foto: kellerabteil (creative commons, flickr)

lamin jaithe muss bleiben

ich darf aus dem blog von robert misik zitieren:

Die 2. österreichische Bleiberechtskonferenz protestiert entschieden gegen die Festnahme von Lamin Jaithe. Lamin Jaithe ist entgegen allen Behauptungen gut integriert und bringt alle Voraussetzungen mit, um in Österreich zu leben und zu arbeiten.

Es gibt keinen Grund ihn abzuschieben!

Wir fordern die sofortige Freilassung von Lamin Jaithe und die Rückkehr in seine Heimat Tirol.

Im Übrigen zeigt dieser Fall deutlich, dass die derzeitigen Regelungen in Bezug auf humanitären Aufenthalt völlig unzureichend sind und willkürlich ausgelegt werden.

Wir fordern eine faire, rechtsstaatliche und transparente Bleiberechtsregelung.

Unterzeichnet u.a.

Caritas OÖ, Diakonie, Integrationshaus, SOS-Mitmensch, Volkshilfe, NrAbg Sonja Ablinger, Bischof Ludwig Schwarz, Susanne Scholl, NRAbg. Alev Korun, LAbg. Gertraud Jahn, Robert Misik

Näheres zu dieser Causa findet sich hier.

ich schliesse mich dieser forderung an und ergänze:
in unserem land gibt es viele lamins.
abschiebung ist niemals menschlich.
deportation ist niemals richtig.
einmal mehr:

KEIN MENSCH IST ILLEGAL.
BLEIBERECHT FÜR ALLE