katholische kirche stellt forderungen an die bundesregierung (#corona #27)

kardinal christoph schönborn hat sich in den ostertagen hinter jene gestellt, die zumindest unbegleitete minderjährige in österreich aufnehmen wollen. der linzer bischof manfred scheuer unterstrich diese forderung mit einem zitat aus den aussagen schönborns:

„Ob Flüchtlinge, die unter unvorstellbaren Zuständen auf den griechischen Inseln leben, oder unser direkter Nachbar: Wir sind nur Christen, wenn wir bereit sind, zu teilen. Auch wenn es schmerzt.“

der kardinal hatte in einem kurier interview gesagt:

„Die Flüchtlinge in ihrer Not zu sehen, ist Kernauftrag des Evangeliums (…) Österreich hat etwa in der ersten großen Syrien-Krise, noch vor 2015, in sehr vorbildlicher Weise ein Resettlement-Programm gemacht – da sind 2.500 besonders vulnerable Personen mithilfe des UNHCR und der Kirchen nach Österreich gekommen. Die aktuelle Bitte, jetzt besonders schutzbedürftige unbegleitete Minderjährige aufzunehmen – da geht es nicht um große Zahlen – wäre auch erfüllbar.“

zahlreiche würdenträger der katholischen kirche erwarten sich daher dringend eine humanitäre geste oder mehr. neben bischof scheurer auch caritaspräsident michael landau und der feldkircher bischof benno elbs. der innsbrucker bischof hermann glettler hatte bereits am palmsonntag in seiner predigt ähnliches gefordert.

für menschenrechtsaktivist*innen ist dies ein deutliches zeichen, das eine bundesregierung nicht einfach so ignorieren kann. so zeigt sich zb doro blancke von fairness asyl optimistisch:

es ist wirklich nun ein moment, wo nicht zu handeln viele menschenleben kostet.
es ist das gebot der stunde, nicht wegzusehen, sondern leben zu retten.
für grausame bilder ist noch nie platz gewesen, jetzt aber schon gar nicht.
das muss einer regierung klar werden.

deshalb ist es ein wichtiger schritt:
die katholische kirche stellt forderungen an die bundesregierung

ps. bis dato ignoriert kurz die stimmen aus der kirche ebenso wie die forderungen aus anderen kirchen und ngos…

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bild: screenshot orf

hermann glettler findet klare worte (#corona #17)

am sonntag war palmsonntag. bischof hermann glettler, hat in seiner predigt in innsbruck direkten bezug auf die situation genommen, in der wir heute stehen.

doro blancke, eine vielen von euch bekannte menschenrechtsaktivistin, die mit sehr viel engagement u.a. mit dem verein fairness asyl gemeinsam mit anderen quasi „in serie die hoffnung nicht aufgibt“, hat mir diese predigt in voller länge übermittelt.

an dieser stelle will ich zwei teile hervorheben, die mich besonders berühren:

Was ist los mit uns Menschen? Die Covid-Seuche hat unsere eingebildete Souveränität entlarvt. Wir sind viel verwundbarer als wir dachten – trotz aller Versicherungen und Absicherungen. Ohnmacht ist das momentane Grundgefühl – im System Gesellschaft und für viele persönlich bedrängend. Ohnmacht, weil niemand das zerstörerische Ausmaß der bedrohlichen Krankheit einschätzen kann. Die Wirtschaft ist dabei zu kollabieren. Arbeitslosenzahlen wie noch nie. Medizinische Einrichtungen an ihren Grenzen. In dieser Ohnmacht feiern wir Palmsonntag.

da versteht jemand ganz genau, wie es uns derzeit geht, wo die probleme liegen, die uns wirklich drücken. und er vergisst dabei niemanden:

Was ist los mit Europa? Was ist los mit unserer Verantwortung in Europa – wenn einzelne Staaten sich von demokratischen Strukturen verabschieden? Was ist los, wenn südliche Länder mit ihren Überforderungen allein gelassen werden? Was ist los mit unserer Solidarität, wenn auf griechischen Inseln Tausende Asylsuchende im Dreck hausen – in heillos überfüllten Lagern und nicht wegkommen? Bräuchten wir nicht ganz rasch viele Allianzen von Willigen, von Weitsichtigen – Allianzen von Menschen, die nach dem Programm Jesu leben, den wir heute empfangen? Ja, da wäre was los, wenn es nicht mehr primär um die nationalen Interessen ginge, nicht mehr um ungenierte Profite auf Kosten anderer und der Natur. Ja, da wäre was los, wenn die Sorge um die Schwächsten oberste Priorität hätte. Jesus wusch den Jüngern die Füße und sagte: Tut dies zu meinem Gedächtnis.

beeindruckend, wie kraftvoll doch der aus tiefem glauben formulierte auftrag für konkretes handeln formuliert wird. unabhängig, ob jemand wie glettler durch den bezug auf den glauben, andere durch bezug auf grund- und menschenrechte die lage analysieren. die konsequenz für das politische handeln sollte die gleiche sein.

da ist es wichtig, wenn möglichst viele endlich tachles reden.
hermann glettler findet klare worte.

„was ist los?“ – predigt von bischof hermann glettler in voller länge

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Bild: Universalmuseum Joanneum CC BY 2.0